eine Hommage in Songs, Texten, Dada-Poesie und Statements, alles von John Lennon
Konzertbericht
IMAGINE | Stell dir vor: Lennon auf Deutsch
Sonntag 18. Juli 2021, 19 Uhr (PREMIERE): Dreieich-Sprendlingen, Open Air-Bühne auf der Terrasse des Bürgerhauses (ursprünglich geplant für die Burgfestspiele Dreieichenhain, die leider abgesagt werden mussten)
Sonntag 01. August 2021, 19.30 Uhr: Hanau-Wilhelmsbad, Open Air-Bühne vor dem Comoedienhaus.
Das ambitionierte Bühnenprogramm „IMAGINE | Stell dir vor: Lennon auf Deutsch“, aufgeführt in Dreieich und Wilhelmsbad, löste u.a. die 1-Million-Dollar-Frage (siehe unten)
John Lennons berühmteste Songs aus der Beatles-Ära und aus seiner Solo-Zeit wurden in deutschsprachigen Neufassungen von einem hochkarätig besetzten Septett originell interpretiert und mit Dada-Texten seiner Bücher und mit Statements aus seinen wichtigsten Interviews musikalisch verwoben. Alles in Deutsch. Alles von Klasse-Musikern ausgearbeitet.
So hatte man John Lennon bislang noch nicht gehört.
Die Mitglieder des Ensembles:
Ali Neander: Lead-Gitarre (Rodgau Monotones, Rilke Projekt, etc.)
Christopher Herrmann: Cello + diverse Instrumente (Kronberg Academy)
Esther Wolf: Gesang, Rezitation, Performance (Neue Philharmonie Frankfurt)
Michael Schlauch: Keyboards (Woodstock/Love&Peace-Revue)
Oliver Pohl: Schlagzeug, Gesang (feast2follow)
Willy Wagner: Bass (Rio Reiser-Band, Jim Kahr Blues Group, Rilke Projekt, etc.)
Volker Rebell: Konzept, Nachdichtungen, Gesang, Gitarre (Radiomacher, Buchautor zu Beatles-Themen)
Wie war das mit der Eine-Million-Dollar-Frage? Hätten Sie’s gewusst, dass Ringos legendärer Spruch „It’s been a hard day’s night“ John Lennon zweifach inspiriert hat, einmal zum gleichnamigen Welthit und Titelsong des ersten ikonischen Beatles-Films und zweitens zu einer fabulierenden Kurzgeschichte mit der Kernzeile: „He’d had a hard day’s night that day.“ Und die Eine-Million-Dollar-Frage lautet: Wie ist diese Kurzgeschichte überschrieben? Na? Richtig: „Sad Michael“.
Lennons kaum bekannte Doppelverwertung der gleichen Idee in Song und Kurzgeschichte wurde natürlich im Programm „IMAGINE | Stell dir vor: Lennon auf Deutsch“ hörbar gemacht. Und dies war selbstverständlich nicht die einzige Überraschung, die dieses Konzertprogramm auch für Beatles/Lennon-Kenner bereit hält.
Die Aufführung war witzig, politisch und provozierend, seelentief und hymnisch – dies alles dank der begnadeten Songs, dank der unverblümten, bekenntnishaft-ehrlichen Songtexte und der schräg humorvollen, absurd-witzigen Dada-Gedichte und -Geschichten aus Lennons eigener Schreibe („In His Own Write“, 1964 - „Skywriting By Word Of Mouth“, 1986).
Und damit man endlich mal versteht, worum es in Lennons Songtexten eigentlich geht, etwa in berühmten Songs wie „I Am The Walrus“, „Strawberry Fields Forever“, „Across The Universe“, „Instant Karma“ usw. – und damit auch der normal Sterbliche mit durchschnittlichen Schulenglisch-Kenntnissen über Lennons skurrilen Wortwitz und anarchischen Humor lachen kann, waren alle Songs und Texte in deutscher Übersetzung zu hören.
Nicht minder wichtig neben den deutschen Nachdichtungen und den eigenwilligen Arrangements ist die außerordentliche musikalische Klasse der Performance. Dafür stehen die hervorragenden Instrumentalisten des 7-köpfigen Ensembles:
Ali Neander ist einer der vielseitigsten und technisch versiertesten Gitarristen Deutschlands. Die Meisterschaft und Intelligenz seines Spiels beweist er seit Jahren genreübergreifend in unzähligen Produktionen.
Im Projekt „IMAGINE | Stell dir vor: Lennon auf Deutsch“ ist er nicht nur der geniale Gitarren-Magier, sondern auch der musikalische Supervisor.
Cellist und Multiinstrumentalist Christopher Herrmann verbindet wie kaum ein Zweiter die konzertante Welt der Klassik mit der Freiheit des Jazz und der Polyrhythmik der Popularmusik. Und er verfügt über jede Menge Intuition und Sensibilität, um ein gestaltender Begleiter von rezitierten Texten zu sein. Und genau wie bei Ali Neander ist seine Virtuosität spektakulär ohne Selbstzweck zu sein.
Keyboarder Michael Schlauch kann auf viele Jahre an Erfahrung als Tastenmann in Rockbands unterschiedlichster Stilistik zurückblicken. Sein Spiel steht in der Tradition von Keyboard-Persönlichkeiten wie Brian Auger, Jon Lord oder Keith Emerson.
Willy Wagner zählt zu den gefragtesten Studiomusikern und Live-Sidemen unter den besten Bassisten hierzulande. Sein profundes Bass-Spiel ist ebenso virtuos wie song-dienlich.
Alle vier Instrumentalisten der Superklasse erhielten im Programm immer wieder Gelegenheit für solistische Freiräume. Dadurch entstand in den bekannten Lennon/Beatles-Songs plötzlich eine grenzenüberschreitende musikalische Offenheit wie sie in den Originalaufnahmen so nicht zu entdecken ist. Auch wenn sich John Lennon mit der Avantgarde-Musikerin Yoko Ono an seiner Seite experimentierfreudig zeigte, so weit wie die Solisten des „Lennon-auf-Deutsch“-Ensembles ihre Neudeutungen der Songstrukturen in die Offenheit der Improvisation treiben, so weit ist John Lennon bei der Interpretation seiner eigenen Songs nie gegangen – wollte er vermutlich auch nicht.
Der Schlagzeuger des Ensembles, Oliver Pohl, der auch Gesangs-Parts übernahm, ist ein musikalischer Allrounder und seit frühester Jugend Beatles-Anhänger, -Kenner und -Interpret.
Sängerin und Performerin Esther Wolf verkörpert im Programm die weibliche Seite in Lennons Kunst und rezitiert die in die Songs eingeflochtenen Statements der drei wichtigsten Frauen in Lennons Leben: Cynthia Lennon, Yoko Ono und Lennons Tante Mimi.
Beatles-Experte und -Buchautor Volker Rebell schöpfte in seiner Ausgestaltung des Programms „IMAGINE | Stell dir vor: Lennon auf Deutsch“ aus dem Fundus seiner über 100 verschiedenen musikjournalistischen Radiosendungen (seit 1970) zum Thema Beatles, und figuriert als Sänger und Rezitator die schillernde, facettenreiche, widersprüchliche, zutiefst menschliche Persönlichkeit des Pop-Genius John Winston Ono Lennon.
Anders als bei diversen anderen Beatles- und Stones-Bühnenprogrammen von Rebell & Freunden (Lonely Hearts Club Band, Glitter Twins, Beatles Revival Band) enthält das „Lennon-auf-Deutsch“-Programm keine musikjournalistischen Kommentare oder Hintergrundgeschichten zu den Songs, sondern ausschließlich Lennon-Texte und Interviewstatements. Lennon spricht für sich selbst.
Über die Aufführung in Hanau-Wilhelmsbad schrieb der Feuilleton-Redakteur und Konzertkritiker Reinhold Gries in seiner Konzertbesprechung für die Offenbach Post:
„Kurztext zum Wilhelmsbader Konzert von Volker Rebell/ made in OF 2.8.2021
„Alle Macht dem Volke(r)“
Eine großartige Performance lieferte auf der Sommerbühne vor dem Wilhelmsbader Comoedienhaus der Offenbacher Pop-Musiker Volker Rebell mit seiner hochkarätigen Band. „IMAGINE | Stell dir vor: Lennon auf Deutsch“ war die Hommage aus Songs, Instrumentensoli und Textrezitationen aus dem Leben von John Lennon betitelt. Aus berühmten Beatles-Alben wie „A Hard Day’s Night“ hörte das wetterfeste Publikum gekonnte Bearbeitungen und Original-Songs auf Deutsch, dazu Nummern von der „Plastic Ono Band“ und kritische Lennon-Liedtexte wie das feministische „Frauen sind die Nigger der Welt“ oder „Alle Macht dem Volke“. Herausragend dabei Sängerin Esther Wolf sowie Cellist Christopher Herrmann und Lead-Gitarrist Ali Neander mit fantastischen Improvisationen. Kaum weniger überzeugend Keyboarder Michael Schlauch, der singende Drummer Oliver Pohl und Bassgitarrist Willy Wagner. Nicht zu vergessen Sänger, Gitarrist und Conferencier Volker Rebell, dessen „Rebellisches Radio“ von Offenbach aus derzeit im Probelauf ist.“ (Reinhold Gries)
IMAGINE | Stell dir vor: LENNON AUF DEUTSCH
Konzertprogramm: Songliste / Musik/Textfolge
1.Kapitel: Lennon der Erzähler von Geschichten aus seinem Leben
„Des harten Tages Nacht“ - A Hard Day’s Night (Lennon/McCartney) (3:30) - mit rezitiertem Text „Der traurige Michel“ (Originaltext: John Lennon)
„Lass deine Liebe außen vor“ - You’ve Got To Hide Your Love Away (Lennon/McCartney) (2:30)
„Was immer dich am Leben hält“ - Whatever Get’s You Through The Night (John Lennon) (4:30)
„Wir leuchten hell“ - Instant Karma (John Lennon) (4:30)
„Brennt schön das Holz“ - Norwegian Wood (Lennon/McCartney) (2:30)
2. Kapitel: Lennon der Politaktivist und Revolutionär
„Frauen sind die Nigger dieser Welt“ - Woman Is The Nigger Of The World (John Lennon) (5:00)
„Alle Macht dem Volke“ - Power To The People (John Lennon) (3:00)
„Ein Held, der sich wehrt, so müsste man sein“ - Working Class Hero (John Lennon) (6:30)
„Alles was ich will, ist Wahrheit“ - Gimme Some Truth (John Lennon) (4:30)
„Beendet den Krieg“ - War Is Over (John Lennon/ Yoko Ono) (2:30)
3. Kapitel: Lennon der von Eifersucht und Selbstzweifeln Geplagte
„Schenk ich dir mein Herz“ - If I Fell (Lennon/McCartney) (3:00)
„Bin ein Verlierer“ - I’m A Loser (Lennon/McCartney) (3:30)
„Lauf um dein Leben“ - Run For Your Life (Lennon/McCartney) (3:30)
„Eifersucht“ - Jealous Guy (John Lennon) (4:30)
PAUSE
4. Kapitel : Lennon der Dada-Poet
„Ich lieb sie auf der Stell’“ - I Wanna Hold Your Hand (Lennon/McCartney) (2:30)
Improvisation + Dialog-Text „Beim Zahnarscht“ - At The Denis (John Lennon) (4:30)
„Lucy schwebt im Himmel“ - Lucy In The Sky With Diamonds (Lennon/McCartney) (4:30) danach: rezitierter Text „Ich saß allein im Waldrevier...“ (Originaltext: John Lennon)
„Ich bin das Walross“ - I Am The Walrus (Lennon/McCartney) (5:30), mit rezitiertem Text „Der Geist des Boogie sei mit Euch“ (Originaltext John Lennon)
5. Kapitel: Lennons Hilferufe, Unsicherheit, Selbstfindung, Sinnsuche
„Hilfe“ - Help (Lennon/McCartney) (4:00)
„Mutter“ - Mother (John Lennon) (4:00)
„Erdbeerfelder für immer“ - Strawberry Fields Forever (Lennon/McCartney) (5:00)
6. letztes Kapitel: Lennons Hymnen
„Das Wort“ - The Word (Lennon/McCartney) (2:30)
„Liebe braucht die Welt“ - All You Need Is Love (Lennon/McCartney) (3:30)
„Stell dir vor“ - Imagine (John Lennon) (4:00)
„Für Frieden und Glück“ - Give Peace A Chance (John Lennon) (3:30)
Zugabe
„Kommt Zusammen“ - Come Together (Lennon/McCartney) (4:30)
„Durchs grenzenlose All“ - Across The Universe (Lennon/McCartney) (4:00)
Standby ausgearbeitete Songs:
„Gedankenspiele“ - Mind Games
„Der Nirgendsmann“ - Nowhere Man
Standby ausgearbeitete Texte:
„Denk ich an Arnold in der Nacht, dann bin ich um irgendwas gebracht“
„Das Fettgewächs auf Eric Hearble“