Zélia Fonseca & Magdalena Matthey am 05.05.2019 in der Rebell(i)schen Studiobühne – Konzertbericht

Zélia Fonseca & Magdalena Matthey - mit Rosana Levental und Marcio Tubino

Singer/Songwriter aus Brasilien und Chile

von links: Marcio Tubino, Zélia Fonseca, Magdalena Matthey, Rosana Levental

Die beiden südamerikanischen Sängerinnen und Songschreiberinnen Magdalena Matthey aus Santiago de Chile und Zélia Fonseca aus Itaúna im Südosten Brasiliens haben sich in Deutschland bei einem Weltmusikfestival kennen gelernt und danach sehr schnell beschlossen, neben ihren Soloaktivitäten ein gemeinsames Duo-Projekt zu gründen.

Zélia Fonseca & Magdalena Matthey

Sie begannen gemeinsam Lieder zu schreiben, was nicht immer ganz einfach war, weil Magdalena Matthey in Chile lebt und nur zu Tourneen nach Europa kommt und Zélia Fonseca seit langem ihren Wohnsitz in Heidelberg hat. So schickten sie sich Ideen für künftige Lieder gegenseitig zu und entwickelten so im ständigen Austausch ihre gemeinsamen Songs. Auf diese Weise – so erzählte es Zélia Fonseca im Konzert am Sonntag, dem 05.05.2019 in der Rebell(i)schen Studiobühne – entstand z.B. ihr gemeinsamer Song „Mais outra história de amor“, zu dem Ivan Santos den Text schrieb.

(Die für diesen Konzertbericht von mir produzierten Videos wurden auf Wunsch der Künstlerinnen wieder gelöscht. VR)

Diese Live-Version war auch ein Ausblick auf das erste Duoalbum „Universos“ von Zélia Fonseca und Magdalena Matthey, das im Herbst 2019 auf dem Jazzlabel enja erscheinen wird.
Begleitet wurden Zélia Fonseca und Magdalena Matthey am 5. Mai von der brasilianischen Cellistin Rosana Levental

Rosana Levental

und dem ebenfalls aus Brasilien stammenden Perkussionisten und Multiinstrumentalisten Marcio Tubino.

Marcio Tubino

Beide sind langjährige Begleitmusiker von Zélia Fonseca und waren auch bei der Einspielung des Duo-Albums „Universos“ beteiligt.
Die beiden Sängerinnen und Songschreiberinnen Zélia Fonseca und Magdalena Matthey unterscheiden sich in ihrer Gesangstechnik und vor allem in ihrer Kompositionsweise sehr stark voneinander, harmonieren aber im Konzert glänzend und ergänzen sich auf bereichernde Weise.

Zélia Fonseca

Zélia singt im Ansatz etwas weicher und mit mehr Atemluft verhaucht als ihre chilenische Partnerin. Und Zélia ist in ihrer Musik sehr viel jazziger verspielt und harmonisch und rhythmisch facettenreicher, insgesamt auch melancholischer als Magdalena. Dafür zeichnen sich sowohl Magdalenas Songs als auch ihr Gesang durch mehr Klarheit und Kraft aus.

Magdalena Matthey

Ihre Kompositionen sind traditioneller und deutlich mehr in der Folklore verankert als die Stücke von Zélia. Das ist deutlich zu hören in der Songkomposition „Que Palpita el Corazón“ („Dass das Herz schlägt“) von Magdalena Matthey aus ihrem Soloalbum „Lo Más Cerca Posible“ („Das Nächstmögliche“) von 2017. Im Konzert begleitete sich Magdalena Matthey mit einem Ukulele-ähnlichen 4-saitigen Instrument, genannt Cuatro

Magdalena Mattheys klare, wunderschöne Stimme fügt sich in den zweistimmigen Passagen ganz wunderbar mit der etwas dunkleren, leicht verhauchten Stimme von Zélia Fonseca zu einer Einheit zusammen, so als würden die beiden schon ewig miteinander singen. Tatsächlich kennen sie sich erst seit gut zwei Jahren. Im Konzert sind die beiden Sängerinnen im Ausdruck und in der Stimmgebung ein Herz und eine Seele. Zu den besonders beeindruckenden Songs des Konzertes am 5. Mai zählte das gemeinsame Stück „Na trilha de Quixote“ im 5/4-Takt, das von Marcio Tubino mit einem eindrucksvollen Solo auf dem Sopransaxophon eingeleitet wurde

Marcio Tubino, Sopransaxophon-Solo

und in dessen Verlauf auch ein Solo der Cellistin Rosana Levental zu hören war. Die klassisch ausgebildete Cellistin bringt deutlich vernehmbar einen konzertanten Ton in die Musik ein, ist aber als geborene Brasilianerin aus Sao Paulo mit der tänzelnden Rhythmik der brasilianischen Bossa Nova- und Samba-Musik groß geworden, was ihrem klassisch konzertanten Cello-Ton rhythmische Energie verleiht.

Rosana Levental, Cello-Solo

Und Multiinstrumentalist Marcio Tubino fügt mit seinem Sopransax-Intro noch eine Spur brasilianischen Jazz hinzu.

Es war ein großartiges Konzert des brasilianisch-chilenischen Quartetts, bei dem das Ensemble hoch konzentriert spielte und gleichzeitig eine entspannte Atmosphäre entstehen ließ – mit Raum für Spielfreude und Spontaneität. Auf der Bühne herrschte eine ansteckende Form von Herzlichkeit und Fröhlichkeit, die sich auf das Publikum übertrug.

Zélia Fonseca

Zelia, der Wortführerin am Mikrofon, gelang es, mit ihren kleinen Erzählungen und Erläuterungen zu den einzelnen Liedern, den Kontakt zum Publikum auf lockere Weise herzustellen. Und das Publikum brauchte nicht lange überredet zu werden, um mitzuklatschen und mitzusingen – wie z.B. beim eingängigen, folkloristisch klingenden Lied „Todo es tan lindo contigo“ („Alles ist so schön bei dir“) von Magdalena Matthey.

Die Musik des Quartetts war die passende Begleitung zu einem späten Sonntag-Nachmittag, der in den Abend überging. Die entspannte Heiterkeit des Nachmittags verband sich mit der Ruhe und Nachdenklichkeit des einsetzenden Abends. Manche der leiseren, ebenso romantisch wie melancholisch klingenden Lieder von Zélia Fonseca und Magdalena Matthey klangen fast wie eine lateinamerikanische Andachtsfeier zum Sonntag Abend. Gefeiert wurde die Religion der inspirierenden Musik, der spirituellen Kraft intensiver Melodien, Harmonien und Rhythmen, und nicht zuletzt der tief gehenden Emotionalität ausdrucksstarker Stimmen und poetischer Verse.

Magdalena Matthey

Zélia Fonseca

Das nächste Konzert des Quartetts - mit Überraschungsgästen - findet am 10.05.19 in der Brotfabrik, Frankfurt statt.

zwei südamerikanische Sängerinnen und Songschreiberinnen

spielen eine aufregende Mischung aus Ethno-Pop, Jazz, Folk & Latin