Er ist einer der wenigen Überlebenden der sechziger Jahre, dessen Kreativität und Produktivität ungebrochen ist
„Forever Young“ - Neil Young zum 75. Geburtstag: „Long May You Run“
„My My Hey Hey - Rock’n’Roll is here to stay - Hey Hey My My, Rock’n’Roll will never die” - das sind zwei seiner Songzeilen, die zum unsterblichen Kanon der Rockmusik gehören wie auch so einige seiner berühmten Songs, etwa. „After The Goldrush“, „Cinammon Girl“, „Cortez The Killer“ „Cowgirls In The Sand“, „Don’t Let It Bring You Down“, „Down By The River, „Heart Of Gold“, „Helpless, „Like A Hurricane“ „Rockin’ In A Free World“, „Southern Man“, „Sugar Mountain“, „The Needle and the Damage Done“, „Walk Like A Giant“ und etliche mehr. Der Rock-Nonkorfomist Neil Young feiert am 12. November seinen 75. Geburtstag: Forever Young. Er ist und bleibt umtriebig, hat sogar, so kann es den Anschein haben, in den letzten Jahren die Schlagzahl erhöht, was seine Kreativität und Aktivität in verschiedenen Projekten angeht.
Buch-Cover
So hat er seine Memoiren geschrieben „Waging Heavy Peace“, die 2012 unter dem deutschen, nicht sehr glücklich gewählten Titel „Ein Hippie-Traum“ erschienen sind. Im Oktober 2015 kam seine AUTO-Biografie - im wahrsten Sinne des Wortes - „Special Deluxe“ auf den Markt, ein Buch über seine Autos und welche Rolle sie in seinem Leben und in seinen Songs gespielt haben.
Daneben kümmert er sich um sein Linc-Volt-Projekt, den Um- und Ausbau seines Lieblingsautos, ein Lincoln Continental, Baujahr 59, in ein Elektro-Hybrid-Fahrzeug.
Nach langer Entwicklungszeit erschien sein „Pono“-Player, ein Musikabspielgerät, das allerbeste Tonqualität bieten sollte, aber von der Plattenindustrie nicht akzeptiert wurde, weshalb der Verkauf 2017 wieder eingestellt werden musste.
Für dieses neuartige Gerät produzierte er selbst fleißig Musik, die allerdings auch auf allen konventionellen, handelsüblichen Geräten abspielbar ist – seit 2009 im Jahresrhythmus mindestens ein neues Album: „Fork In The Road“, „Le Noise“, „A Treasure“, „Americana“, „Psychedelic Pill“, „A Letter Home“, „Live At The Cellar Door“, „Storytone“, „The Monsanto Years“, „Peace Trail“, „Hitchhiker“, „The Visitor“, „Colorado“ und am 19. Juni 2020 „Homegrown“, ein Album, das mit 45-jähriger Verspätung veröffentlicht wurde.
Bereits 1975 fertig gestellt, verschwand das Album im Archiv, weil das Textthema fast aller Songs, das Scheitern einer Liebesbeziehung, Neil Young damals zu privatim war. Jetzt, viereinhalb Jahrzehnte später hat er damit kein Problem mehr, und die Gemeinde der Neil Young-Enthusiasten freut sich über die Entdeckung eines verlorenen Juwels.
„Are you my friend, are you my enemy?“ - so lautet die Kernfrage im Song „Vacancy“ aus dem Album „Homegrown“
Neil Young - Vacancy
„’Homegrown’ ist ein bukolisches Album, eine unaufgeregte Folk-Platte, sie ist reich an gemütvollen Balladen, an kleinen Divertimentos und Skizzen, aber auch an konzentrierten kleinen Songs“, so urteilte der Rolling Stone über die unverhoffte Entdeckung dieses verschollenen Albums. Neil Youngs privates Archiv scheint ein Füllhorn an musikalischen Schätzen zu sein. Immer mehr bislang unveröffentlichte Raritäten kommen zum Vorschein. Auf seiner Webseite „Neil Young Archives“ bietet er einen Großteil seiner Veröffentlichungen, aber auch etliches Unveröffentlichte zum Anhören als Streaming an. Dazu gehört auch eine Neufassung seines Songs „Looking For A Leader“, den er 2006 im Album „Living With War“ mit sehr viel Kritik am damaligen Präsidenten George W. Bush ausformuliert hatte. Die Neufassung 2020 richtete sich nun gegen die Wiederwahl von Donald Trump.
Wie ein Folk-Protestsänger der frühen sechziger Jahre spielt Neil Young Mundharmonika und singt zur Akustikgitarre Zeilen wie diese: „Anführer sind unter uns, und ich hoffe, sie hören unseren Ruf. Vielleicht ist es eine Frau oder doch ein Schwarzer. Wir suchen nach einem Anführer, der unser Land wieder zur Heimat macht. Und das Rot, Weiß und Blau vereinigt, bevor es zu Stein wird. Ich suche jemand, der die Kraft hat, es anzugehen und der uns sicher zusammenhält. Unter unseren Leuten gibt es jemand, der uns weiterführt, der einen Regenbogen von Farben mit sich trägt für eine zerbrochene Welt, in der es falsch gelaufen ist. Ja, wir hatten Barack Obama, und wir brauchen ihn jetzt wirklich: den Mann, der hinter ihm stand.
Amerika hat einen Führer, der Mauern um unser Haus baut, er weiß nicht, dass schwarze Leben wichtig sind. Und wir müssen ihn abwählen. Wir haben die Wahl. Aber Korruption hat eine Chance. Wir müssen einen großen Sieg erringen, um Vertrauen zurückzugewinnen. Amerika ist wunderschön, aber es hat eine hässliche Seite. Dieser Präsident geht unter, denn Amerika bewegt sich vorwärts. Und es ist Zeit, ihn abzuwählen
Neil Young - Solo "Looking For A Leader 2020“
Neben diesem Update seines Songs „Looking For A Leader 2020“ hat Neil Young noch eine weitere Neufassung ins Netz gestellt - und zwar die aktualisierte Version des Songs „Shut It Down“ aus seinem Album „Colorado“ von 2019. Den „Shut down“ und „Lock down“, der im März 2020 wegen der Corona-Pandemie das Leben weltweit veränderte, hat Neil Young zum Anlass genommen, dem pandemie-bedingten Shut Down eine neue Deutung zu geben, die das gesamte bisherige Wirtschaftssystem in Frage stellt: „Ich musste das ganze System abschalten / Die Menschen versuchen, diese Erde zu retten / Vor einem hässlichen Tod / Ich musste das ganze System abschalten / Die Leute versuchen zu leben, zu arbeiten / In einer Welt, die bedroht ist / Das gesamte System muss heruntergefahren werden / Das ist der einzige Weg, wie wir alle frei sein können.“
Mit der Veröffentlichung der Neufassung „Shut It Down 2020“ verband Neil Young diesen Appell: „Nur das selbstlose Verhalten der Menschen kann die Ausbreitung des tödlichen Coronavirus zu diesem Zeitpunkt stoppen. Ignoriert das Handeln von Weltführern, die zu eitel sind, um Masken zu tragen. Sie führen nicht. Legt eure eigene Eitelkeit zum Wohle Eurer Mitmenschen beiseite und tragt in der Öffentlichkeit eine Maske, um die Ausbreitung zu stoppen.
Neil Young with Crazy Horse - „Shut the whole sytem down - 2020“
Der Song „Looking For A Leader 2020“ ist Bestandteil einer EP, die am 18. September 2020 unter dem Titel „The Times“ veröffentlicht wurde. Die EP enthält sieben aktualisierte Versionen seiner Protestsong-Klassiker – als sein politisches Statement zur Lage der Nation.
Mit den Updates seiner Songs „Alabama“ und „Southern Man“ bezog er Stellung zur „Black Lives Matter“-Bewegung. Die Neufassungen seiner Songs „Campaigner“ und „Looking For A Leader 2020“ zielten auf die Präsidentschaftswahl 2020 ab. Und mit Dylans Bürgerrechtshymne „The Times They Are A Changin’“ und seinem eigenen Anklagesong „Ohio“ über die Erschießung von protestierenden Studenten durch US-Soldaten verwies er auf die Tradition der Protestsong-Geschichte. Zum versöhnenden Ausklang sang er die Ballade „Little Wing“ aus dem aktuellen Entdeckungsalbum „Homegrown“.
Die Kreativität und Produktivität von Neil Young ist also ungebrochen, sein Engagement für Umwelt-, politische und soziale Themen nicht minder.
Im 36. Studioalbum seiner Karriere „The Monsanto Years“ von 2015 wetterte er wütend gegen den Raubtierkapitalismus des US-amerikanischen Agrar- und Gentechnik-Konzerns Monsanto. Die Kinder der Farmer würden krank werden wegen der hochgiftigen Pestizide von Monsanto. Das Saatgut gehöre nicht mehr Gott und der Mutter Natur, sondern dem profitorientierten Konzern Monsanto, so klagt Neil Young an – mit einem down-to-earth-Rhythmus, mit Männerchören und verzerrten Gitarren
Neil Youngs Feldzug gegen die Vergiftung der Umwelt und die daraus resultierende Gefährdung unser aller Gesundheit traf hier mit zorniger Wucht den US-amerikanischen Agrar- und Gentechnik-Konzern Monsanto, dessen weltweit eingesetztes Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat im Verdacht steht, Krebs auszulösen. Darüber hinaus wird Monsanto vorgeworfen, mit seinem gentechnisch veränderten Saatgut und unlauteren Mitteln den Agrarmarkt beherrschen zu wollen. Auf seinem Album „The Monsanto Years“, wütete Neil Young mit heiligem Zorn gegen Monsanto und predigte, Saatgut sei Leben, das Gott oder Mutter Natur und damit jedem gehöre und nicht einem monopolistischen, skrupellosen Konzern, der nur seine Profitinteressen kenne. In einem Interview mit dem Magazin DIE ZEIT vom Oktober 2019 griff Neil Young den deutschen Chemiekonzern Bayer scharf an, das Unternehmen sei „eine Schande für Deutschland. Die sind in diese ganze Sache verwickelt, weil sie so dumm waren, den Laden zu kaufen. Wer das Wohl dieses Planeten im Blick hat, würde das nicht tun. Aber das schert die alles nicht. Die interessieren sich nur für das Geld und haben hier eine sehr, sehr schlechte Entscheidung getroffen.“
Dass hoffnungslose Romantiker keine Realisten sein können, diese Behauptung ist genauso falsch wie die Annahme, dass hoffnungsvolle Optimisten ohne ihre rosarote Brille blind seien. Bestes Beispiel ist Neil Young, der die Menschenverachtung von Finanzhaien, Konzernen und Politikern geißelt und gleichzeitig als Menschenfreund über seinen Zukunftsglauben singt. „Es ist ein schlechter Tag, wenn man nichts tut, wo doch so viele Menschen unsere Hilfe brauchen. Dies ist ein neuer Tag für unseren Planeten und ein neuer Tag für die Liebe“. So heißt es in seinem Song „A New Day For Love“
D-Dur, C-Dur, G-Dur und das ständig wiederholt, man kennt die Harmoniefolge, die Melodie, den Rhythmus, den Sound und Stil, und man kennt die Botschaft: „It’s a new day for love“. Neil Young hat selbst einmal gesagt, er würde im Grunde immer den selben Song schreiben. Er tut es, er kann das, er darf das, er ist Neil Young und variiert stets aufs Neue seinen musikalischen und textlichen Ausdrucksvorrat und seine ewig aktuelle Botschaft von der Möglichkeit einer besseren Welt.
Begleitet wurde Neil Young diesmal nicht von seiner Hausband Crazy Horse, sondern von der sehr viel jüngeren Band Promise Of The Real, der zwei Söhne des Country-Outlaws Willie Nelson angehören und die sich alle Mühe gibt, einen ähnlich scheppernden Sound wie Crazy Horse hinzubekommen.
Doch Neil Young ist nicht nur der Rebell und Racheengel, der gegen Finanzhasardeure, verantwortungslose und übermächtige Konzerne und ihre Handlanger in der Politik zu Felde zieht, er bleibt selbst in diesem wütenden Album „The Monsanto Years“ noch immer auch ein Romantiker. So bedankt er sich in seiner Folkelegie „Wolf Moon“ beim Mond der Wölfe für sein allnächtliches Erscheinen, zeigt sich dankbar für die sich teilenden Wolken am Himmel als Symbol für die gebrochenen Herzen.
„Große Krähen kreisen durch deine Lüfte, Herden von Huftieren durchstreifen deine Steppen, während du die verantwortungslose Ausplünderung ertragen musst,“ - so heißt es im Text des Songs „Wolf Moon“ von Neil Young, dem „allerletzten Hippie, Prediger der Graswurzelbewegung, der Verantwortungsethik und der Naturmystik“, so schrieb es der Rolling Stone-Kritiker Arne Willander in seiner Albumrezension, in der sich auch dieser Satz findet: „Nur ein einziger Mann auf Erden darf behaupten: „People wanna hear about love“ - gemeint ist natürlich Neil Young, der in seinem gleichnamigen Song die Behauptung, die Leute wollten nur etwas über Liebe hören allerdings ganz anders meint. Denn im Text singt er mit bitterer Ironie: „Die Leute wollen Liebeslieder hören. Rede nicht von den Chevron Millionen, die an Pipeline-Politiker gehen, die Leute wollen etwas über Liebe hören. Rede nicht von den wunderbaren Fischen im Ozean, die verrecken. Die Leute wollen etwas über Liebe hören. Rede nicht von Institutionen, die deine Rechte stehlen. Die Leute wollen etwas über Liebe hören. Erwähne nicht die Armut in der Welt, sondern rede von globaler Liebe. Sag nicht, Pestizide seien verantwortlich für autistische Kinder. Die Leute wollen etwas über Liebe hören.“
Neil Youngs Engagement für die Umwelt kommt manchmal etwas holzschnittartig daher, ist aber absolut glaubhaft, weil authentisch. Seit 1985 unterstützt er die US-amerikanische Wohltätigkeitsorganisation Farm Aid, die Bauernfamilien und kleine Farmbetriebe unterstützt, die sich mit ökologischem Landbau beschäftigen, gegründet von Willie Nelson, John Mellencamp und Neil Young. Seit 1985 werden alljährliche Benefizkonzerte für Farm Aid veranstaltet und Neil Young gehört zu den Künstlern, die dort am häufigsten aufgetreten sind.
Im 2014 veröffentlichten Doppelalbum „Storytone“ findet sich ein kämpferischer Song zum Umweltthema, in dessen Refrain Neil Young fragt und auffordert „Who’s gonna stand up and save the earth?“ Der Spiegel nannte den Song „eine beseelte Aufforderung, das Ökosystem des Planeten zu retten, bevor es zu spät ist“.
"Stoppt Fracking", schützt das Grundwasser, so heißt es im Text: „Schützt das Land vor der Gier der Menschen, schützt die Pflanzen und erneuert das Erdreich . Dies alles beginnt mit dir und mir“ - singt Neil Young gleich in drei Versionen - zum einen mit großem Orchester, dräuenden Streichern und Chören und zum anderen solo im schrammelnden Folkblues-Stil. Am überzeugendsten klingt der Song „Who’s Gonna Stand Up“ in der Liveversion, mit seiner Hausband Crazy Horse. Hören (und sehen) wir alle drei Fassungen des Songs, erst Neil Young solo, dann mit Orchester und schließlich live mit Crazy Horse.
Soloversion
Orchesterfassung
Liveversion mit Crazy Horse
„Wer steht auf und rettet die Erde“, fragte Neil Young mit etwas pathetischer Geste im Song „Who’s Gonna Stand Up“ aus seinem Album „Storytone“, das im Oktober 2014 veröffentlicht wurde.
Aus Anlass seines 75. Geburtstages am 12. November ist dieser Blog Neil Young gewidmet, dem in Toronto geborenen, ewig unberechenbaren Sänger, Songschreiber und Gitarristen, der zwischen rüder Rockschärfe und süßlicher Country-Sentimentalität fast nichts ausließ, seit im Januar 1969 sein erstes Solo-Album erschien.
Die wahrscheinlich erste Aufnahme in der Plattenkarriere von Neil Young war eine Single aus dem Jahre 1963 mit seiner damaligen Band The Squires. Das Instrumentalstück „The Sultan“ hatte Neil Young geschrieben. Er spielte auch die Leadgitarre. Dass seine damaligen Vorbilder The Shadows hier klanglich und thematisch Pate standen, ist unschwer herauszuhören.
1996 zog Neil Young vor seinen frühen Vorbildern The Shadows den Hut und beteiligte sich am Tribute-Album „Twang - A Tribute to Hank Marvin & The Shadows mit dem Titel „Spring is nearly here“, bei dem Neil Young mit Randy Bachmann zusammenspielte.
Als Mitglied von Buffalo Springfield hatte er zwischen 1966 und 68 die Entstehung des Folk- und Country-Rock entscheidend mitgeprägt. In dieser Zeit entstanden drei Alben, die neben Neil Young von dem Gitarristen, Sänger und Songschreiber Stephen Stills maßgeblich dominiert wurde. Das Debütalbum der Band mit dem von Stephen Stills geschriebenen Singlehit „For What It Is Worth“ gilt als eine Referenzproduktion für die Entstehung des Countryrock. Die ausgefeilten Satzgesänge sollten später in ähnlichem Stil das Markenzeichen von Crosby, Stills, Nash & Young werden. Die Band konnte ihr musikalisches Potenzial nie so ganz ausschöpfen, was vor allem an den wachsenden Querelen zwischen Neil Young und Stephen Stills lag. Die persönlichen Spannungen zwischen den beiden Alphatieren führte sogar zu Handgreiflichkeiten auf offener Bühne. Immer wieder blieb Neil Young Konzerten von Buffalo Springfield unentschuldigt fern, so auch beim wichtigen Festivalauftritt in Monterey. Ende 1967 fiel die Band auseinander.
Einen der interessantesten Songs von Buffalo Springfield hatte Neil Young für das zweite Album „Buffalo Springfied Again“ geschrieben. Die populär gewordenen Songs des Albums „Blue Bird“ und „Rock’n’Roll Woman“ hatte zwar Stephen Stills geschrieben, doch von Neil Young stammten die ausgefalleneren Songs „Mr. Soul“ und vor allem „Broken Arrow“, ein verschachtelter Song, der mit Klangmontagen, unterschiedlichen Taktarten und surrealen Textbildern aufwartet.
Nach Buffalo Springfield ist Neil Young als vierter im Bunde bei Crosby, Stills Nash & Young in den Superstarhimmel aufgestiegen und begründete seinen Ruf als einer der besten Songschreiber Nordamerikas. Zuvor hatte er Ende 1968 sein erstes Soloalbum aufgenommen, das allerdings wenig Beachtung fand. Doch sein zweites Soloalbum „Everybody Knows This Is Nowhere“ ging als Durchbruch in seine Plattenkarriere ein.
Das Album konnte mit drei Klasse-Songs aufwarten „Cinnamon Girl“, „Down By The River“ und „Cowgirl In The Sand“. Alle drei Songs soll er an einem Tag geschrieben haben, als er mit Fieber im Bett lag. Der über 9 Minuten lange Song „Down By The River“ zog besondere Aufmerksamkeit auf sich wegen der ausufernden Gitarrensoli, aber auch wegen des Textes, der einen Mord thematisiert. Im Text heißt es: „Zusammen gehn wir fort / Der ganze Wahnsinn / Die Traurigkeit, ich glaub / Wir schaffen's heute nicht / an einen sich'ren Ort / Ich könnt mit ihr über'n Regenbogen fliehen /
Weit weg von hier / Da unten am Ufer / Schoss ich sie nieder / Da unten am Ufer /
Schoss ich sie tot!“ In einem Interview sagte Neil Young, der Song handle nicht von einem Mord, die Zeile „I Shot My Baby“ drücke pure Verzweiflung aus und sei eher als sexuelle Metapher zu verstehen, nicht als Beschreibung eines Tötungsdelikts
Im Sommer 1969 begann seine Superstarkarriere als Mitglied des Quartetts Crosby, Stills, Nash & Young, das nach dem großen Woodstock-Auftritt als die „amerikanischen Beatles“ gefeiert wurde. Die vier Individualisten verstanden ihr Gruppengefüge als Interessengemeinschaft auf Zeit. Alle vier verfügten über frühere Gruppenerfahrung mit mehr oder minder großem kommerziellem Erfolg und mit mehr oder minder großen Problemen in der musikalischen und persönlichen Zusammenarbeit. David Crosby kam von The Byrds, Graham Nash von den Hollies, Stills und Young hatten ihre persönlichen Rivalitäten zuvor bei Buffalo Springfield ausgetragen – nicht unbedingt gute Voraussetzungen für eine gedeihliche Zusammenarbeit im Quartett CSN&Y. Doch die musikalische Kooperation gelang bei allen persönlichen Unstimmigkeiten anfänglich viel versprechend.
Im Team glänzten die vier Individualisten durch intensives Zusammenspiel und perfekte Vokalharmonien, was eine Kritikerin zu dem gewagten Vergleich verleitete, die Performance des Quartetts erinnere an „hochgezüchtete Düsenjäger im idealen Formationsflug“. Solch hochfahrende Elogen mussten allerdings der nicht perfekten Realität angepasst werden als das Livealbum „4 Way Street“ veröffentlicht wurde, das gesangliche Unsauberkeiten in unüberhörbarem Maße dokumentierte – auch bei der Aufnahme des Neil Young-Songs „Southern Man“, einem sozialkritischen Song, der sich gegen Rassismus wandte und die Geschichte der Sklaverei in den Südstaaten thematisierte (was 1974 die patriotische Southern-Rock-Band Lynyrd Skynyrd dazu animierte, ihre erzkonservative Heimat „Sweet Home Alabama“ zu verteidigen – nachdem Neil Young 1972 seine Südstaaten-Schelte mit seinem Song „Alabama“ fortgesetzt hatte).
"After The Gold Rush" (Nach dem Goldrausch), so nannte Neil Young sein hoch gelobtes drittes Soloalbum, das im September 1970 erschien, nachdem der erste "Goldrausch" mit CSNY vorüber war. Zu den bekannt gewordenen Songs des Albums gehören neben dem Titelstück die Songs „Only Love Can Break Your Heart“, „Southern Man“, Don’t Let It Bring You Down“ und „When You Dance I Can Really Love“. Das Titelstück besteht aus drei kryptischen Strophen, „die sich in der Vergangenheit (einem mittelalterlichen Fest) über die Gegenwart (in einem ausgebrannten Keller) bis zur Zukunft (die ‚Auserwählten’ fliegen in einem silbernen Raumschiff davon) bewegen“ (Wikipedia, songfacts). Auf die Bedeutung des Textinhalts angesprochen, antwortete Neil Young: „Verdammt, ich weiß es nicht. Es hing davon ab, was ich damals einnahm. Ich denke, ich habe für jede Strophe etwas anderes eingenommen.“
Der Song blieb in Erinnerung alleine wegen der einen, besonderen, leicht verständlichen Songzeile „There was a band playing in my head and I felt like getting high“. Neil Young war hier solistisch am Klavier zu hören, und später gesellte sich noch ein Waldhorn zu seinem Klavierspiel – für die damalige Zeit 1970 kein so ganz gewöhnliches Arrangement, ein Duett Klavier/Waldhorn.
After The Goldrush
Kaum einer der alten Haudegen und Überlebenden der sechziger Jahre findet noch immer so großes Interesse bei den Rockmusik-Interessierten, gerade auch der jungen Generation, wie er. Wenn auch das große Mainstream-Pop-Publikum nicht viel Notiz von seinen aktuellen Veröffentlichungen nimmt, ist es doch erstaunlich, dass sein Name nach wie vor populär ist und eben nicht im Sinne einer in der Vergangenheit längst abgeschlossenen Geschichte. Verblüffend ist geradezu, dass Neil Young auch heute noch quer durch die unterschiedlichsten Rock-Fraktionen verschiedenster Altersklassen akzeptiert und sogar geschätzt wird. Die Rockgeschichte, die er selbst verkörpert, thematisierte er im Song „From Hank To Hendrix“ aus seinem Album „Harvest Moon“ von 1992. Im Folk-County-Stil seiner Anfänge sang er vom Zeitraum, der im damals zurückliegenden Vierteljahrhundert verstrichen war, „from Hank to Hendrix, from Marilyn to Madonna“. „Ich bin mit dir durch diese Straßen gegangen. Hier bin ich mit dieser alten Gitarre und mache, was ich mache. Können wir es noch immer zusammen packen? Können wir es andauern lassen wie eine musikalische Reise?"
"From Hank to Elvis". Neil Young hat sich immer wieder neu erfunden, hat extreme stilistische Haken geschlagen und ist sich dennoch immer treu geblieben, etwa in seiner kritischen Distanz zum Schallplattenbusiness, in seiner Ablehnung der Vermarktung von Rocksongs zu Werbezwecken, in seiner unbeirrbaren Hartnäckigkeit nur das zu tun, was er selbst für richtig hält, selbst wenn er daneben liegt – und in seiner ganzen Widersprüchlichkeit, von der noch zu reden ist. etc.
Am besten war Neil Young immer, wenn er zwischen Melancholie und trotziger Auflehnung die Stimmungen seiner Generation und des Zeitgeistes aufgriff, so z.B. im Song „Crime In The City“ aus dem Album Freedom von 1989. Es ist das zentrale Stück des Albums, der Text liest sich wie das Drehbuch eines Films über die gesellschaftlichen Zustände in Ronald Reagans USA Ende der 80er Jahre. Bizarre wie banale Ereignisse aus dem Alltagsleben in einer mittleren US-amerikanischen Stadt wechseln sich ab in der Texterzählung. Mal kommt ein Polizist zu Wort, mal ein Plattenproduzent, mal ein Ich-Erzähler, der um seinen eigenen Weg und seinen Platz in der Gesellschaft kämpft und von sich selbst sagt, manchmal sei er ein guter Junge, manchmal aber auch ein böser.
Hier ist ein Ausschnitt aus der Textübersetzung, der sich mit den Charakteren des Polizisten und des Plattenproduzenten beschäftigt :
„Der Polizist machte die entscheidende Kraftprobe. Er war sich sicher, dass er Recht hatte. Er hatte alle Fakten des Bankraubes von letzter Nacht. Sein bester Freund war der Räuber. Und seine Frau war ein Dieb. All die Kinder waren Mörder. Sie konnten keine Hilfe bekommen. Der Bungalow war umstellt, Als eine Stimme laut und klar sagte: 'Kommt raus, mit erhobenen Händen. Oder wir werden euch da raus pusten'.
Da war ein Gesicht am Fenster, die Fernsehkameras liefen, Dann schalteten sie zum Ansager um. Und die Geschichte wurde erzählt.
Der Künstler schaute den Produzenten an, Der Produzent setzte sich zurück.
Er sagte, was wir hier haben, ist ein perfekter Titel. Aber wir haben keine Stimme, Und wir haben kein Lied. Wenn wir diese zwei Dinge bewältigen können, könnte nichts mehr schief gehen. Also balancierte er den Aschenbecher, während er das Telefon nahm und sagte, schick mir einen Songschreiber, der sich weit von zu Hause entfernt hat. Und sei sicher, dass er hungrig ist, Sei sicher, dass er alleine ist.
Und dann schick mir einen Cheeseburger und eine neue Ausgabe des Rolling Stone.
Yeah.
Da gibt es immer noch Verbrechen in der Stadt, sagte der Polizist auf Streife
Ich weiß nicht, ob ich es aufhalten kann. Sie malen mein Auto an wie eine Zielscheibe. Ich gehorche Dummköpfen, In der Zwischenzeit bläst mir irgend ein Kind den Kopf weg. Nun, ich spiele nach ihren Regeln. Deshalb tue ich es auf meine Art.
Ich nehme das Gesetz in meine Hände.“
Diese Liveaufnahme des Songs „Crime In The City“ entstammt dem Live-Album „Bluenote Café“, es war schon das zweite Album von Neil Young im Jahr 2015, nach „The Monsanto Years“ und wurde einen Tag nach seinem 70. Geburtstag am 13. November veröffentlicht. „Bluenote Café“ enthält sieben, zum damaligen Zeitpunkt noch unveröffentlichte Songs und war die Fortsetzung seiner „Performance Series“ mit Highlights aus seiner Tour von 1988. Der Original-Song in der Studiofassung entstammt Neil Youngs Erfolgsalbum „Freedom“, das auch den berühmten Songklassiker „Rockin’ In The Free World“ enthält.
Rocken für freie Ohren, so könnte man seine entschlossen vorangetriebene, aber letztlich ausgebremste Revolution der Klangtechnik bezeichnen. Dem grottenschlechten Sound von MP3 sagte er den Kampf an und ließ einen so genannten „Pono-Player“ mit bestmöglicher Klangwiedergabe für sechs Millionen Dollar entwickeln und im Frühjahr 2015 auf den Markt bringen.
In seiner Autobiografie „Waging Heavy Peace“ erläuterte Neil Young seine Vorstellung von Klangqualität und begründete, warum er sich so viel Verbesserung verspricht von der Neuentwicklung, der er zunächst den Namen Puretone gab und die dann unter dem Namen Pono den Markt erobern sollte. Neil Young: „Die Art und Weise wie man heute Musik hört ist so verschieden davon, wie es sein sollte. Es handelt sich nicht mehr um die gleiche Hörkultur wie früher. Und ich glaube, das hat mit der Qualität des Klangs zu tun. Und darum geht es mir mit Puretone. Die Musik ist nicht das Problem, es ist der Klang. Heute wird Musik betrachtet als Unterhaltungsmedium, wie ein Computerspiel, ohne die voll ausgeschöpfte Klangqualität, wie ein cooles Spielzeug aus der Vergangenheit, nicht wie eine Botschaft für die Seele. Die Dinge haben sich verändert“, schrieb Neil Young in seinem Buch „Waging Heavy Peace“.
Aber auch für Pono hatten sich die Dinge binnen Jahresfrist verändert: Der relativ teure Pono-Player floppte. Der Verkauf wurde 2017 eingestellt. Der Grund: einerseits zogen die großen Plattenfirmen nicht mit, andererseits entwickelten neue Streamingdienste (Hi-Res) eine deutlich bessere Klangwiedergabe als Spotify oder iTunes.
Neil Young schwört dennoch weiterhin auf Pono und nutzt den Pono-Player nach wie vor, wie auch viele seiner Anhänger. Die Klangqualität der MP3-Komprimierung ist tatsächlich ein Problem. Und Neil Youngs Aktivitäten in Richtung einer deutlichen Klangverbesserung, die sein Pono-System bietet, waren mehr als löblich. Allerdings bezweifelten Fachleute schon vor der Markteinführung, ob der objektiv messbare qualitative Unterschied für das MP3-geschädigte menschliche Ohr überhaupt wahrnehmbar sei. Und dann ist da noch ein prinzipieller Widerspruch zwischen Neil Youngs Einsatz für eine bestmögliche Klangqualität und seiner eigenen Musikpraxis, die bei seinen lauten Rockstücken oft mit starker Verzerrung und Übersteuerung bis ins extrem Geräuschhafte zu tun hat.
Eine schöne Anekdote ist in diesem Zusammenhang das Aufeinandertreffen von Neil Young mit Meryl Streep, aus Anlass ihres Kinofilms „Ricki, wie Familie so ist“, in dem Meryl Streep eine Rock-Sängerin spielt, die sich zum Nachteil ihrer Familie für ihre Karriere als Sängerin entschied und nun versucht, sich ihrer Familie und ihren Kindern wieder anzunähern.
Bei der Begegnung der beiden gibt Neil Young Meryl Streep ein wenig Unterricht an der E-Gitarre und sagt, das Entscheidende dabei sei, die Gitarre und den Verstärker bis zum Anschlag aufzudrehen. Was hier lustig klingt und das auch ist, hat allerdings zur Folge, dass der total übersteuerte Gitarrenton dröhnt, zerrt und scheppert. Und wie man weiß, wird Musik oft nicht als schön empfunden, wenn sie mit Geräusch verbunden.
Das heißt, ein noch so tolles Wiedergabegerät mit bestmöglicher Klangqualität, kann einen übersteuerten, verzerrten, geräuschhaften Ton nicht sauber klingen lassen, sondern kann nur das Geräuschhafte des Klangs bestmöglich wiedergeben. Und genau darum geht es Neil Young. Der Widerspruch bleibt trotzdem.
Das Album „Psychedelic Pill“, das am 30.Oktober 2012 erschien und dessen mit Flanger-Effekten und verzerrten Sounds überladenes Titelstück ausgezeichnete Kritiken erhielt, vor allem wegen der inhaltlichen Qualität der ausufernden über 15 Minuten langen Titel „Ramada Inn“, im Besonderen aber wegen der Tracks „Walk Like A Giant“ und „Drifting Back“. Von „Großwerk“ und „Meilenstein“ in der Geschichte von Neil Young und Crazy Horse wurde da gesprochen. So zeigte sich der Musikexperte Sebastian Zabel in seiner „Gigantengleich“ überschriebenen Albumbesprechung im Magazin Rolling Stone begeistert: „Und dann ‚Walk Like A Giant’, Höhepunkt und Hit von Psychedelic Pill. Wie hübsch und anrührend die vier Männer da gegen den rohen Soundsturm pfeifen, wie wunderschön sich Feedback und Harmonien finden, wie atemberaubend sich Neil Youngs Gitarrenspiel an beste Tage erinnert und es dann auch noch sekundenlang ‚Hey, Hey, My, My’ zitiert, das ist groß, das kann sich mit Epen wie ‚Down By The River’ oder ‚Cortez The Killer’ messen. ‚I used to walk like a giant on the land / Now I feel like a leaf floating on the the strem’, singt Young mit seiner brüchigen Wimmerstimme. Und die Gitarre wimmert mit, wirbelt, treibt, rast und tobt. Bis das unbahauenen 16-Minuten-Stück in einer Tautologie zusammenbricht: Unter den Tritten des Riesen bröckelt der mächtige Crazy-Horse-Sound, er wankt und erzittert, Molinas mächtige Schlagzeugschläge pitchen das Gitarreninfo mehr und mehr herunter, bis der Song in zeitlupösen fünf Minuten in sich zusammensackt und Sekunden vor Schluss in einem tornadoartigem Chorgesang noch mal hochgeschleudert wird. Wow. Wirklich: wow!“
Neil Young with Crazy Horse: Walk Like A Giant (extended version)
„Psychedelic Pill“, das 32. Studioalbum von Neil Young wurde von der Fachpresse geradezu gefeiert. Um so irritierter reagierten viele auf das Folgealbum „A Letter Home“ vom April 2014, das ausschließlich Coverversionen enthielt und zum Teil klang, als seien die Songs in einer Telefonzelle oder gar in einer großen Blechdose aufgenommen worden. Für Irritationen und Widersprüche war Neil Young schon immer gut.
Was ist dem unberechenbaren, auch sprunghaften, doch immer ambitionierten Neil Young nicht schon alles nachgesagt worden. Er sei gleichermaßen ein ehrlicher Musiker wie eine extrem narzisstische Persönlichkeit. Seine egozentrische Sturheit und Neigung zur Rivalität zermürbe jede Zusammenarbeit mit gleichberechtigten Partnern. Das Auseinanderbrechen von Crosby, Stills, Nash & Young ginge vor allem auf seine Kappe. Er sei ein wehleidig jammernder, introvertierter Outcast-Romantiker, ein Eigenbrödler mit Hang zu depressiven Albtraumvisionen. Er sei politisch reaktionär, habe Ronald Reagan unterstützt und sich für die Atomenergie eingesetzt. Allerdings attackierte er die Kriegspolitik von George W. Bush und forderte dessen Amtsenthebung im Song „Let’s Impeach The President“ aus dem Album „Living With War“ von 2006. Im Präsidentschaftswahlkampf 2015/16 verbot er dem republikanischen Krawall-Politiker und damaligen Präsidentschaftsbewerber Donald Trump die Verwendung seines Songs „Rockin’ In The Free World“ für Kandidatur-Werbezwecke.
Als „unsicherer Kantonist“ wurde Neil Young oft eingeschätzt, auch, weil er von sich selbst behauptete, „zu jeder politischen Frage mindestens zwei oder drei verschiedene Meinungen“ zu haben. Er gebärde sich wie eine „Greta Garbo des Rock“, sei unstet und gespalten, mal elegisch, mal ruppig und oftmals beides zugleich. Er sei ein Grantler und unberechenbarer Nonkonformist, der seine Fans durch zu extreme Stilwechsel vor den Kopf stoße – so lauten einige Einschätzungen.
Tatsächlich tat er oft das Unerwartete, veröffentliche als Protagonist handgemachter Rockmusik ein Elektronik-Album und verfremdete seine Stimme per Vocoder – im Album „Trans“ von 1982.
Neil Young „Computer Age“
Sein elektronisches Synthiepop-Album „Trans“, dessen Klangästhetik an Kraftwerk erinnert, irritierte viele seiner Anhänger nachhaltig; anschließend folgte ein Rockabilly-Album, in dem er versuchte, sich als Rock’n’Roller zu inszenieren. Mit diesem Album „Everybody’s Rockin“ von 1983 wusste er nicht minder zu verblüffen und ungläubiges Achselzucken auszulösen, veröffentlichte er doch ein komplettes Album mit Songs im altbackenen Rockabilly-Stil der 50er Jahre. Dazu stellte er eine Begleitband mit dem Namen The Shocking Pinks zusammen. Wie bitte, Neil Young singt über Damenschuhe? Kein Wunder, dass die alten Neil Young-Fans konsterniert waren, ihren Helden einen Song von Bobby Freeman aus dem Jahre 1958 singen zu hören: „Nun, sie ging ins Schuhgeschäft und suchte einen Schuh aus. Sie probierte die Größe 12, die passte aber nicht. Betty Lou hat ein neues Paar Schuhe.“
Neil Youngs stilistische Achterbahn sollte sich fortsetzen. Man könnte auch sagen, seine experimentierfreudige Phase ging weiter. Nach Elektronik und Rockabilly vollzog er erneut einen rigorosen Stilwandel und widmete sich konventioneller Countrymusik im Album „Old Ways“ von 1985. Das Album entpuppte sich als kommerzieller Flop. Und auch die Kritiker urteilten ungnädig, was Neil Young aber nicht davon abhielt, mit den Songs des Albums auf Tour zu gehen.
Im Song „Get Back To The Country“ mischte Neil Young mit seiner Band die Stile Country, Bluegrass und Folkrock
Das auf „Old Ways“ im Jahre 1986 folgende Album „Landing On Water“ wurde höchst unterschiedlich aufgenommen. „Peinlicher Tiefpunkt“, so lautete ein Kritikerurteil, ein anderes: „Anbiederung an den billigen Kommerzrock der 80er Jahre“. Die Veröffentlichung des Albums wurde von einem Rechtsstreit begleitet, den seine Plattenfirma Geffen Records gegen Neil Young angestrengt hatte, weil Young angeblich bewusst unverkäufliche Produktionen vorlegen würde, die nicht dem bekannten Sound von Neil Young entsprächen. Mit dieser 3,3-Millionen-Dollar-Klage kam die Plattenfirma allerdings nicht durch. Musikalisch war das Album „Landing On Water“ tatsächlich kritikwürdig, aber textlich überraschten einige der Songs durch eine autobiographische Note, durch Selbstreflexion und bekenntnishafte Ehrlichkeit. So heißt es im Text des Songs „Weight Of The World“: „Ich pflegte die Last der Welt auf meinen Schultern zu tragen. Ich hatte kein Vertrauen zu meinen Freunden, auch nicht zu meiner Partnerin. Kannst du dir das vorstellen? Meine Füße schlurften, wenn ich ging und mein Kopf hing herunter. Ich war gefangen in mir und meinen Gedanken . Doch als ich dich traf, Mädchen, warf ich die Last der Welt von mir. Ich wusste, einige Leute tanzten die Nächte durch, doch ich nicht. Ich wusste nie, ob es falsch oder richtig war, so frei zu sein. Ich pflegte die Augen zu schließen und versuchte, mich zu verbergen vor dem Licht der Liebe und verbrachte all meine Zeit mit der Dunkelheit in mir. Ich war allein, mein ganzes Leben lang. Bis du mir begegnet bist und ich die Last der Welt abwarf.“
Das Folgealbum „Life“ von 1987 klang wieder etwas mehr nach dem typischen Neil Young-Sound der siebziger Jahre. Es wurde eingespielt mit seiner alten Begleitband Crazy Horse. Dennoch blieb das Album relativ wenig beachtet.
Zu Harmoniewechseln, die für Neil Young typisch sind, aber in einem geglätteten Arrangement-Kontext stehen, singt er eine fortlaufende Geschichte im Song „Inca Queen“: „Einst war da eine Inka Königin / Sie schaute auf ihre Sonnenuhr
Ringsumher erhoben ihre Arbeiter / Goldene Götzenbilder zu ihrem Lächeln
Sie sprach von Silber aus dem Himmel / Und viele schwebende Boote
Um sie abzuholen, wenn sie fliegen würden / Weit über ihre Träume und Hoffnungen
Und sie errichteten eine Bergstadt / Wo ihre Königin über den Wolken Ausschau halten konnte“ - so weit so gut. Doch plötzlich heißt es im Text:
„Draußen im Dschungel wurden die Trommeln gehört: Die Inka Königin ist gekommen. Von dem größten Elefanten bis zum kleinsten Vogel“. – What?
Elefanten im südamerikanischen Reich der Inka?
Neil Young - Inca Queen
Im Album "Freedom“ von 1989 präsentierte sich Neil Young nach langen Irrungen und Wirrungen musikalischer Art, als sozial engagierter Songschreiber, wie in seinen Anfangsjahren. Das Themastück des allseits gelobten Albums und dessen Refrain „Rockin in the free world“, wollte er als durchaus doppelbödig verstanden wissen, im Sinne von: Wie frei sind wir in dieser freien Welt, in der wir leben?
In einem Zeitungsinterview von 1990 äußerte er sich so: „Das ist ein Song mit vielen Bildern der Zerstörung in unseren Straßen, mit Obdachlosen, Drogen, Krieg und Moslems, die uns alle hassen, Europäer wie Amerikaner. Der Refrain ist zweischneidig. Einerseits ist es wahr: ‚Rockin in the free world’, genau das wollen wir Amerikaner tun, weitermachen und vorankommen. Dann wiederum: Wie frei ist die freie Welt wirklich?“
Gegen den Einsatz seines Songs bei Wahlkampfauftritten von Donald Trump ging Neil Young gerichtlich vor, wobei er anfangs die Verwendung gebilligt hatte. Er schrieb, dass er seinen Song nicht als „Titelmusik für eine spaltende, unamerikanische Kampagne voller Ignoranz und Hass“ zur Verfügung stellen wolle. Und weiter: „Jedes Mal, wenn ‚Rockin’ In The Free World’ bei Ihren Kundgebungen gespielt wird, hoffe ich, dass Sie meine Stimme hören. Denken Sie daran, es ist die Stimme eines Steuer zahlenden US-Bürgers, der Sie nicht unterstützt: meine!.“ Seit Januar 2020 besitzt er zusätzlich die US-amerikanische Staatsbürgerschaft. Zu diesem Schritt habe er sich nur entschlossen, um das Recht zu bekommen, bei der Wahl gegen Trump stimmen zu können.
Mit „Rockin In the Free World“ und dem Album Freedom hatte Neil Young 1989 nochmals ein recht gut verkäufliches Album veröffentlicht, obwohl das Thema Verkäuflichkeit seiner Musik ihn nie sonderlich interessierte, so sagte er es jedenfalls häufig.
Neil Young’s kreativste Phase ist wohl in die Siebziger Jahre zu datieren.
Auf jeden Fall, so sagen die meisten Kritiker, liegen seine besten Alben schon eine Weile zurück. „Ragged Glory“ von 1990 und „Freedom“ von 1989 seien seine letzten wirklich großartigen Alben gewesen, sagen manche Großkritiker unter den Neil Young-Kennern. Noch zwei drei Alben, die danach kamen, werden als bemerkenswert herausgestellt, etwa „Harvest Moon“ von 1992 oder „Sleeps With Angels“ von 1994. Und vor allem sein Grunge-Album „Mirror Ball“, eingespielt 1995 mit Pearl Jam wird allgemein mit anerkennendem Kopfnicken goutiert.
Zu diesem Zeitpunkt war Neil Young schon längst so etwas wie eine lebende Legende, hatte es jedenfalls wie kaum ein anderer Rockmusiker seiner Generation verstanden, über all die Jahre im Gespräch und damals 1995 gar hoch aktuell zu bleiben. In seltener Einmütigkeit schätzten ihn junge Grunge-Fans genauso wie die alten Rock-Anhänger der Woodstock-Ära.
Sein Kooperationsalbum mit Pearl Jam, „Mirror Ball“ hatte die Alten wie die Jungen – ob Fans oder Kritiker – gleichermaßen begeistert, oder doch zumindest „angesprochen“. – Verblüffend, schließlich machte Neil Young musikalisch kompromisslos wie immer nur das, was er will. Und das, was er da machte, war vom Song-Konzept her im Grunde immer noch das Gleiche wie vor 25 Jahren: einfache Midtempo-Stücke, oft rau und ungeschliffen im Sound mit leicht nachsingbaren, kurz gehaltenen Melodien, mit emotional wirksamen Harmoniemustern, die niemanden überfordern, und mit persönlich gefärbten, lyrisch umschriebenen Bekenntnisbotschaften im Text. Die 60er-Jahre-Botschaft der Hippie- und Woodstockgeneration von „Peace and Love“, zu der er sich bis heute bekennt, formulierte er im gleichnamigen Song des „Mirror Ball“-Albums. Der Songtext enthält auch eine Art Widmung an John Lennon. Im Text heißt es: „Friede und Liebe, Lennons Abschied, das ist vorbei. Im Leben heute klingt das wie eine zerbrochene Glocke, ein Kinderreim. Doch es hat keinen Zweck, es zu verleugnen: Frieden und Liebe.“
Peace And Love
Doch alles, was nach „Mirror Ball“ kam, „Broken Arrow“ von 1996, „Year of the Horse“ (1997), „Silver and Gold“ (2000), „Are You Passionate“ (2002), „Greendale“ (2003) und auch das Album „Prairie Wind“ von 2005 plus folgende, sie alle fanden nur noch wenig Gnade bei den meinungsführenden Groß-Kritikern. Grundtenor der Kritik lautet: Der rückwärtsgewandte Zukunftsapostel Neil Young zitiert sich vorwiegend selbst und greift auf ein begrenztes Repertoire von textlichen und musikalischen Ideen zurück. Das mag stimmen, man könnte freilich auch sagen, hier hat einer seine Ausdrucksform gefunden, er wiederholt sich im Sinne des wieder Holens von Grundsätzlichem, was immer wieder aufs Neue gesagt werden muss, was nicht aus den Augen verloren gehen darf. Also könnte man sagen, Neil Young variiert immer wieder aufs neue seine alten Themen. Schon in einem frühen Interview sagt er sinngemäß, all seine Songs seien eigentlich nur verschiedene Strophen eines großen Liedkanons.
Und so ist auch sein großer Hymnus „Be The Rain“ zu verstehen, mit dem er seinen Songzyklus „Greendale“ abschließt. Seine Gitarrenakkorde und die leicht angeraute, schmutzige Spielweise kennt man ganz ähnlich aus so vielen früheren Songs von ihm. Und den Textinhalt mit dem großen hippiesken Welterrettungs-Gestus, das kennt man natürlich auch seit den seligen Hippie-Zeiten bis hinein in die Öko-Ära. Aber, diese Inhalte müssen immer wieder ins Bewusstsein gerufen werden: „We got to save Mother Earth for another day“ – okay schon tausendmal gehört, aber auch schon tausendmal wurde es überhört. Und der Appell bleibt aktuell und notwendig und muss täglich aufs Neue eingefordert werden. Natürlich kann man darüber streiten, ob das Stilmittel, das Neil Young hier anwendet, ständig Parolen ins Megaphon zu plärren, künstlerisch überzeugend ist, oder ob’s einfach nur nervt und man ihm am liebsten das quäkende Ding aus der Hand schlagen möchte. Aber er hat es so gewollt, und neben dem quäkenden Megaphon wirkt der hymnische Chor dann um so strahlender: „Rettet Alaska. Hört nicht auf die Regierung, die ist gekauft und wird bezahlt
Die Gier tötet das Land. Irgendwo in diesem Augenblick wird die Zerstörung fortgesetzt. Wir müssen aufwachen, wir haben etwas zu tun, wir müssen unsere Mutter Erde retten.“
„Be The Rain“ ist der Schluss-Hymnus des Neil Young-Opus „Greendale“, eines Song-Zyklus im Stile eines Konzeptalbums. Er erzählt eine Art Kleinstadt-Epos, mitten aus dem Leben des fiktiven Ortes „Greendale“, in dem die Familie Green lebt, die einiges erlebt an Generationenkonflikt und Familiendramen. Das Projekt „Greendale“ ist auch als Audio-DVD veröffentlicht worden mit Surround-Sound, was übrigens Neil Youngs bevorzugtes digitales Format ist. Die CD hat er jahrelang als akustisches Teufelswerk kategorisch abgelehnt, weil alle Dynamik, weil alles klangliche Leben von der digitalen Sterilität der CD zunichte gemacht würde. Deshalb veröffentlichte er einige seiner seiner Produktionen liebsten als Audio-DVD.
Nach diversen stilistischen exkursionen und Experimenten kehrte er doch immer wieder zum Folkrock seiner Anfänge zurück, auch wenn er zwischendurch Country und Blues-Rock spielte, oder sentimentale Balladen gefolgt von Grunge-Gewittern.
Trotz aller stilistischer Hakenschläge – und wohl auch gerade deswegen – gelang es ihm immer wieder, großartige Songs zu schreiben. Man denke nur an seinen Song „Ohio“ über vier Studenten, die zu Zeiten von Vietnam bei einer Demonstration an der Kent State University von US-Soldaten erschossen wurden. „Tin soldiers and Nixon coming / We're finally on our own. / This summer I hear the drumming / Four dead in Ohio.“ („Zinnsoldaten und Nixon marschieren auf. Wir sind letztlich auf uns alleine gestellt. In diesem Sommer höre ich das Trommeln. Vier Tote in Ohio“)
Die Ermordung der vier Studenten von Ohio blieb übrigens trotz aller Proteste bis heute ungesühnt, niemand wurde für das Massaker zur Rechenschaft gezogen.
Unter den politisch sich äußernden Songs von Neil Young findet sich aber auch sein patriotischer Song „Lets Roll“, geschrieben nach den Terroranschlägen vom 11. September, der allgemein als peinlich empfunden wurde, weil er in der Wortwahl den Parolen von Bush und Rumsfeld ähnelte. „Wir müssen da rein, bevor sie töten. Die Zeit läuft uns davon. Los jetzt. Keine Zeit für Unentschlossenheit. wir müssen uns bewegen. Niemand hat die Antwort. Aber eines ist wahr: man muss sich dem Bösen entgegenstellen, wenn es einen bedroht. Und wenn es versucht, sich zu verstecken, dann muss man es aufspüren und niemals verleugnen. Die Zeit läuft ab, los geht’s. Lassen wir unsere Kinder nicht in Angst aufwachsen.“
Waren das Zitate aus Reden der Kriegstreiber Bush und Rumsfeld? oder Neil Youngs eigene Meinung?
Und mancheiner, der es mit Neil Young gut meint, hätte es angemessener empfunden, wenn er zu diesem Anlass einen Song geschrieben hätte, der in der Tradition seines berühmten Songs „Helpless“ steht, in dem es heißt: „Große Vögel fliegen über den Himmel und werfen Schatten auf unsere Augen, lassen uns hilflos zurück.“ Das Textthema der Hilflosigkeit sei inspiriert worden durch eine schwere Erkrankung, die Neil Young als Kind erleiden musste. Kanada wurde 1951 von einer Polioepidemie heimgesucht und der fünfjährige Neil erkrankte an Kinderlähmung. dadurch wurde seine linke Körperhälfte bleiben beschädigt. Später erlitt er epileptische Anfälle und erkrankte an Diabetes. Die Erinnerung an die erlebte Hilflosigkeit sei der Hintergrund für den Song „Helpless“
Crosby Stills Nash and Young - Helpless live at Wembley Stadium 1974 (with Joni Mitchell)
Neil Youngs Gesang changiert hier wie so oft bei ihm zwischen klagender Larmoyanz und weinerlicher Sehnsucht. Diese für Neil Young typische Stimmgebung empfanden viele Anhänger schon immer als Ausdruck von verzehrender Leidenschaft und authentischem, tiefem Gefühl. Andere fühlten sich genervt von seiner penetranten Weinerlichkeit. Dieser berühmte Neil Young-Song „Helpless“ stammt in der Studiofassung aus dem legendären Album „Deja Vu“ von Crosby Stills Nash & Young aus dem Jahre 1970. Damals ging der Stern von Neil Young als herausragender Songschreiber auf. Sein Solo-Album „After The Goldrush“, das im September 1970 erschien, enthielt eine ganze Reihe von großartigen Songs, darunter auch mein persönlicher Lieblingssong von Neil Young aus jener Zeit, den ich wegen der ausdrucksstarken Musik und des poetischen Textes besonders schätze und deshalb übersetzt habe:
Ein alter Mann liegt am Rande der Straße
Und die Laster donnern vorbei
Der traurige Mond sinkt unter seinem eigenen Gewicht herunter
Und die Hochhäuser kratzen am Himmel
Bei Sonnenaufgang bläst ein kalter Wind die Straße herunter
Und lässt die Morgenzeitungen fliegen
Ein toter Mann liegt am Rande der Straße
Das Tageslicht bricht sich in seinen Augen
Ein Blinder läuft durch das Licht der Nacht
Und trägt die Antwort in der Hand
Komm zum Fluss der Erkenntnis
Und du wirst wirklich verstehen
Das Licht der roten Ampeln blinkt durchs Fenster im Regen
Hörst du das Raunen der Sirenen
Ein weißer Blindenstock liegt im Rinnstein des Weges
Wenn du alleine nach Hause gehst
Lass dich nicht unterkriegen
Es sind doch nur Luftschlösser, die brennen
Finde jemanden, der das Blatt wendet
Und du wirst wieder zurechtkommen
„Don’t Let It bring You Down“, ein wunderbarer Song von Neil Young aus seinem großartigen dritten Solo-Album „After The Goldrush”. Sein bis dato erfolgreichstes Album war das Folgealbum „Harvest“ von 1972, das seinen etwas süßlichen Nummer 1-Hit enthielt, den einzigen Tophit seiner Karriere „Heart Of Gold“ – und Harvest blieb auch das einzige Album, das auf beiden Seiten des Atlantik den Spitzenplatz der AlbumCharts erreichte. „Harvest“ enthält neben seinem berühmten Anti-Drogensong „The Needle and the Damage Done“, auch den gelungenen Song „Old Man“, den Lizz Wright beeindruckend neu interpretierte. Der Song enthält die berühmten Zeilen der Selbsterkenntnis einer Generation, die sich gegen ihre Väter gewandt hat, um letztlich festzustellen, dass der Apfel nicht weit vom Stamm fällt. „Alter Mann schau dir mein Leben an, ich bin dir sehr ähnlich“
Neil Young - Old Man - live at BBC
Lizz Wright Old Man, Jazz Baltica 2006
Über Neil Youngs Autobiografie „Ein Hippie Traum“ schrieb der Kritiker Sören Wolf:
„Dieser Mann ist so komplex, dass er sich, wie dem Buch zu entnehmen ist, nicht einmal selbst versteht. Dabei hat er das Verfassen einer Autobiografie stets abgelehnt und die Leser verdanken nur einem Ungeschick und eines daraus resultierenden gebrochenen Zehs, dass Young einmal einigermaßen still sitzen konnte, um sich ans Werk zu machen und sein Leben Revue passieren zu lassen.
Young, das ist klar, beschränkt sich nicht nur auf die Musik. Er nimmt sein Leben und die damit einhergehenden Unvorhersehbarkeiten an, um unentwegt nach Wegen und Lösungen zu suchen. Er schmückt seine Erzählungen nicht weiter aus, liefert keine Erklärungen. Dinge passieren in seinem Kosmos einfach, und wenn es vorbei ist, zieht der Rastlose einfach weiter. Neil Young lehrt uns, dass vor allem das Gefühl stimmen muss. Kein schlechter Ansatz.“ Zitatende.
Am Ende dieses Blogs zum 75. Geburtstag von Neil Young muss der folgende Song der Stills-Young-Band stehen: „Long May You Run“
Crosby, Stills, Nash & Young - Long May You Run - 3. November 1991 - Golden Gate Park (Official)
Zugabe:
„My Back Pages“ (Bob Dylan, Roger McGuinn, Tom Petty, Neil Young, Eric Clapton & George Harrison)
Bob Dylan 30th Anniversary Concert celebration of his first album, Recorded on October 16, 1992 in Madison Square Garden, New York City
Zugabe 2
Neil Youngs Musikarchiv scheint unerschöpflich zu sein. Für den 20. November 2020 ist Teil 2 seiner Retrospektive angekündigt.
Neil Young Archives Volume II (1972 - 1976) - 10 Disc Retrospective The Limited Edition, 10 Disc Box Set includes: 131 Tracks with 12 Previously Unreleased Songs & 49 Previously Unheard Versions 252 Page Hardcover Book with Hundreds of Photos Full-length Archives Poster Releases November 20, 2020
(alle Fotos: Wikipedia)
Ergänzung:
meine Sendung im Webradio ByteFM zum 75. Geburtstag von Neil Young am Do 12.11.2020, 23 Uhr, (Wiederholung Sa 14.11.2020, 14 Uhr)