Ensemble MaD (McCartney auf Deutsch),

Es war ein angenehmer Sommerabend in Offenbach am 27.08.2022 beim letzten Konzert des diesjährigen Open Air-Festivals „Parkside im Hof 2022“. Leicht bewölkt, kein Regen, ab und an auffrischender Wind mit kurzen Böen, die so manches Notenblatt über die Bühne flattern ließen – bis endlich eilig organisierte Wäscheklammern den Blindflug von Noten und Musiker stoppten.
Das Ensemble MaD war in bester Spiellaune und überging die vereinzelten rhythmischen Wackler des Frontmanns, der ich war, mit stoischer Gelassenheit und Humor.

Für mich persönlich war dieses Wochenende mit dem Doppel-Konzert „Lennon auf Deutsch“ am Freitag (Konzertbericht folgt) und „McCartney auf Deutsch“ am Samstag ein absolutes Highlight. Die beiden Helden meiner frühen und auch reiferen Jugend, die nicht nur für mich die wichtigsten Songschreiber der Popgeschichte sind, in selbst konzipierten, deutschsprachigen Konzertprogrammen feiern zu können, unterstützt von hervorragenden Musikern, die zu den besten Instrumentalisten der Region zu zählen sind, das war die Verwirklichung eines alten Traumes, der mich schon seit den sechziger Jahren begleitet.

Meine große Freude über die Realisierungsmöglichkeit dieses Doppelkonzertes wurde allerdings ein wenig eingetrübt, weil beide recht anspruchsvolle Konzertprogramme nicht gut besucht waren – wie übrigens alle Konzerte des diesjährigen Parkside-Festivals und wie so viele andere Konzerte und kleinere Festivals bundesweit in diesen Tagen auch.

Schlussendlich überwog aber das Glücksgefühl, dass ich mit den hervorragenden Musikern der beiden Ensembles LaD und MaD dieses für mich so wichtige Musikprojekt „Lennon/McCartney auf Deutsch“ ausarbeiten und aufführen konnte.
Außerdem kenne ich das aus meiner 52-jährigen Radioarbeit zur Genüge, dass speziellere Themensendungen, die mir ganz besonders am Herzen lagen, oft nur von den Spezialisten unter meinen Stammhörern mit positivem Feedback bedacht wurden. Der Radiomoderator Rebell kommt ins Plaudern, sorry.
Zurück zum Konzert „Die Kunst von Paul McCartney – seine Songs und Gedichte in deutscher Sprache“.

Beim folgenden Videomitschnitt des Konzertes – wie auch bei den anderen drei Videos dieses Konzertberichts – ist der Sound des Kameramikros bescheiden, dazu bleibt das Bild starr auf die Totale ausgerichtet, weil ich, der sonst die Kamera bedient, diesmal auf der Bühne stand. Dennoch gibt der Mitschnitt des Songs „Der Narr auf dem Berg“ einen passablen Eindruck von unserem Konzertprogramm
Ich darf behaupten, dass es auf deutschen Bühnen etwas Vergleichbares bislang noch nicht und nirgendwo zu erleben gab: Paul McCartneys große Songs und kaum bekannten Gedichte in deutscher Sprache und eigenen Arrangements.
Das 6-köpfige Ensemble MaD interpretierte auf individuelle Weise McCartney-Songs aus seiner Beatles-Ära und Solozeit und erarbeitete eigene musikalische Begleitungen zu den Gedichtrezitationen. Das hat wirklich bislang nur das Ensemble MaD auf die Bühne gebracht.

Die Besetzung des Ensembles MaD (McCartney auf Deutsch):
Volker Rebell, Gedicht-Rezitation, Gesang, Gitarre, Übersetzungen

Christopher Herrmann, Cello, Geige, Saxophon

Robby Schmidt, Gesang, Keyboards

Axel Weimann, Sologitarre, Gesang

Willy Wagner, Bass

Chris Maldener, Schlagzeug

Paul McCartneys Songs kennt jeder, nicht aber in unserer deutschsprachigen Neu-Interpretation Und wer kennt seine Gedichte?
In unserem Konzertprogramm kann man Pauls teils gelungene und hörenswerte Gedichte kennen lernen. Im folgenden Video ist unsere Umsetzung von Paul McCartneys witzig-schrägem Text „Flaming Pie“ zu sehen und zu hören. Die Kernzeile des McCartney-Textes „I’m the man on the flaming pie“ ist aufschlussreich:
Damit nahm Paul McCartney direkt Bezug auf John Lennons absurde Fabel, wie der Name The Beatles in die Welt gekommen sei. In der ersten Ausgabe des Liverpooler Szene-Blatts vom 6. Juli 1961 fabulierte Lennon, der Bandname sei ihm von einem Mann auf einer brennenden Torte eingegeben worden. Weil Yoko Ono in einem Interview erklärt hatte, dass John der alleinige Urheber des Namens The Beatles sei, wollte Paul in einem Anflug von Ärger, Trotz und Ironie zu verstehen geben, dass er der Mann auf der flammenden Torte gewesen sei, der John den Namen The Beatles eingeflüstert hätte. Dies schien Paul so wichtig zu sein, dass er gleich das ganze Album von 1997 „Flaming Pie“ nannte.
Zur Kunst von Paul McCartney gehören auch seine abstrakten, expressionistischen Gemälde. Graphisch bearbeitete Reproduktionen von Gerd Coordes sind in unserem Bühnenbild zu sehen.
Bühnenbilder


Die musikalische Interpretation der Songs und rezitierten Gedichte verbindet stilistisch Art-Pop, Kammermusik, Jazzrock und Ambient-Sounds. Ein Beispiel für die Stilvariante Kammer-Pop in unserem Programm ist das Arrangement zum Stück „Gestern noch“ zu nennen, das vornehmlich auf gestalterische Ideen von Cellist Christopher Herrmann und Bassist Willy Wagner zurückgeht. Das folgende Video „Gestern Noch“ wurde live im Studio aufgenommen.
Im März nächsten Jahres wird das erste Beatles-Album „Please Please Me“ sein 60-jähriges Jubiläum begehen. (Wir bereiten übrigens für 2023 ein Konzertprogramm vor, in dem wir zum 60-jährigen Jubiläum jeden einzelnen Song des Albums spielen werden – dann aber englischsprachig – mit der Song-für-Song-Kommentierung von mir). Das Eröffnungsstück des Albums „I Saw Her Standing There“ war Paul McCartneys erster fetziger Rock’n’Roll-Kracher, den er für die Beatles geschrieben hatte – mit etwas textlicher Hilfe von John Lennon. Weil auch wir einen kessen, losrockenden Knochenschüttler aus der Frühzeit der Beatles im Programm „McCartney auf Deutsch“ haben wollten, schrieb ich einen deutschen Text, und weil sich kein anderer Sänger in unserer Band fand, musste ich den Gesangspart übernehmen, obwohl ich wahrlich kein geborener Rock-Shouter bin.
Nachdem jahrelang in Pop und Rock nur US-Städtenamen wie Memphis oder New Orleans von Songschreibern verewigt wurden, öffnete sich in Paul McCartneys Songtext zum Beatles-Song „Back In The U.S.S.R.“ aus dem Weißen Album zum ersten Mal im Pop der Eiserne Vorhang für Moskau – und für einen Blick auf die Mädchen der Sowjetunion. Weil mir nach Putins brutalem Überfall auf die Ukraine nicht danach war, einen deutschsprachigen Text über einen Sowjetbürger zu schreiben, der sich darüber freut, nach Hause in die UdSSR zurückzukehren, kam ich auf die Idee, die Szenen des Textes in die DDR zu verlagern. Wegen der eingeschränkten Qualität des Kameramikros ist der Text, den Robby Schmidt singt, nicht immer gut zu verstehen. (Volker Rebell)
Dies ist die Setlist:
MaD Programm Songablauf 27.08.22 Parkside im Hof, Offenbach
1. Intro Begrüßung
2. Penny Lane
3. Lady Madonna
- Zwischentext zu Yesterday
4. Gestern noch - Yesterday
5. Lyrik: City Park (Musik MaD)
- Zwischentext
6. Hier, dort & überall - Here There & Everywhere
- Zwischentext „Live And Let Die“
7. Maxwells Silberhammer - Maxwell’s Silver Hammer
- Zwischentext „Big Boys Bickering“
8. Lyrik: Der Ober-Idiot (Musik MaD)
9. Als ich sie dort stehen sah - I Saw Her Standing There
- Zwischentext „I Saw Her Standing There“
10. Verwundert bin ich schon - Maybe I’m Amazed
Pause
11. Zuhaus in der DDR - Back In The USSR
12. Band auf der Flucht (nur Akzent)
13. Die Liebste tut mir gut - My Love - Silly Love Songs
- Zwischentext „Victor Spinetti”
14. Lyrik: Flammkuchen - Flaming Pie (Musik MaD)
- Zwischentext „Lovely Rita”
15. Sie läuft davon - She’s Leaving Home
- Zwischentext „Monkberry Moon Delight“
16. Schrott - Junk
17. Lyrik: Wünsche jagen - Chasing The Cherry (Musik MaD)
- (Zwischentext)
18. Der Narr auf dem Berg - Fool On The Hill
- (Zwischentext)
19. Wenn ich 80 bin - When I’m 64
- Zwischentext „Was it really twenty years ago“
20. Eleanor Rigby
.
Zugabe
Warum tun wir’s nicht auf der Gass’ - Why Don’t We Do It In The Road
Obladi Oblada

