Konzertbericht “52 Jahre The Beatles Let It Be”

Jubiläumskonzert & Lesung

The Lonely Hearts Club Band (Musik), Volker Rebell (Lesung)

Lonely Hearts Club Band & VR (Foto: Gerd Coordes)

Konzertbericht "52 Jahre The Beatles Let It Be"
Frankfurt Die Fabrik 17.03.2022
Hanau-Wilhelmsbad Comoedienhaus 08.04.2022

Aus den Jubiläumskonzerten „50 Jahre The Beatles Let It Be“ musste wegen mehrfacher Terminverschiebungen corona-bedingt in zwei Fällen die Überschrift geändert werden in „52 Jahre Let It Be“.
Daraus ergab sich allerdings keinerlei Beeinträchtigung – weder beim Publikumsinteresse, sprich Konzertbesuch, noch bei der positiven Resonanz der Konzertbesucher auf unsere Auftritte
am 17.03.2022 in der Fabrik, Frankfurt-Sachsenhausen und am 08.04.2022 im Comoedienhaus in Hanau-Wilhelmsbad:
„52 Jahre The Beatles LET IT BE“ - Jubiläumskonzert + Lesung
Musik: The Lonely Hearts Club Band, in der Besetzung Robby Schmidt, voc, keyb, g | Axel Weimann, g, b, voc | Martin Grieben g, b, voc. | Peter Zettl, dr | bzw. Thomas Kurek, dr (der am 17.03. kurzfristig für den erkrankten Peter Zettl eingesprungen war)
Lesung und musikalische Mitwirkung: Volker Rebell
Alle Album-Songs wurden live gespielt und kommentiert.

Freunde und Fans aus dem Publikum haben uns Fotos und Handy-Videos von beiden Shows zur Verfügung gestellt.
Armin schickte uns Fotos und Videoausschnitte vom Konzert in der Fabrik, die hier zu sehen sind:

Lonely Hearts Club Band + Volker Rebell. Die Fabrik, Frankfurt (Foto: Karin Wagner)

Lonely Hearts Club Band + Volker Rebell. Die Fabrik, Frankfurt (Foto: Karin Wagner)

Lonely Hearts Club Band + Volker Rebell. Die Fabrik, Frankfurt (Foto: Karin Wagner)

Lonely Hearts Club Band + Volker Rebell. Die Fabrik, Frankfurt (Foto: Karin Wagner)

Lonely Hearts Club Band + Volker Rebell. Die Fabrik, Frankfurt (Foto: Karin Wagner)

Heidrun schickte uns Fotos und Videoausschnitte vom Konzert im Comoedienhaus, die hier zu sehen sind:

Lonely Hearts Club Band + Volker Rebell. Comoedienhaus, Wilhelmsbad (Foto: Heidrun Kaiser)

Lonely Hearts Club Band + Volker Rebell. Comoedienhaus, Wilhelmsbad (Foto: Heidrun Kaiser)

Lonely Hearts Club Band + Volker Rebell. Comoedienhaus, Wilhelmsbad (Foto: Heidrun Kaiser)

 

Zum Inhalt des Konzertprogramms – und zur Vorgeschichte des Albums „Let It Be“:
Vor 52 Jahren – genau am 06.03.1970 – erschien mit „Let It Be“ die letzte Single der Beatles in Europa. (In den USA wurde am 11. Mai 1970 mit „The Long And Windig Road“ noch eine weitere Single veröffentlicht.) Fünf Wochen später – am 10. April 1970 – erklärte Paul McCartney seinen Ausstieg aus der Band und besiegelte damit das Ende der Beatles. Schon sieben Tage später erschien sein erstes Solo-Album „McCartney“.
Als das letzte Beatles-Album „Let It Be“ am 8. Mai 1970 auf den Markt kam, gab es die Beatles bereits nicht mehr. Auch Ringo hatte sein Solo-Debut „Sentimental Journey“ inzwischen schon veröffentlicht (am 27. März 1970) und John Lennon war mit dem Album „Live Peace In Toronto“ seiner Plastic Ono Band schon im Dezember 1969 vorgeprescht. Nur George Harrison ließ sich mit seinem Soloalbum „All Things Must Pass“ bis November 1970 Zeit, überraschte dann aber gleich mit einem Dreifach-Album.

Nur Frust und Lustlosigkeit?

Die Songs des Albums „Let It Be“ entstanden bereits im Januar 1969. Doch die Spannungen und Querelen in der Band hatten damals ein derart unerträgliches Ausmaß erreicht, dass keiner mehr Lust hatte, an den unbefriedigenden Aufnahmen noch weiter zu arbeiten. Frustriert legte man die Bänder erst mal auf Eis. Die Songs waren in einem ungemütlichen und kalten Filmstudio aufgenommen worden, gleichzeitig filmte ein Kamerateam alles, was im Studio passierte, also auch die persönlichen Auseinandersetzungen und Streitereien.
Aus vertraglichen Gründen sahen sich die Beatles gezwungen, noch einen Kinofilm abzuliefern. Die Idee des Films und des Albums war, die Beatles beim Ausarbeiten, Arrangieren und Aufnehmen neuer Songs zu beobachten, also den kreativen Entstehungsprozess eines Beatles-Albums zu dokumentieren.

Die musikalische Vorgabe lautete: zurück zu den Wurzeln, keine Studiotricks, keine Overdubs; die Band sollte wie in ihren Anfangszeiten live zusammenspielen. Eine ehrliche, authentische Musik sollte entstehen. Und das geschah auch, zumindest bei den Basis-Aufnahmen. Allerdings wurden die unfertigen Bänder an den Produzenten Phil Spector übergeben, mit dem Auftrag, ein klanglich und kommerziell attraktives Album aus den unbefriedigenden Songaufnahmen zu erstellen. Der von John, George und Ringo eingesetzte neue Beatles-Manager Allen Klein, den Paul rigoros ablehnte, hatte den finalen Produktionsauftrag an Spector erteilt, mit ausdrücklicher Zustimmung von John und George. Paul sei darüber nicht informiert gewesen.
Phil Spector, berühmt und berüchtigt für seinen bombastischen, oft überladenen „Wall Of Sound“ wurde seinem Ruf gerecht und überfrachtete etliche Ursprungsaufnahmen der Beatles mit zuckrigen Streicher-Aarrangements und Hollywood-ähnlichen Frauenchören.
Paul McCartney war entsetzt. John Lennon äußerte sich zufrieden. George und Ringo schien es egal zu sein.

Der endgültige letzte Live-Auftritt: das berühmte Rooftop-Konzert

Am 30. Januar 1969 gaben die Beatles ihr letztes Live-Konzert auf dem Dach des Apple-Gebäudes in der Londoner Savile Row 3. Das kurzfristig arrangierte Konzert auf dem Flachdach des damaligen Beatles-Hauptquartiers ging als Rooftop Concert in die Pop-Annalen ein.
Das Rooftop Concert darf als in jeder Hinsicht gelungen angesehen werden, auch wegen der musikalischen Unterstützung durch Billy Preston am E-Piano. Die Beatles spielten in der Tat wie in ihren Anfängen live ohne Tricks, ehrlich, authentisch.
Doch die Aufnahmen davor und danach im Filmstudio zeigten auch ehrlich und schonungslos den Zerfall einer Band. Paul McCartney spielte den Antreiber und Chef. John und George fügten sich entweder lustlos, oder opponierten vehement. Ringo hielt sich zurück, während Yoko Ono an der Seite von John ständig präsent war, was den anderen gehörig auf die Nerven ging. Dass unter diesen Bedingungen doch noch akzeptable bis sogar überzeugende Aufnahmen zustande kamen, lag am handwerklichen Können der Band, die noch im Auseinanderbrechen ihre alte Klasse ab und an aufblitzen ließ.
Nach all den Streitereien und Zerwürfnissen, die unter anderem zum kurzzeitigen Ausstieg von George Harrison aus der Band führten, grenzte es fast schon an ein Wunder, dass sich die vier Streithähne im April 1969 noch einmal zusammenrauften, um ihr letztes Meisterwerk „Abbey Road“ aufzunehmen, das dann am 26. September 1969 veröffentlicht wurde.

Nicht „Let It Be“, sondern „Abbey Road“ war das letzte Beatles-Album

„Abbey Road“ war insofern das eigentliche Nachlass-Album der Beatles. Doch wegen der langwierigen Auseinandersetzungen um die Aufnahmen zum Film- und Albumprojekt vom Januar 1969 wurden schließlich zwölf Songaufnahmen aus den „Get Back-Sessions“ (vom 01. bis 31. Januar 1969) unter dem Titel „Let It Be“ als endgültig letztes Beatles-Album am 8. Mai 1970 veröffentlicht. Die Uraufführung des gleichnamigen Films fand am 13. (in den USA), bzw. am 20. Mai 1970 (in Europa) statt.
Keiner der Beatles war zur Film-Premiere erschienen.

Das Musikmagazin Rolling Stone urteilte zutreffend: „Let It Be“ ist wohl das umstrittenste Beatles-Album und wird selten zu den absoluten Meisterwerken im Oeuvre der Beatles gezählt. Dennoch ist das Werk melancholisch, druckvoll, mitunter witzig und hat einige grandiose Stücke. Kurzum: Es besitzt ein starkes künstlerisches Profil, und die DNA der Beatles durchdringt auch dieses Album. Die Band war bereits zerbrochen, doch selbst in den Scherben erkennt man an vielen Stellen die Klasse von einst.“

Ist der Mythos vom totalen Zerwürfnis der Beatles und ihrem Scheitern beim „Let It Be“-Album falsch?

Womöglich wird man aber die bislang kolportierte Geschichte vom totalen Zerwürfnis der Beatles und ihren ewigen Streitereien beim Einspielen der „Let It Be“-Songs neu schreiben müssen. Die neue filmische Auswertung der alten „Let It Be“-Sessions mit der Ausgrabung bislang unbekannter Passagen durch den „Herr der Ringe“- Regisseur und Beatles-Maniac Peter Jackson liefert eine andere Sicht der Dinge. Schien Michael Lindsay-Hoggs, der Regisseur des ersten „Let It Be“-Films von 1970, im besonderen Maße an der Darstellung der Streitigkeiten, dem gegenseitigen Kritisieren und den Phasen der Lustlosigkeit im Spiel der Beatles interessiert zu sein, so zeigt Peter Jackson in seiner Neuauflage auch humorvolle Szenen und Sequenzen von inspiriertem Zusammenspiel und freundlicher Kameraderie im Umgang der Beatles untereinander.

Peter Jackson schrieb in einer Presseerklärung: nach der Sichtung von über 55 Stunden Filmmaterial aus dem Jahre 1969 könne er sagen, dass die Realität, die in den Filmaufnahmen dokumentiert sei, nicht dem Mythos vom musikalischen Debakel und tiefen Zerwürfnis entspräche. Natürlich hätte es Auseinandersetzungen und Frust gegeben, aber keinerlei totale Zwietracht. Sein Film konnte dies zeigen. Ursprünglich sollte die Filmdokumentation von Peter Jackson unter dem Titel „The Beatles: Get Back“ am 21. August 2021 in die Kinos kommen. Doch der Streaming-Dienst Disney+ erhielt den Zuschlag, die Dokumentation in drei Folgen von je zwei Stunden Länge zu streamen – und zwar am 25., 26. und 27. November 2021. Im März 2022 ist die knapp 8-stündige Filmdokumentation auch auf drei Blu-ray-Discs erschienen.
Bereits am 15. Oktober 2021 erschien die Jubiläumsbox „Let It Be“, eine luxuriöse Neuausgabe mit Neuabmischungen und Raritäten.
Die Beatles und „Let It Be“ waren also im Winter 2021/22 wieder in aller Munde und in aller Ohren.
Insofern hatte unser Konzertprogramm „52 Jahre Let It Be“ im Frühjahr 2022 eine gewisse Aktualität.
Wir, die Lonely Hearts Club Band (Livemusik) und Volker Rebell (Lesung) haben uns jedem einzelnen Song des „Let It Be“-Albums mit Akribie und Respekt gewidmet – wobei auch der Spaß natürlich nicht zu kurz kam.

 

Lonely Hearts Club band & VR (Foto: Gerd Coordes