Don McLean – zum 80. Geburtstag

Der Schöpfer von „Vincent“ und „American Pie“ ist fast in Vergessenheit geraten

Der Podcast zur Sendung

DonMcLeanWestport2009

 

Er ist der lebende Beweis, dass es in der Popmusik möglich ist, mit zwei Songs unsterblich und reich zu werden. Und dass es weiterhin möglich ist, anschließend die Hände in den Schoß zu legen, beziehungsweise alle Schaltjahre mal ein Lebenszeichen von sich zu geben und eine unerhebliche neue Platte zu produzieren, die niemanden mehr interessiert – außer es ist ein weiteres Best-of-Album mit seinen zwei Superhits plus Füllmaterial.
So gemein könnte man über Don McLean herziehen und würde ihm damit allerdings bitter Unrecht tun. Tatsächlich hat der außergewöhnliche US-Singersongwriter, der seinen Folk-Stil an Vorbildern wie Pete Seeger und dem frühen Dylan geschult hat, nur zwei wirklich überragende und ungemein populäre Songs veröffentlicht – und zwar 1971: „Vincent“ und „American Pie“, enthalten in seinem zweiten Album „American Pie“, das noch weitere beeindruckende Songs zu bieten hatte, das Antikriegs-Lied „The Grave“, 2003 gecovert von George Michael, die Klavierballade „Crossroads“ über die Einsicht, dass man sich verirrt hat und trotzdem weitergeht, den Kanon „Babylon“, oder den Song „Empty Chairs“, der die Inspiration zu Roberta Flacks Welthit „Killing Me Softly With His Song“ geliefert hat.

 

Albumcover (1971)

Doch dass er seitdem er im Mittelmaß versunken sei, ist nicht zutreffend, obwohl sich in der Folgezeit sowohl Kritiker als auch Fans nicht ganz zu Unrecht enttäuscht geäußert haben über wenig originelle Selbstzitate, uninspirierte Country- und Easy Listening-Alben, oder einen weiteren Aufguss seiner alten Hits.
Und dennoch lohnt es sich ohne Zweifel, nicht nur seine frühe kreative Phase Revue passieren zu lassen, weil sich dort noch etliche Song-Preziosen finden, wie etwa seine Ballade über das Schicksal des einbeinigen Hobos Andrew McCrew, der bei einem Sturz von einem Frachtzug ums Leben kam. Sein Leichnam wurde einbalsamiert und als bizarre Attraktion auf Jahrmärkten ausgestellt. Erst 60 Jahre nach seinem Unfalltod fand er seine letzte Ruhe - im Grab.

 

Don McLean with awards (cropped)

 

Über Nacht berühmt wurde Don McLean aber mit seinem überlangen Song „American Pie“, dem Abgesang auf die Ära der kreativen sechziger Jahre. Der teils kryptisch verschlüsselte Text beschäftigte ganze Heerscharen von Exegeten über die Jahrzehnte bis heute – immer wieder neu entfacht nicht zuletzt durch Madonnas Coverversion von 2000, oder die Neufassung des Vokalquartetts Home Free von 2021. Mit seiner einfühlsamen Gitarrenballade „Vincent“ über den gebrochenen Malergenius van Gogh gelang Don McLean eines der schönsten romantischen Lieder aller Zeiten.
Der Sänger und Autor sensibler und gefühlvoller Liebeslieder wie „And I Love You So“, „When Love Begins“ etc. hat offenbar auch eine dunkle Seite. Im Jahr 2016 wurde er wegen „häuslicher Gewalt“ festgenommen und angeklagt, nachdem er seine damalige Frau körperlich angegriffen haben soll. McLean bekannte sich schuldig, was zu einer Verurteilung und einer Geldstrafe führte.
Wie bei vielen anderen Künstlern gibt es auch bei Don McLean diese Diskrepanz zwischen dem öffentlichen Bild und der privaten Realität. Seine Lieder sind oft von einer Art Sehnsucht und Schmerz durchzogen, die mit einer gewissen Verletzlichkeit und Authentizität einhergeht. In vielen seiner Songs findet sich eine Art von Zerrissenheit, die sich gut mit den komplexen Facetten seiner eigenen Persönlichkeit verbinden lässt.
Es bleibt also eine gewisse Ambivalenz zwischen dem Don McLean, der lyrische, wunderschöne Lieder schrieb, und dem Menschen, dessen dunkle Seite in seinen persönlichen Problemen zum Vorschein kam. Trotzdem hat Don McLean, wie viele Künstler vor und nach ihm, die Fähigkeit, zutiefst menschliche Themen in seiner Musik zu verarbeiten. Und seine Karriere zeigt, dass er die Fähigkeit zur Selbstreflexion besitzt – auch wenn sein Leben nicht immer den idealen Werten entspricht, die in seinen Songs widergespiegelt werden.

 

Don McLean in 2012

In einem Interview zu seinem jüngsten Album „American Boys“ von 2024 sagte er: „Als ich jung war, hatte ich mit Asthma und Lungenentzündung zu kämpfen und wäre ein paar Mal fast gestorben. Ich habe mein ganzes Leben lang um alles kämpfen müssen.“

 

Albumcover (2024)

 

Die Playlist zur Sendung „Don McLean – zum 80. Geburtstag“

Artist / Track / Album / Label

1. L.Shankar / Darlene (Kramladen-Themamusik) / Touch Me There / Zappa Records /

2. Don McLean / American Boys / American Boys / BFD

3. Don McLean / Prime Time / Prime Time / Arista

4. Don McLean / The Ballad of George Floyd / American Boys / BFD

5. Don McLean / And I Love You So / Tapestry / Mediarts

Albumcover

6. Don McLean / Castles In The Air / Tapestry / Mediarts

7. Don McLean / Botanical Gardens / Botanical Gardens / BMG, Warner

8. Don Mc Lean / Dreidel / Don McLean / United Artists

9. Don McLean / Color TV Blues / Prime Time / Arista

10. Fugees / Killing Me Softly / The Score / Ruffhouse

11. Home Free feat. Don McLean / American Pie / American Pie / homefreemusic.com

 

Cover (2021)

 

Die Sendung „Don McLean – zum 80. Geburtstag“ wird von Antenne Mainz am Do 02.20.25 um 23 Uhr und am So 05.10.25 um 22 Uhr über DAB+ und UKW ausgestrahlt und läuft in Radio-Rebell vom 03. bis 05.10.25 jeweils um 22 Uhr

 

Albumcover

 

Der Zusammenschnitt der Sendung „Don McLean – zum 80. Geburtstag“ ist als Podcast hier zu hören:

 

 

Albumcover (2018)

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