Erstsendung: 10.12.09
Thema „Big Blue Ball – 20 Jahre Realworld Teil 2“
Playlist
Artist Track Album Label Zeitplan
1. L. Shankar Darlene (Kramladen-Themamusik) Touch Me There Zappa Records 00:34
2. Speed Caravan Aissah Wah Kalashnik Love Realworld / Indigo 02:30
3. Geoffrey Oryema The River Beat The Border Realworld / Virgin 11:28
4. Justin Adams & Juldeh Camara Kele Kele (No Passport, No Visa) Tell No Lies Realworld / Indigo 21:18
5. Joseph Arthur, Ronan Browne, James McNally, Deep Forest, Iarla Ó’Lionáird, Vernon Reid Altus Silva Big Blue Ball Realworld / Proper / Indigo 27:52
6. Natasha Atlas, Hossam Ramzy, Neil Sparkes Habibe Big Blue Ball Realworld / Proper / Indigo 35:37
7. Mamer Proverbs Eagle Realworld / Indigo 45:07
8. Afro Celt Sound System Go On Through Volume 3: Further In Time Realworld / Virgin 54:44
9. Mamer feat. Bela Fleck Celebration (Hintergrundmusik) Eagle Realworld / Indigo Hintergrundmusik unter allen Moderationen
„Big Blue Ball“ – 20 Jahre Realworld – Teil 2
„Was meine Erfahrung mit Musik angeht, kann ich sagen, auf lange Sicht kann ein Musikprojekt nur dann funktionieren, wenn es eine Herzensangelegenheit ist. Es braucht Leidenschaft und Enthusiasmus. Dann entsteht eine Eigendynamik,“ sagt Peter Gabriel in einem aktuellen Interview zum 20-jährigen Jubiläum seines Weltmusik-Labels Realworld.
Leidenschaft und Enthusiasmus ist aus fast allen der 165 bislang veröffentlichten Realworld-Produktionen herauszuhören. In besonderem Maße trifft das auch auf das letzte Großprojekt zu, das im Herbst vergangenen Jahres unter dem Namen „Big Blue Ball“ erschien.
Das ist globale Popmusik der Extraklasse. Der insistierende, mitreißende aber Raum lassende Groove grundiert ein Wechselspiel von flirrenden Arabesken, andalusischer Flamenco-Leidenschaft, afrikanischer Polyrhythmik, japanischer Zen-Mystik, irischem Gefühlsüberschwang und osteuropäischer Melancholie. Und das ist nicht gutgemeint, sondern hervorragend gemacht. Es ist kein Mischmasch folkloristischer Elemente, sondern eine echte Verschmelzung von Stilen, Haltungen und Ideen, die Musiker aus aller Welt im Austausch miteinander und im Aufeinander-Hören gemeinsam entwickelt haben.
Beteiligt waren 75 Musiker aus 20 Ländern, unter anderem Sinead O’Connor, Natacha Atlas (Maghreb), Papa Wemba (Kongo), Joseph Arthur (USA), Marta Sebestyen (Ungarn), Iarla Ó Lionáird (Irland), Tim Finn (Neuseeland), Juan Canizares (Spanien), Joji Hirota (Japan), The Holmes Brothers (USA), Karl Wallinger (Wales), Justin Adams („der britische Ry Cooder“), Billy Cobham (USA), Jah Wobble (England) – und als „Master of Ceremonies“: Peter Gabriel, der bei vier von 11 Songs des Albums als Sänger und Co-Autor beteiligt ist.
Fand dieses Allstar-Album von 2008 noch relativ große Beachtung, sind die Realworld-Produktionen dieses Jahres dagegen fast untergegangen. Was allerdings keinesfalls an mangelnder Qualität dieser Veröffentlichungen lag. Ganz im Gegenteil: musikalisch und produktionstechnisch makellos und hochklassig sind auch die CDs des Jubiläumsjahres 2009 gelungen, so z.B. die Alben
„Eagle“ des chinesischen Folkmusikers Mamer,
„Kalashnik Love“ der arabischen Ethno-Elektro-Gruppe Speed Caravan, „Lightbox“ des konzertanten Folkquartetts Spiro aus Bristol oder
„Tell No Lies“, das inzwischen zweite Album des Duos Justin Adams (England) & Juldeh Camara (Gambia).
Den Grund für das rückläufige Interesse an der Weltmusik sieht Simon Emmerson, kreativer Kopf der Bands AfroCelt Soundsystem und The Imagined Village in der Schwammigkeit des Begriffs „Weltmusik“ und eines zunehmend negativ eingefärbten Zungenschlags, wenn von „Worldmusic“ die Rede ist: „Das größte Problem ist, dass der Begriff nicht mehr relevant ist. Er ist einfach zu breit, um zutreffend zu sein. Dazu kommt noch, dass der Begriff inzwischen von den Medien und bei den Plattenfirmen mit einem negativen Tonfall kommentiert wird.“
Doch das alles kann und wird Realworld nicht daran hindern, weiterhin großartige Alben von herausragenden Musikern aus aller Welt zu veröffentlichen. Einige Musik-Beispiele dieser Stunde können belegen, dass Leidenschaft und kreatives Können weit wichtiger und für den Zuhörer bereichernder sind als das bloße Schielen auf die schnöde Kommerzialität.