Roger Daltrey – zum 80. Geburtstag

Als Rocksänger zählt er noch immer zu den Besten seines Fachs

Der Podcast zur Geburtstagssendung

Roger Daltrey - May 2016

 

„Hope I die before I get old“ („Ich hoffe ich sterbe, bevor ich alt werde“), sang er 1965. Jetzt ist er 80 Jahre alt.
Vor 60 Jahren gehörte er zu den Gründungsmitgliedern von The Who. Jetzt zu seinem 80. Geburtstag ließ er es in einem aktuellen Interview offen, ob oder wie es mit The Who weitergeht. Roger Daltrey wurde am 1. März in Hammersmith, einem Ortsteil von London geboren. Einer Lehre als Metallarbeiter entkam er als Sänger von The Who, die in kürzester Zeit populär wurde und sich bald in die Liga der britischen Top-Gruppen Beatles, Rolling Stones und Kinks einreihte. Roger Daltrey stieg zu einem der besten Rock-Sänger der Szene auf und wurde bald mit seinem blonden Lockenkopf, der Fransenjacke über dem nackten Oberkörper und mit seinem artistischen Showelement, sein Mikrofon durch die Luft zu wirbeln und im Takt der Musik aufzufangen als „Rock-Gott“ gefeiert. Dass er nicht zu den absoluten Topstars im Rock-Olymp aufstieg, und dass seine Soloalben nicht sonderlich erfolgreich waren, lag wohl vor allem daran, dass das Song-Schreiben nicht zu seinen Talenten gehört. Dagegen konnte er seine Fähigkeiten als Schauspieler in verschiedenen Filmrollen unter Beweis stellen.
Neben den Alben mit The Who veröffentlichte er bislang 13 Solo-Platten und war auch privat sehr aktiv. Er hat – die außerehelichen mitgezählt – 8 Kinder und inzwischen 17 Enkelkinder. Seit vielen Jahren engagiert er sich für den Teenage Cancer Trust, das britische Hilfswerk für krebskranke Kinder. Seit dem Jahre 2000 hat das alljährliche Festival über 32 Millionen Pfund für die Kinder-Krebshilfe eingenommen – und Roger Daltrey war seitdem immer in der ersten Reihe dabei. Auch das ist der Grund gewesen, neben seinen Verdiensten für die britische Rock-Kultur, dass Roger Daltrey 2004 den Ritterschlag als Commander of The British Empire erhielt.

 

Roger Daltrey at Teenage Cancer Trust 2018 46 (40942721292) (cropped)

 

Roger Daltrey war als 75-jähriger bei allerbester Stimme, als er die Songs des hervorragenden, bislang letzten Albums von The Who aufgenommen hat. Es war das 12. Studioalbum der Band, wurde am 22. November 2019 veröffentlicht wurde, Titelüberschrift: „WHO“. Und es war das erste neue Album von The Who nach 13 Jahren Plattenpause. Im fortgeschrittenen Alter stimmlich noch immer in bester Verfassung zu sein, das war alles andere als selbstverständlich. Bei einem Konzert in Houston im September 2019 musste Roger Daltrey nach 8 Songs das Konzert abbrechen. Seine Stimme versagte, nichts ging mehr. Auch die Folgekonzerte in Dallas und Denver mussten gecancelt werden. Nach einer Laser-Therapie in den USA war seine Stimme wieder weitgehend hergestellt. Doch die ganz hohen Töne blieben künftig ein Problem.

Albumcover: Roger Daltrey: The Who’s Tommy Orchestral

Roger Daltrey: The Who's Tommy Orchestral

 

2018 hatte sich Roger Daltrey einen Traum erfüllt. Er ging mit seiner eigenen Band und großem Orchester auf Tournee, um die Who-Oper „Tommy“ von 1969 im großen Stil live aufzuführen. Im Juni 2019 erschien dann das Opus Magnum von Roger Daltrey, seine orchestrale Livefassung der ersten Rockoper der Popgeschichte „Tommy“, aufgeführt und produziert ohne den Autor Pete Townshend. Und doch war ein Townshend bei dem Projekt dabei, Pete Townshends jüngerer Bruder Simon, der als Gitarrist und Background-Sänger schon seit einiger Zeit zu den Begleitmusikern von The Who zählte.
Roger Daltrey schleudert auch heute noch sein Mikrofon durch die Luft, aber nur noch sporadisch. Der Grund, mit dem Auffangen hapert es manchmal. Und das hat mit der Veränderung der Sehkraft zu tun. Wörtlich sagte er in einem aktuellen Interview: „Der Grund ist, dass ich das verdammte Ding kaum noch sehen kann. Ich bin der Einzige, den ich jemals mit dem Mikrofon getroffen habe. Und glaub mir, das tut richtig weh.“ Und wie geht es weiter? Auf die Frage, was man in der Zukunft von ihm erwarten kann, sagte er Ende 2023: „Ich muss realistisch sein. Jede Show könnte die letzte sein. Wir versuchen so fit wie möglich zu bleiben. Wir leisten gute Arbeit. Aber mir ist klar, dass wir alle sterblich sind. Und wer weiß? Ich mache mir über das Ende keine Sorgen, denn ich finde das Universum wundervoll. Wir sind alle nur kleine Energiekugeln, die darin hin- und herhüpfen.“

 

Album: As Long As I Have You - Roger Daltrey

In seinem bis dato letzten, hörenswerten Soloalbum „As Long As I Have You“ von 2018 singt er im Song „Always Heading Home“, an dem er als Co-Autor beteiligt war, Zeilen wie diese: „Von Jahr zu Jahr, von Tag zu Tag / Von der Morgendämmerung bis zur Dunkelheit, von der Geburt bis zum Grab / Wir sind immer auf dem Weg nach Hause“.

 

Roger Daltrey (2008)b

 

Playlist zur Sendung „Roger Daltrey – zum 80. Geburtstag“
Artist / Track / Album / Label
1. L. Shankar / Darlene (Kramladen-Themamusik) /Touch Me There / Zappa Records
2. Roger Daltrey / Giving It All Away / Teenage Cancer Trust, Royal Albert Hall 2023
3. The Who / All This Music Must Fade / WHO / Polydor, Interscape
4. The Who / Ball And Chain / WHO / Polydor, Interscape

Albumcover The Who "WHO"

5. Roger Daltrey / Pinball Wizard / Roger Daltrey: The Who’s Tommy Orchestral / Polydor
6. The Who / Baba O‘Riley / Who’s Next / Track Record, Polydor
7. The Who / Slip Kid / The Who By Numbers / Polydor, MCA
8. The Who / Lubie (Come Back Home) / My Generation / Brunswick
9. Roger Daltrey / Walking The Dog / Ride A Rock Horse / Track, MCA
10. Roger Daltrey / Always Heading Home / As Long As I Have You / Polydor
11. Roger Daltrey / Overture (Live) / Roger Daltrey: The Who’s Tommy Orchestral / Polydor

 

Roger Daltrey & Pete Townshend

Pete Townshend and Roger Daltrey (Philly 2008)

 

Die Sendung wird am Do 29.02.2024 um 23 Uhr von Antenne Mainz über DAB+ und UKW ausgestrahlt, läuft in ByteFM am Sa 02.03.2024 um 14 Uhr und in Radio-Rebell am Fr 01.03. und am Sa 02.03.2024 jeweils um 22 Uhr.

Hier ist der Zusammenschnitt der Sendung als Podcast zu hören:

 

Roger Daltrey The Who, Ernst-Merck-Halle Hamburg, August 1972 (Foto: Heinrich Klaffs, wikimedia commons CC-BY-SA 2.0)