Die Dresdner Salon-Damen am 09.02.2019 in der Rebell(i)schen Studiobühne – Konzertbericht

Die Dresdner Salon-Damen entführten die Besucher der Rebell(i)schen Studiobühne am Abend des 09.02.2019 in die glamouröse Zeit der 20er und 30er Jahre mit Evergreens und Filmmelodien und erst recht mit Anmut, Charme, Witz und musikalischer Raffinesse plus Hingabe. Aber auch Paul Kuhn aus den frühen sechziger Jahren wurde eigenwillig interpretiert - nicht mit seiner Wehklage, dass es kein Bier auf Hawaii gäbe, sondern mit der nicht minder frustigen Feststellung, dass das Komma auf dem Konto zu weit links steht. Wer wäre davon nicht betroffen ...?

Die Dresdner Salon-Damen gastierten am 9. Februar 2019 in der Rebell(i)schen Studiobühne & Galerie“. Zu ihrem Live-Programm gehörte u.a. „Lass mich dein Badewasser schlürfen“ von den Comedian Harmonists. Die Musik des Liedes stammt von dem US-amerikanischen Tin Pan Alley-Komponisten John Schonberger und wurde im September 1920 unter dem Original-Songtitel „Whispering“ in einer Interpretation des Paul Whiteman-Orchestra sehr erfolgreich veröffentlicht und gilt als erster Millionenhit der Pop-Branche. Die Comedian Harmonists machten den Song 1934 in Deutschland populär. Ob sie damals eine deutschsprachige Version gesungen haben, ist nicht verbrieft.
1979 erschien von den Viel-Harmonikern die deutsche Fassung mit dem satirischen, leicht frivol-anzüglichen Text „Lass mich dein Badewasser schlürfen“, geschrieben von Trude Hofmeister (Ehefrau von Gert Wilden, Gründer der Viel-Harmoniker).
Die Dresdner Salon-Damen haben mit ihrer Neufassung in eigenem Arrangement dem berühmten Lied ihren eigenen Stempel aufgedrückt. Das Konzertpublikum war begeistert.
Man achte auf die besondere rhythmische Choreographie der Tänzerinnen ab 1:35

Zu den Highlights des Live-Programms der Dresdner Salon-Damen am 09.02.2019 in der Rebell(i)schen Studiobühne & Galerie gehörte unter anderem ihre höchst eigenwillige und witzige Neufassung mit eigener Text-Variation des Lied-Klassikers, den Marlene Dietrich weltberühmt machte, komponiert von Friedrich Hollaender für den Film „Der blaue Engel“ von 1930: „Ich bin von Kopf bis Fuß auf ?? eingestellt“.

Als Schluss-Lied ihres wunderbaren Konzertprogramms spielten und sangen die Dresdner Salon-Damen den Swing-Schlager „Haben Sie schon mal im Dunkeln geküsst?“, 1941 von Michael Jary geschrieben, von Evelyn Künneke gesungen und berühmt geworden durch den Revue-Film „Karneval der Liebe“ mit Johannes Heesters von 1943.
Nach der grandiosen Fassung der Dresdner Salon-Damen erklatschte sich das begeisterte Publikum noch zwei Zugaben: „Eins und eins, das macht zwei“ von Hildegard Knef und „Sing ein Lied, wenn du mal traurig bist“ von Ilse Werner. Traurig war niemand nach diesem fabelhaften Konzertabend der Dresdner Salon-Damen. Ganz im Gegenteil.

Die Dresdner Salon-Damen verwandelten die ehemalige Werkzeugfabrik (seit 2017 Rebell(i)sche Studiobühne) gestern Abend für 2.1/2 formidable Stunden in einen glamourösen Salon der 20er Jahre mit feinen Abendkleidern, passenden Hütchen, tiefen Dekolletés und vor allem mit den bezaubernden, witzigen, skurrilen und frechen Liedern und Filmmusikthemen jener Zeit (Fotos: Peter Hemmerle)

3 Fragen an die Dresdner Salon-Damen
1. Warum gerade Musik der 20er (und nachfolgender) Jahre?
Cécile Pfeiff : Wir schauten zu DDR-Zeiten jeden Montagabend die Sendung „Rumpelkammer“ im DDR Fernsehen, wo Willy Schwabe Ausschnitte aus den „alten“ schwarz/weiß Filmen zeigte, über die Schauspieler/Sänger dieser Zeit berichtetet und schöne Anekdoten zu erzählen wusste.
Am Anfang spielten wir viel Salon- und Kaffeehausmusik, abwechselnd mit ein paar Gesangstücken. Hinzu kam die Konzertschiene mit Moderation, mit vielen Evergreens und Filmmelodien. Im Laufe der Jahre traten wir überwiegend mit Gesangstücken, Satzgesang und wechselndem Instrumentarium auf. All das hat sich erst nach und nach entwickelt.
2. Die Dresdner- Salondamen fallen nicht nur durch exquisite Musik, sondern auch durch ihre Bühnengarderobe auf. Alleine die Hutkreationen sind Hingucker. Eine davon ähnelt einem alten Grammophon mit Hornlautsprecher. Wer macht Ihre Hütchen und Ihre Kleider?
Cécile Pfeiff : Die Entwürfe für unsere ersten Kostümkreationen sind von einer Bühnen- und Kostümbildnerin aus Dresden entworfen und alle waren mit extravaganten Hüten versehen. Also sind wir mit diesen Entwürfen zu einer tollen Hutmacherin in Dresden gegangen: Jacqueline Peevski (Atelier Japée) und ließen uns Hüte passend und individuell für jede Musikerin anfertigen.
Es ist nicht nur bei weinroten Kleidern und Hüten geblieben. Es kamen noch schwarz/weiße und blaue Kleider und die entsprechenden Hüte für jede Salon-Dame im Laufe der Jahre hinzu.
3. Was ist das Besondere an Ihrer Besetzung und Instrumentierung? Sind Sie an Ihren Instrumenten klassisch ausgebildet?
Cécile Pfeiff : Wir studierten alle in Dresden an der Musikhochschule „Carl Maria von Weber“. Unsere einzigartige Besonderheit liegt in den eigens für das Ensemble geschriebenen Arrangements, jede Sängerin spielt mehrere Instrumente. Zu unserer Instrumentierung zählen Violinen, Cello, Kontrabass, Klavier, Akkordeon, Klarinette und Saxophon. Auf der Bühne sind wir immer zu fünft, aber insgesamt sind wir acht Stammspielerinnen, die sich immer abwechseln. Dadurch bleibt unser Zusammenspiel und der Klang des Ensembles immer frisch, auch wenn wir – wie im letzten Jahr – sehr viele Auftritte hatten.