Konzertbericht “Dylan auf Deutsch” Open Air – 02.07.2020

"Wie ein rollender Stein - Dylan auf Deutsch" - aktualisiertes Programm

beim Offenbacher Open Air-Festival "Parkside im Hof"

Aussenansicht des Gebäudes der Parkside Studios (Foto: Gerd Coordes)

Konzertbericht
Donnerstag 02.07.2020, Open Air Festival „Parkside im Hof“, 19 -22 Uhr
63065 Offenbach Friedhofstr. 59:
„Wie ein rollender Stein“ - Dylan auf Deutsch (aktualisiert)
ein musikalisch-literarisches Kammerpop-Programm mit Songs und Prosatexten des Literaturnobelpreisträgers 2016 Bob Dylan, in deutschen Nachdichtungen
rezitiert, gesungen und musikalisch inszeniert von:
Moritz Stoepel - Schauspieler, Rezitator, Sänger, Musiker
Christopher Herrmann - Cellist, Multiinstrumentalist

Christopher Herrmann (Foto Gerd Coordes)

Volker Rebell - Rezitator, Sänger, Gitarrist

Volker Rebell (Foto: Gerd Coordes)

Mit unserem Konzert „Dylan auf Deutsch“ wurde das Festival „Parkside im Hof“ eröffnet.

Konzertbeginn (Foto: Gerd Coordes)

Der Wettergott meinte es nicht nur gut mit uns – im Gegenteil: in der Pause setzte ein heftiger Sturm ein, von Regen begleitet, weshalb das Konzert für etwa 50 Minuten unterbrochen wurde.

Regenunterbrechung (Foto: Gerd Coordes)

Gegen 21.10 Uhr konnte das Konzert dann mit dem deutlich verkürzten zweiten Teil des Programms fortgesetzt werden. Pünktlich um 22 Uhr musste „Dylan auf Deutsch“ beendet werden.

Konzertende (Foto: Gerd Coordes)

Die aktualisierte Neufassung des Programms enthielt u.a. deutsche Übersetzungen von fünf Songs aus dem neuen Erfolgsalbum „Rough and Rowdy Ways“ von Bob Dylan. Zum ersten Mal in seiner 60-jährigen Plattenkarriere schaffte es Bob Dylan mit einem Album Platz 1 der deutschen Albumcharts zu erreichen. Auch in Großbritannien kletterte das Album auf Platz 1 genauso wie in Norwegen, Holland, Irland und Neuseeland - in den USA auf Platz 2. Doch das Album ist nicht nur ein überraschend großer Publikumserfolg, sondern wird auch von der internationalen Kritik durchweg hoch gelobt.

Volker Rebell (Foto: Gerd Coordes)

Fünf der bemerkenswertesten Songs des neuen Dylan-Albums hatte Volker Rebell für das aktualisierte Programm ins Deutsche übertragen: „Murder Most Foul“ (Der abscheulichste Mord), „I Contain Multitude“ (In mir ist Vielfalt), „False Prophet“ (Falscher Prophet), „Mother Of Muses“ (Mutter der Musen) und „My Own Version Of You“ (Meine eigene Version von dir). Die eigenen Versionen dieser fünf Songs hatte das Trio Stoepel/Herrmann/Rebell gemeinsam ausgearbeitet und als deutschsprachige Premiere am Donnerstag, dem 2. Juli vorgetragen.

Moritz Stoepel (Foto: Gerd Coordes)

Christopher Herrmann (Foto: Gerd Coordes)

(Foto: Gerd Coordes)

Das zentrale Stück des Dylan-Albums "Rough and Rowdy Ways" ist 17 Minuten lang und trägt den Titel „Murder Most Foul“, was ein Shakespeare-Zitat ist: Hamlets Vater erscheint als Geist und teilt seinem Sohn mit, er sei einem schändlichen Mord zum Opfer gefallen. Dylans Text handelt aber nicht vom Mord an Hamlets Vater, sondern von der amerikanischen Tragödie, dem Attentat auf Präsident John F. Kennedy im November 1963 in Dallas. Für Dylan ist dieser schändliche Mord, der letztlich nie gänzlich zweifelsfrei aufgeklärt wurde, eine nie verheilte Wunde in der Seele Amerikas.

Moritz Stoepel (Foto: Gerd Coordes)

Für Dylan markiert das Kennedy-Attentat einen grundsätzlichen Wendepunkt in der Geschichte des Landes. Dieser heimtückische politische Mord, dem viele weitere folgten, hatte eine Spirale der Gewalt zur Folge, an der Amerika bis heute leidet, so könnte man den lyrischen, oft sprunghaften und nicht immer leicht verständlichen Dylan-Text interpretieren. Als Gegengewicht zu einer Gesellschaft, die von Gewalt beherrscht und heimgesucht wird, stellt er die Kunst gegenüber: die Gegenwelt der Poesie und der Musik. Er zitiert bekannte Musiktitel der Popularkultur von Blues über Jazz bis Pop, als wolle er mit dem Aufzählen der großen Lieder nicht nur aus dem Great American Songbook, als wolle er mit der Erinnerung an diese großen Lieder die gute Seele Amerikas beschwören.
Der folgende optisch unzulängliche Video-Ausschnitt wurde nur zu Dokumentationszwecken aufgenommen und dient hier nur dazu, einen klanglichen Eindruck von unserer deutschen Neufassung zu vermitteln:
https://youtu.be/b_Ix-sq6_hM

Bob Dylan schätzt nicht nur Shakespeare auf besondere Weise, sondern auch Homer und die griechische Mythologie. Im folgenden Song „Mother Of Muses“ ruft er die Göttin Mnemosyne an, die Mutter der 9 Musen, Göttin der Musik, des Tanzes und der Poesie.

Christopher Herrmann (Foto: Gerd Coordes)

Die Inspiration, die Dylan von der Schutzgöttin der Künste in diesem Song „Mother Of Muses“ erbittet, ist ihm für das gesamte Album von der Mutter der Musen geschenkt worden. Die Dylanologen sind sich einig: Die Hymne an die Mutter der Musen, ist eine Hymne an die musikalische Kunst selbst. Dass Poesie und Musik in der Welt etwas verändern könnten, das glaubt Dylan schon lange nicht mehr, aber er weiß, sie können trösten, stärken, die Widerstandskraft aufbauen. Insofern ist der Song „Mother Of Muses“ ein Loblied auf die Zuversicht und eine Liebeserklärung an die Kunst, vor allem an die Musik.“ Aber wie oft bei Dylan sind auch hier Irritationen nicht ausgeschlossen.
Auch die nachfolgende optisch ungenügende Kameraaufzeichnung von „Mutter der Musen“ war nur als Dokumentation fürs Archiv gedacht, dient hier aber dazu, einen Eindruck unserer deutschsprachigen Neufassung von „Mother Of Muses“ zu vermitteln.
https://youtu.be/DH2R-DjJhrI

Am Tag der Konzertaufführung, dem 2. Juli, erschien die DVD „Wie ein rollender Stein - Dylan auf Deutsch“ als Konzertmitschnitt der Aufführung vom 7. März 2020 in der Rebell(i)schen Studiobühne.

(Foto: Gerd Coordes)

Der nachfolgende Trailer zeigt ein paar kurze Ausschnitte aus der DVD:

Die DVD wird für € 18,- angeboten und kann über die Mailadresse info@radio-rebell.de bestellt werden.

(Foto: Gerd Coordes)

(Foto: Gerd Coordes)

(Foto: Gerd Coordes)

(Foto: Gerd Coordes)