Peter Gabriel zum 70. Geburtstag

Über das beeindruckende Werk des Popkunst-Universalisten

Eine Hommage

Peter Gabriel

 

Auf die Frage, was er antworten würde, wenn jemand von ihm wissen wolle, was er denn so beruflich mache, sagte Peter Gabriel im Interview, auf seinem Pass müsse stehen „Musik plus“. Denn alles habe seinen Ursprung in der Musik, aber er sei an so vielen Dingen interessiert.
Er sei vor allem Vater und Ehemann und dann erst Musiker, sagte er von sich selbst. Doch die Wahrnehmung in der Öffentlichkeit ist eine ganz andere.
Dieser Text und die ausgewählte Musik ist als Verbeugung zu verstehen vor dem beeindruckend vielgestaltigen Werk des viel begabten Allroundkünstlers Peter Gabriel. Anlass ist sein 70. Geburtstag. Er wurde am 13. Februar 1950 in der Grafschaft Surrey im Südosten Englands geboren, bekannt wurde er als Frontman der Artrock-Gruppe Genesis, der er seit der Gründung 1967 bis 1975 angehörte. Doch erst in seiner Solokarriere entfaltete sich seine überaus kreative Persönlichkeit. Auf beeindruckende Weise gestaltete er innovative Musik, Videokunst, interaktive Projekte, spektakuläre Bühneninszenierungen, überraschte immer wieder mit technischen Neuerungen im audiovisuellen Bereich gründete ein bahnbrechendes Weltmusiklabel (Real World Records), engagierte sich für Frieden, für Menschenrechte und sozialen Ausgleich, ist aktiv in diversen Benefizprojekten wie The Elders, wo emeritierte Staatsmänner und Führungspersönlichkeiten, Menschenrechtler und Intellektuelle Lösungsstrategien für die Probleme unseres Planeten zu entwickeln versuchen, usw..

 

Peter_Gabriel BBC Radio 2007 (Foto: Bryan Ledgard, CC BY 2.0 <https://creativecommons.org/licenses/by/2.0>, via Wikimedia Commons=

 

Die Musik von Peter Gabriel ist ein Universum für sich. Eine Stundensendung kann da nur ein paar Schlaglichter werfen auf einzelne kleine Ausschnitte im weit verzweigten Kreativkosmos dieses Universalisten.
Seine letzten Live-Konzerte fanden 2014 statt. Da konnte man ihn wieder bewundern mit seinem entspannten Minenspiel und seiner Buddha-ähnlichen Ausstrahlung. Mit seinem fast kahlen Kopf, dem grauen Kinnbart und der schwarzen Kutte über dem leicht geründeten Bauch hatte er fast etwas Mönchhaftes.
Die bis dato aktuellste Aufnahme von Peter Gabriel ist sein Songbeitrag zum Film Snowden von Oliver Stone aus dem Jahre 2016 – von Peter Gabriel geschrieben über und für den Whistleblower Edward Snowden. Im Text von Peter Gabriel heißt es: „Für manche ist er ein Patriot, ein amerikanischer Held, für andere ein Verräter, der den Tod verdient hat.“ Auf welcher Seite er steht, daran gibt es natürlich keinerlei Zweifel

 

 

Im Sound und Arrangement ein typischer Song für ihn: „The Veil“, zu deutsch: „der Schleier“, Peter Gabriels Songbeitrag zum Kinofilm von Oliver Stone über Edward Snowden. Peter Gabriel schrieb in seinem offiziellen Statement zu Edward Snowden, Zitat:
„In einer digitalen Welt, in der wir immer sichtbarer werden und eine endlose Spur an Daten hinterlassen, wird es zunehmend wichtiger zu wissen, wer unsere Daten hat und was sie damit tun. Snowdens Enthüllungen haben die Welt schockiert und klar gezeigt, warum wir eine Möglichkeit brauchen, jene zu beobachten, die uns beobachten. Wegen der zunehmenden Terrorattacken ist Sicherheit wichtig, aber nicht ohne Verantwortung und Augenmaß. Ich habe mich sehr gefreut, als ich erfahren habe, dass Oliver Stone einen Film über Edward Snowden macht und halte ihn für ausdrucksstark und inspirierend.“ - Zitatende
„The Veil“ ist bis dato Peter Gabriels letzte Musikveröffentlichung.
Seine letzten Livekonzert fanden 2014 statt. „Back To Front“ war seine letzte Tournee überschrieben, die ihn im September und Oktober 2012 durch Nordamerika führte. Danach nahm er ein Sabbat-Jahr, wie er es selbst ankündigte und zog sich mit seiner Familie zurück. Nach seiner Auszeit startete er im September 2013 dann den europäischen Teil seiner „Back to Front“-Tour in Dänemark. Mit einigen Unterbrechungen tourte er weiter und beendete nach insgesamt 67 Konzerten seine bis dato letzte Tour im Dezember 2014 in Dublin. Auf der Tour spielte er die Songs seines berühmten Albums „So“, das 1986 erschien, komplett und darüber hinaus noch einige seiner bekannten Songklassiker aus seiner Solo-Zeit. Alle Shows hat man aufgenommen und die besten Live-Aufnahmen wurden sowohl als Live-Album als auch als Live-DVD veröffentlicht. Im Konzertfilm sieht man auf der Bühne eine atmosphärische Fantasiewelt aus Klang, Licht und Formobjekten. Zur Live-Aufführung des Songs „Sky Blue“ schwebt ein riesiger Stoffballon von der Decke. Peter Gabriel bewegt sich langsam auf dem äußeren Kranz der sich drehenden Rundbühne. Plötzlich tauchen direkt unter dem riesigen tropfenförmigen Ballon aus dem Bühnenuntergrund die schwarzen Gospelsänger The Blind Boys of Alabama auf und singen das hymnische Chorthema, das Peter Gabriel schon für sein Soundtrack-Album „Long Walk Home“ eingesetzt hatte. In der Bühnenansage beschreibt er den langen Entstehungsprozess des Songs: dass diese Komposition ihm nicht in den Schoß gefallen sei, sondern Jahre gedauert habe – und erst als er die Stimmen der schwarzen Gospelsänger während der Aufnahmen hinzugefügt habe, sei ihm bewusst geworden, dass der Song nun endlich vollständig sei.
Der Songtext spiegelt die Stimmung der allein durchs australische Outback wandernden Aboriginee-Kinder wider, die aus ihrem Kinderheim flüchteten, wo sie tausende von Kilometern weit weg von zuhause, gegen ihren Willen und den ihrer Eltern kaserniert waren und sich auf den Weg in ihr Heimatdorf machen und neun Wochenlang unterwegs sind. „lost my time, lost my place in Sky Blue“.

 

Peter Gabriel gilt als einer der kreativsten Popkünstler unserer Zeit, weil er musikalisch und stilistisch, visuell und technologisch Maßstäbe gesetzt hat. Zu den ganz besonderen Qualitäten von all den vielen außergewöhnlichen, die diesen Pop-Künstler auszeichnen, gehört seine unverwechselbare Stimme, die nicht Soul hat, sondern Seele. Soul können viele Sänger über ihre Stimmbänder hörbar machen. Aber nur wenige haben die Gabe, die Stimme als Spiegel ihrer Seele zu nutzen. Und in Peter Gabriels seelenvoller Stimme spiegeln sich gleichermaßen Leid und Hoffnung, Zweifel und Sehnsucht. Diese Stimme ist zutiefst menschlich. Sie kommt vor allem in seinen melancholischen Balladen besonders gut zur Geltung, etwa im Song „Father, Son“ aus dem Album Ovo, Peter Gabriels spektakulärer Multimedia Millenium Show, konzipiert für den Londoner Millenium Dome.
Die Show und das dazugehörige Album handeln - wie es im Pressetext heißt „von der Evolution der Menschheit, symbolisch dargestellt durch das Leben dreier Generationen einer Familie, die mit internen Spannungen und gleichzeitig externen Problemen in ihrer Umwelt zu kämpfen hat.“ Im emotional bewegenden Song „Father, Son“ heißt es im Text:
„Vater und Sohn, verbunden als Eins. Rücken an Rücken, bis die Wärme durch sie hindurch dringt. Ich erinnere mich an die Meereswellen, wo ich zuerst meinen Mut fand. Wohl wissend, dass mein Vater mich retten würde, war ich fähig, der Flut Stand zu halten - mit meinem Vater an meiner Seite…Weisst du noch, wie du mich zur Schule brachtest? Wir konnten nicht viel miteinander reden. Es ist so viele Jahre her. Und jetzt diese Tränen. Ich denke nach all den Jahren bin ich immer noch dein Kind. Draußen auf dem Moor, dort machen wir eine Pause. Mal sehen, wie weit wir gekommen sind. Du bist ziemlich langsam geworden, aber wir kommen weit, als Vater und Sohn.“
Völlig unspektakulär singt Peter Gabriel seine schön sentimentale Vater-Sohn-Geschichte. Aber der Ton seiner Stimme macht die Musik – emotional tief – seelentief

Aus dem Soundtrack zu Peter Gabriels Millenium Show OVO, auf CD veröffentlicht im Juni 2000, war dies der Titel „Father, Son“. Die groß inszeniert Multimediashow OVO hatte am 1. Januar 2000 Premiere und wurde insgesamt 999 mal im Londoner Millenium Dome aufgeführt – bis zur letzten Show am 31. Dezember 2000. Bestandteil dieser Show war auch der Song „Downside-Up“, den Peter Gabriel in seiner Bühnenshow „Growing Up Live“ spektakulär auf die Bühne brachte, was sich in der gleichnamigen DVD von 2003 dokumentiert findet. Die Idee des Songs ist, wer lange genug auf einer Wiese liegt und in den blauen Himmel schaut, kann plötzlich die Vorstellung haben, er könne in ein blaues Meer hineinschauen, das nicht mehr, so wie der blaue Himmel über ihm ist, sondern in das er nun von oben hinunterschaut. Und diese Idee wurde dann auch live auf der Bühne sichtbar gemacht. Peter Gabriel und seine Tochter Melanie, die den Song im Duett singen, laufen kopfunter hängend an einer kreisrunden Stahlkonstruktion um die Bühne herum. Und was das betrachtende Auge im Konzert nicht konnte, das macht die Kameratechnik auf der DVD sichtbar. Die von der Decke nach unten hängenden Körper von Vater und Tochter dreht die Kamera „Upside Down“ wieder in die aufrechte Normalposition, was leicht bizarr aussieht, weil z.B. bei Tochter Melanie das lange Haupthaar nun senkrecht in die Luft steht, ein wörtlich genommenes Bühnenbild „Downside Up, Upside Down“.

 

„Ich falle tief in den Himmel, gleite ins Unbekannte hinein“ – nach diesen Zeilen lösen sich Vater und Tochter Gabriel aus der Kopf-unter-Haltung und fliegen plötzlich mit ausgebreiteten Armen im stilisierten Vogelflug über die Bühne. Mit diesem spektakulären Effekt endet dieser ohnehin spektakulär inszenierte Song „Downside Up“ – im Duett gesungen von Peter und Melanie Gabriel. Die Idee der sich umkehrenden Perspektiven wird im Songtext auch allgemeiner gefasst und im übertragenen Sinne gemeint, wenn es heißt: „Fremde bekommen etwas familiäres und die eigene Familie wirkt so fremd. Und das einzig konstante ist die ständige Veränderung“. Zu sehen ist die beschriebene Performance des Songs „Downside Up“ in der DVD „Growing Up Live“.
Ein weiterer vom Thema her hoch interessanter Song war ebenfalls in der Show zu erleben und ist entsprechend auf der DVD dokumentiert. Es ist Peter Gabriels musikalische Verarbeitung einer Zusammenarbeit mit „Apenet“, einer wissenschaftlichen Forschungseinrichtung, die sich mit der Kommunikation zwischen Mensch und Menschenaffe beschäftigt, speziell mit Bonobo-Schimpansen. In der Bühnenansage zu diesem Song „Animal Nation“ sagt Peter Gabriel, man solle sich einen Planeten vorstellen, auf dem es zwei Spezies von Lebewesen gäbe, die sich nur um etwa 1 Prozent voneinander unterscheiden. Da würde man doch eigentlich davon ausgehen, dass beide Spezies eine Menge miteinander zu tun hätten. Auf diesem Planeten Erde würden wir Menschen glauben, wir seien sehr viel smarter als unsere Menschenaffen-Verwandten. Tatsächlich aber gäbe es in unser beider DNA nur einen Unterschied von exakt 0,6 Prozent. Im letzten Jahr habe er an einem faszinierenden Experiment teilgenommen, bei dem sie gemeinsam mit den Bonobo-Affen Musik gemacht hätten. Dabei habe sich herausgestellt, dass die Affen eine erstaunliche Auffassungsgabe und Kommunikationsfähigkeit beim gemeinsamen Musikmachen entwickelt hätten. Und dies sei die Inspiration gewesen für den Song „Animal Nation“

 

„Wir stehen in Kommunikation mit der Nation der Tiere“, so lautet die Quintessenz des Songs Animal Nation“, der nur auf der DVD „Growing Up Live“ veröffentlicht wurde.
Hier nun ein Blick zurück in die musikalische Frühgeschichte von Peter Gabriel. Wichtig für die Entwicklung des progressiven Artrock war die Gruppe Genesis, die schon im Sgt.Pepper-Jahr 1967 von Peter Gabriel, Tony Banks und Mike Rutherford gegründet wurde. Ihr erstes Album von Belang erschien 1970 unter dem Titel „Trespass“. Im Mittelpunkt der Konzerte jener Zeit stand Sänger Peter Gabriel, effektvoll kostümiert, mal mit Fuchsmaske oder Blumendekor, mal verkleidet als Mumie, Schamane oder Gnom.
Trotz eines gewissen Kunstanspruchs war das Musikkonzept von Genesis nicht elitär, sondern durchaus populär ausgerichtet und erreichte auch das große Publikum. Ihre Songs zeichneten sich aus durch eine fein nuancierte Klanggestaltung, filigrane Motiv-Ausarbeitungen, klassizistische bis schwelgerische Keyboard-Passagen von Tony Banks und virtuos strukturierte Gitarrenparts von Steve Hackett und Mike Rutherford, der (letzterer) neben Bass auch Gitarre spielte. Peter Gabriels ambitionierte Texte changierten zwischen Psychogramm, Grusellyrik und Phantasmagorien. Besonders gut konnte sich Gabriel ausleben im Album „The Lamb Lies Down On Broadway“ und der dazugehörigen Liveshow. Im Mittelpunkt dieses Werks für Platte und Konzertbühne stand der berühmte Song „Carpet Crawlers“, der hier in einer etwas modisch überarbeiteten Neufassung zu hören ist

 

Der Genesis-Songklassiker „The Carpet Crawlers” aus dem berühmten Genesis-Konzept-Album „The Lamb Lies Down On Broadway” von 1974 war hier zu hören in einer Neubearbeitung aus dem Jahre 1999 mit neu dazu gemischten Drum-and-Bass-Grooves und mit einer neuen Gesangsaufnahme von Peter Gabriel. Die Musik der frühen Genesis mit Frontman Peter Gabriel, der die Band 1975 verließ, wirkt bis heute nach.

10 Jahre lang hatte man auf diesen Augenblick gewartet. 2002 erschien endlich Peter Gabriels siebtes Studioalbum „UP“. Die ersten 30 Sekunden des Album-Openers klingen entspannt, doch nicht spannungslos: perkussive Elektroniktöne trommeln leise vor sich hin. DAAAAAA erschrickt man fast zu Tode. Eine brutale Soundattacke fährt kreischend in die Stille hinein. Peter Gabriel begann sein Album „UP“ nicht untypisch für ihn mit Schock-Kontrasten, schließlich geht es im Eröffnungssong „Darkness“ ja auch um Urängste: „Ich fürchte mich beim Schwimmen im Meer, dunkle Schatten bewegen sich unter mir“, so lauten die geflüsterten, ersten Songzeilen dieses mit Spannung erwarteten Albums, auf das die Gabriel-Gemeinde so lange wie noch nie warten musste. 8 Jahre lang dauerten die Aufnahmen, 6 Jahre lang wurde die Veröffentlichung immer wieder angekündigt und immer wieder verschoben. „Old men take a little bit longer to get UP“, ließ der damals 52-jährige verschmitzt verlauten. 10 Jahre nach seinem großartigen Album „US“ hieß es nun also „UP“. Thematisch geht es um die „ups and downs“ der menschlichen Existenz, um Tod und Geburt, um Moral, Sex und Reality-TV, um Engagement und Mitgefühl. Die weltmusikalischen Anleihen, die früher so typisch waren für den spiritus rector des Worldmusic-Labels Real World, waren in den 10 neuen UP-Songs nur noch marginal vorhanden. Dagegen hatte die rhythmische Differenzierung der Arrangements einen Entwicklungsstand erreicht, der in der damaligen Popszene eine Ausnahmestellung einnahm. Auch wenn es zwischen den einzelnen Songs ein qualitatives Auf und Ab gibt, die gelungenen und faszinierenden Momente überwiegen bei weitem. Und auch trotz der textlichen Düsternis, gelingt es dem positiven „UP“, sich immer wieder durchzusetzen. Wie heißt es im Songopener? „Ich habe meine Ängste, aber sie haben nicht mich.“

 

Mit dem dramatischen Song „Darkness“, dem Eröffnungsstück des Albums „UP“. Im aufgerauht-brüchigen Ton seiner seelenvollen Stimme schwingt gleichermaßen Schmerz, Melancholie und Sehnsucht mit. Kaum ein anderer Popsänger vermag so intensiv und herzzerreißend von großen Gefühlen und kleinen Fluchten zu singen wie Peter Gabriel. Er hat Maßstäbe gesetzt: als Songschreiber und Arrangeur, als kreativer Videoproduzent, als innovativer Multimedia-Künstler mit bahnbrechenden, interaktiven CD-ROM-Kunstwerken und visionären Konzepten für ambitionierte Edutainment-Parks und Bühnenshows und als stilprägender Initiator eines Weltmusik-Labels und einer weltmusikalischen Festival-Reihe. Die erfolgreichste Band seines Weltmusik-Labels Real World ist die britisch-irisch-afrikanisch besetzte Gruppe Afrocelts (früher: Afrocelt Soundsytem), die er auch als Gastsänger unterstützte und zwar im Song „When you’re falling“, enthalten im Afrocelts-Album „Volume Three: Further In Time“.

 

Trotz tätiger vokaler Unterstützung durch Peter Gabriel wurde dieser populär produzierte Song „When You’re Falling“ der Afrocelts nicht sonderlich erfolgreich. Zu seinem Engagement für die Weltmusik und zu seiner nicht immer leichten und selten erfolgreichen Arbeit für sein Worldmusic-Label „Realworld“
Eine von Peter Gabriels berühmtesten Aufnahmen im Feld der Weltmusik ist seine Kooperation mit Youssou N’Dour im berühmten Song „Shaking The Tree“ von 1989, hier zu hören in einer später überarbeiteten Fassung.

Peter Gabriel Youssou N’Dour Shaking The Tree

 

Im Text dieser Songkooperation von Youssou N’Dour und Peter Gabriel wird übrigens der „Womans Day“ gefeiert, dem man eine andere Bedeutung als dem Muttertag zuschreiben kann. Peter Gabriels Engagement für die Weltmusik begann 1982, als er das WOMAD-Festival mit ins Leben rief, ein Festival, das sich der „World of Music and Dance“ aus allen Teilen der Welt widmete. Aus der Arbeit mit diesem Festival entwickelte sich die Idee ein Weltmusik-Label zu gründen, weil die zum Festival eingeladenen Weltmusiker von den etablierten Plattenfirmen keine Chance erhielten, für den westlichen Markt Platten aufzunehmen und zu veröffentlichen. Also nahm Peter Gabriel das selbst in die Hand, gründete das Weltmusiklabel Real World und veröffentlichte vor 16 Jahren unter anderem auch diese Musik.

A Different Drum

 

„A Different Drum“. Wirklich etwas anderes, ganz anderes als der herkömmliche Pop war dieser Titel, der 1989 zum ersten Mal zu hören war, als Bestandteil des Soundtrack-Albums „Passion“. Ungemein faszinierende und inspirierende Musik, eingespielt von Musikern aus Afrika, Indien und Amerika, unter der Federführung von Peter Gabriel, dessen Stimme auch unverkennbar aus diesem rhythmisch furiosen Titel „A Different Drum“ herauszuhören war. Anders, einzigartig, unverkennbar, unverwechselbar – so könnte man Peter Gabriels Musik bezeichnen.
Einer der Song-Höhepunkte des Albums UP ist der Song „Signal To Noise“, an dem auch der pakistanische Qawwali-Sänger Nusrat Fateh Ali Khan beteiligt war. Kurz vor dessen Tod, er starb am 16. August 1997, wurde sein Gesang aufgenommen; sie belegen nochmals die vokale Einmaligkeit und Virtuosität von Nusrat Fateh Ali Khan.
Der Song ist außergewöhnlich instrumentiert und originell arrangiert mit gegen Ende sich dramatisch steigernden Streichern und einem vielschichtigen Rhythmus-Gewebe. Wie überhaupt die rhythmische Differenzierung und die Qualität der komplexen Arrangements im gesamten Album einen künstlerischen Entwicklungsstand erreicht hatte, der in der damaligen Popszene eine Ausnahmestellung einnahm.
Der Song „Signal To Noise“ ist ein Appell an Mitgefühl und für Engagement. Das „weiße Rauschen“, das Noise-Hintergrundgeräusch der Nichtigkeiten und Belanglosigkeiten soll ausgeblendet werden, damit dsa eigentliche Signal zur geltung kommen kann: das Signal, Farbe zu bekennen, aufzustehen und ein Zeichen zu setzten gegen all den Lärm der Banalitäten, Dummheiten und Grausamkeiten in der Welt. Die Kernbotschaft lautet: „receive and transmit“, Empfangen und Aussenden, selbst aktiv werden!

Signal To Noise

 

zu den schönsten Songs von Peter Gabriel gehört dieser:

Peter Gabriel - eine Hommage zum 70. Geburtstag des Popkunst-Universalisten

(Der Text entstammt weitgehend meinem Manuskript meiner Kramladen-Sendung vom 06.02.2020)