geboren am 25. Februar 1943 – gestorben am 29. November 2001 im Alter von 58 Jahren
Video The Beatles "Something"
Im September 1969 erschien die Beatles-Single „Something“ und belegte zwei Monate später Platz 1 der US-Single-Charts. Es war der erste Nr. 1-Hit für den Songschreiber George Harrison und eine späte Genugtuung für ihn, der als Komponist immer im Schatten der beiden Über-Beatles Lennon/McCartney stand. Mit „Something“ und „Here Comes The Sun“ lieferte George Harrison die beiden populärsten Songs des Beatles-Albums „Abbey Road“ und bewies damit sein lange unterschätztes Können auch als erfolgreicher Songschreiber.
Er war es auch, der als erster der Fab Four die Nach-Beatles-Ära erfolgreich begann. Sein Triple-Album „All Things Must Pass“ belegte Ende 1970 Platz 1 der US-LP-Charts. Und seine Solo-Single „My Sweet Lord“ stand im Frühjahr 1971 fünf Wochen lang an der Spitze der britischen Charts. Am immensen Erfolg dieser Komposition sollte er allerdings keine Freude haben, denn er wurde mit Plagiatsvorwürfen konfrontiert. Die Rechteinhaber des Hits „He’s So Fine“ von The Chiffons aus dem Jahre 1963 verklagten Harrison wegen der Verletzung des Urheberechts. Tatsächlich sind die musikalischen Übereinstimmungen zwischen beiden Songs erheblich. George Harrison musste rund 1,6 Millionen Dollar Schadenersatz zahlen. Auch die beiden Komponisten des Cliff Richard-Hits „Congratulations“ von 1968 klagten erfolgreich, weil der George Harrison-Song „It’s Johnny’s Birthday“ aus dem Album „All Things Must Pass“ in wesentlichen Zügen ihrer Komposition entsprach.
Video George Harrison "My Sweet Lord"
Am 1. August 1971 organisierte George Harrison das erste große Benefiz-Festival der Popgeschichte „Concert For Bangla Desh“, das allerdings wegen finanzieller Unregelmäßigkeiten in Misskredit geriet – wofür George Harrison allerdings keine Schuld traf. Zu den Stars des Benefizkonzertes gehörten Bob Dylan, Eric Clapton, Ringo Starr und Ravi Shankar. Das Dreifach-Album „The Concert For Bangla Desh“ zählt bis heute zu den wichtigsten Live-Dokumenten der Popmusik.
Es dauerte lange bis George Harrison wieder ein Album veröffentlichte, das sowohl bei den Kritikern Bestand hatte als auch beim Publikum ankam: das Album „Cloud Nine“ von 1987 enthielt sogar wieder einen Nummer 1-Hit mit der Single „Got My Mind Set On You“ (geschrieben allerdings schon 1962 von Rudy Clark für den Sänger James Ray).
Ein Jahr nach seinem Tod erschien im November 2002 das Album „Brainwashed“ mit den letzten Songs von George Harrison, fertig gestellt von seinem Sohn Dhani und dem Produzenten Jeff Lynne. George Harrison hatte sich gewünscht, diese Songs, die er im Stadium seiner schweren Erkrankung geschrieben und rudimentär aufgenommen hatte, einfach und rau wie Demoaufnahmen zu belassen. Doch seine beiden Nachlassverwalter konnten der Versuchung nicht widerstehen, die schlicht eingespielten Original-Songs in ein opulentes Arrangement zu verpacken.
Video George Harrison "Brainwashed (The Making of)"
2006 erschien als digital überarbeitete Wiederveröffentlichung das George Harrison-Album aus dem Jahre 1971, dessen Titel programmatisch für die Botschaft des spirituellen, dem Hinduismus zugewandten Ex-Beatle ist: „Living In The Material World“.
Geboren am 25. Februar 1943, starb der jüngste Beatle am 29. November 2001 im Alter von 58 Jahren an einem schweren Krebsleiden. Ausgerechnet er wurde von der schlimmsten Geißel der Menschheit gleich mehrmals heimgesucht. Er, der spirituellste der Fab Four, der als zutiefst gläubiger Mensch mit sich und seinem Leben im Reinen war, wie er immer wieder in Interviews sagte, musste gleich drei verschiedene Krebserkrankungen erleiden. Die ersten beiden konnte er überwinden, doch ein inoperabler Hirntumor ließ ihm schließlich keine Chance mehr.
In der Gitarrenzunft hat George Harrison bis heute einen guten Ruf – nicht zuletzt wegen seines exzellenten Slide-Spiels. Seine Fähigkeiten als Gitarrist wurden von Musikerkollegen hoch geschätzt. So wirkte er als Begleitmusiker auf über 130 Alben mit – etwa von Bob Dylan. John Lennon, Ringo Starr, Cream, Electric Light Orchestra etc.. In den sechziger Jahren galt er als Neuerer, was Soundexperimente anging und veröffentlichte zwei klanglich innovative Soloalben „Wonderwall Music“ (1968) und „Electronic Sound“ (1969) . Er war der erste Popmusiker, der sich mit der indischen Sitar ernsthaft beschäftigte und das Interesse der Popwelt für die indische Philosophie weckte. Insofern darf man ihn als Pionier der Weltmusik ansehen und als Wegbereiter für die Spiritualität des Ostens in der westlichen Welt. Der am 5. Februar 2008 verstorbene Guru Maharishi Mahesh Yogi hatte seinen Ruhm im Westen vor allem George Harrison zu verdanken. Doch es wäre falsch, den „stillen Beatle“ nur als vergeistigten, religiösen Menschen darzustellen.
George Harrison produzierte z.B. die ebenso brillante wie bitterböse Jesus-Filmsatire „Das Leben des Brian“ von Monthy Python, finanzierte die Beatles-Parodie „The Rutles: All You Need Is Cash“ und beteiligte sich als „Nelson Wilbury“, neben Bob Dylan, Tom Petty, Jeff Lynne und Roy Orbison an der von ihm ins Leben gerufenen Supergruppe The Traveling Wilburys.
Video The Traveling Wilburys "End Of The Line"
Sein wohl wichtigstes Soloalbum „All Things Must Pass“ wurde im August 2021 mit umfangreichem Bonusmaterial wiederveröffentlicht und erreichte 51 Jahre nach der Erstveröffentlichung Top Ten-Platzierungen in Großbritannien, USA und Deutschland.
Auch 22 Jahre nach seinem Tod ist die Popularität von George Harrison ungebrochen und seine Bedeutung für die Popwelt wird zunehmend gewürdigt.
Hier ist der Zusammenschnitt meiner Sendung vom 26.11.2009 zum damals 8. Todestag von George Harrison zu hören, mit Interviewausschnitten von George Harrison und Klaus Voormann: