John Fogerty, Mr. CCR, zum 80. Geburtstag

Auch mit 80 geht er auf Nordamerika- und Europa-Tournee

Der Podcast zur Sendung

John Fogerty, musician, panel at SXSW 2025 in Austin, Texas in March 2025.

 

Wie ein Knebelvetrag eine große Karriere verhinderte

John Fogerty, ein brillanter, heute aber – zumindest in Europa – nur noch wenig bekannter Songschreiber, hätte einer der allergrößten amerikanischen Song-Autoren werden können, wäre er nicht durch aberwitzige Rechtsstreitigkeiten, skandalöse Knebelverträge und durch persönliche Probleme ausgebremst worden. Er war es, der Ende der sechziger und Anfang der siebziger Jahre all die großen Hits seiner Band Creedence Clearwater Revival geschrieben hat: „Proud Mary“, „Down On The Corner“, „Hey Tonight“, „Green River“, „Who’ll Stop The Rain“ oder „Bad Moon Rising“ – eine Serie der besten Rock’n’Roll-Singles jener Zeit. Und er war es, der als Sänger und Lead-Gitarrist den Sound und das Image von CCR geprägt hatte. Doch seine damaligen CCR-Begleitmusiker, mit denen er im Streit lag, spielten seine großen Hits unter dem Namen Creedence Clearwater Revisited von 1995 bis 2020 auf weltweit erfolgreichen Tourneen, während der Songautor selbst, John Fogerty, seine eigenen Songs live erst nicht spielen durfte und dann nicht mehr spielen wollte. Der Hintergrund für diese Absurdität war einer der krassesten Ausbeuterverträge in der Popgeschichte.

Das Paradebeispiel, wie man Musiker über den Tisch zieht

Ahnungslos und naiv unterschrieben John Fogerty und seine Band CCR einen Knebelvertrag mit dem Plattenboss von Fantasy Records Saul Zaentz, der sich den unerfahrenen jungen Musikern als Mentor anbot. Der clevere Geschäftsmann sicherte sich alle Rechte an den aktuellen und künftigen Songs von CCR.
Dank der Einmann-Hitfabrik John Fogerty erschienen von 1968 bis 1972 gleich 14 Top-Ten-Singles und fünf Top-Ten-Alben. Alleine in den USA verkauften CCR über 50 Millionen Alben. Weltweit wurde bislang eine Auflage von über 100 Millionen Tonträgern erreicht. Alleine das CCR-Album „Chronicle: The 20 Greatest Hits“ wurde 14 Jahre lang in den Billboard Hot 200 notiert. Die Erlöse in Millionen-Höhe landeten fast ausschließlich auf den Konten von Saul Zaentz.

Mit abgezockten Tantiemen-Einnahmen zum Filmruhm

Mit den kontinuierlich fließenden Riesengewinnen, die er nur aufgrund des unseriösen Platten-Vertrages einnahm, konnte er eine Filmproduktionsfirma gründen, die unter anderem mit Erfolgsfilmen wie „Einer flog über das Kuckucksnest“ (1975). „Amadeus“ (1984) und „Der englische Patient“ (1996) mehrere Oscars erhielt.

Gier und Zynismus. Der gnadenlose Mentor
Doch John Fogerty gegenüber blieb Saul Zaentz gnadenlos und entließ ihn nicht aus dem Knebelvertrag, verklagte ihn im Gegenteil wegen absurd konstruierter, angeblicher Vertragsverletzungen. John Fogertys ehemalige CCR-Bandkollegen hatten mit dem Plattenboss und Filmmogul Zaentz eine Vereinbarung über die Aufführungsrechte der CCR-Songs hinter dem Rücken von John Fogerty geschlossen, was der Songautor Fogerty als Verrat empfinden musste und was ihn zutiefst kränkte, zumal sein älterer Bruder Tom Fogerty, der die Rhythmusgitarre bei CCR bis 1971 gespielt hatte, ebenfalls auf der Seite des unlauteren Rechteinhabers Zaentz stand.

Die Songrechte schließlich zurückerkämpft
Erst 2023 konnte John Fogerty mitteilen, dass er „nach einem 50-jährigen Rechtsstreit nun die Rechte am weltweiten Katalog von CCR“ besitze.
„I got my songs back“, verkündete der nun legitime Rechteinhaber erleichtert und beglückt auf den Konzerten seiner letztjährigen Nordamerika- und Europa-Tour, die ihn auch nach Berlin führte. Auch für 2025, dem Jahr seines 80. Geburtstages – er wurde am 28. Mai 1945 in Berkeley, Kalifornien geboren – sind bis in den August dreizehn Konzerte gebucht, darunter am 25. Juni beim legendären Glastonbury-Festival in England.

 

John Fogerty

 

Der CCR-Hitkatalog live in concert
Auch wenn John Fogerty seit 1973 zehn Soloalben veröffentlich hat, besteht das aktuelle Konzertprogramm von John Fogerty and His Travelling Band zum weitaus überwiegenden Teil aus den Songs, die das Publikum von ihm erwartet, dem CCR-Hitkatalog der Jahre 1968 bis 1972. John Fogertys typische Stilmischung aus Rock’n’Roll, Rockabilly, Blues, Country und Mississippi-Boogie, damals Swamp Rock genannt, heute als Vorläufer des Americana-Genres bezeichnet, war Ende der sechziger, Anfang der siebziger Jahre das absolute Kontrastprogramm zum psychedelischen, hippie-esken Artrock jener Zeit.

Geradlinige Rocksongs statt verschnörkelter Pop-Kunst

Statt progressiver Konzeptalben und komplexer Songstrukturen lieferten CCR eine Rückbesinnung auf simple, rustikale Rockmuster mit markantem, puristischem und eingängigem Sound, der mit den damals angesagten kalifornischen Stilformen absolut nichts zu tun hatte, sondern sich klanglich und stilistisch mehr in den Südstaaten und im Mississippi-Delta verortete, was ungewöhnlich war für Musiker, die aus Kalifornien stammten. Vielen Kritikern waren die CCR-Songs damals zu konventionell und zu konservativ, wobei überhört wurde, dass mit den griffigen Melodien oft kritische Inhalte transportiert wurden. So handelte der Jukebox-Hit „Bad Moon Rising“ (1969) von apokalyptischen Naturgewalten, von Untergang und Zusammenbruch. Der Song „Run Through The Jungle“ (1970) war einer der ersten Rock-Songs gegen den Vietnamkrieg, und „Fortunate Song“ (1969) wurde verstanden als Solidarisierung mit den Unterprivilegierten.

Trump, der "Pharao mit gespaltener Zunge"
John Fogertys politisches Engagement setzte sich auch in seiner Solo-Ära fort. Bei der Anti-Bush-Tournee „Vote For Change“ im Oktober 2004 war er als einer der prominentesten US-amerikanischen Rockstars dabei. Im Titelstück seines Albums „Deja Vu (All Over Again)“ (2004) zog John Fogerty eine Parallele vom Vietnam- zum damaligen Irak-Krieg, wenn er sang: „Ich habe das alles schon einmal erlebt, es ist wie die Wiederkehr des Vergangenen.“
In seiner bis dato letzten Single-Veröffentlichung von 2021 „Weeping in the Promised Land“, einer Ballade mit Gospel-Elementen, lieferte er gesellschaftskritische Kommentare zu Black Lives Matter, zur Corona-Pandemie und zu Donald Trump („Pharao mit gespaltener Zunge, siehe, er kommt und spricht, zischend und spuckend sucht er nach Macht“).

 

John Fogerty at the 2011 Cisco Ottawa Bluesfest

 

Die Playlist zur Sendung "John Fogerty, Mr. CCR, zum 80. Geburtstag"

Artist / Track / Album / Label / Zeitplan
1. L.Shankar / Darlene (Kramladen-Themamusik) / Touch Me There / Zappa Records /
2. John Fogerty / Train Of Fools / Wrote a Song for Everyone / Vanguard
3. John Fogerty / Weeping In The Promised Land / Weeping In The Promised Land
4. John Fogerty / Mystic Highway / Wrote a Song for Everyone / Vanguard
5. John Fogerty / Keep On Chooglin' / The Long Road Home / Universal
6. Creedence Clearwater Revival / Hey Tonight / Pendulum / Fantasy Records
7. Creedence Clearwater Revival / Bad Moon Rising / Green River / Fantasy Records
8. Creedence Clearwater Revival / Run Through The Jungle / Cosmo’s Factory / Fantasy Records
9. John Fogerty / Deja Vu All Over Again / Deja Vu All Over Again / Geffen
10. John Fogerty feat. Jennifer Hudson, Allen Toussaint and The Rebirth Brass Band / Proud Mary / Wrote a Song for Everyone / Vanguard
11. Beyonce / Proud Mary / Kennedy Center Honors 2005 (Tina Turner Tribute) / The Kennedy Center Honors

 

Die Sendung "John Fogerty, Mr. CCR, zum 80. Geburtstag" wird von Antenne Mainz über DAB+ und UKW ausgestrahlt: am Do 29.05. um 23 Uhr und am So 01.06.25 um 22 Uhr - und läuft in Radio-Rebell vom 30.05. bis 01,06.25 jeweils um 22 Uhr

 

Der Zusammenschnitt der Sendung "John Fogerty, Mr. CCR, zum 80. Geburtstag" ist als Podcast hier zu hören

 

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