Neil Young zum 80. Geburtstag – Teil 2
Im zweiten Teil der mehrteiligen Serie über Neil Young aus Anlass seines 80. Geburtstages am 12.11.2025 geht es um sein bis dato jüngstes Album „Talkin To The Trees“. Auch wenn es nicht zu seinen musikalisch überzeugendsten Alben zählt, gehört es doch zu seinen politisch engagiertesten Alben. Der kämpferische Rockmusiker und Songschreiber, der „letzte Protestsänger und Hippie unserer Zeit“, wie man ihn nannte, attackiert die Trump-Administration, die sich anbahnende Autokratie der Oligarchen und Tech-Milliardäre und den ölgetriebenen American Way Of Life, der den Planeten zerstört.
Aufgeräumt wird mit dem Missverständnis. „Rockin‘ In The Free World“ sei eine patriotische Rockhymne. Es geht um seine Zusammenarbeit mit Grunge-Rockern, um seine technischen Tüfteleien wie batteriebetriebenen Straßenkreuzern und seinem klangtechnischen Wundergerät Pono, neben etlichen weiteren biografischen Daten wichtigen Songs aus seiner großen Diskografie.
Hier sind einige der Alben und Songs aus Neil Youngs umfangreicher Diskografie aufgeführt, die immer wieder als besonders wichtig hervorgehoben werden und die zum Teil auch in dieser mehrteiligen Serie zum 80. Geburtstag von Neil Young behandelt werden und zu hören sind.
1. „Everybody Knows This Is Nowhere“ (14. Mai 1969)
Wichtige Songs: „Cinnamon Girl", „Down by the River", „Cowgirl in the Sand"**
Dieses zweite Solo-Album markierte den Beginn von Neil Youngs erfolgreicher Solokarriere nach seiner Zeit mit Buffalo Springfield und zeigte die beeindruckende Verbindung von Country-Rock und psychedelischen Elementen. „Everybody Knows This Is Nowhere“ wird oft als sein Durchbruchswerk angesehen. Insbesondere die Gitarrenarbeit, vor allem auf den Songs „Cinnamon Girl“, „Down by the River“ und „Cowgirl in the Sand“, gilt als bahnbrechend und beeinflusste viele nachfolgende Musiker und Bands. Die langen, improvisierten Gitarrensoli sind heute legendär und trugen dazu bei, Neil Young als unverwechselbaren Gitarristen zu etablieren.
2. „After the Gold Rush“ (1970)
Wichtige Songs: „Southern Man", „After the Gold Rush", „Only Love Can Break Your Heart"
„After the Gold Rush“ gilt als eines der ersten Alben, das die lyrische Tiefe und die emotionale Kraft von Neil Youngs Musik mit einer breiten stilistischen Palette vereinte. Während „Southern Man“ als eine frühe Auseinandersetzung mit dem Thema Rassismus und den sozialen Missständen des Südens der USA gilt, zeigt der Titeltrack „After the Gold Rush“ die poetische, fast träumerische Seite von Youngs Kompositionen. Die Mischung aus akustischen und elektrischen Elementen sowie die intime Atmosphäre machen das Album zu einem Meilenstein des Singer-Songwriter-Genres.
3. „Harvest“ (1972)
Wichtige Songs: „Heart of Gold", „Old Man", „The Needle and the Damage Done"
„Harvest“ ist ohne Frage eines der bekanntesten Alben von Neil Young und gilt als sein größter kommerzieller Erfolg. Die Zusammenarbeit mit der Band The Stray Gators und das Zusammentreffen von Country und Rock machten das Album zu einem Klassiker der frühen 70er-Jahre. Songs wie „Heart of Gold“, mit seinem ikonischen, eingängigen Hook, machten ihn zu einem weltweiten Star. Darüber hinaus sind Tracks wie „Old Man“ und „The Needle and the Damage Done“ emotional tiefgründig und behandeln persönliche Themen wie den Austausch mit der älteren Generation und die zerstörerische Wirkung des Drogenmissbrauchs. „Harvest“ wird als eine der großen Alben in der Geschichte des Country-Rock angesehen.
4. „On the Beach“ (1974)
Wichtige Songs: „On the Beach", „Walk On", „Revolution Blues"
„On the Beach“ ist ein düsteres, aber tiefgründiges Album, das in seiner melancholischen, fast apokalyptischen Stimmung die politischen und persönlichen Herausforderungen der 70er-Jahre aufgreift. Die melancholische Schönheit und die bittersüßen Balladen auf diesem Album reflektieren Youngs immer wiederkehrende Auseinandersetzung mit der Sinnlosigkeit und Zerbrechlichkeit des Lebens. „Revolution Blues“ ist ein kritischer Kommentar zur politischen Unruhe der Zeit und zeigt Youngs frühe Bereitschaft, gesellschaftliche Missstände anzugehen. Das Album wird oft als eines der intellektuellsten und emotional intensivsten Werke Youngs angesehen.
5. „Rust Never Sleeps“ (1979)
Wichtige Songs: „My My, Hey Hey (Out of the Blue)", „Hey Hey, My My (Into the Black)", „Powderfinger"
„Rust Never Sleeps“ gilt als eines der einflussreichsten Alben von Neil Young. Es präsentiert eine spannende Mischung aus akustischen Balladen und verzerrtem, energiegeladenem Rock. Die Eröffnung mit den beiden Songs „My My, Hey Hey“ (Out of the Blue / Into the Black) ist ein meisterhaftes Statement über den Zyklus des Lebens und die Herausforderungen des Alterns. „Powderfinger“ ist ein weiterer Höhepunkt und zählt zu den besten lyrischen Arbeiten Youngs, da es die Geschichte eines jungen Mannes erzählt, der sich inmitten eines bewaffneten Konflikts wiederfindet. Das Album wird oft als ein Höhepunkt der Spannungen zwischen Youngs folkigem Erbe und seiner Hinwendung zum härteren, elektrischeren Sound des Rock betrachtet.
6. „Living with War“ (2006)
Wichtige Songs: „Living with War", „Let's Impeach the President"
„Living with War“ ist ein explizit politisches Album, das als direkte Reaktion auf die Politik von George W. Bush und den Irakkrieg entstand. Das Album wurde von der Fachpresse sowohl für seine direkte, manchmal konfrontative Haltung als auch für seine spärliche, rohe Produktion gelobt. Songs wie „Let's Impeach the President“ sind klare politische Statements, die Young als Musiker an der Spitze der politischen Musikbewegung in den USA zeigen.
7. „Le Noise“ (2010)
Wichtige Songs: „Angry World", „Walk with Me"
„Le Noise“ ist ein experimentelles Album, das Neil Youngs Fähigkeit zeigt, neue Klangwelten zu erschließen. Mit Produzent Daniel Lanois kreierte Young ein Album, das eher minimalistisch und intim wirkt, aber gleichzeitig eine eindrucksvolle Klangdichte erreicht. Die Songs auf diesem Album beschäftigen sich mit den Herausforderungen der modernen Welt, und „Angry World“ ist eine Reflexion über die Wut und Frustration in der Gesellschaft. Das Album wird als ein mutiger Versuch gesehen, mit Technologie und Klangexperimenten zu arbeiten, um eine neue Dimension seiner Musik zu schaffen.
8. „The Monsanto Years“ (2015)
Wichtige Songs: „A Rock Star Bucks a Coffee Shop", „Monsanto Years"
In den letzten Jahren hat sich Young zunehmend als Aktivist in der Musikszene etabliert, und „The Monsanto Years“ ist ein Beispiel für sein starkes gesellschaftspolitisches Engagement. In Zusammenarbeit mit der Band Promise of the Real geht es auf diesem Album um die destruktiven Praktiken von Großkonzernen wie Monsanto und deren Einfluss auf Umwelt und Landwirtschaft. Die scharfe Kritik an den unethischen Geschäftspraktiken wird auf eine Weise vorgetragen, die sowohl musikalisch als auch lyrisch kraftvoll ist. Besonders „A Rock Star Bucks a Coffee Shop“ wird als hymnische Anklage gegen den Kapitalismus und den Einfluss großer Unternehmen auf den Alltag gefeiert.
Fazit zum 80. Geburtstag:
Neil Youngs Musik ist so vielseitig wie seine künstlerische Vision. Er hat in seiner Karriere unzählige Genres durchquert – von Folk und Country bis hin zu Rock, Grunge und experimentellen Klängen – und dabei stets die Essenz seiner Botschaften gewahrt: eine tiefe Verbindung zu persönlichen und gesellschaftlichen Kämpfen. Ob es nun die anarchische Energie der späten 60er-Jahre oder die kritischen Auseinandersetzungen mit politischen Missständen in den letzten Jahrzehnten sind, seine Alben und Songs bleiben immer relevant. Sie sind nicht immer musikalische Meisterwerke, aber stets kraftvolle Statements gegen Ungerechtigkeit, Krieg und gesellschaftliche Resignation.

Die Playlist der Sendung „Neil Young zum 80. Geburtstag – Teil 2“
Artist / Track / Album / Label
1. Neil Young and Crazy Horse / Who’s Gonna Stand Up / Who’s Gonna Stand Up / Reprise /
2. Neil Young and The Chrome Hearts / Let’s Roll Again / Talkin To The Trees / Reprise
3. Neil Young and The Chrome Hearts / Silver Eagle / Talkin To The Trees / Reprise
4. Neil Young and The Chrome Hearts / Family Life / Talkin To The Trees / Reprise
5. Neil Young / Rockin' In The Free World / Freedom / Reprise
6. Neil Young / Peace and Love / Mirror Ball / Reprise
7. Neil Young / After The Gold Rush / After The Goldrush / Reprise
8. Neil Young and Crazy Horse / Powderfinger / Rust Never Sleeps / Warner
9. Neil Young / Alabama / Harvest / Reprise
10. Neil Young / Southern Man / After The Goldrush / Reprise
Die Sendung „Neil Young zum 80. Geburtstag – Teil 2“
wird von Antenne Mainz über DAB+ und UKW ausgestrahlt: am Do 13.11.25 um 23 Uhr und am So 16.11.25 um 22 Uhr
und läuft in Radio-Rebell vom 14. bis 16.11.25, jeweils um 22 Uhr
Der Zusammenschnitt der Sendung „Neil Young zum 80. Geburtstag – Teil 2“ ist als Podcast hier zu hören:
Die Playlist der Sendung „Neil Young zum 80. Geburtstag – Teil 3“ (folgt)
Die Serie zum 80. Geburtstag von Neil Young entstand in Zusammenarbeit mit dem Neil Young-Kenner Dr. Walter-Georg Panhans. Die biografischen Ausführungen/Recherchen und die dazugehörige Musikauswahl stammt von ihm.

Walter-Georg Panhans - Bio:
* 27.03.1945 in Brünn, damals Reichsprotektorat Böhmen/Mähren, vorher Tschechoslowakei, nachher CSR, CSSR, Tschechien.
Schule 1951-64; 1964 Abitur in Nürtingen, Baden-Württemberg
1966-72 Studium Physik, Meteorologie, Mathematik an der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz, Abschluß als Diplom-Meteorologie.
1972-76 Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Meteorologie, Universität Mainz
1976 Promotion zum Dr. rer. nat.
1976-78 Deutscher Wetterdienst - Referendariat und praktischer Vorhersagedienst für Verkehrsflugwesen
1979-2010 Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Meteorologie, Universität Mainz (Umbenennung 1991 in Institut für Physik der Atmosphäre)
2010ff Ruhestand
Ehrenamt:
Außerschulische Jugendarbeit - Pfadfinder, diverse Leitungsfunktionen ca. 1963 bis 1992 in Nürtingen, Wernau/Neckar, Kelkheim und überregional. Teilnehmer und Protokollant bei Expertengesprächen der Bundesstufenleitung (Altersstufe 13/14-16-Jährge) mit Jugendforschern (Baacke, Hurrelmann), Mit-Autor eines Leitungshandbuchs.
Interessen:
Rock/Pop/Folk seit Elvis Presley. Hörer der ersten Stunde von „Teens, Twens Toptime“ und „Rrrrumms“ auf HR3, speziell Sendungen eines bestimmten Moderators (Einmal raten!)
Mehrmals 5 Minuten Ruhm auf der Bühne, u.a. mit „Rockin' In The Free World“
Klimaproblematik, Ökologie, Frieden, Gerechtigkeit. Während der 68er-Zeit nicht auf APO-Kurs und abwartend. Den "Umweg" über die Klimaproblematik (natürlich berufliche Vorbelastung) genommen. Mitglied bei den Grünen 1987-97, danach politische Interessen verfolgt, unabhängig von einer Organisation, Anschluß als Einzelkämpfer an Campact, Greenpeace, BUND, .“ausgestrahlt“ und andere aber keine Mitgliedschaft. (Anmerkung: Was die Solitär-Eigenschaft betrifft, treffe ich mich mit Neil; sicher geht sie darauf zurück, daß ich Einzelkind war/bin.)
Neil Young-Affinität:
60er Jahre aufmerksam geworden auf den Folkrock-Musiker (CSNY), die andere Seite war bis zur Grunge-Explosion weitestgehend unbekannt. Bis dahin auch nicht allererste Priorität. Dann nähere Beschäftigung mit Musik und Person. Geschmack gefunden. Besuch von mindestens 8 Konzerten., das letzte am 08.07.2025 in Stuttgart. Mehrere Berichte darüber und über Platten/Literatur für den Freundeskreis.