Zum Tod von Christoph Spendel

Der renommierte Jazz-Pianist, Komponist und Bandleader starb überraschend im Alter von 70 Jahren

Ein bislang unveröffentlichtes 80-minütiges Interview mit Christoph Spendel ist als Podcast hier zu hören

 

Gerade war sein jüngstes Album „Piano Graffiti“ am 24. Oktober erschienen, ein Solo-Pianowerk, die Königsdisziplin für einen Pianisten, und Christoph Spendel stellte sein neues Werk bei einem Solokonzert in Kronberg am 7. November vor. Es sollte sein letztes Konzert sein. Er starb völlig überraschend an den Folgen eines Herzinfarkts, den er nach seinem Auftritt erlitt.
„Waiting For The Angels“ heißt ein wunderbar lyrisches Thema aus diesem, seinem letzten Solo-Album. Etliche „Piano Graffiti“-Solokonzerte waren für die kommenden Wochen und Monate vereinbart. Ein weiteres Duo-Album mit seinem Freund und Jazz-Professorenkollegen an der Frankfurter Musikhochschule, dem Gitarristen Michael Sagmeister war geplant (siehe Audio unten). Auch weitere Konzerte mit seinem hochkarätigen Ensemble, der Christoph Spendel Group, sollten anstehen. Er war, nach eigener Aussage, in einer kreativ inspirierten Phase, hatte in jüngster Zeit mit seiner Christoph Spendel Group zwei ausgezeichnete Alben mit beeindruckenden neuen Eigenkompositionen veröffentlicht: „Avenue E“ (2021) und „Spirits From The South“ (2024). Und neue Kompositionen sollten bald eingeprobt werden.

 

Christoph Spendel (Foto: Gerd Coordes)

 

Er hatte noch so viel vor. „Doch der Tag hat leider nur 24 Stunden“, sagte er im Interview. Und er beschrieb mit Stolz, was er für seine Gesundheit tut: regelmäßige Spaziergänge und Sauna-Besuche, viel Schwimmen, tägliches Workout mit Push-Ups, ausgewogene Ernährung, keinerlei Drogen und möglichst viele Seelenfreuden. Und doch wurde sein erfülltes Musikerleben durch einen Herzinfarkt beendet. Im Juli hatte er noch seinen 70. Geburtstag feiern können – außerdem sein 50-jähriges Bühnenjubiläum.
Die Betroffenheit und Trauer in der Frankfurter Jazz-Szene und weit darüber hinaus ist groß.

 

Christoph Spendel 30.04.2023, Rebell(i)sche Studiobühne (Foto: Gerd Coordes)

 

Christoph Spendel gehörte zu den bekanntesten zeitgenössischen Pianisten und Keyboardern in Deutschland im kreativen Spannungsfeld zwischen Jazz, Pop, Latin und progressivem Avant-Rock und erfreute sich einer weitreichenden internationalen Reputation. Er arbeitete auch als Musikjournalist für Keyboard-Magazine und konnte einige seiner hoch geschätzten Pianisten/Keyboarder-Kollegen interviewen und porträtieren – auch davon berichtet er im ausführlichen, 80-minütigen Interview-Gespräch, das ich am 30. April 2023 mit ihm führen konnte, unmittelbar nach seinem Konzert, das er in der Rebell(i)schen Studiobühne mit seiner Christoph Spendel Group gegeben hatte. Das Interview ist bislang unveröffentlicht geblieben, weil noch ein weiteres, ergänzendes Interview für ein zweistündiges Radioporträt über und mit Christoph Spendel geplant war. Als er am 10. März dieses Jahres erneut ein großartiges Konzert mit seiner Christoph Spendel Group in der Studiobühne gegeben hatte, konnte das ergänzende Interview aus Zeitgründen nicht stattfinden.

 

Christoph Spendel Group (Foto Gerd Coordes)

 

So werde ich nun statt eines Radioporträts eine Nachrufsendung zu Ehren von Christoph Spendel produzieren. Darin werden auch langjährige musikalische Weggefährten von ihm zu Wort kommen (Ein Podcast zur Nachrufsendung wird ab dem 20.11.25 hier präsentiert). (V. Rebell)

 

Hier ist das 80-minütige Interview-Gespräch mit Christoph Spendel als Podcast zu hören:

 

Der Jazz-Gitarrist Michael Sagmeister ist mit sehr persönlichen Worten zum Tod seines Freundes, Kollegen und musikalischen Duo-Partners hier zu hören:

 

Auch der Jazzkonzertveranstalter und Jazz-Pianist Axel Kemper-Moll, langjähriger Weggefährte von Christoph Spendel äußert sich zum Tod seines Freundes:

 

Jan Beiling,  Saxophonist, EWI-Spieler und langjähriger Mitmusiker in der Christoph Spendel Group erzählt über seine Zusammenarbeit mit Christoph Spendel:

 

Thomas Langer, Jazz-Gitarrist und Gastgeber der Jazznight-Serie in der Kulturinitiative Maximal in Rodgau-Jügesheim, der noch am 3. Oktober zusammen mit der Christoph Spendel Group ein Jazznight-Konzert gab, berichtet über seine Zusammenarbeit mit Christoph Spendel:

 

„Amaysing Colours“ – Christoph Spendel Group, eine melodiöse Komposition mit lyrischer Ausstrahlung, gewidmet dem im Februar 2020 verstorbenen Keyboarder der Pat Metheny Group Lyle Mays.
Christoph Spendel – Piano / Jan Beiling - EWI / Alisa Pou Montz – Bass / Stefan Schulz-Anker- Drums

1 reply added

Hinterlasse Deinen Kommentar