Die Crème des Bass-Spiels: Jack Bruce

Zum 80. Geburtstag von Jack Bruce

*14. Mai 1943; † 25. Oktober 2014

 

Bassisten spielen auf der Rockbühne üblicherweise allenfalls die zweite Geige. Singende Bassisten, die eigene Songs schreiben und im Rampenlicht stehen, wie Paul McCartney und Sting (in Deutschland: Hellmut Hattler), haben dies eindrucksvoll geändert. Doch vor ihnen gab es schon den klassisch ausgebildeten Cellisten Jack Bruce, der als ausdrucksstarker Jazz- und Blues-Bassist in den frühen sechziger Jahren als Mitglied in den Bands von Alexis Korner, Graham Bond und John Mayall begann und zwischen 1966 und ’69 als Cream-Bassist zur Crème der Rocksolisten aufstieg. Schließlich war er als stimmgewaltiger und eindrucksvoller Sänger auch der Frontmann des legendären britischen Bluesrock-Trios Cream (mit Eric Clapton, g und Ginger Baker, dr). Erstmalig führte er das Bass-Spiel aus dem Schattendasein heraus ins Rampenlicht und emanzipierte den bislang dienenden Bass als gleichberechtigtes Soloinstrument. Seine großartigen Songkompositionen für Cream „I Feel Free“ „Sunshine Of Your Love“, „Politician“ und vor allem der Ausnahmesong „White Room“ gelten als Klassiker der Rock-Geschichte.

 

 

Im Verlaufe seiner 50-jährigen Musikerlaufbahn versuchte er immer wieder an den musikalischen wie kommerziellen Erfolg des idealen Trios Cream anzuknüpfen. Doch keines der Nachfolge-Powertrios, ob West, Bruce & Laing, BLT (Bruce, Lordan, Trower), oder BBM mit Ginger Baker und Gary Moore konnte die glorreichen Cream-Zeiten wiederbeleben. Mit unzähligen Musiker-Größen aus Rock, Jazz und Avantgarde hat er kooperiert, um nur Carla Bley, John McLaughlin, Frank Zappa, Billy Cobham, Charlie Watts und Ringo Starr zu nennen, eine Vielzahl von ambitionierten, teils hoch gelobten Soloalben hat er seit 1969 veröffentlicht, doch sein Drogenkonsum in den siebziger Jahren führte zu gesundheitlichen Problemen. 2003 musste er sich einer Lebertransplantation unterziehen, nachdem bei ihm Leberkrebs diagnostiziert worden war. Beinahe hätte er die Operation nicht überlebt, doch schon 2005 feierte er eine Cream-Reunion mit Eric Clapton und Ginger Baker. In den Konzerten war allerdings erkennbar, dass er bei aller musikalischer Präsenz gesundheitlich angeschlagen war. Beim Jazzfestival in Frankfurt 2006, wo Jack Bruce als Solist mit der hr-Bigband auftrat, schien er in körperlich guter Verfassung zu sein. Noch 2012 gab er gefeierte Konzerte mit seiner Big Blues Band.
Im März 2014 erschien sein vitales Soloalbum „Silver Rails“, es sollte sein Vermächtnis werden. Der allseits anerkannte und hochgeschätzte Sänger und Bassist starb am 25. Oktober im Alter von 71 Jahren an den Folgen seines Leberleidens.

 

Grabstein Jack Bruce (Foto: Golders Green 1Veertje-CC-BY SA-4.0 https creative commons.orglicensesby-sa4.0-via Wikimedia Commons

Am 14. Mai 1943 wurde er als John Syman Asher Bruce im schottischen Bishopbriggs, Lanarkshire in ein musikalisches Elternhaus geboren. Seine Mutter sang schottische Folksongs, sein Vater begeisterte sich für traditionellen Jazz von Louis Armstrong und Fats Waller. Sein älterer Bruder liebte Modern Jazz. Über seine musikalischen Anfänge sagte Jack Bruce in einem Interview: „Ich habe die Musik nicht adoptiert, die Musik hat mich adoptiert.“
Als Teenager sang er im Kirchen-Chor und studiert später an der Royal Scottish Academy of Music Klavier und Cello. Während der Skiffle-Bewegung zupfte er Basslinien auf seinem Cello, bis der Wechsel zum Kontrabass ihm ermöglichte, in Jazzbands zu spielen. Über die Stationen Alexis Korners Blues Incorporated und John Mayalls Bluesbreakers hatte sich sein Bass elektrifiziert und seine Spieltechnik in Richtung Virtuosität weiterentwickelt. Ab 1966 überzeugte er auch als Songschreiber, zunächst in der Supergroup Cream, danach nicht minder gut auf seinen 30 Soloalben.
Angefangen mit seinem 1969 veröffentlichten Solo-Debütalbum „Songs For A Taylor“ mit dem herausragenden Jazzrock-Song „Never Tell Your Mother She’s Out Of Tune“, was sich ironisch auf eine Auseinandersetzung mit seiner Mutter bezog, die schottische Folksongs mit Leidenschaft aber nicht immer intonationssicher gesungen haben soll ….

 

…. bis zu seinem letzten Album „Silver Rails“, das im März 2014 erschien, fünf Monate vor seinem Tod, darin enthalten sein bitterböser satirischer Song „Rusty Lady“ über die „eiserne Lady“ Maggie Thatcher, musikalisch erinnernd an seinen Cream-Klassiker „Poltician“. Im Text heißt es: „Die Art und Weise wie sie lief, war irgendwie nicht real, Wolken von Rost umschwirrten ständig ihre Schuhe. Wenn sie aus ihrem gepanzerten Wagen ausstieg, dann sah sie aus wie Winston Churchill ohne Zigarre.“

 

Am Tag nachdem Jack Bruce gestorben war, schrieb Eric Clapton in seinem Nachruf: „Er war ein großartiger Musiker und Komponist, und eine enorme Inspiration für mich.“ Ins Netz stellte er ein berührendes Instrumentalstück, das er spontan für seinen verstorbenen Cream-Kollegen komponiert und aufgenommen hat und dessen Melodie er leise mitsummt. Er nannte seine musikalische Hommage: „For Jack (Tribute to Jack Bruce)“.

 

 

PODCAST
Hier ist der Zusammenschnitt meiner Nachrufsendung zum Tode von Jack Bruce vom 06.11.2014 zu hören – mit Interviewtakes, kompletter Moderation aber nur kurzen Musikausschnitten (nur zu Dokumentation, in geringer Bitrate von 112 kBit/sec. wiedergegeben):

 

 

Jack Bruce, fretless bass (Foto: Christian-Sahm-CC BY SA 2.0 https creative commons.orglicensesby sa2.0 via Wikimedia Commons