Neue Songs und Interviewausschnitte aus dem Archiv vom deutschen Rock’n’Roll-Altmeister
Ist er der „deutsche Elvis“? - Er war auf jeden Fall der erste deutsche Sänger, der 1956 mit Elvis-Songs auf der Bühne stand. Und er war der Schwarm aller deutschen „Froileins“, Pettycoat-Miezen, „Sugar Babies“ und „steilen Zähnen“ – damals, Anno Tobak, zu Wirtschaftswunder- und Nierentischzeiten, als die „Negermusik“ nach Deutschland kam und es bei Mädchen Mode war, Pferdeschwänze zu tragen und (bei Mädchen und Jungs) mit dem Hintern zu wackeln. Rock’n’Roll nannten das die jungen Leute. Und die Erwachsenen hielten das für eine ansteckende Krankheit oder gar für den Untergang der westlichen Kultur. Der 20-jährige Peter Kraus war 1959 erfolgreicher als sein Vorbild Elvis – zumindest was den Plattenverkauf in Deutschland anging. Über 12 Millionen Schallplatten verkaufte damals kein anderer Rock’n’Roll-Sänger in Deutschland. Freilich hatten die eingedeutschten US-Hits in der Version von Peter Kraus mehr mit dem deutschen Nachkriegs-Schlager zu tun als mit dem authentischen US-amerikanischen Rock’n’Roll.
Auch als Schauspieler machte Peter Kraus Karriere. Mit seiner Filmpartnerin Conny Froboess bildete er das absolute Traumpaar des deutschen Teenager-Kinos. Der gemeinsame Film „Wenn die Conny mit dem Peter“ war der Kinorenner des Jahres 1958. In den frühen sechziger Jahren gelangen ihm nochmals große kommerzielle Erfolge mit schrecklichen Schnulzen wie z.B. mit dem langsamen Walzer „Schwarze Rose, Rosemarie“, doch danach ging die Sängerkarriere unaufhaltsam bergab. Mit dem Aufkommen der Beatles verschwand der Rock’n’Roll in der Versenkung, mit ihm auch Peter Kraus. Doch auch später machte er immer wieder mal von sich reden, als Entertainer, Schauspieler, Musical-Darsteller, Produzent, Regisseur und sogar als Maler. Das Singen gab er niemals auf. Seit den neunziger Jahren veröffentlichte er wieder regelmäßig Rock’n’Roll-Produktionen, auch wenn ein großes Comeback als Sänger nicht mehr gelingen wollte.
Im Oktober 2004 veröffentlichte er ein von Experten sehr gelobtes Album „Rock’n’Roll is back“, das mit hochkarätigen Studiomusikern eingespielt wurde und vornehmlich Coverversionen berühmter Rock’n’Roll-Klassiker enthält. Mit diesem Programm ging er im März 2005 auf eine recht erfolgreiche Deutschland-Tournee. Im Folgejahr erschien sein 17. Studioalbum „I Love Rock‘n’Roll“, das seit 15 Jahren zum ersten Mal auch wieder in den Top 100 der deutschen Albumcharts (auf Platz 88) notiert wurde. Sein Album „Nimm dir Zeit“ (2009) kletterte gar auf Platz 61 und sein bis dato vorletztes Album „Zeitensprung (2014) erreichte mit Platz 26 (19 in Österreich) die höchste Charts-Position, die je ein Album von Peter Kraus verbuchen konnte. Auch die letzten Tourneen, die allesamt als „Abschieds“- oder „Letzte Tour“ angekündigt wurden, verliefen teilweise äußerst erfolgreich, weshalb im Oktober 2024 die allerletzte Tour folgen wird: „Peter Kraus Rockin‘ 85 – die Geburtstagstour“.
Playlist zur Sendung "Peter Kraus - ein Porträt zum 85. Geburtstag"
Artist / Track / Album / Label
1. L.Shankar / Darlene (Kramladen-Themamusik) / Touch Me There / Zappa Records /
2. Peter Kraus / Ich lass‘ den alten Mann nicht rein / Idole – Geburtstags-Edition / Energie Kultur, Telamo
3. Peter Kraus / Ein Frauentyp / Nimm dir Zeit / Electrola, Universal
4. Peter Kraus / Lila Wolken / Zeitensprung / Electrola, Universal
5. Peter Kraus feat. Helge Schneider / Mr. Bojangles / Idole / Energie Kultur, Telamo
6. Peter Kraus / 50 Years of Rock’n’Roll / Rock’n’Roll Is Back / Universal
7. Peter Kraus / Rock’n’Roll-Party / Cadillac Night / Polydor
8. Bill Haley And His Comets / (We’re Gonna) Rock Around The Clock / The Stars Of Rock’n’Roll
9. Peter Kraus & Bill Haley’s Original Comets / (We’re Gonna) Rock Around The Clock / Rock’n’Roll Is Back / Universal
10. Peter Kraus / Im Jahre Tutti Frutti / Petticoat & Rock’n’Roll / Sonia (Da Music)
11. Peter Kraus / Guitar Man / Cadillac Night / Electrola, Universal
Die Sendung „Peter Kraus – zum 85. Geburtstag – ein Porträt“ wird von Antenne Mainz über DAB+ und UKW am Do 28.03.2024 um 23 Uhr ausgestrahlt und läuft in Radio-Rebell am Fr 29. und Sa 30.03.2024, jeweils um 22 Uhr.
Hier ist ein Zusammenschnitt der Sendung als Podcast (in geringer Bitrate von 112 kBit/sec.) zu hören: