Es war ein heißer Dienstag-Abend am 2.Juli 2019 als das Souljazz-Duo Siyou’n’Hell in der Rebell(i)schen Studiobühne auftrat. Trotz Ventilatoren, Klimaanlage und wedelnden Hand-Fächern glich der Abend einem „Sauna“-Konzert, zumal noch für zusätzliche schweißtreibende „Aufgüsse“ durch die hochenergetische Musik der beiden Ausnahme-Künstler gesorgt wurde.
Siyou Isabelle Ngnoubamdjum, die in Kamerun geborene und seit ihrer Kindheit in Deutschlande lebende Sängerin überzeugt im Konzert durch ihr Charisma, ihre authentische Bühnenperformance und ihre im Live-Konzert besonders intensiv wirkende stimmliche Präsenz mit ihrer einzigartigen vokalen Mischung aus Gospel, African Roots, Pop, Soul und Jazz.

Kult-Bassist Hellmut Hattler (Kraan, Tab Two, HATTLER), einer der innovativsten Musiker Deutschlands ist mit seinem ungemein variablen und virtuosen Bass-Spiel gleichermaßen Counterpart, Begleitmusiker und Gegenpol seiner musikalischen Partnerin.

Im Konzert erweisen sich Siyou’n’Hell als ein Duo zweier Solisten in harmonischer, gleichberechtigter Verbindung. Beide sind tonangebend in wechselseitiger, respektvoller Bezugnahme und ständig wechselnder Führungsrolle. Stimme wie Bass leben ihre Eigenheit aus, begegnen sich auf Augenhöhe und ergänzen sich manchmal in geradezu idealer Symbiose.

Im live aufgeführten gemeinsam geschriebenen Song „So Eazy“ unterbreitet der Bass mit einem durch Klang, Patterns, Töne und Akkorde dicht gewebten Sound-Teppich die Basis für den wirkmächtigen Gesang, spielt sich aber im Verlauf des Songs zunehmend intensiver aus dem dienenden Hintergrund in die Rolle einer gleichberechtigten „zweiten“ Stimme. Eine Sängerin und einen Bassisten – mehr braucht’s nicht, wenn beide so wunderbar harmonieren. „Everything could be so easy, everything could be so fine, hope that we can be together for a long long time.“

Beide sind gleichermaßen ausdrucksstark und füllen beide ihren eigenen Klangraum vollends, sodass kein weiteres Instrument vermisst wird.

Stimme und Bass von Siyou’n’Hell verhalten sich zueinander wie Himmel und Erde. Siyous himmlische Gospel-Stimme wird von Hellmut Hattlers Bass geerdet. Der gleichermaßen jazzig-virtuos, intellektuell-cool und rhythmisch powernd, down-to-earth gespielte Bass von Hellmut Hattler wird von Siyous gefühlsstarker Gospelstimme in Sphären höchster Emotion gehoben: „higher rising up to the sky“

Das Konzertprogramm von Siyou’n’Hell bestand weitaus überwiegend aus Eigenkompositionen. Mit Ausnahme von drei Fremdkompositionen, die allerdings von Siyou’n’Hell - in der Kunst der Interpretation geübt - in ihrem ureigenen Stil bearbeitet wurden: „Lean On Me“ von Bill Withers aus dem Jahre 1972, „Sometimes I Feel Like A Motherless Child“, der berühmte Spiritual-Klassiker, dessen Ursprünge bis ins Jahr 1870 zurückgehen und der von Richie Havens zu Beginn des Woodstock-Festivals vor 50 Jahren zum Hymnus „Freedom“ erweitert wurde.

Ebenfalls vor einem halben Jahrhundert, am 26. September 1969 erschien das letzte Album-Meisterwerk der Beatles „Abbey Road“. Siyou’n’Hell spielten im Konzert eine großartige, eigenwillige Neufassung des Lennon-Songs „Come Together“

Hellmut Hattler hat 2017 eine lebensbedrohliche Leukämie-Erkrankung durchstehen müssen. Was ihm Kraft gab, die schwere gesundheitliche Krise zu überwinden, davon erzählte er im Konzert – zum Einstieg des Songs „Signs Of Love“, zu dem er in der Intensivstation die ungemein melodische Musik komponiert hat. Seine (nicht nur) musikalische Partnerin Siyou fand die richtigen und passenden Worte für den Text dieses bekenntnishaften Songs, der die Liebe und das Leben und jeden kostbaren Augenblick feiert.

Es war ein großartiges Konzert von hoher Musikalität und Ausstrahlung und von tiefer Emotionalität und Lebensfreude. Danke Siyou’n’Hell!