und zum 50-jährigen Jubiläum seines Debüt-Albums „Tubular Bells“
Sendungstext:
Vor 50 Jahren erschien sein berühmtes, legendäres Debütalbum „Tubular Bells“, das nun am 26. Mai 2023 als umfangreiche Jubiläumsedition wiederveröffentlicht wird. Außerdem fand vom 3. Februar bis 31. März eine große Jubiläums-Tour durch Großbritannien statt – allerdings irritierenderweise ohne Beteiligung von Mike Oldfield, worüber sich viele Fans erbost zeigten, weil dies in der Konzertankündigung nicht erkennbar war.
Mike Oldfield weilt derweil auf seinem Anwesen in Nassau auf den Bahamas, wo er seit 2009 zurückgezogen lebt. Nur einmal verließ er seinen Altersruhesitz, um 2012 bei der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele in London aufzutreten. Seitdem hat er keine Konzerte mehr gegeben, was sich laut eigenem Bekunden auch nicht mehr ändern soll – außer es ginge um einen Auftritt von besonderer Bedeutung, etwa zur Unterstützung von Donald Trump. Dazu mehr am Ende dieses Textes.
Seine letzten beiden Alben „Man On The Rocks“ (2014) und „Return To Ommadawn“ (2017) produzierte er mit Musikern aus Kalifornien und London, ohne sein Heimstudio auf den Bahamas verlassen zu müssen – das Internet plus Satelliten-Übertragung macht es möglich. Kurz vor seinem 70. Geburtstag ließ er verlauten, dass er nicht nur kein Interesse an Konzerten mehr habe, sondern dass er auch keine weitere neue Albumveröffentlichung plane und, dass er vorhabe, sich komplett aus dem Musikbusiness zurückzuziehen.
Ob er das auch wahr macht, bleibt abzuwarten. Denn er gilt als Musikbesessener mit Neigung zum Autismus und könne die Dämonen aus frühkindlichen Traumata nur in der kreativen Beschäftigung mit seiner Musik besänftigen – meinen Fachleute aus seinem Umfeld.
Bis 2017 hat er 34 Alben veröffentlicht, davon 25 Studioalben mit neuem Musikmaterial. Sein Opus Magnum „Tubular Bells“ erreichte über die Jahrzehnte eine Verkaufszahl von über 15 Millionen und zählt damit zu den erfolgreichsten Instrumentalmusik-Alben der Popmusik. Im Laufe der Jahre veröffentlichte Mike Oldfield drei Fortsetzungsalben, zwar mit neuen Musikthemen, doch ganz im Stil des Debütalbums von 1973 gehalten: „Tubular Bells II“ (1992), „Tubular Bells III“ (1998) und „The Millennium Bell“ (1999). Zuvor war schon eine orchestrale Fassung veröffentlicht worden („The Orchestral Tubular Bells“, 1975). Zum 30-jährigen Jubiläum erschien 2003 eine komplette Neueinspielung des Debütalbums. Und nun folgt zum 50-jährigen Jubiläum eine umfangreiche Edition mit Demofassungen, Outtakes, Ausführungen mit neuem Dolby-Atmos-Mix, mit 5.1. Surround-Sound, als Blu-Ray-Versionen, usw.
Das Glockenspiel der Röhren, „Tubular Bells“ ist bis heute sozusagen sein musikalisches Schicksal geblieben. Aber Mike Oldfield alleine auf eine Folge von Updates seiner Röhrenglocken-Musik zu reduzieren, hieße die mindestens 20 weiteren, ausgezeichneten Alben seines künstlerischen Outputs zu ignorieren ¬– was ein Großteil der Popöffentlichkeit auch tatsächlich tat. Etliche seiner exquisiten Produktionen werden bis heute unter Wert gehandelt, um nur vier herausragende Alben zu nennen: „Hergest Ridge“ (1974), „Ommadawn“ (1975), „Incantations“ (1978) und vor allem „Amarok“ (1990).
Seine Single-Hits der achtziger Jahre „Moonlight Shadow“, „Shadow On The Wall”, „To France” und „Pictures In The Dark” kenn fast jede(r). Doch seine späteren Alben, die ab 2000 auf den Markt kamen, wurden deutlich weniger beachtet, meist zu Unrecht, denn der „Klangmagier“ – wie man ihn häufig nannte – zauberte weiterhin wohltönende Klanglandschaften, am liebsten in epischen Dimensionen von mindestens 20 Minuten Länge. Wobei er in der Regel fast alle Instrumente selbst einspielte, was ihn schon seit 1973 zum Inbegriff des Multiinstrumentalisten werden ließ. Sein Stil, seine Kompositionen und seine Spielweise als Gitarrist sind unverwechselbar. Kein Wunder, dass es keine Coverversionen seiner instrumentalen Werke gibt. Doch musikalisch einflussreich war er und ist es geblieben.
Am 15. Mai 1953 wurde Michael Gordon „Mike“ Oldfield im englischen Reading geboren. Seine Kindheit war nicht gerade einfach. Seine Mutter litt unter schweren Depressionen, war alkoholkrank und Psychopharmaka-abhängig. In einem Interview mit der Times sagte Mike Oldfield: „Das Familienleben lief aus dem Ruder. Ich litt unter schweren psychischen Problemen und vergrub mich in der Musik.“
Auch er selbst hatte später mit Alkohol und Drogenproblemen zu kämpfen, befreite sich aber, unter anderem durch langjährige Psychotherapie.
Mike Oldfield war viermal verheiratet und hat sieben Kinder.
2017 äußerte er sich in einem Interview positiv zu Donald Trump und sagte, er hätte bei Trumps Amtseinführung gespielt, wenn er dazu eingeladen worden wäre. Im gleichen Interview erklärte er auch, dass er für den Brexit gewesen sei und den Austritt Großbritanniens aus der EU nach wie vor für richtig hielt.
Playlist zur Sendung zum 70. Geburtstag von Mike Oldfield
Artist / Track / Album / Label / Zeitplan
1. L.Shankar / Darlene (Kramladen-Themamusik) / Touch Me There / Zappa Records / 00:43
2. Mike Oldfield / Tubular Bells 4 Intro (Edit) / Tubular Bells 50th Anniversary Edition 2023 / Virgin, Universal / 04:02
3. Mike Oldfield / Return To Ommadawn Part II / Return To Ommadawn (2017) / Virgin EMI / 10:46
4. Mike Oldfield / Moonshine / Man On The Rocks / Virgin, EMI / 19:45
5. Mike Oldfield, feat. Sally Oldfield / To Be Free / Tres Lunas / WEA / 27:07
6. Mike Oldfield / Amarok / Amarok / Virgin / 34:05
7. Mike Oldfield / Sunlight Shining Through Cloud / The Millennium Bell / WEA / 42:14
8. Mike Oldfield / The Source Of Secrets / Tubular Bells III / WEA / 48:24
9. Mike Oldfield, feat. Roger Chapman / Shadow On The Wall / Crises / Virgin / 55:06
Die Radiosendung zum 70. Geburtstag von Mike Oldfield und zum 50-jährigen Jubiläum des Debüt-Albums „Tubular Bells“ wird am Do 18.05.2023 um 23 Uhr von Antenne Mains über UKW und DAB+ ausgestrahlt und läuft in Radio-Rebell am Fr 19.05. und Sa 20.05.2023 jeweils um 22 Uhr
Der Zusammenschnitt der Sendung über Mike Oldfield mit allen Moderationen und Interview-Takes, aber nur mit kurzen Musikausschnitten (die lediglich zur Dokumentation in geringer Bitrate von 112 kBit/sec. wiedergegeben werden) ist hier zu hören: