With a little help from his friends John, Paul und George stieg Ringo zu einem der populärsten Musiker des Planeten Pop auf.
(Trailer zum 80.)
Seinen 80. Geburtstag feiert Ringo mit einem großen Wohltätigkeits-Event, das fünf verschiedenen Non-Profit-Organisationen zugute kommen soll: der Lotus-Foundation, die von Ringo und seiner Frau Barbara gegründet wurde, dem globalen Netzwerk Black Lives Matter, der David Lynch-Stiftung, der MusiCares Foundation und der gemeinnützigen Gesellschaft WaterAid, die sich weltweit für die Versorgung mit sauberem Trinkwasser einsetzt.
Die große Geburtstags-Show wird auf Ringo Starrs YouTube-Kanal übertragen und zwar am heutigen 07.07. um 20 Uhr Ortszeit, in Deutschland also ab 2 Uhr in der Nacht zu sehen. Beteiligt an „Ringo’s Big Birthday Show“ sind Paul McCartney, Joe Walsh, Dave Grohl, Sheryl Crow, Ben Harper, Sheila E. und andere. Zum Musikprogramm der Geburtstagsparty im Netz zählen natürlich auch Songs aus Ringos letztem Soloalbum „What’s My Name“, das im Oktober 2019 veröffentlicht wurde und respektable Verkaufszahlen und Chartsnotierungen erreichte. Das Titelstück schrieb Colin Hay, der einstige Sänger und Hauptsongschreiber von Men At Work und langjähriger Begleitmusiker in Ringos All Starr Band
What’s My Name
1989 gründete Ring seine All Starr Band mit der er – in unterschiedlicher Besetzung – auf Tour geht und Livealben veröffentlicht. Ringos All Starr Band muss derzeit pausieren. Die geplante diesjährige Tour musste wegen Corona auf 2021 verschoben werden. Mit einer anderen internationalen Allstarband veröffentlichte er Ende letzten Jahres ein Grenzen-, Kulturen- und Kontinente-übergreifendes Video, aufgenommen für die globale Musiker-Initiative „Playing For Change“, die sich dem Thema Völkerverständigung über Musik verschrieben hat. Zum 50-jährigen Jubiläum des Song-Klassikers „The Weight“ von The Band nahm Ringo für „Playing For Change“ eine weltumspannende Neufassung des berühmten Songs aus dem Debütalbum „Music From Big Pink“ von The Band aus dem Jahre 1968 auf – unter Mitwirkung des Songschreibers von „The Weight“ Robbie Robertson und von Straßenmusikern und professionellen Musikern aus aller Welt.
The Weight | Featuring Ringo Starr and Robbie Robertson | Playing For Change | Song Around The World
Der 80. Geburtstag von Ringo Starr ist zu feiern. Er galt als der sympathischste, liebenswerteste Beatle, war aber der musikalisch am wenigsten bedeutende neben den drei genialen Songautoren John, Paul und George. Allerdings darf Ringos songdienliches Schlagzeugspiel nicht unterschätzt werden für die Gesamtwirkung der Beatles-Songs. Lange wurde sein Können als Drummer unterschätzt. Doch längst ist er als gleichwertiger Instrumentalist in der Band The Beatles anerkannt und wird von Kritikern und Schlagzeugkollegen hoch geehrt.
Neben Paul ist nur noch Ringo übrig geblieben, um leibhaftiges Zeugnis von der größten Band aller Zeiten abzulegen. Das ist seine Chance, aber auch sein Dilemma. Einmal Beatle immer Beatle. Die Fans der Fab Four erwarten von ihm Erinnerungsstücke an die glorreichen Zeiten. Die an neuer Musik, an neuen Songs Interessierten erwarten mehr als nur nostalgische Rückschau. Beides unter einen Hut zu bringen ist ein schwieriges Unterfangen, das Ringo aber mit Elan immer wieder angeht, was auch sein aktuelles, sein bislang 20. Studioalbum „What’s My Name“ unter Beweis stellt. Zum folgenden Song aus Ringos neuem album gibt es eine originelle Geschichte zu erzählen, Der US-amerikanische Songwriter Sam Hollander, ein erklärter Beatles-Fan und Ringo-Bewunderer hatte einen Song geschrieben, dessen Text auf einem Interview basierte, das Ringo dem US-amerikanischen Rock-Magazin Rolling Stone gegeben hatte. Sam Hollander bot diesen Song „Better Days“ Ringo an, der davon so sehr angetan war, dass er den Song für sein neues Album „What’s My Name“ aufnahm.
„Better Days“
Neben seinen Soloalben veröffentlicht Ringo seit 1990 regelmäßig Alben mit seiner All Starr Band. Inzwischen liegen 10 Alben vor, die in unterschiedlicher Besetzung live aufgenommen wurden. Auf den Tourneen der All Starr Band zwischen 1989 und 2019 kamen bislang 14 verschiedene Besetzungen zum Einsatz. Meist sind namhafte Musiker dabei, deren Bekanntheitsgrad noch hoch ist, wenn auch der Zenit ihres eigenen Erfolges meist schon überschritten war, um nur Steve Lukather von Toto zu nennen, oder Graham Gouldman von 10cc, Hamish Stuart von der Average White Band, oder Colin Haye von Men At Work. Fast bei jedem Auftritt von Ringo Starr and his All Starr Band steht der Song „Photograph“ auf der Setlist, Ringos großer Hit von 1973, hier nun live zu hören, eingespielt mit seiner Begleitband von 2009 The Roundheads
Ringo and His All Starr Band Ausgabe 2016, der Todd Rundgren angehörte, Greg Rollie von Santana und Richard Page von Mr. Mister. Auch schon 2001 hatte er seinen Hit „Photograph“ im Programm der All Starr Band, damals mit Sheila E., Roger Hodgson von Supertramp, Ian Hunter von Mott The Hoople, Grek Lake von Emerson Lake and Palmer und Howard Jones, eine veritable Besetzung seiner damaligen All-Starr-Band. Zuvor gehörten schon Jack Bruce, Peter Frampton, Gary Brooker von Procol Harum, Dr. John und Billy Preston zu seinem All-Starr Ensemble. Auch Joe Walsh von den Eagles, Edgar Winter, Rick Derringer, Christopher Cross, Steven van Zandt und Gary Wright standen schon in den Diensten der All Starr Band. Es gab schon Stimmen, die da meinetn, Ringos All-Star Band verkomme so allmählich zum Oldiezirkus für vergessene Altstars der B- und C-Kategorie. Das ist nicht nett, auch wenn da wohl was dran sein mag. Den gerade gehörten Song „Photograph“ hatte Ringo gemeinsam mit George Harrison geschrieben, damals für sein 1973 veröffentlichtes Erfolgsalbum „Ringo“. Nach Harrisons Tod spielte Ringo den Song „Photograph“ im „Concert For George“ am 29. November 2002 und der Songtext bekam bei diesem Anlass plötzlich eine neue Bedeutung und rührte viele Konzertbesucher zu Tränen, heißt es doch im Text: „Jedes Mal, wenn ich dein Gesicht sehe, erinnert es mich an die Orte, wo wir zusammenkamen. Doch alles was ich habe ist eine Photografie, die mich daran erinnert, dass du niemals zurückkehren wirst. Ich mag hier nicht mehr wohnen, weil mein Herz schwer ist und wegen all der Tränen, die ich um dich weinte. Ich wünschte, du wärst hier und bliebst, doch die Jahre vergehen und wir werden alt und grau.“ Grau sieht Ringo auf den aktuellen Fotos und Videos noch nicht aus, aber seit dem heutigen 7.7. ist er 80 Jahre alt.
In seinem Album „Y Not“ von 2010 findet sich der Song „Time“, in dem Ringo über das Alter und die Zeit auf seine Weise in simplen Worten sinniert: „Die Zeit wartet auf niemanden und niemand wartet auf die Zeit. Das Leben ist zum Leben da und alles was wir zu tun haben, ist Strahlen. Vergiss was gestern war, das Heute ist der beste Tag deines Lebens“. Musikalisch versucht der meist strahlend lächelnde Ringo sein übergroßes Erbe aus der Beatles-Vergangenheit vergessen zu machen mit einem frischen, modernen Arrangement. Und das gelingt ihm auch mit diesem zeitgemäßen Popsong „Time“
Nach der Hälfte dieses 3 Minuten 40 Sekunden langen Songs „Time” ist der spärliche Text schon zu Ende und danach folgt eine entspannte Instrumentalpassage, in der sich Klavier und Geige ein wenig hervortun können und in der Ringo sein Talent, mit minimalistischen Mitteln maximal zu Grooven, ausspielen kann. Dieser Song „Time“, der in Zusammenarbeit mit dem Eurythmics-Macher Dave Stewart entstand, gehört zu den musikalisch auffälligsten Songs des ansonsten überwiegend sehr konventionellen Ringo-Albums „Y Not“ von 2010. Brav bis bieder klingen die meisten Songs dieses 17. Studioalbums in Ringos Solokarriere, natürlich sind sie alle solide bis gut gemacht und entsprechen dem üblichen Niveau des herkömmlichen Mainstream-Pop. Der große Beatles-Kumpel Paul McCartney ist an zwei Songs beteiligt, was aber die Qualität beider Songs nicht unbedingt aufwerten kann. Dies liegt allerdings nicht an Paul, sondern an der Dürftigkeit des musikalischen und textlichen Materials. Ein besonders begabter Songschreiber war Ringo noch nie, eher im Gegenteil – und auch die Tatsache, dass an allen Ringo-Songs des Albums „Y Not“ mindestens ein qualifizierter Co-Autor beteiligt war, hebt das Niveau nicht über Durchschnittswerte hinaus. Ringos gut gemeinte Ballade zum Thema Verständnis und Freundschaft, bei der Paul mit ihm gemeinsam singt, schrammt leider zu nah am sirupsüßen Kitsch entlang.
„Love is the answer and it’s real”, Lennons alte Beatles-Botschaft taucht hier wieder auf in Ringos Song „Walk With You“, der einige klischierte Wendungen in Musik und Text enthält. „When I walk with you, when I talk with you, everything will be fine”, diesen simplen Allerwelts-Refrain singt er zusammen mit Paul McCartney – und denkt man an deren gemeinsame Musik-Geschichte, dann schmerzt dieses äußerst dürftig schlichte Musikstück am Rande des Geschnulze noch mehr. Auch John Lennon ist im Ringo-Album „Y Not“ zugegen. Nicht nur in der zitierten Zeile „Love is the answer and it’s real”, sondern gleich in einem ganzen Song, der auch eher peinlich als gelungen ist. Mit seinem Song „Peace Dream“ hat Ringo die utopische Friedensvision „Imagine“ des Freidenkers Lennon in die Niederungen des Schlager-Pop verfrachtet. Und geradezu gnadenlos plündert Ringo Lennons Friedensbotschaft, wenn er singt: „So try imagine / If we give peace a chance / All the world could be / Living in harmony / One day our dream could be reality.” Armer John, Dein alter Kumpel Ringo verwurstet dein Erbe.
Ob sich John Lennon bei diesem Song im Grabe herumdreht? Ringos netter aber belangloser Friedenstraum „Peace Dream“ klingt verdammt nach der Sonntagsrede eines populistischen Provinzpolitikers – so könnte man unken, wollte man dem ewigen „Sympath“ Ringo an den Karren fahren, aber wer will das schon. Schließlich war es ja wieder ganz nett geworden das Album „Y Not“ von 2010, das von Ringo erstmalig selbst produziert worden war. Dabei herausgekommen ist, wie gesagt, handwerklich gutgemachter Mainstream-Pop – nicht mehr, eher sogar noch etwas weniger, auf keinen Fall könnte man Ringos Album „Y Not“ als großen Wurf bezeichnen, auch wenn die Liste der Begleitmusiker äußerst hochkarätig und prominent besetzt ist. Neben Paul McCartney beteiligten sich Joe Walsh von den Eagles, Dave Stewart ehemals Eurythmics, Ben Harper, Richard Marx, Don Was und, neben anderen auch Joss Stone. Ihre Stimme, die sie auch Jeff Beck und anderen geliehen hat, veredelt Ringos Rock’n’Roll-Hommage „Who’s Your Daddy“, die mit einem Chuck Berry-Gitarrenriff beginnt und wenig aufregend weiter läuft, bis endlich Joss Stone mit ihrer Rhythm’n’Blues-geschulten Stimme dem sterilen Rock’n’Roll Seele einhaucht..
„You’re the man I love to hate“ so endet dieser Songtext, in dem es um Lügen, um Vorwürfe und Beziehungsknatsch geht. Hier hat Ringo in diesem gemeinsam mit Joss Stone gesungenen und geschriebenen Song mal eine härtere Gangart gewählt. Auch das hat Ringo drauf, wenn er denn will. Aber der Hang zum Freundlich-braven-netten scheint eher seine Natur zu sein; als Musiker und Künstler scheint er oft mit dem Mittelmaß zufrieden zu sein. Will er nicht mehr?. Fehlt ihm zu mehr der Ehrgeiz? Oder auch das Talent? Vor allem, was seine Fähigkeiten als Songschreiber angeht, wird es wohl so sein. Für viele Normalsterbliche, für etliche durchschnittlich begabte Musiker taugt Ringo als besonders gute Identifikationsfigur. Schließlich steht Ringo für den Traum, dass auch ein Normalo zum Superstar werden kann, dass auch ein Nobody zum Somebody erster Güte aufsteigen kann. Ringos Karriere belegt, dass man auch als nicht gerade überragender Musiker und als arg limitierter, um nicht zu sagen miserabler Sänger reich und berühmt werden kann – wenn auch nur „with a little help from his friends“
Ringo Live At The Greek Theatre/2008, begleitet von seiner damaligen All-Starr Band. Neben „Yellow Submarine” dürfte „With a little help from my friends” der Schlüsselsong in Ringos Karriere sein. Geschrieben wurde der Song für das „Sgt Pepper“-Album natürlich von Lennon/McCartney, vornehmlich war Paul der Hauptautor, aber Ringo durfte singen und prägte den Song mit seiner zwar limitierten und wackligen, aber charmanten Art zu Singen. Kein anderer Beatle hätte „With a little help“ so überzeugend und glaubwürdig singen können. Gleiches gilt für diesen Song:
„Ich bin der Größte und du solltest es besser glauben”.
Diesen Song schrieb John Lennon für Ringo und dessen gleichnamiges Album, das im Dezember 1973 veröffentlicht wurde und bis heute das bestverkaufte Album in Ringos Solokarriere ist. Es belegte Platz 2 in den US-Charts, enthielt zwei Nummer 1-Singles und bestätigte, was John Lennon ihm ironisch auf den Leib geschrieben hatte:
Ringo war der Größte. Kein anderer der Beatles hätte diesen augenzwinkernden Songtext glaubwürdig singen können.
Der Größte war Ringo allerdings nicht unbedingt als Schlagzeuger in der Band The Beatles. Paul McCartney mäkelte öfter an Ringos Schlagzeugspiel herum, was schliesslich dazu führte, dass Ringo frustriert die Stöcke hinschmiss und die Band verließ. Es geschah am 22. August 1968 während der Aufnahmen des Songs „Back In The USSR“.
Paul McCartney, der eine konkrete Vorstellung von der Rhythmusbehandlung seines Songs hat, meckert bei der Erstaufnahme des Grundplaybacks, das noch mit Ringo eingespielt wird, ständig an dessen Schlagzeugspiel herum, schiebt den verdutzten Drummer schließlich zur Seite und trommelt selbst – wohl etwas schulmeisterlich – dem düpierten Ringo bestimmte Schlagfolgen so vor, wie er sie haben will. Als Ringo dann ernsthaft versucht, den Chef zufriedenzustellen, der aber erneut ungnädig reagiert, da hat Ringo die Schnauze voll, murmelt irgendwas im Sinne von „dann soll er doch seinen Scheiß-Rhythmus selber spielen“ und verlässt stocksauer das Studio. Er sprengt damit die Aufnahmesession – denkt er, aber die andern drei machen tatsächlich, jetzt mit Paul am Schlagzeug, einfach weiter. Ringo verkündet kurz darauf seinen Ausstieg aus der Band – und denkt, das sei endgültig. Aber die andern drei bestürmen und überreden ihn, wieder zurückzukehren, was er dann auch nach zehn Tagen Urlaub am 4. September tut. Die Rest-Beatles brauchen ihn dringend, nicht unbedingt als Schlagzeuger bei den Studiosessions, sondern bei dem fest gebuchten TV-Produktionstermin am 4. September, bei dem der Promofilm für die neue Single Hey Jude mit Fan-Beteiligung gedreht werden soll. Niemand im Publikum ahnt, dass der wie immer fröhlich lächelnde und mit dem Kopf neckisch wackelnde Ringo erst seit wenigen Stunden wieder in die Band zurückgekehrt ist. Auf Platte geht es also auch ohne Ringo, vor der Öffentlichkeit aber nicht. Zur unerfreulichen Auseinandersetzung zwischen Paul und Ringo mochte sich Produzent George Martin damals nicht äußern, er bestätigte allerdings, dass Paul rein technisch betrachtet der bessere Drummer sei.
Auf die Frage eines Reporters, ob Ringo der beste Drummer der Welt sei, antwortet John Lennon gewohnt spitzzüngig: „Er ist nicht mal der beste Drummer bei den Beatles.“
Nicht der etatmäßige Schlagzeuger Ringo saß bei diesem White Album-Song „Back In The USSR“ an den Drums, sondern Paul McCartney. Warum? Weil Paul mit seiner Besserwisser-Kritik Ringo vergrault und zum kurzzeitigen Abdanken als Beatles-Drummer genötigt hatte. Wenn man sich die Uhrwerk-Präzision von Pauls Snare-Drum-Schlägen und Wirbeln anhört, muss man ihm zweifelsohne seine technische Exaktheit attestieren. Doch wenn man den Gesamt-Groove dieser Schlagzeugarbeit auf sich wirken lässt, dann bemerkt man eine gewisse zickige Korrektheit und Sterilität im Spiel, wie man es bei Ringo niemals hören konnte. Und deshalb gilt der oft unter Wert gehandelte Ringo bei vielen Experten heute als einer der besten Rock-Drummer, nicht weil er technisch sonderlich virtuos wäre, was er tatsächlich nicht ist, sondern weil sein Schlagzeugspiel Charakter und Persönlichkeit hat, weil es unverwechselbar klingt und sehr lebendig groovt. Und aus diesem Grunde haben etliche Stars Ringo für Studioaufnahmen engagiert, so z.B. Paul Simon, Leon Russel, Carly Simon, Stephen Stills, Harry Nilsson, B.B. King, Howlin Wolf, Manhattan Transfer, Tom Petty und sogar Bob Dylan. Mit ihm ist Ringo befreundet, seit er auf Dylans Album „Shot Of Love“ von 1981 getrommelt hat. Im Dylan-Song „Heart Of Mine“ spielte Ringo neben Jim Keltner Schlagzeug und Perkussion.
Bob Dylan hatte Ringo 1981 engagiert, bei seinem Album „Shot Of Love“ das Schlagzeug zu spielen; eine besondere Ehre und Anerkennung für den Drummer Ringo Starr. Auch bei etlichen Soloproduktionen seiner Ex-Kollegen John, Paul und George hat er seine Trommelstöcke natürlich geschwungen. Seine Schlagzeugtechnik mag nicht herausragend und schon gar nicht virtuos sein, doch sein Schlagzeugspiel ist unverwechselbar, lebendig und eng mit der Komposition verbunden. Heute ist Ringo als großer Könner am Schlagzeug längst anerkannt. Und so sang und trommelte er als 24-jähriger.
Ringo und die Boys John Paul und George live 1964. Der 24-jährige Ringo trommelte und sang kraftvoll gegen das Geschrei der Fans an und kam weder aus der Puste noch aus dem Takt. Hier war er live zu hören mit seiner damaligen Standardnummer der Beatles-Jahre 1963-64: „Boys“, die alte Shirelles-Nummer, die seinen gesanglichen Tonumfang nicht überforderte und seiner Stimmlage entgegenkam. Der Song „Boys“ passte einfach zu ihm. Und das machte er live richtig gut. Der Song kam bei den Konzerten immer sehr gut an. Vor 17 Tausend kreischenden Fans traten die Fab Four am 23. August 1964 in der Hollywood Bowl von Los Angeles auf. Damals war das die größte Menschenmenge, die zu einem Open Air-Konzert einer einzelnen Gruppe je zusammengekommen waren. Und viele der 17 Tausend tobenden Fans schrieen besonders laut für Ringo, denn er war damals bei den weiblichen Fans in den USA der mit Abstand beliebteste Beatle. Und auch in England hatte er eine große Anhängerschaft, wohl auch weil er so viele Späße machte.
Und auch diese Carl Perkins-Nummer aus dem Jahre 1957 hat Ringo wahrlich nicht schlecht gesungen, live at the BBC 1964. Damals war er 23, heute ist er 80 und noch immer ist er ein „Vertical Man“, wie er sich selbst im gleichnamigen Albumtitel seines 11. Studioalbums von 1998 bezeichnete, einer der noch aufrecht steht und noch nicht in die Horizontale gerutscht ist, in die waagrechte Haltung unter der Erde. „Lasst uns ehren, wenn wir können den vertikalen Mann, denn wir würdigen meist nur den Horizontalen“. Dieses Dichterwort inspirierte Ringo zu seinem Song und Album-Titel „Vertical Man“ von 1998 - mit Background-Gesang von Ozzy Osbourne.
Ringos Song „Vertical Man“ ist eine Widmung an alle in der Vertikalen, an die Lebenden und Überlebenden. Ringo hatte selbst arge gesundheitliche Probleme, war alkoholabhängig und hatte auch mit Kokain und anderen Drogen zu tun. Im April 1979 war er zusammengebrochen und musste sich einer Operation unterziehen. Nach eigenem Bekunden stand er damals kurz vor dem Aus. Doch seit geraumer Zeit geht’s ihm wieder gut, er ist trocken und clean und bewegt sich wieder in der Senkrechten, steht aufrecht z.B. neben the Last Man Standing Jerry Lee Lewis, mit dem er 2006 ein Rock’n’Roll-Duett einspielte, den Chuck Berry Klassiker „Sweet Little Sixteen“, an den sich ja auch Ringos Nr.-1-Hit des Jahres 1973 anlehnte „You’re Sixteen and you’re beautiful and your mine“ – was heutzutage, würde der Song jetzt neu veröffentlicht, mehr als nur Stirnrunzeln auslösen würde. Hier ist die Männerfantasie zweier älterer Herren: Sweet Little Sixteen, gemeinsam geträumt von Jerry Lee Lewis und Ringo Starr
„Deine Lungen sind noch besser als meine“, lobt der damals 66-jährige Ringo den damals 71-jährigen Jerry Lee Lewis nach dieser zünftigen Rock’n’Roll-Aufnahme für das 2006 veröffentlichte Album „The Last Man Standing“, dessen Titel darauf anspielt, dass Jerry Lee Lewis tatsächlich der letzte Verbliebene ist aus dem legendären „Million Dollar Quartett“ Elvis Presley, Johnny Cash und Carl Perkins. Der „Vertical Man“ Ringo ist noch nicht der letzte verbliebene Beatle. Paul ist ja „erst“ 78 - in Anführungszeichen - und erfreut sich gottlob noch bester Gesundheit. Ringos Name ist auf ewig mit der schöpferischsten Kraft der 60er Jahre verbunden, mit der einzigartigen, unerreichten Band The Beatles. Ihre innovative Musik hat die Popentwicklung nachhaltig beeinflusst. Ringos Soloalben haben zu dieser Entwicklung nicht allzuviel beigetragen. Seine Geisteshaltung und seine inhaltliche Botschaft an die Welt und alles, was er zu sagen hat, könnte man zu seiner Refrain-Zeile aus dem Jahre 1998 zusammenfassen: „All you got to say is LA DE DA – nicht Larifari, sondern „LaDeDa“, was soviel heißt wie „Obladi Oblada“, oder „Que sera“. Ringo bleibt sich treu. Ein bisschen beschränkt in seinen Ausdrucksmitteln war er schon immer. John Lennon sang „All you need is love“ und wurde erschossen. George Harrison sang: „All things must pass” und starb an Krebs. Mit seinem unbedarften „All you got to say is LaDeDa“ hat Ringo jedenfalls überlebt. Ringo ist 80 - und er lebe lang.
Für sein jüngstes Album „What’s My Name“ nahm Ringo einen John Lennon-Song neu auf, den John kurz vor seinem Tod für Yoko geschrieben und im November 1980 als Demo aufgenommen hatte. In Lennons postumen Album „Milk and Honey“ ist dieses Demo schließlich 1984 veröffentlicht worden. Im Text heißt es: „Werde mit mir zusammen alt, das Beste wird erst noch kommen. Wenn unsere Zeit gekommen ist, werden wir eins sein. Gott segne unsere Liebe.“
Zugabe
Ringo veröffentlichte 2003 in seinem Album Ringo Rama eine gelungene Songwidmung an seinen alten Beatles-Partner George Harrison, der im November 2001 gestorben war. Ringo zitierte in seinem Text verschiedene Songzeilen aus Songs von George Harrison, so z.B. „Within You, Without You“, „Here Comes The Sun“, „I Dig Love“ aus dem Album „All Things Must Pass“. Für den Gitarrenpart engagierte Ringo Eric Clapton, der den Slide-Gitarrensound von George Harrison respektvoll nachempfand.
Zugabe zur Zugabe.
Sucht man nach einem Songtext, der Ringo in besonderer Weise charakterisiert und seinen Witz einfängt und dabei auch noch seine Neigung zur Schauspielerei ironisiert, dann gibt es nur einen, ursprünglich bekannt gemacht von Buck Owens, der 1963 mit diesem Country-Song „Act Naturally“ einen Nr. 1-Hit in den US-Countrycharts hatte. Die Beatles nahmen den Song für ihr Album „Help“ von 1965 auf - und Ringo sang überzeugend:
„Sie stecken mich in einen Film,
sie werden einen großen Star aus mir machen.
Wir drehen einen Film über einen Mann der traurig und einsam ist.
Und alles was ich zu tun habe ist,
einfach ganz natürlich zu sein.
Nun, ich wette mit dir, ich werde ein großer Star.
Vielleicht gewinne ich einen Oscar, wer weiß ?
Die Filme werden einen Superstar aus mir machen,
denn ich kann die Rolle so gut spielen.
Nun, ich hoffe, du kommst und siehst mich im Kino.
Denn dann weiß ich, dass du sofort den größten Depp erkennst,
der jemals Erfolg hatte.
Und alles was ich zu tun habe ist,
einfach ganz natürlich zu sein.
Wir drehen die Szene mit einem Mann, der traurig und einsam ist
und der auf seinen Knien bettelt.
Ich werde die Rolle spielen, aber ich werde keine Proben brauchen,
denn alles, was ich zu tun habe ist,
einfach ganz natürlich zu sein.“
Am Tag seines 70. Geburtstags, dem 7.7.2010 – so verkündete und erbat Ringo – solle jeder und jede um 12 Uhr, ob im Büro, auf der Straße, am Küchenherd, im Flugzeug, wo auch immer, die Hände zum Victory-Zeichen heben und laut rufen: „Peace and Love! Peace and Love!“ – Typisch Ringo, dass diese Spass-Aktion mehr sein sollte als nur ein Gag, sondern auch Ausdruck seines Selbstverständnisses und seiner Botschaft. Und die lautet seit 1967 unverändert: „All You Need Is Love!“ Natürlich weiß er, dass ein Spruch, ein Song – so oft er auch wiederholt, so oft er auch begeistert gesungen wird – die Lieblosigkeit und den Unfrieden in der Welt nicht beheben kann. Ringo ist ja kein Schwachkopf und auch kein hippieseliger Flowerpower-Prophet. Aber er lässt keine Gelegenheit aus, um zu fragen: „What’s wrong about peace and love?“
Seit seinem ersten Soloalbum „Sentimental Journey“, das kurz vor der Trennung der Beatles erschien, hat Ringo inzwischen 20 weitere Studioalben und 10 Live-Alben veröffentlicht.
Dieser Blog zum 80. Geburtstag des ältesten Beatles feierte den Drummer mit dem treuen Hundeblick und dem Schalk im Nacken. Ringo ist und bleibt der berühmteste Sänger, dessen wacklige Intonation und dessen schiefe Töne von niemandem verübelt, sondern von allen gar als Ausdruck von Authentizität betrachtet werden. Vielleicht kann man heutzutage über „Peace and Love“ glaubwürdig nur mit unsicherer Stimme singen.