Hubert von Goisern – zum 70. Geburtstag des Austro-Weltmusikers

Er gilt als einer der wichtigsten Musiker und Songschreiber Österreichs der Jetztzeit

Hubert von Goisern 2015, (Foto: jm42266.©-Joergens.mi_Wikimedia Commons)

 

Globaler Pop, der in der alpinen Volksmusik wurzelt - so könnte man die Musik des Austro-Weltmusikers Hubert von Goisern beschreiben. „Alpenglüh-Rocker”, “Volksmusik-Anarchist”, „Ober-österreichischer Pop-Kosmopolit“, der „Peter Gabriel aus dem Salzkammergut“, so wurde Hubert von Goisern in verschiedenen Publikationen genannt.
Am 17. November 1952 wurde Hubert Achleitner in Bad Goisern am Hallstättersee geboren. Sein Heimatort war ihm bald zu eng und sein Nachname zu spießig. Er wanderte nach Südafrika aus, lebte später In Kanada und zog weiter auf die Philippinen. Als er 1984 nach Österreich zurückkam, beschloss er die Volksmusik seiner Heimat mit Rockenergie aufzuladen. Er lernte den Musiker Wolfgang Staribacher kennen, der ähnliche Vorstellungen hatte. Beide gründeten die Band Alpinkatzen. Aus dieser Zeit entstammt Hubert Achleitners Künstlernamen. Die Keimzelle der Alpinkatzen war das Duo der Wolfi aus Wien und der Hubert von Goisern. 1988 erschien das erste Album „Alpine Lawine“, das bis dato letzte „Zeiten und Zeichen“ wurde im August 2020 veröffentlicht. Zuvor kam sein literarisches Debüt auf den Buchmarkt, sein viel gelobter Roman „flüchtig“.
Auch das jüngste Album „Zeiten und Zeichen“ ist textlich wie musikalisch außergewöhnlich gut gelungen. Vom beeindruckenden Opener „Freunde (das Leben ist lebenswert)“, der Rap und Oper zusammenbringt und die Geschichte des Komponisten Franz Lehar und dessen zweifelhaftes Verhältnis zu den Nazis anreißt bis zur launig gespielten „Tierischen Polka“ mit großem Kinderchor am Ende. Ganz großes Musikkino ist der 7.1/2-lange Titel Nr. 2 „Sünder“ mit den tonangebenden Instrumenten Xylophon, Fiddle zu Beginn und mit einem losdonnernden Refrain, der die „Power“ aus vielen Kehlen beschwört und fordert.

Hubert von Goisern / Sünder / Zeiten und Zeichen

 

Seit seinem Debutalbum von 1988 zählt Hubert von Goisern zu den wichtigsten musikalischen Persönlichkeiten, die Österreich je hervorgebracht hat, weil er das regionale Musikerbe seiner Heimat auf außergewöhnliche Weise mit den Musikkulturen der Welt zu verbinden wusste. Einen guten Eindruck vom musikalischen Markenzeichen, dem gejodelten Alpenrock der Hubert von Goisern-Band gibt der Eröffnungstitel des Albums Federn live 2014-2016 „Des gibt’s nur alle 100 Jahr“ - und gibt’s jetzt hier, wenn das Video angeklickt wird.

Hubert von Goisern / Alle 100 Jahr / Federn live 2014-2016

 

Das interessierte Konzertpublikum freut’s, das zu hören: den volksmusikalischen Akkordeonton und die traditionellen alpenländischen Volksmusikelemente mit Gejodel und Mitsing-Refrain, aber gänzlich ohne Hinterwäldler-Kitsch, sondern mit Rock-Power elektrifiziert und mit satten Rhythmus-Grooves aufgedonnert und mit frechen, ironischen Slang-Texten im Sprechgesang – das gibt’s nur alle 100 Jahr, nein, das gibt’s fast jedes Jahr von Hubert von Goisern, denn dieser Musiker und Songschreiber ist ungemein produktiv und lässt fast jedes, zumindest jedes zweite Jahr mit einer neuen Veröffentlichung oder Aktion oder Tour aufhorchen. Mal kuratiert er eine Ausstellung, mal schreibt er Filmmusik, veröffentlicht eine neue CD oder DVD, oder geht auf Konzertreise durch die halbe Welt. Er hat ein Album mit tibetischen Musikern gemacht, desgleichen mit afrikanischen Musikern, er hat sogar ein Mode-Kollektion entworfen, er schrieb und produzierte den Soundtrack zum Kinofilm „schlafes Bruder“, veröffentlichte zwei Alben mit von ihm neu bearbeiteten traditionellen österreichischen Volksliedern, genannt Trad 1 und 2, er beteiligte sich unter anderem an Festivals in Ägypten 2001, Senegal 2003 und Mali 2005, präsentierte eine Klanginstallation in den Dachstein-Eishöhlen, komponierte als Auftragskomposition interessanterweise eine Stadionhymne für die Fußballer von „Red Bull Salzburg“; von 2007 bis 2009 schipperte er mit einem zur Bühne umgebauten Lastschiff mit Wohnmöglichkeit für die gesamte Band plus Gäste von Linz aus über die Donau bis zur Nordsee, ging vielerorts vor Anker und gab überall Konzerte, meist mit bekannten Gastmusikern aus der jeweiligen Region. 2014 komponierte er die Begleitmusik zum Kinofilm „Österreich von oben und unten“, eine bebilderte Reise durch die Alpenrepublik. Dann kam „Goisern goes America“ mit der country-inspirierten Federn-Tour, die ihn zwischen 2014 und 2016 durch Europa und bis nach New York, Washington D.C. und Austin/Texas führte. Und überall zeigte er, dass er ein politisch denkender Mensch ist und sich als kritischer Zeitgenosse einmischt. In seinem Blues Snowdown aus dem Album Federn von 2015 spielt er mit dem Wort „Snowdown/Showdown“ und mit der Assoziation Snowden, dem Whistleblower. Im Text heißt es:
„Die Wahrheit, die bittet um Asyl, aber bekommen tut sie es nie“. Scheinbar harmlos beginnt der Song mit einem Akkordeon-Bass, der nach Tuba und nach Ländler klingt, aber dann kommt’s doch ganz anders.

Hubert von Goisern / Snowdown / Federn live

 

Klare Worte hört man von Hubert von Goisern häufig, ob in Interviews oder in seinen Liedtexten, wie im alpenländischen Blues „Snowdown“ aus dem aktuellen Live-Doppelalbum „Federn Live“, obwohl er auf die Frage, ob er eine Botschaft habe, mit einem Billy Wilder Zitat antwortete: „ Wann wer a Botschaft hot, dann soll er a Telegram schreim.“
Ein Missionar will er nicht sein. Aber nach seiner USA-Reise sagte er unmissverständlich: „Wo man sich denkt, Amerika ein reiches Land, die schöpfen aus dem Vollen. Aber da gibt es sehr, sehr viele Verlierer. Und die prägen die Grundstimmung in diesem Land und die ist eine von Ignoranz und auch Angst.“
Im Jahr 2014 überraschte Hubert von Goisern mit dem Album „Steilklänge“ - Untertitel „Musikalische Traditionen aus den Alpen , ausgewählt von Hubert von Goisern“ - musikalische Fundsachen von klassisch bis folkloristisch, von ernst bis schräg. „Eine Annäherung an 150 Jahre musikalischer Geschichte aus dem Alpenraum.“ Hubert von Goisern erhielt den Auftrag für eine Ausstellung auf der Franz-Josefs-Höhe der Großklockner Alpenstrasse eine Auswahl von Musik und Klängen aus sechs Alpenländern zusammenstellen. Für ihn war das ein willkommener Anlass, sich erneut intensiv mit den musikalischen Traditionen der alpinen Kultur auseinanderzusetzen. Im Booklet schreibt er: „Traditionen, insbesondere musikalische, üben einen Zauber auf uns aus. Sie sind uns Inspiration, Reibefläche, Übereinstimmungsmerkmal oder bewirken das Gegenteil: Abgrenzung und Ausgrenzung.“ Im Album „Steilklänge“ hört man nicht nur alpenländische folkloristische Musik, sondern z.B. auch das Glockenläuten von Fastnachtsbräuchen im Tiroler Pitztal, „die Glocken der Singesler“, der Narrenfiguren des Tiroler Oberlandes, hört eine Folkloregruppe aus dem italienischen Aostatal, eine Schafherde im Südtiroler Schnalstal. Man hört einen Maultrommel-Künstler aus der Schweiz. Der Mann heißt Anton Bruhin und versinnbildlicht mit seinem Maultrommelspiel den Flug einer Mücke, was ebenso beeindruckend wie lustig ist.

Anton Bruhin / Die Mücke / Steilklänge

 

Was man einer Maultrommel und dem dazugehörigen Menschenmaule an Klangfarben entlocken kann, das demonstrierte der Schweizer Maultrommelspieler Anton Bruhin, enthalten im von Hubert von Goisern zusammengestellten Album „Steilklänge“ mit historischer und neuzeitlicher Musik aus dem Alpenraum. Dazu gehört auch ein hörenswerter Frauenchor aus dem Slowenischen Kastice und die lustigen Gstanzln aus Oberbayern von Kraudn Sepp.
Als Abschluss seines Zusammenstellalbums alpenländischer Musikperlen mit dem Titel „Steilklänge“ wählte Hubert von Goisern seinen eigenen Titel „Juchitzer“ aus dem Album „Wiia die Zeit vergeht“ von 1994 mit einem Jodel-intro seiner damaligen musikalischen Partnerin Zabine Kapfinger von den Alpinkatzen

Alpinkatzen / Juchitzer / Steilklänge

 

Seit 1988 die Alpinkatzen um Hubert von Goisern ihr erstes Album veröffentlichten und in ihren Konzerten von Nobodys zum Geheimtipp und schließlich zu Stars des alpinen Folkrock aufstiegen, seit damals kennt man deren Musikkonzept, das überlieferte Lieder und Volksmusik mit Rock, Blues, Weltmusik, Reggae etc. großartig verbindet. Im November 1994 auf dem Höhepunkt ihres Erfolges löste Hubert von Goisern die Band Alpinkatzen auf. Es war ihm alles zu viel, zu groß, zu verrückt geworden, er fühlte sich ausgebrannt und leer und begann wieder zu Reisen
Seine Jodel-Partnerin bei den Alpinkatzen Sabine Kapfinger war darob sehr enttäuscht, sie hätte noch ewig mit den Alpinkatzen weiter machen wollen, sagte sie damals in einem Interview. Aber nach kurzem Rückzug ins Privatleben und nach einer Denkpause erfand sie sich neu als Zabine mit Z geschrieben, sie schrieb ihre eigenen Songs, jodelte zu Drum and Bass-Patterns, legte tibetische und afrikanische Melodie-Samples über Dance-Beats und verband die kleine Tiroler Welt ihres Heimatdorfs mit der globalen Welt des Planeten Pop. Österreich dankte es ihr, so wurde Zabine gleich zweimal mit dem Amadeus-Award ausgezeichnet. Im Funky-Titel „Aussie“ schwärmt sie von einem Waldspaziergang mit Vogelgezwitscher und ausgeschaltetem Hirn, im Sinne von: nix mehr denken, nur noch intuitiv jodeln. Und da hört sich Zabine ein wenig an wie eine österreichische Björk.

Zabine / Aussie / Transalpin

 

Sabine Kapfinger, alias Zabine, überraschte 2001 mit ihrem innovativen Stilmix ihres Albums „Transalpin“. Leider kam danach nicht mehr viel an Musik von ihr. Sie gehörte damals nur kurzzeitig zu den großen Hoffnungen der jungen österreichischen Popszene. Später trat sie in Tanzshows auf und war zwischen 2011 und 2013 Jurymitglied in der Talentshow „Die große Chance“ des ORF. Im Juli 2022 erschien ihr neues Album „Host as ghead“.
Ihr Entdecker und Mentor Hubert von Goisern, den sie zwischen 1992 und 96 als Alpine Sabine bei den Alpinkatzen gesanglich unterstütze, er stieg allmählich zu einer der wichtigsten musikalischen Persönlichkeiten Österreichs auf, weil er das regionale Musikerbe seiner Heimat auf außergewöhnliche Weise mit den Musikkulturen der Welt verband. Nach Auflösung seiner Band Alpinkatzen ging er, wie zuvor schon auf Reisen durch die Welt und produzierte im Jahre 1998 als Reflexion seiner musikalischen Reise-Erfahrungen ein afrikanisches und ein tibetisches Album, jeweils gemeinsam mit Musikern der Gastländer aufgenommen. Damit spielte er die österreichische Volksmusik endgültig aus dem Alpen-Ghetto heraus, ganz nach dem Grundsatz: Lokal denken und global musikalisch handeln, im Takt der Jodler und Jauchzer genauso wie im Rhythmus des Global Beat. Alles begann mit einem Buben, der in seinem Tiroler Heimatkaff Bad Goisern Musik machen wollte. Da es in diesem Provinznest keine andere Möglichkeit gab, spielte er in der örtlichen Blaskapelle mit. Doch mit zunehmenden Jahren und wachsenden Haaren wuchs auch sein nonkonformistisches Bewusstsein. Er wollte die Klischees der blasmusikalisch-folkloristischen Schein-Idylle aufbrechen und flog prompt aus der Kapelle. Nach ausgedehntem, auch musikalischem Vagabundieren beschloss er, seine eigene, neuzeitliche, weltoffene Volksmusik zu machen. Schluss mit dem verstaubten Spießertum.

 

Hubert von Goisern in Bad Ischl (Foto: Sarah-Marchant-CC-BY-SA-4.0-httpscreativecommons.orglicensesby-sa4.0-via-Wikimedia-Commons)

 

Die Volksmusik gehört nicht den Dicken-Backen-Blasmusi-Traditionalisten, sondern allen. In der Folgezeit haben Hubert von Goisern und seine Alpinkatzen die Jodler und Schuhplattler, die Folklore der Lederhosen und Trachtenkapellen musikalisch total rundumerneuert.
Wie gut die afrikanischen Königstrommeln von Kasulu zu alpinen Jodlermelodien passen, zeigt der kurze „Anreisejodler“ aus Hubert von Goiserns afrikanischem Solo-Album Gombe

Hubert von Goisern / Anreisejodler / Gombe

 

Afrika und Alpenland mischt sich in Hubert von Goiserns Album Gombe aus dem Jahre 1998. Dieses Afrika-Album Gombe war entstanden, nachdem er die berühmte britische Menschenaffen-Forscherin Jane Goodall kennen gelernt hatte. Mit einem Fernsehteam besuchte er sie im nigerianischen Gombe, drehte eine Dokumentation über sie und produzierte dem Soundtrack zum Film mit afrikanischen Musikern.
Über seine Erlebnisse mit der Verhaltensforscherin Jane Goodall, die sich damals schon seit 36 Jahren mit der Erforschung des sozialen Verhaltens von Schimpansen beschäftigt hatte, schrieb Hubert von Goisern nach seiner Rückkehr nach Europa.
„Die Ergebnisse ihrer Arbeit haben alle Theorien über die Unterschiede zwischen Menschen und Tieren über den Haufen geworfen. Schimpansen – immerhin fast 99 Prozent ihrer Erbmasse sind mit der des Menschen identisch – sind lernfähig, erzeugen und benutzen Werkzeuge und können in einer einfachen Sprache Informationen austauschen. Darüber hinaus gibt es ein soziales Verhalten, das man in der Tierwelt nicht für möglich hielt. Schimpansen sind genauso wenig friedfertig wie Menschen. Sie führen Kriege gegeneinander; sogar Kannibalismus konnte Jane Goodall bei den Schimpansen im Gombe Nationalpark beobachten.“ Und im Booklet zu seinem Album Gombe Afrika schreibt er:
„Vielleicht gibt diese CD etwas von dem weiter, was ich seit jenem ersten Abend in mir trage: Die Hitze, die sich schon in den Morgenstunden wie eine schwere Hand auf alles legt, den Geruch der Erde, das Langsamer-, aber dafür Feiner-Werden der Sinne, das sanfte Streicheln der Wellen über die Kieselsteine des Tanganika-Sees, die Wildheit des Paradieses und seinen Zauber.“

Hubert von Goisern / Afrika / Iwasig

 

Afrika-impressionen und Zukunfsthoffnungen formuliert der Song „Afrika“ aus dem Album Iwasig von 2002. Vor seinem Besuch der Verhaltensforscherin Jane Goodall in Afrika war schon seine Tibet-Reise durch eine Begegnung mit einer anderen ihn beeindruckenden Frau ausgelöst worden. Die aus Tibet stammende österreichische Obfrau der Organisation „Save Tibet“ lud ihn in ihr Heimatland ein.
Er verbrachte sechs Wochen in Tibet und stellte bald fest, dass all die Geschichten der Unterdrückung in Tibet leider der Wahrheit entsprachen: es gab dort keine Freiheit.
Hubert von Goisern trat dann noch eine weitere Reise an – diesmal nach Dharamsala, dem indischen Exil des Dalai Lama. Es folgte eine Begegnung mit Seiner Heiligkeit dem Dalai Lama und ein erneutes Treffen mit den ebenfalls im Exil lebenden tibetischen Künstlern des „Tibetan Institute of Performing Arts“, abgekürzt TIPA. Anfangs wurden die ersten Aufnahmen von tibetischen Volksliedern mit seinem mobilen Tonstudio in Dharamsala gemacht, danach lud Hubert von Goisern vier der tibetischen Künstler nach Salzburg ein. Das Resultat der entstandenen Aufnahmen war die CD Inexil Tibet. Im Titel „Akupemba“ grundiert ein reggae-ähnlicher Poprhythmus ein traditionelles Volkslied aus der tibetischen Provinz Amdo

Hubert von Goisern / Akupemba / Inexil Tibet

 

Hubert von Goisern, der vielleicht wichtigste Pop-Weltmusiker Österreichs zelebriert seinen musikalischen Kosmos spielerisch unter anderem auch im Song „der Dasige“, zu deutsch „der Einheimische“ aus seinem Album Fön aus dem Jahre 2000, das auf die beiden Weltmusikalben, das tibetische Inexil und das afrikanische Gombe folgte. Da mixt er das musikalisch Einheimische, den Zwiefachen aus Tirol mit bluesigem Barjazz, mit karibischen Steelband-Klängen, mit Salsa-Anklängen und Reggae/Ska-Rhythmik. Das alles frech, witzig und mitreißend gespielt und dabei über einen Horizont verfügend, der über den Tellerrand des typischen Pop um Meilen hinausweist.

Hubert von Goisern / Da Dasige / Fön

 

„Da Dasige“, der Einheimische, ist mit der ganzen Welt verbunden in der Musik von Hubert von Goisern, dem wichtigsten weltmusikalischen Botschafter Österreichs. Sein Album Fön vereinte alle Qualitäten seiner früheren Band Alpinkatzen und ging noch darüber hinaus in der Verbindung von Groove und Sentiment, Jodlern und Rock-Energie, Liebesliedern und einem bösen Abgesang auf Jörg Haider und alle Populisten dieser Welt.
2005 nahm Hubert von Goisern gemeinsam mit seiner Band am großen afrikanischen Wüstenfestival in Mali teil. In der Nacht nach dem Festival schrieb er in sein Tagebuch. „Es ist der gleiche Himmel wie zu Hause, nur ein anderer Ausschnitt“. Er liegt im Sand der Wüste von Mali, es ist die Nacht nach einem chaotischen Konzert während einer chaotischen Afrika-Reise und er versucht, seine Gedanken zu ordnen, „es ist der gleiche Himmel. Es ist die gleiche Welt, nur ein anderer Kontinent. Die Frage, was ich hier soll, stellt sich gar nicht. Ich bin da.“
Im September 2011 erschien sein erfolgreiches Album „ENTWEDERundODER“, in dem sich der Alpenrocker und Weltmusiker ausgesprochen kraftvoll, stilistisch abwechslungsreich und energiegeladen präsentierte. Die erste Single „Brenna tuats guat“ lief damals sogar im Formatradio und stand in Österreich von Mitte Oktober bis Mitte November 2011 auf Platz 1 der Charts.
Im Text „kotzt er sich über Schuldengipfel, Gier und Geld im Allgemeinen aus - in einer Zeit, in der zornige Bürger das Frankfurter Bankenviertel mit Zeltstädten umschließen und ‚Occupy the Wall Street’ täglich Zulauf findet“, schrieb die Frankenpost. Weitere Textthemen des „mitreißenden Polka-Rock“ wie die Badische Zeitung kommentierte, sind Korruptionsskandale in der Politik und Biosprit, für dessen Erzeugung Weizen verbrannt werde, während Millionen von Menschen Hunger erleiden.
Konstantin Wecker übersetzte den Refrain ins Hochdeutsche: „Jeder weiß, dass Geld nicht auf der Wiese wächst. Und essen kann man es auch nicht, aber es brennt gut. […] Wenn wir noch lange so weiterheizen, brennt der Hut.”

Hubert von Goisern / „Brenna tuats guat“ / ENTWEDERundODER

 

Im Mai 2015 erschien von Goiserns Album „Federn“, eine eigenwillige musikalische Auseinandersetzung mit der US-amerikanischen Countrymusic – ausgehend von der These, dass US-Country und alpenländische Volksmusik sehr viel mehr miteinander verbindet, als man gemeinhin annimmt. Die darauf folgende Tour, die Hubert von Goisern und Band auch über den großen Teich bis nach New York und in die texanische Country-Metropole Austin führte, belegte die Richtigkeit der These eindrucksvoll. Seit April 2017, dem Erscheinen des Doppelalbums „Federn Live 2014-2016“ mit Live-Aufnahmen, die zum Teil in den USA entstanden sind, kann man sich davon überzeugen.
Nach seiner diesjährigen, erfolgreichen „Zeiten und Zeichen“-Tour, die am 2. November in Salzburg endete, wird im nächsten Jahr eine Fortsetzung folgen.
Unter der Überschrift „Neue Zeiten Alte Zeichen“ geht Hubert von Goisern mit Band ab Mai 2023 erneut auf große Tour durch Deutschland und Österreich. 16 Konzerte sind bis September 2023 geplant. Weitere sollen folgen.

Hubert von Goisern und Band, Donauinselfest 2007 (Foto: Tsui-CC-BY-SA-3.0-httpcreativecommons.orglicensesby-sa3.0-via-Wikimedia-Commons