Die Deutsche Revolution von 1848 und die Revolution in der Pop- und Rockmusik
Die Revolutionäre von 1848 werden gebeten, den Rasen nicht zu betreten!
Die Rock-Revolutionäre werden gebeten, die Hitparaden zu stürmen!
Am 18. Mai 1848 versammelten sich in der Frankfurter Paulskirche die Mitglieder des ersten gesamtdeutschen Parlaments. Den revolutionären Freiheitsdrang der liberalen Bürgerkomitees von 1848 propagierte – im übertragenen Sinne – auch immer schon die Pop- und Rockmusik in ihrer rund 70-jährigen Geschichte.
So, wie die Bürger 1848 aufstanden und kämpften, mit der Feder oder dem Gewehr, um die Macht des Adels und die Willkür der absoluten Monarchen zu brechen, so revoltierten – freilich auf anderer Ebene – auch die Rock’n’Roller, die psychedelischen Hippies, die Punks, die Grunge-Rebellen, die Rapper und Klima-Aktivisten mit Gitarren, Drumbeats und Provokationstexten gegen die Obrigkeit der Erwachsenenwelt, den Konservatismus der Elterngeneration und die Blindheit und Ignoranz der Klimasünder.
Unzählige Male wurde der jugendliche Protest und Zorn via Songtexte formuliert oder durch wütende Sound-Eskapaden und aufmüpfigen Gitarrenlärm ausgedrückt. Immer wieder wurde die Revolution des Rock proklamiert, vom „Streetfighting Man“ der Stones Anno 68, über die Punk-Anarchie der Sex Pistols (1977), über Tracy Chapman’s Aufforderung „Talkin’ ‘bout a revolution“ (1988), über „Revolution“ der Anarcho-Popgruppe Chumbawamba (1997) bis „Can you hear the drumming? There's a revolution coming“ von The Score (2017), etc..
Die Lieder des Vormärz, Vorläufer der Protestsongs
Folkmusiker, Protestsänger und Liedermacher haben die Lieder des Vormärz und die Revolutionslieder von 1848 neu interpretiert, oder im Geiste dieser kämpferischen Lieder neue kritische Songs geschrieben. Viele der bedeutendsten Songschreiber der Popgeschichte stehen mit ihrer sozialkritischen Songpoesie in direkter Nachfolge des revolutionären Liedgutes von 1848. Ferdinand Freiligrath’s Gedicht „Trotz Alledem“ von 1843, das in vertonter Form als „das große Lied der Revolution von 1848“ bekannt wurde, kann man als Quelle und Vorläufer vieler Protestsongs der populären Musik ansehen.
Die kritischen und engagierten Songschreiber, von Bob Dylan über Bruce Springsteen und Bruce Cockburn bis Wolf Biermann, Herbert Grönemeyer, Rio Reiser und Wolfgang Niedecken stehen allesamt in der Tradition der Paulskirchen-Versammlung von 1848, in der die Menschen- und Bürgerrechte der französischen Revolution von 1789 nochmals bekräftigt (und auch für Deutschland eingefordert) wurden: „Die Menschen werden frei und an Rechten gleich geboren!“
So wie die deutsche Revolution von 1848 scheiterte, so verliefen auch die diversen Poprevolutionen im Sande der Anpassung und scheiterten im Getriebe des Kommerzes.
Das neu erbaute Europa hat längst seine Europa-Hymne: den Schluss-Satz von Beethovens 9. Sinfonie auf Schillers Lied „An die Freude“, wobei am Text nur noch ein Wort zu ändern wäre. Freiheit, schöner Götterfunke.
Playlist der Sendung zum 18. Mai 2023
Artist / Track / Album / Label / Zeitplan
1. L.Shankar / Darlene (Kramladen-Themamusik) / Touch Me There / Zappa Records /
2. The Score / Revolution / Atlas / Universal
3. ZebraSommerwind / Die Gedanken sind frei / Wach Auf Mein's Herzens Schöne / Westpark Music
4. Jackson Browne / Lives In The Balance / Lives In The Balance / Asylum
5. Tracy Chapman / Talkin ’Bout A Revolution / Tracy Chapman / Elektra
6. Tanzbär / Deutschland wir weben dein Leichentuch / Missethaten / Nature
7. Bob Marley & The Wailers / Get Up, Stand Up / Burnin’ / Tuff Gong
8. Hannes Wader / Die freie Republik / Volkssänger / Philips
9. Bots / Aufstehn / Aufstehn / Musikant
10. The Rolling Stones / Street Fighting Man / Beggars Banquet / Decca
11. Peter Paul & Mary / If I Had A Hammer / Peter Paul & Mary / Warner
Hier ist der Zusammenschnitt der Sendung zum 18. Mai 2023 als Podcast zu hören: