Konzertbericht „IMAGINE | Stell dir vor: Lennon auf Deutsch“

Ensemble LaD (Ali Neander, Christopher Herrmann, Esther Wolf, Michael Schlauch, Oliver Pohl, Willy Wagner, Volker Rebell)

Open Air Festival „Parkside im Hof“ 26.08.2022

Ensemble LaD 26.08.22 (Foto: Gerd Coordes)

 

„Glaubt jemand allen Ernstes, dass Beatles-Musik in den 2000ern auf der ganzen Welt selbstverständlich zum Alltag gehören wird?“ (Bryan Magee, Philosoph und Politiker, in einem Artikel in The Listener, Februar 1967)

„150 Radiostationen senden gleichzeitig John Lennons Song „Give Peace A Chance“ (euronews.com 04.03.2022)

Das gab es noch nie und nirgends:
die beiden Ober-Beatles Lennon & McCartney mit ihren berühmten Songs und wenig bekannten Gedichten und Prosa-Texten in deutscher Sprache von hervorragenden Musikern neu interpretiert - zwischen Kammer-Pop und Artrock – in zwei Konzerten an einem Wochenende.
Mit dieser Hommage an die beiden berühmtesten und wichtigsten Songschreiber der Popgeschichte John Lennon und Paul McCartney ging das 3. Offenbacher Open Air Festival „Parkside im Hof“ am 26./27.08.2022 zu Ende.

 

 

„Nirgendwomann / Walross / Held der Arbeiterklasse / Träumer / Dada-Poet / Politaktivist / Love&Peace-Botschafter“
IMAGINE | Stell dir vor: Lennon auf Deutsch
mit diesem Konzert begann das große Beatles-Wochenende in Offenbach.
Weil unmittelbar vor Konzertbeginn noch einiges zu organisieren war, vergaß ich leider die Videokamera einzuschalten, mit der ich das Konzert zu Dokumentationszwecken aufzeichnen wollte. Zum Glück haben Freunde mit ihren Smartphones ein paar Handy-Videos aufgenommen.

 

Es waren die Beatles, die mich und meine Freunde 1963 alle pubertären Nöte und familiären oder schulischen Probleme vergessen ließen. Die Fab Four waren es, die uns Türen in eine neue Welt öffneten, die uns mit ihrer mitreißenden Musik überrumpelten, wachrüttelten und bei vielen von uns eine innere Befreiung auslösten.
Vor allem John Lennon war es, der mich beeindruckte, irritierte, manchmal fast verschreckte, aber ungemein faszinierte. Er wirkte selbstbewusst, clever, auch unnahbar. Und selbst wenn er freundlich lächelte, hatte man das Gefühl, da schwingt immer ein Hauch von Spott und Ironie mit. Seine Ausstrahlung schien zu vermitteln, mir kann keiner. Er imponierte mir sehr. Und seine Stimme gefiel mir viel besser als die der andern drei.

 

John Lennon Bühnenbild LaD (Gestaltung: Gerd Coordes)

 

Als kleiner Beat-Bubi versuchte ich, seine Stimme nachzuahmen. Und wenn jemand bei einem Auftritt unserer Schülerband sagte, hörma, der singt ja wie der Lennon, dann war ich stolz wie Bolle.
Das Faszinosum Lennon begleitet und beeindruckt mich seit fast sechs Jahrzehnten, beschäftigte mich in vielen Radiosendungen, Publikationen und Veranstaltungen bis zur aktuellen Konzert-Hommage „IMAGINE | Stell dir vor: Lennon auf Deutsch.

 

Plakatentwurf LaD (Gestaltung: Gerd Coordes)

 

Gemeinsam mit hervorragenden Musikern, die ich für dieses Konzertprogramm gewinnen konnte, wurden musikalische Neufassungen berühmter Lennon-Songs sowohl aus der Beatles-Ära als auch aus seiner Solozeit ausgearbeitet, erstmals konsequent in eigenen deutschen Übersetzungen. Neben seinen Songs nahmen wir uns auch Dada-Texte aus seinen Büchern vor, die ebenfalls auf eigene Weise musikalisch bearbeitet wurden. Diese Kombination aus Songs und rezitierten Lennon-Texten – alles in deutscher Sprache – das ist das eigentliche Novum unseres Konzertprogramms.
Weil das letzte Konzert schon eine Weile zurücklag, war eine Auffrischungsprobe notwendig.

 

 

Wie schon erwähnt, ist der zweitwichtigste Bestandteil des Programms – nach den ikonischen Lennon-Songs – die musikalisch bearbeitete Rezitation von skurrilen Dada-Texten aus den Lennon-Büchern „In His Own Write“ (1964), „A Spaniard In The Works“ (1965) und „Skywriting By Word Of Mouth“ (1986) – natürlich in schräg-witzigen deutschen Übersetzungen.
Im folgenden Handyvideo ist zu Beginn ein Textausschnitt zu hören aus dem Lennon-Buch „Skywriting By Word Of Mouth“

 

Die wunderbar absurd fabulierenden Texte der Lennon-Bücher, musikalisch originell in Szene gesetzt und verbunden mit
- differenzierten Arrangements der deutschsprachig gesungenen Lennon-Lieder,
- musikalisch bearbeiteten Rezitationen von Lennon/Ono-Interviewstatements,
- plus herausragenden Improvisationen der namhaften Instrumentalisten/Solisten des Ensembles,
dies alles ergab ein höchst attraktives Programm zu Ehren eines der größten Pop-Genies aller Zeiten: John Lennon, der 2022 wieder auf besondere Weise im Rampenlicht steht, unter anderem, weil sein legendäres Album „Imagine“ 50-jähriges Jubiläum feierte (veröffentlicht Sept./Okt. 1971) und weil vor 60 Jahren die erste Beatles-Singleplatte mit zwei Lennon/McCartney-Kompositionen auf den Markt kam („Love Me Do“/„P.S I Love You“, VÖ:05.10.1962).

Der Lennon-Song „Woman Is The Nigger Of The World“ erschien vor 50 Jahren, genau am 12. Juni 1972 innerhalb des dritten Lennon-Soloalbums „Some Time In New York City“. Unsere Fassung „Frauen sind die Nigger dieser Welt“ ist im folgenden Handy-Video als 2. Fragment kurz zu hören/sehen

 

In unserer musikalischen Hommage zelebrieren wir das Genialische des Künstlers Lennon: in seinen unsterblichen Songs, seinen politischen Aktionen, seinem Engagement für Frieden und gesellschaftliche Veränderung – und nicht zuletzt in seinem skurrilen, anarchischen Humor.

Ein vergleichbares Konzertprogramm mit Songs und Texten von John Lennon in deutscher Sprache gab es bislang noch nicht auf deutschen Bühnen.

 

 

Die Besetzung des Ensembles LaD (Lennon auf Deutsch)::

Ali Neander: Akustik- und E-Gitarre + musikalische Supervision
(Rodgau Monotones, Rilke Projekt, etc.)

Ali Neander, 26.08.22 (Foto: Gerd Coordes)

Christopher Herrmann: Cello, Geige, Bassklarinette, Saxophon
(Kronberg Academy)

Christopher Herrmann, 26.08.22 (Foto: Gerd Coordes)

Esther Wolf: Gesang, Rezitation, Darstellung (Kunstwerkstatt, Neue Philharmonie Frankfurt)

Esther Wolf, 26.08.22 (Foto: Gerd Coordes)

 

Michael Schlauch: Keyboard (Rocktober, Woodstock/Love&Peace-Revue)

Michael Schlauch, 26.08.22 (Foto: Gerd Coordes)

 

Oliver Pohl: Schlagzeug, Gesang (feast2follow)

Oliver Pohl, 26.08.22 (Foto: Gerd Coordes)

 

Willy Wagner: Bass (Rio Reiser-Band, Edo Zanki-Band, Glashaus, Rilke Projekt)

Willy Wagner, 26.08.22 (Foto: Gerd Coordes)

 

Volker Rebell: Textübersetzung, Nachdichtung, Bearbeitung, Konzeption, Gesang, Rezitation, Gitarre (Radio-Moderator, Buchautor)

Volker Rebell, 26.08.22 (Foto: Gerd Coordes)

 

Essentieller Bestandteil des Programm sind die gezielt platzierten Soli der Instrumentalisten Ali Neander, Christopher Herrmann, Michael Schlauch und Willy Wagner. Im folgenden Handy-Video ist ein Solo von Christopher Herrmann, Cello zu hören.

 

Parallel zu den beiden Konzerten zeigte der Fotograf Gerd Coordes in einer Ausstellung künstlerisch bearbeitete Beatles-Fotos und seltene Original-Fotos von John Lennons Aufenthalt im norddeutschen Verden 1966 anlässlich der Dreharbeiten zum Kinofilm „Wie ich den Krieg gewann“.

 

 

Songliste / Musikfolge / Ablaufplan
Fr 26.08.2022 Offenbach, Open Air Festival „Parkside im Hof 2022“
IMAGINE | Stell dir vor: LENNON AUF DEUTSCH

1.Kapitel: Lennon der Erzähler von Geschichten aus seinem Leben
1.1 „Des harten Tages Nacht“ - A Hard Day’s Night (Lennon/McCartney) (3:30) - mit rezitiertem Text „Der traurige Michel“ (Originaltext: John Lennon)
1.2 „Lass deine Liebe außen vor“ - You’ve Got To Hide Your Love Away (Lennon/McCartney) (2:30)
1.3 „Was immer dich am Leben hält“ - Whatever Get’s You Through The Night (John Lennon) (4:30)
1.4 „Wir leuchten hell“ - Instant Karma (John Lennon) (4:30)
1.5 „Brennt schön das Holz“ - Norwegian Wood (Lennon/McCartney) (2:30)

 

2. Kapitel: Lennon der Freiheitskämpfer, Politaktivist und Revolutionär
2.1 „Frauen sind die Nigger dieser Welt“ - Woman Is The Nigger Of The World (John Lennon) (5:00)
2.2 „Alle Macht dem Volke“ - Power To The People (John Lennon) (3:00)
2.3 „Ein Held, der sich wehrt, so müsste man sein“ - Working Class Hero (John Lennon) (6:30)

 

2.4 „Alles was ich will, ist Wahrheit“ - Gimme Some Truth (John Lennon) (4:30)
2.5 „Beendet den Krieg“ - War Is Over (John Lennon/ Yoko Ono) (2:30)
2.6 „Befreit die Menschen sofort“ - Bring On The Lucie (Freda People)“ (John Lennon) (3:30)

3. Kapitel: Lennon der von Eifersucht und Selbstzweifeln Geplagte
3.1 „Schenk ich dir mein Herz“ - If I Fell (Lennon/McCartney) (3:00)
3,2 „Bin ein Verlierer“ - I’m A Loser (Lennon/McCartney) (3:30)

 

3.3 „Lauf um dein Leben“ - Run For Your Life (Lennon/McCartney) (3:30)
3.4 „Eifersucht“ - Jealous Guy (John Lennon) (4:30)

PAUSE

4. Kapitel : Lennon der Dada-Poet
4.1 „Ich lieb sie auf der Stell’“ - I Wanna Hold Your Hand (Lennon/McCartney) (2:30)
4.2 Improvisation + Dialog-Text „Beim Zahnarscht“ - At The Denis (John Lennon) (4:30)
4.3 „Lucy schwebt im Himmel“ - Lucy In The Sky With Diamonds (Lennon/McCartney) (4:30) danach: rezitierter Text „Ich saß allein im Waldrevier...“ (Originaltext: John Lennon)
4.4 „Ich bin das Walross“ - I Am The Walrus (Lennon/McCartney) (5:30), mit rezitiertem Text „Der Geist des Boogie sei mit Euch“ (Originaltext John Lennon)

5. Kapitel: Lennons Hilferufe, Unsicherheit, Selbstfindung, Sinnsuche
5.1 „Hilfe“ - Help (Lennon/McCartney) (4:00)
5.2 „Mutter“ - Mother (John Lennon) (4:00)
5.3 „Erdbeerfelder für immer“ - Strawberry Fields Forever (Lennon/McCartney) (5:00)

6. letztes Kapitel: Lennons Hymnen
6.1 „Das Wort“ - The Word (Lennon/McCartney) (2:30)
6.2 „Liebe braucht die Welt“ - All You Need Is Love (Lennon/McCartney) (3:30)

 

6.3 „Gedankenspiele“ - Mind Games (John Lennon (3:00)
6.4 „Stell dir vor“ - Imagine (John Lennon) (4:00)
6.5 „Für Frieden und Glück“ - Give Peace A Chance (John Lennon) (3:30)

Zugabe
„Kommt Zusammen“ - Come Together (Lennon/McCartney) (4:30)
„Durch’s grenzenlose All“ - Across The Universe (Lennon/McCartney) (4:00)

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Ein weiterer Konzert-Termin 2022 für „Lennon auf Deutsch“:
Dienstag 11. Oktober 2022, 20 Uhr Frankfurt, Alte Oper, Mozartsaal

weitere Infos:
https://radio-rebell.de/konzertbericht-lennon-auf-deutsch/
https://radio-rebell.de/imagine-lennon-auf-deutsch/

 

Artikel von Reinhold Gries in der OP 12.08.22 - mit freundlicher Genehmigung von Reinhold Gries und Verlag OP