Der Sänger und Kopf der australischen Band Men at Work, seit 1987 als Singer-Songwriter solo unterwegs, wurde am 29.06.1953 geboren
Colin Who? – Colin Hay ist einer der erfolgreichsten Pop-Songschreiber der 80er Jahre. Doch sein Name ist den Wenigsten geläufig. Fügt man hinzu: er war der Sänger der australischen Band Men At Work und komponierte den Megahit „Down Under“ – dann hört man sofort: „Achso, ja klar, der von ‚Down Under‘“. Dieser Song, dessen musikalische Grundidee vom Men at Work-Leadgitarristen Ron Strykert stammte und 1981 im Album „Business As Usual“ veröffentlicht wurde, ist gleichermaßen Segen und Fluch für den Sänger und Hauptsongschreiber Colin Hay. Einerseits hatte er alleine wegen dieses Radiohits und wegen der stetig sprudelnden Tantiemeneinnahmen ausgesorgt. Im November 2022 wurde bekannt, dass der Song die Marke von einer Milliarde Streams auf allen Plattformen überschritten hatte. Anfang 2022 erschien eine Drum’n’Bass-Neufassung des 40 Jahre alten Hits, bearbeitet vom australischen DJ und Produzenten Luude. Der von Colin Hay neu eingesungene Remix von „Down Under“ wurde inzwischen über 20 Millionen Mal gestreamt.
Andererseits musste der Songschreiber Colin Hay Jahre lang damit leben, auf diesen einen Hit reduziert zu werden, obwohl er auf seinen bislang 15 Soloalben viele, nicht weniger gute Songs – allerdings ohne vergleichbaren Erfolg – veröffentlicht hatte.
Dazu kam noch die Plagiatsklage eines australischen Musikverlages, der angab, dass zwei Takte der Flötenmelodie des Songintros übereinstimmen würden mit der Melodie eines 1934 geschriebenen Pfadfinderliedes mit dem Titel „Kookaburra Sits in the Old Gum Tree“, an dem der Verlag die Rechte besaß. Die zweifelhafte Copyright-Klage brachte dem Verlag eine Schadenersatzsumme von umgerechnet 670.000,- Euro ein. Bei Tantiemeneinnahmen über die Jahrzehnte in Höhe von schätzungsweise 35 Millionen Euro für diesen einzelnen Song dürfte die Schadenszahlung an den Verlag zu verkraften gewesen sein.
Colin Hay hatte für Men at Work weitere Erfolgssongs geschrieben wie „Who Can It Be Now“, „Overkill“ und „It’s A Mistake“, konnte aber in seiner anschließenden Zeit als Solist an diese großen Erfolge nicht mehr anknüpfen. Nach der Trennung von Men at Work 1986, tingelte er jahrelang solo nur mit seiner Gitarre durch kleine Clubs, spielte vor 20-100 Gästen, ließ sich davon aber nicht beirren. Kontinuierlich gab er Konzerte und veröffentlichte bis dato 15 überwiegend hörenswerte Soloalben, ohne
Inzwischen ist der am 29.06.1953 in Schottland geborene, als 14-jähriger mit seiner Familie nach Australien ausgewanderte, dort mit Men at Work zu Ruhm gekommene und seit 1989 in Kalifornien lebende Singer-Songwriter eine konstante Größe in der Westcoast-Szene. Im April 2023 war er mit Begleitband auf einer 14 Konzerte umfassenden Tour, von September bis Oktober 2023 wird er als Mitglied von Ringo Starr’s All Starr Band 19 Auftritte in den USA absolvieren. Ringo trommelt übrigens auf dem Titelstück des jüngsten Albums „Now And The Evermore“ von Colin Hay, das weitere musikalische Beatles-Bezüge aufweist und von der US-Kritik positiv bewertet wurde.
Der Kramladen porträtiert Colin Hay zu seinem 70. Geburtstag, wobei u.a. auch Ausschnitte aus einem Interview zu hören sind, das der Kramladen-Gastgeber 1997 mit Colin Hay führen konnte. Manche der Interviewaussagen bleiben für ihn zeitlos gültig. In seinem Song „Keep On Walking“ aus seinem Soloalbum „Peaks & Valleys“ von 1997 singt er: „Geh immer weiter all die meilenlangen Wege. Vielleicht kommen wir an, vielleicht auch nicht. Im Grunde ist das gar nicht von Bedeutung.“ Auf die Frage, ob aus diesem Songtext die Weisheit eines älter und erfahrener gewordenen Mannes spricht, oder ob hier Resignation ausgedrückt werde, antwortete Colin Hay: „Ich hoffe nicht, dass das Resignation ist. Es ist der Gedanke von ständigem Bemühen und hoffentlich eintretender Belohnung. Man sollte nicht alle Hoffnung investieren in ein bestimmtes Ziel. Wenn man sein ganzes Leben lang nach einer bestimmten Erkenntnis sucht und am Lebensende hat man sein Ziel nicht erreicht, was hatte das Leben dann für einen Sinn? Aber wenn du dein Ziel auf die Gegenwart lenkst und dich drum kümmerst, wer du bist und wo du stehst, dann glaube ich, hat man eher die Chance zu erkennen, was schön ist in dieser Welt.“
Im gesellschaftskritischen Song zum Abschluss seines letzten Albums „Now And The Evermore“, das im April 2022 veröffentlicht wurde, singt er im Refrain: „When does the end begin?“
Playlist der Radiosendung zum 70. Geburtstag von Colin Hay
Artist / Track / Album / Label
1. L.Shankar / Darlene (Kramladen-Themamusik) / Touch Me There / Zappa Records /
2. Colin Hay / Undertow / Now And The Evermore / Compass Records
3. Colin Hay / Agatha Bell / Now And The Evermore / Compass Records
4. Colin Hay / Waiting For My Real Life To Begin / Topanga / Line Records
5. Colin Hay / Waiting For My Real Life To Begin / Going Somewhere / Hypertension Music
6. Men at Work / Down Under (live) / Rock The Millennium / Imperial Collections
7. Luude feat. Colin Hay / Down Under / Down Under / Sweat It Out
8. King Stingray / Down Under (Under The Sun) / Come And Say G’day / Tourism Australia
9. Men at Work / Who Can It Be Now / Business As Usual / CBS
10. Ringo Starr’s All Starr Band / Who Can It Be Now / Live at the Greek Theater 2019 / BFD
Die Radiosendung wird am Do 29.06.2023 von Antenne Mainz über DAB+ und UKW ausgestrahlt und läuft in Radio-Rebell am Fr 30.06. und Sa 01.07.2023 jeweils um 22 Uhr
Der Zusammenschnitt der Radiosendung mit allen Moderationen, Interview-Ausschnitten und kurz angespielten Songs (nur zur Dokumentation) ist als Podcast hier zu hören:
Das aktuelle Album von Colin Hay „Now and the Evermore“ kann hier bezogen werden.
Hier ist ein Interview zu hören, das ich am 11.03.1997 mit Colin Hay führen konnte. Zuvor hatte er ein Solokonzert im Frankfurter Club Sinkkasten vor vielleicht 20-25 Besuchern gegeben.
Von dem über 40 Minuten langen Interview, das im hr aufgenommen wurde, waren in meiner damaligen Sendung „Volkers Kramladen“ (am 13.03.1997) nur wenige Ausschnitte zu hören: