Der begnadete Multiinstrumentalist starb im Alter von 78 Jahren
Die Inhaltsangabe zur Sendung
Es gibt Begleitmusiker und es gibt David Lindley. So überschrieb der US-amerikanische Rolling Stone seinen Nachruf zum Tod des kalifornischen Multiinstrumentalisten David Lindley, der seine außergewöhnlichen Fähigkeiten als Instrumentalist und Könner auf den unterschiedlichsten Saiteninstrumenten unglaublich vielen namhaften Musikern der Popszene zur Verfügung gestellt hat. An insgesamt 211 Plattenaufnahmen hat er mitgewirkt. Vor allem sein exzellentes Slidegitarrenspiel zählte zu seinen Markenzeichen. Unter den Slidegitarristen der Rock- Blues- und Folkmusik zählte David Lindley neben Ry Cooder und Derek Truck zu den besten seines Fachs.
David Lindley geht als ein musicians musician in die Geschichte ein und als einer der edelsten Sidemen, Begleitmusiker schlechthin. Vor seinem Auftritt auf der Loreley-Bühne des Rockpalast im August 1982 kannten ihn hierzulande nur die Eingeweihten, die Insider, die sich aufs Kleingedruckte kaprizieren, auf die Besetzungslisten und Credits, die auf den Plattenrückseiten abgedruckt waren. Dort war sein Name in den 70er Jahren erstaunlich häufig zu lesen. Wegen seiner spieltechnischen Klasse, der großen Zahl von Instrumenten, die er beherrschte und der vielen Sounds, über die er wie kaum ein anderer verfügte, war er ein äußerst gefragter Session- und Begleit-Musiker bei Plattenaufnahmen wie bei Livekonzerten. Doch um das Jahr 1980 entschloss er sich, eine eigene Band zu gründen, eigene Songs zu schreiben und selbst ins Rampenlicht zu treten. Obwohl er sich niemals geltungssüchtig in den Vordergrund stellte und keine virtuosen ausufernden Endlossoli spielte, wozu er natürlich von seinen Fähigkeiten her in der Lage gewesen wäre, er spielte lieber eingebettet im Gruppenverband und vor allem songdienlich. Seine Band nannte er El Rayo-X, was so viel wie Röntgenstrahl heißt.
Die Eigenkomposition „Spodie“ aus dem zweiten Soloalbum von David Lindley „Win This Record“, eingespielt mit seiner Band El Rayo-X, handelt von einem etwas seltsamen Zeitgenossen namens „Spodie“, was sicher kein Selbstportrait von David Lindley war. Aber er neigte auch ein wenig zur Exzentrizität und wirkte in seinem äußeren Erscheinungsbild recht eigen bis anachronistisch. Mit seinen langen schwarzen Zottelhaaren und den popbunten Klamotten und bevorzugten Polyesterhemden in schreienden Popfarben sah er oft aus wie ein Überbleibsel aus flippigen Hippietagen der späten 60er Jahre. Auch musikalisch kam er aus dieser Zeit, hatte in San Francisco eine psychedelische Rockgruppe namens Kaleidoscope gegründet, entwickelte seine musikalischen Interessen in viele Richtungen, auch in indische und fernöstliche, verband das aber immer mit seinen Wurzeln im Rock’n’Roll und Rhytm’n’Blues. Davon ausgehend erschloss er sich neue Stilformen wie mexikanische Folklore, Reggae, Ska, Bluegrass, Cajun und ethnische Musikformen aus Schwarzafrika, Madagaskar und der orientalischen Welt. Als Multiinstrumentalist nannte er eine gigantische Sammlung an allen Arten von Saiteninstrumenten sein eigen, von indischen und arabischen bis zu afrikanischen und fernöstlichen Instrumenten. Und nicht zu vergessen seine umfangreiche Sammlung an billigen Kaufhausgitarren, die er kundig und mit Sorgfalt umbaute, um ihnen verwegene Klänge zu entlocken. Seine größte Könnerschaft entfaltete er aber vor allem auf der Lapsteel- und Slidegitarre.
Seine große Slide-Gitarren-Kunst, festgehalten in unzähligen Aufnahmen, wird von ihm bleiben. Und nicht nur das.
Die Playlist zur Sendung
Artist / Track / Album / Label / Zeitplan
1. L.Shankar / Darlene (Kramladen-Themamusik) / Touch Me There / Zappa Records /
2. Eric Clapton & Friends / Crying Eyes / The Breeze: An Appreciation of JJ Cale / Bushbranch, Surfdog
3. Jackson Browne / Running On Empty / Running On Empty / Asylum Records
4. Jackson Browne / Call It Loan / Hold Out / Asylum
5. Jackson Browne & David Lindley / Take It Easy / Love is Strange: En Vivo Con Tino /
6. David Lindley / Twist And Shout / El Rayo-X / Asylum
7. David Lindley & El Rayo-X / Spodie / Win This Record / Asylum Records
8. David Lindley & El Rayo-X / Brother John / Win This Record / Asylum Records
9. James Taylor / Nothing Like A Hundred Miles / In The Pocket / Warner Bros
10. Rod Stewart / It’s Not The Spotlight / Atlantic Crossing / Warner
11. Graham Nash / Simple Man / Songs For Beginners / Atlantic
12. Ry Cooder / Leaving Missouri / The Long Riders / Warner Bros
13. Linda Ronstadt / I Can’t help It I’m Still In Love With You / Heart Like A Wheel / Universal
14. Warren Zevon / Bad Luck Streak In Dancing School / Bad Luck Streak In Dancing School / Elektra
15. Bruce Springsteen / Come On (Let’s Go Tonight) / The Promise / Columbia
Die Sendung zum Tod von David Lindley wird am Do 09.08.2023 um 23 Uhr von Antenne Mainz über DAB+ und UKW ausgestrahlt und läuft in Radio-Rebell am Fr 10.03. uns Sa 11.02. jeweils um 22 Uhr.
Hier ist ein Zusammenschnitt der Sendung zum Tod von David Lindley zu hören, enthaltend alle Moderationen und kurze Musikausschnitte zur Dokumentation (wiedergegeben mit geringer Bitrate von 112kBit/sec.):