über das neue Album „Sandglass“ von KRAAN
In den 13 Titeln des neuen Albums „Sandglass“ spielen die drei Kraaniche Hellmut Hattler, Peter Wolbrandt und Jan Fride in Reinkultur und erneuter Verfeinerung ihre ureigenste Form des melodischen Jazzrock mit dem Markenzeichen „KRAAN -Stil“, für den es weithin (weltweit?) keine klangliche Entsprechung gibt.
Auf diesem bemerkenswert guten Album sind Melodiebögen von purer Schönheit, subtiler Melancholie und außerordentlicher kompositorischer Gestaltungsfähigkeit zu bewundern. Originelle harmonische Wendungen und eine trickreiche Rhythmisierung veredeln die 13 neuen Titel in einer Weise, die man von KRAAN zwar im Grunde schon lange kennt, doch im aktuellen Album in neuem Glanz erstrahlt, auch und obwohl sich das Trio diesmal in der gesamten Anmutung erstaunlich viel Popappeal erlaubt.
Sieben der dreizehn Titel sind Songs, also Stücke mit gesungenen Texten, wobei die Textinhalte fraglos von Belang sind, aber nicht immer leicht nachvollziehbar.
Textverständlichkeit scheint bei den Sängern und Textautoren Peter Wolbrandt und Hellmut Hattler nicht die oberste Priorität zu haben.
Die Meister des Offbeats erzeugen mit vorgezogenen Betonungen und spannungsvollen Akzenten zwischen den Grundschlägen ein polyrhythmisches, pulsierend-vibrierendes Gewebe, das ihre Musik in einer Weise vitalisierend grooven und swingen lässt als würden drei Kraniche im Liebesrausch ihre Balztänze hüpfend auf einem Trampolin wie ein mitreißendes Leidenschafts-Ritual aufführen (wenn man mir diese etwas verwegene Metapher erlaubt).
Das Thema Sanduhr ist nicht nur im Titelstück „Sandglass“ präsent. Die verstreichende Zeit, die kostbare Lebenszeit, die ja nicht vermehrbar ist, sondern höchstens im Erleben zu intensivieren, das scheint das durchgängige Leitmotiv des Albums zu sein, wenn auch nur zwischen den Zeilen in Titeln wie „Solitude“, „Path“, „Schöner wird’s nicht“, oder in den beiden Songs von Peter Wolbrandt „Das Meer“ und „Rescue“. Alle haben in der Zeit des Lockdown, des Zuhause-bleiben-müssens und Ausgebremstseins darüber nachdenken können, was wirklich wichtig ist. Und das spiegelt sich zweifelsohne auch in diesem Corona-beeinflussten Album „Sandglass“ wieder.
Der vorstehende Text ist eine Art Zusammenfassung der Gesprächsinhalte des ausführlichen Gesprächs mit Hellmut Hattler, geführt am 22.06.2020, das hier in voller Länge zu hören ist.
https://radio-rebell.de/audio/Interviews/RR Hellmut Hattler Interview 22.06.20 zu Kraan Sandglass.mp3
Ausschnitte aus diesem Gespräch mit Hellmut Hattler sind Bestandteil meiner Kramladen-Sendung vom 01.10.2020, in der das Album „Sandglass“ vorgestellt wurde.
Gibt es intelligente Töne? Kluge Melodien? Scharfsinnige Beats?
Wer KRAAN kennt und wer das neue Album „Sandglass“ mit wachen Ohren hört, wird dies bestätigen können. Drei gescheite, hochmusikalische Könner ihres Fachs zelebrieren – mit sporadischer Unterstützung von Gastmusikern – ebenso lässig wie konzise, gleichermaßen geschichtsbewusst wie selbstbewusst und souverän über die eigenen Stärken verfügend eine komplexe und doch entspannte Musik, die aus der Zeit gefallen zu sein scheint und doch tatsächlich zeitlos ist.
Vor 10 Jahren erschien in gleicher Triobesetzung das letzte Studiowerk von KRAAN „Diamonds“. In den Jahren danach folgten zwei Live-Alben: „The Trio Years“ von 2018 und „The Trio Years - Zugabe“ von 2019.
Nun endlich, ein Jahrzehnt nach Veröffentlichung des letzten Studioalbums und 50 Jahre nach der KRAAN -Gründung, kommen die Welt des Pop und die KRAAN -Fans im Besonderen in den Genuss neuer, bedeutsamer KRAAN-Musik.
Das warten hat sich also gelohnt. Wird es eine Fortsetzung geben?
Das Leitmotiv des Albums lässt da Zweifel aufkommen: „See the time pass – There’s a crack in the sandglass“.
(Volker Rebell, 23,06.2020)
Credits, Coverangaben:
CD Version:
1. SANDGLASS 4:19 (Hattler)
2. FUNKY BLUE 2:47 (Wolbrandt)
3. SOLITUDE 4:01 (Hattler)
4. GLEIS 10 4:58 (Wolbrandt)
5. PICK PEAT 5:44 (Hattler)
6. PATH 4:35 (Hattler)
7. SCHÖNER WIRD'S NICHT 2:20 (Fride/Wolbrandt)
8. DAS MEER 2:39 (Wolbrandt)
9. HALLO KANTE 4:57 (Wolbrandt)
10. MOONSHINE ON SUNFLOWERS 3:10 (Fride/Hattler/Wolbrandt)
11. BUDENZAUBER 4:03 (Wolbrandt)
12. RESCUE 3:12 (Wolbrandt)
13. HIPPIE JAM 3:12 (Hattler)
Total playing time: 50:15 min.
All tracks edited, mixed and mastered by Juergen Schlachter at 36music Studio, Leipheim, Germany
Peter Wolbrandt: Guitars, synths, vocals
Jan Fride: Drums, percussion
Hellmut Hattler: Basses, vocals
Martin Kasper: Keys on „Sandglass“, „Solitude“, „Path“ and „Hippie Jam“; supporting vocals on „Solitude“ and „Path“
Shirley Fischer: Flute on „Sandglass“
Joo Kraus: Horn section on „Pick Peat“
Ingo Bischof: Keys on „Moonshine On Sunflowers“
Front cover logo by Peter Wolbrandt, band shot by Irma Bartsch, layout by Jan Fride, artwork by Tamara Schlachter/36music
Produced by KRAAN for Bassball Recordings/36music, published by Copyright Control
℗&© 2020 Bassball Recordings, licensed to 36music (LC 09437)
LP Version:
A-Side:
1. SANDGLASS 4:19 (Hattler)
2. FUNKY BLUE 2:47 (Wolbrandt)
3. SOLITUDE 4:01 (Hattler)
4. PICK PEAT 5:44 (Hattler)
5. RESCUE 3:12 (Wolbrandt)
B-Side:
1. HALLO KANTE 4:57 (Wolbrandt)
2. SCHÖNER WIRD'S NICHT 2:20 (Fride/Wolbrandt)
3. PATH 4:35 (Hattler)
4. GLEIS 10 4:58 (Wolbrandt)
5. HIPPIE JAM 3:12 (Hattler)
Peter Wolbrandt: Guitars, synths, vocals
Jan Fride: Drums, percussion
Hellmut Hattler: Basses, vocals
Martin Kasper: Keys on „Sandglass“, „Solitude“, „Path“ and „Hippie Jam“, supporting vocals on „Solitude“ and „Path“
Shirley Fischer: Flute on „Sandglass“
Joo Kraus: Horns on „Pick Peat“
Front cover logo by Peter Wolbrandt, band shot by Irma Bartsch, layout by Jan Fride, artwork by Tamara Schlachter/36music