Ein Beatle in Verden

Eine Dokumentation zum Film ‚Wie ich den Krieg gewann‘

2. Auflage Februar 2025

Buch-Cover

ein Buch von Volker Rebell und Gerd Coordes über den satirischen Antikriegsfilm “How I Won The War” von Richard Lester, mit John Lennon, in der Rolle des Gefreiten Gripweed.
Die Erstauflage, herausgegeben von der Stadt Verden (in deren Altstadt 1966 eine turbulente Szene mit John Lennon gedreht wurde), ist bereits vergriffen.
Die zweite Auflage erscheint nun unter eigener Regie.

Impressum
© Verlag Volker Rebell Medien e.K., Oberursel, Offenbach
Alle Rechte vorbehalten / all rights reserved
Februar 2025
Coverbild, graphische Gestaltung, Layout: Gerd Coordes
ISBN 978-3-9815456-3-0

(Bezugsquellen und Buchhandelspreis folgen in Kürze)

 

Entwurf Buchcover

 

In Hamburg gibt es einen Beatles-Platz, gelegen an der Einmündung zur Großen Freiheit im Stadtteil St. Pauli, wo die Beatles in verschiedenen Clubs von 1960 bis 1962 insgesamt circa neun Monate spielten
Doch das erste und einzige John-Lennon-Denkmal in Deutschland steht nicht in Hamburg, sondern in der niedersächsischen Kreisstadt Verden an der Aller.

 

John-Lennon-Denkmal in Verden (Foto Gerd Coordes)

 

2008 wurde das Lennon-Denkmal „Ein Beatle in Verden“, bestehend aus drei Betonstelen, auf denen quadratische Bronze-Plaketten angebracht sind, eingeweiht. Das Denkmal steht in der Altstadt von Verden, an einem der Drehorte, wo Lennon im September 1966 an einer turbulenten Szene für den Antikriegsfilm „Wie ich den Krieg gewann“ beteiligt war.
Damals, beim Festakt der Einweihung, erinnerten sich Zeitzeugen an die Dreharbeiten, erzählten Anekdoten von den kurzen Begegnungen mit dem Beatle und zeigten Foto-Schnappschüsse, die damals entstanden waren.

 

John Lennon und Fans im September 1966 (Foto aus dem Buch "Ein Beatles in Verden)

 

Daraus entstand die Idee einer Buchdokumentation, die die Geschehnisse um John Lennons Aufenthalt in Verden nacherzählen sollte.
Fotograf Gerd Coordes, der in Niedersachsen aufwuchs, hatte Kontakt zu Fotografen-Kollegen und Beatles-Fans, die mit der Geschichte von John Lennon in Verden vertraut waren. Er traf sich mit den Zeitzeugen, führte Interviews, recherchierte und stellte eine detaillierte Dokumentation zusammen. Unter anderem traf er den Maskenbildner Klaus Baruck, der damals das Privileg hatte, John Lennons Beatle-Mähne radikal zu kürzen.

 

Lennon-Friseur Klaus Baruck

 

Außerdem reiste Gerd Coordes nach Almeria, um die dortigen Schauplätze der Filmaufnahmen zu besuchen, Aufnahmen im dortigen Lennon-Museum zu machen und spanische Zeitzeugen zu befragen.

 

Lennon-Skulptur in Almeria (Foto: Gerd Coordes)

 

Nun sollte aber auch noch erklärt werden, warum John Lennon ausgerechnet in Verden und Umgebung einen Film drehte, wobei Verden eigentlich nur ein Nebenschauplatz war, die Hauptdreharbeiten fanden in Südspanien bei Almeria statt. Zu erläutern war vor allem, wovon der Film „How I Won The War / Wie ich den Krieg gewann“ handelt und welche Rolle John Lennon im Film spielt. Hier kam der Musikjournalist und Beatles-Autor Volker Rebell ins Spiel und übernahm die Aufgabe, den Hintergrund, die Geschichte und Handlung des Films und John Lennons Filmrolle ausführlich und umfassend zu beschreiben. Etwas Vergleichbares zu diesem Thema liegt übrigens bislang weder als deutschsprachige, noch als englischsprachige Publikation vor.

 

John Lennon September 1966 in Verden

 

LESEPROBE

„Ich wusste, es würde so kommen. Und ihr wusstet es auch,“ sagt der sterbende, sich den zerfetzten Bauch haltende John Lennon als Gefreiter Gripsweed mit leidender Miene direkt in die Kamera. Aber bei diesen „famous last words“ blieb es nicht. Da sollte noch viel mehr von ihm kommen, aber erst später im Film.

Der erste Satz, den man von ihm, beziehungsweise von seiner Synchronstimme in deutscher Übersetzung hört, lautet: „Darf ich ihre Bälle putzen, Sir, das macht mir viel Vergnügen“. Mit seiner Originalstimme sagt er süffisant grinsend und in breitestem Liverpool-Slang natürlich sehr viel zweideutiger: „May I rub your balls Sir“. Vordergründig sind die Cricket-Bälle gemeint, mit denen der ihm vorgesetzte Offizier, Leutnant Ernest Goodbody, Cricket zu spielen gedenkt. Doch dieser Inbegriff eines unerbittlich chauvinistischen und gleichzeitig grotesk inkompetenten Offiziers deklamiert gleich zu Beginn auch gruselige Kernsätze über seine Auffassung von Krieg, dass nämlich der Krieg „zweifellos das erhabenste Spiel ist, das es gibt, das edelste, meine ich“. Und dabei spricht er das Publikum direkt an und gibt gleich ein weiteres Beispiel seiner narzisstisch verblendeten Selbstüberschätzung zum Besten: „Jedes Wort dieses Films wurde mit Bleistift geschrieben, in meiner eigenen Schreibe“ – eine unmissverständliche Anspielung auf John Lennons erstes Buch voller Dada-Texte und absurder Kurzgeschichten „In His Own Write“, veröffentlicht im März 1964 (deutscher Titel: „John Lennon: In seiner eigenen Schreibe“).

Einige der schrägen, teils lustigen bis bescheuerten Filmdialoge hätten auch aus Lennons kurioser Schreibe stammen können. Gripweed/Lennon: „Meine Füße schwitzen, Sir“. – Auf die Frage eines Soldaten aus seiner Truppe, ob er verheiratet sei, antwortet Gripweed/Lennon: „Nein, ich spiele Harmonika.“ – Ein hoher Offizier zu Goodbody: „Ihre Augen haben Glanz.“ Er antwortet: „Meine Knie sind braun.“ – Eine Unterhaltung drei anderer hoher Offiziere: „Wir tauschen Kaugummibilder. Wir sind Stabsoffiziere.“ – „Hast du eines von Dünkirchen?“ – „Tobi hat Dünkirchen. Grässliche Farben.“ – „Ich will ‚Bombardierte Schule‘“. – „Wir wissen, was du willst, Tobi,“ - „Ich will ‚Bombardierte Schule‘, ja, das will ich.“ – Sergeant Transom zum schusseligen Gefreiten Juniper: „Wo ist dein Bajonett?“ - „Das muss ich im Feind stecken gelassen haben.“

Der begnadete Songschreiber John Lennon, der auch als hervorragender Sänger, profunder Gitarrist und außergewöhnlicher Performer nicht minder überzeugen konnte, verfügte über weitere extraordinäre Talente: als Autor von drei Büchern mit skurrilen, fantasievollen Prosatexten und Gedichten, vollgepackt mit schrägem Wortwitz, bizarren Assoziationen, provozierenden Sottisen und hintergründigem Nonsens. Sogar in der darstellenden Kunst wusste er zu beeindrucken: als Zeichner, der mit leichter Hand und schnellem, sicheren Strich, mit Stift, Tinte und Tuschmalerei originelle Kritzeleien, farbig gestaltete Comics, erotische Skizzen, witzige Karikaturen und lustige Lithographien zu Papier brachte.

Doch war der Vielbegabte auch in der Lage als Schauspieler zu glänzen?  Hatte er auch das Talent der Schauspielerei? Das konnte er schon in den ersten beiden Beatles-Filmen unter Beweis stellen, bei denen ebenfalls Richard Lester die Regie geführt hatte. Doch in den actionreichen, sympathisch verrückten und hochgradig witzigen Kinofilmen „A Hard Day’s Night“ (1964) und „Help“ (1965) musste John Lennon nur sich selbst spielen. In der absurden Filmgroteske „How I Won The War“, eine ätzende Satire auf den Wahnsinn des Krieges, hatte er die Rolle des Soldaten Gripweed zu verkörpern; aber, dieser Filmprotagonist hatte manches mit ihm gemein: Schlagfertigkeit, subversiven Humor, Sinn für unsinnige Dialoge.

„Soldier Gripweed, he’s not particularly nice“ (John Lennon im Interview, 29.10.1966)

Doch letztlich ist John Lennons Figur des Gefreiten („Musketeer“) Gripweed ein ziemlich unangenehmer Charakter. Er sammelt Steine, klaut fast wie ein Kleptomane, verhält sich gespielt unterwürfig, fast schmierig, aber scheinbar jovial seinem Vorgesetzten gegenüber, dem Leutnant Ernest Goodbody, einem unfähigen, trotteligen, aber hochnäsigen Möchtegern-Helden, der von seiner Truppe verachtet und gehasst wird. Ständig trachten seine Untergebenen danach, den „Idioten“ umzubringen, oder ihn sonst wie aus dem Verkehr zu ziehen. Gripweed/Lennon ist der Einzige, der den Tölpel Goodbody schleimend hofiert, obwohl diese Witzfigur von einem Offizier – hervorragend gespielt von Michael Crawford – mit seinen grotesken Fehlentscheidungen den Tod fast aller seiner Soldaten verursacht oder in Kauf genommen hat.

Im Verlauf des Films outet sich Gripweed als ehemaliger Faschist und Anhänger von Oswald Mosley und der „British Union of Fascists“, was der ebenso selbstherrliche wie durchgeknallte Führungsoffizier Colonel Grappl (großartig gespielt von Michael Hordern) als eine Art Kavaliersdelikt abtut und lapidar dazu bemerkt, dass „Faschismus etwas ist, aus dem man herauswächst".  Mit kratzfüßiger Falschheit bedankt sich Gripweed bei seinem direkten Vorgesetzten Goodbody, „dass Sie mir den Faschismus nicht übelnehmen.“

Nein, die unsympathische Figur des Gripweed taugt nicht für die Lennon-Fans als positives Identifikationsobjekt. Und alle Beatles-Anhänger, die sich 1967 den Film anschauten und vielleicht gehofft hatten, Beatle John zumindest kurz zur Gitarre greifen zu sehen oder ihn gar singen zu hören, dürften arg enttäuscht das Kino verlassen haben. Tatsächlich ist John Lennon im Film von 110 Minuten Spieldauer nur ganze 8 Minuten auf der Leinwand zu sehen. Und seine kleine Nebenrolle erlaubte ihm auch nur wenige kurze Sätze, wie zum Beispiel: „Ich bin kein Dieb!“ – „Sie sind ein blöder Hund, Sir.“ – „Ist doch schon ganz gut für ‘nen Anfänger.“ – Goodbody zu Gripweed: „Wer hat meine Frisiercreme genommen, Sie?“ – „Ich rühr so‘n Zeug nicht an, meine armen Haare.“ –

 

John Lennon September 1966 in Verden

 

Bericht der lokalen Presse in Verden

Die Kreiszeitung Verden berichtete über die Buch-Präsentation der Erstauflage der Stadt Verden im Dezember 2024, von: Antje Haubrock-Kriedel
Verden – Beatle John Lennon drehte 1966 in der Verdener Altstadt einige Szenen für den Film „How I won the War“ (Wie ich den Krieg gewann). „Verden is nice and beautiful“, sagte Lennon damals. Seit 2008 erinnert ein Denkmal an Lennons Aufenthalt in der Allerstadt. Frisch erschienen ist jetzt das Buch „Ein Beatle in Verden“ mit einem Vorwort vom ehemaligen Reporter des Hessischen Rundfunks Volker Rebell. Das Buch erinnert mit vielen Fotos, Dokumenten und Zeitzeugenberichten an den Filmdreh. Co-Autor Gerd Coordes und Zeitzeuge Harry Schwertner stellten es am Freitag im Rathaus vor.
Viele Beatles-Fans und weitere Zeitzeugen waren gekommen. Eine Kultband aus den Tagen des Beat Clubs, The Bobbies aus Bremen, sorgten mit Beatles-Klassikern und Hits aus den 60ern für die passende Atmosphäre.

„John Lennon verkörperte damals die Hoffnung auf eine bessere Welt. Ich freue mich sehr über dieses Buch und spreche im Namen der Stadt meinen Dank aus“, sagte Bürgermeister Lutz Brockmann.

Als Zeitzeugin war Ellen Benschuss dabei. Sie hatte in einer Szene mitgespielt, in der ein Panzer ins Haus fährt und sie mit ihrem Kind auf dem Arm flüchtet. Ebenfalls gekommen war Dieter Knoop, der als Komparse Landser in Ostenholz und Verden war. Annegret Landwehr aus Berlin war damals Schülerin am Gymnasium am Wall. Sie blättert im im Buch und findet sofort das Foto, das sie und ihre Freundinnen gemeinsam mit John Lennon zeigt. Auch Emil Hinners aus Uesen wollte sich die Präsentation nicht entgehen lassen. Er war eine ganze Woche als Komparse auf der Ueser Brücke.
Annette Heinbokel hatte den Äpfel kauenden Lennon damals mit ihren Freundinnen überraschend im Fischerviertel gesichtet. „Wir haben das Schulgelände verlassen und sind zur Fischerstraße gegangen, als uns John Lennon entgegenkam. Wir haben uns damals kein Autogramm geben lassen, wir fanden das doof. Außerdem hatten wir gar keinen Stift“, erzählte Heinbokel.

Gerd Coordes berichtete von der Entstehung des Buches. Als er von den Dreharbeiten in Verden erfahren habe und Kurt Niebuhr ihm erzählte, dass er alles vor seinem Haus fotografiert habe, entwickelt sich zunächst die Idee für eine Ausstellung. Nach einem Zeitungsaufruf meldete sich Harry Schwertner und übernahm Recherchearbeit. Gemeinsam mit der damaligen Leiterin des Pferdemuseums, Gisela Fürle, entstand 2006 die Lennon-Ausstellung. Fürle war auch maßgeblich am Lennon-Denkmal beteiligt.

Als Coordes erfuhr, dass Dreharbeiten auch im spanischen Almeria stattgefunden haben, nahm er Kontakt zu Adolfo Iglesias auf, der in Spanien genau wie Coordes in Deutschland viel dazu recherchiert hat. „Für mich schloss sich hier der Kreis und es entstand die Idee für eine Dokumentation der gesamten Dreharbeiten. Bislang gab es noch kein Buch, dass den Film von vorne bis hinten dokumentiert“, so Coordes.