The Music of Sting & The Police – live am 12. und 13. August 2022
Die Band SUMNER’S TALES ist ein eingespieltes Team. Seit einigen Jahren schon spielen die fünf Topmusiker zusammen und interpretieren Songs von Sting und The Police auf ihre Weise. Dank ihrer musikalischen Ausbildung und Erfahrung im Bereich Jazz und wegen ihrer Instrumentierung, die auch Sopransaxophon einschließt, können SUMNER’S TALES auch die komplexeren, jazzig angelegten Songs aus den Soloalben von Sting souverän umsetzen.
Wer die Band schon einmal live erlebt hat, weiß, dass SUMNER’S TALES keine Cover-Band herkömmlicher Art ist. Sie bearbeiten die Sting-Songs auf ihre eigene Weise und in neuen Arrangements, bleiben aber klanglich auch oft nah am Original. Das liegt zum einen an den Sound-Einstellungen von Gitarre und Keyboards, die sich am Ton der Originalsongs orientieren, zum andern und vor allem aber an der Stimmcharakteristik und am vokalen Ausdruck des Lead-Sängers Herdan Dachroth.
Schließt man die Augen und hört nur auf die Stimme von Herdan Dachroth, kann man für Momente den Eindruck haben, Sting in Person stünde auf der Bühne. Doch Herdan Dachroth verfügt – wie alle seine Bandkollegen – über eine profunde musikalische Ausbildung und hat insofern natürlich auch seine eigene, unverwechselbare Stimme und Intonation.
So hält die gesamte Band in ihrer Bühnenshow die stimmige Balance zwischen Wiedererkennung des Song-Originals und Offenheit in der freien, eigenwilligen Song-Bearbeitung – gut nachzuvollziehen im Song „Englishman In New York“ – am Sopransaxophon: Stefan Weilmünster.
Neben dem fest vereinbarten Konzerttermin am Fr 12.08.2022 ist die Band SUMNER’S TALES auch tags drauf, am Sa 13.08. nochmals aufgetreten und zwar mehr oder weniger notgedrungen als Ersatz für die Rodgau Monotones, die eigentlich für diesen Samstag angekündigt waren, aber wegen Erkrankung kurzfristig absagen mussten. Um die Enttäuschung der Monotones-Fans etwas abzumildern und um die Konzertbesucher nicht unverrichteter Dinge wieder nach Hause schicken zu müssen, wollte ich als Veranstalter dem Publikum eine Konzertalternative anbieten – natürlich ohne Eintritt.
Dankenswerterweise hatten sich die Musiker von SUMNER’S TALES bereit erklärt, das Ersatzkonzert zu übernehmen – wohl wissend, dass ihr etatmäßiger Schlagzeuger Benno Sattler terminlich am 13.08. verhindert war. So rekrutierte die Band quasi über Nacht einen Ersatzschlagzeuger, der sich höchst kurzfristig in das Songprogramm einarbeiten musste.
Weil der neue Schlagzeuger Simon Zimbardo selbst Sting-Fan ist, darüber hinaus ein erfahrener Profi (er spielte u.a. mit Albert und Emil Mangelsdorff, Tony Lakatos, Randy Brecker etc.) und seit vielen Jahren mit dem SUMNER’S TALES-Bandmitglied Stefan Weilmünster in unterschiedlichen Projekten zusammenarbeitet, fügte er sich blendend ins Bandgefüge ein und spielte das Sting-Konzertrepertoire absolut überzeugend – wovon man sich beim Konzertmitschnitt des Songs „Seven Days“, der im 5/4-Takt steht, überzeugen kann.
Sänger Herdan Dachroth weiß nicht nur mit seinen vokalen Fähigkeiten zu überzeugen, sondern beweist auch seine Talente als Entertainer und Animateur, wenn er das Publikum zum aktiven Mittun, sprich Mitsingen motiviert. Im Police-Song „Walking On The Moon“ animiert er das Publikum zu einem besonderen Choreinsatz: einem improvisierten Ruf/Antwort-Wechselgesang, wobei er auch einen Wurstessenden Konzertbesucher aus der ersten Reihe mit einbezieht.
Die Musiker der Band SUMNER’S TALES sind allesamt Könner auf ihren Instrumenten. Im Konzert können vor allem die beiden Solisten glänzen: Gitarrist Thomas Langer und Keyboarder und Sopransaxophonist Stefan Weilmünster. Aber im Police-Song „ De Do Do Do, De Da Da Da“ steht auch mal der Schlagzeuger Benno Sattler solistisch im Mittelpunkt.
Die Besetzung von SUMNER’S TALES:
Herdan Dachroth: Gesang
Thomas Langer: Gitarre
Stefan Weilmünster: Keyboards, Sopransaxophon, Chorgesang
Ralf Layher: Bass
Benno Sattler: Schlagzeug, bzw. Simon Zimbardo (13.08.)
Im Konzertprogramm von SUMNER’S TALES halten sich die Songs von The Police und die aus Stings Solozeit ungefähr die Waage.
Wie nicht viele andere Popkomponisten vermag es Sting, kunstvolle, intelligente und oft auch komplexe Songs zu schreiben und gleichzeitig populär und auch charts-kompatibel zu bleiben. Sein stilistisches Spektrum ist weit gefächert: Ethno, Latin, Soul, Country, Ambient, Gospel, Blues, Jazz und Bach verbindet er souverän in außergewöhnlichen Arrangements.
Schon seine Band The Police überzeugte durch einen originellen Stilmix aus Postpunk, Ska, Reggae und New Wave. So etwa auch beim berühmten Police-Klassiker „King of Pain“ aus dem Synchronicity-Album von 1983. Im Text heißt es:
„Heute ist auf der Sonne ein kleiner schwarzer Fleck zu erkennen. Das ist meine Seele da oben. Es ist das alte, immergleiche Lied. Da hängt ein schwarzer Hut im Wipfel des hohen Baums. Das ist meine Seele da oben. Ich stand hier schon oft, mitten im strömenden Regen, während die Welt sich in kreisenden Zirkeln durch meinen Kopf dreht. Ich glaube, ich habe immer gehofft, dass du diesen Kreislauf stoppen könntest. Aber es ist wohl meine Bestimmung, der König der Schmerzen zu sein. Da ist ein Fossil, das in die Falle ging auf einer hohen Felsenklippe. Da ist ein toter Salm, erfroren in einem Wasserfall. Da ist ein Blauwal an Land gespült und ein Schmetterling verfangen in einem Spinnennetz. Da sitz ein König auf seinem Thron mit aufgerissenen Augen. Und ein Blinder sieht die Schatten des Zweifels. Da liegt ein reicher Mann auf einem goldenen Bett und ein Skelett erstickt an einer Kruste Brot. Da ist eine schwarz gefiederte Möwe mit gebrochenem Flügel. Da ist ein schwarzer Fleck in der Sonne. Es ist die selbe Geschichte wie gestern schon. Das ist meine Seele da oben.“
Und „Seele“ hat auch die Neufassung des Songs von SUMNER’S TALES.
Sting ist ja nicht nur ein außergewöhnlicher Songkomponist mit schönen, edlen Melodien und differenzierter Harmonik, er hat auch ein besonderes Gespür für eine poetische Sprache. Und er ist ein richtig guter und origineller Geschichtenerzähler, was wir im gleich folgenden Song hören werden – aus dem 4. Sting-Album von 1993 „Ten Summoner’s Tales“, auf dessen Albumtitel unsere Musiker in ihrem Bandnamen „Sumner’s Tales“ Bezug nehmen.
Manche Songtexte von Sting sind wie Gleichnisse, bieten hinter der schön geschilderten Erzählung noch eine andere Bedeutungsebene an, eine Art Meta-Botschaft. So etwa in seinem Song „Shape Of My Heart”.
Darin erzählt er die Geschichte eines passionierten Kartenspielers und geht doch darüber hinaus, und spielt z.B. mit der Doppelbedeutung der Farben des Kartenspiels Pik, Karo, Kreuz und Herz. Im lyrischen Text heißt es:
„Kartenspiel ist für ihn wie eine Meditation. Er spielt nicht wegen des Geldes, das er gewinnt. Er spielt nicht, um respektiert zu werden. Er spielt Karten, um die Antwort zu finden, die Lösung des Rätsels von der heiligen Geometrie des Zufalls, das verborgene Gesetz der Wahrscheinlichkeit, der Tanz des Zahlenspiels. Ich weiß, dass Pik das Schwert des Soldaten ist. Ich weiß, dass Kreuz für die Waffen des Krieges steht. Ich weiß, dass Karo Geld in dieser Kunst bedeutet. Doch das ist nicht die Form meines Herzens. Vielleicht spielt er den Karo-Buben aus, vielleicht die Pik-Dame. Vielleicht verbirgt er den König in seiner Hand, während Erinnerungen vorüberziehen. Und wenn ich dir sagte, dass ich dich liebe, könntest du vielleicht denken, da könne etwas nicht stimmen. Ich bin kein Mann mit vielen Gesichtern. Ich trage nur eine einzige Maske.“
„Shape Of My Heart“, ein großartiger Song, beeindruckend aufgeführt von SUMNER’S TALES. Das Sopransaxophon spielt Stefan Weilmünster.
Gordon Matthew Thomas Sumner, Spitzname und Künstlername Sting, konnte im letzten Oktober seinen 70. Geburtstag feiern. Er gründete 1977 das Trio Police, eine der wichtigsten und populärsten Gruppen des New Wave, veröffentlichte 1985 sein erstes Soloalbum („The Dream Of The Blue Turtles“) und stieg zu einem der bedeutendsten Songschreiber im Pop/Rock der edlen Kategorie auf. Immer schon griff er in seinen Texten auch politische Themen und Sujets von gesellschaftlicher Brisanz auf, so auch im Song „Driven To Tears“, den Sting 1980 für das damalige Album „Zenyatta Mondatta“ von The Police geschrieben hatte. In einem Interview sagte er, den Song habe er schreiben müssen, nachdem er eine Dokumentation über hungernde, sterbende Kinder in Biafra gesehen hatte. Im Songtext thematisiert er die Kluft zwischen Arm und Reich und den Widerspruch zwischen Worten der Betroffenheit und faktischer Untätigkeit. Im Text, der auch heute noch aktuell ist, heißt es: „Wie kannst du sagen, dass du nicht mitverantwortlich bist, wie kannst du sagen, was hat das mit mir zu tun? – Was ist meine Reaktion, wie sollte sie sein, konfrontiert mit diesen Greueltaten? Bin zu Tränen gerührt. Verstecke mein Gesicht in meinen Händen. Scham lässt mich verstummen. Mein bequemes Leben scheint wie eine seichte belanglose Party zu sein. Es scheint so, wenn so viele Unschuldige sterben müssen, dann ist das Einzige, was wir anbieten können, eine Seite in einem News-Magazin. Zu viele Kameras und zu wenig Hilfe, obwohl wir das alles gesehen haben. Und das rührt zu Tränen.“
Die Band SUMNER’S TALES hat diesen Song „Driven To Tears“ für ihr Konzertprogramm ganz bewusst als Statement ausgewählt.
Im ersten Konzert am 12.08. konnte ich (Volker Rebell) zu einzelnen Songs ein paar Hintergrund-Infos beisteuern.
Zum berühmten Police-Song „Roxanne“ las ich ein Zitat aus dem Schlusskapitel von Stings Autobiografie „Broken Music“. Darin geht es um eine Episode während der ersten Police-Konzerte in Frankreich im Oktober 1977. Zitat:
„In Paris treten wir im Nashville Club auf, einem schäbigen, plüschigen Variete in Saint-Germain, und wohnen für ein paar Tage in einer billigen Absteige hinter dem Gare Saint-Lazare. Der Eingang zu unserem Hotel liegt in einer schmalen, stinkigen Seitenstraße des Boulevards. Früh am Abend rahmen ihn die grellen Lichter eines Sexshops auf der einen und die schummrige Beleuchtung eines Antiquariats auf der anderen Seite. In der Gasse bieten etwa zwanzig Frauen ihre Dienste an; sie lungern in Hauseingängen und rauchen eine Zigarette nach der anderen. Bekleidet mit Lackmänteln, kurzen Röcken, billigen Stiefeln oder hochhackigen Schuhen beobachten sie die Straße durch halbgeschlossene Lider, wie Spione in einem zweitklassigen Film. Einige sind jung und hübsch, einige älter, einige sind sehr alt, die Gesichter mürrisch bis ironisch. Die meisten Kunden halten sich an die etwas älteren Frauen, als suchten sie Erfahrung und Weltklugheit. Die jüngeren, hübscheren Mädchen sind offenbar weniger gefragt; die gespielte jugendliche Unschuld trifft nur den Geschmack einer Minderheit, und das gilt auch für die Alten, die aussehen, als stünden sie schon seit tausend Jahren in dieser Gasse.
In der schäbigen Hotelhalle hängt hinter der Empfangstheke ein ziemlich mitgenommenes Plakat der Comedie Francaise für Cyrano de Bergerac, ein Drama von Edmond Rostand.
Ich werde einige Augenblicke lang davorstehen und die verblichene Fröhlichkeit betrachten. Das Plakat zeigt das Porträt eines lachenden Mannes mit riesiger Nase und federgeschmücktem Hut. Er ist ein tragischer Spaßmacher, dem sein Ehrgefühl zum Verhängnis wird. Er hütet ein Geheimnis, ein beredter, sprühender Geist, der einer Frau im Namen seines Freundes erfolgreich den Hof gemacht hat und sich nicht als der wahre Autor der Liebesbriefe zu erkennen geben kann, als sein Freund stirbt. Ein Mann, der liebt und nicht wiedergeliebt wird, und die Frau, die er liebt und die für ihn unerreichbar ist, heißt Roxanne.
An diesem Abend werde ich in mein Zimmer gehen und ein Lied über ein Mädchen schreiben. Ich werde sie Roxanne nennen. Ich werde sie unbezahlt von der Straße in mein Zimmer locken und sie einhüllen in romantische Gefühle und die Traurigkeit von Rostands Drama, und dieses Lied wird mein Leben verändern.“
Den berühmten Police-Klassiker „Roxanne“ präsentierten SUMNER’S TALES in einer originellen Fassung.