Klaus Voormann – zum 80. Geburtstag
Erstsendung: 03.05.2018
Den Echo-Ehrenpreis für sein Lebenswerk gab er zurück
„In der Mitte des Konzerts kündigt Paul das Lied an, das er für John nach dessen Tod geschrieben hatte. Er sagte dem Publikum, wie sehr er es bedauerte, dass er John nie mehr die Dinge sagen konnte, die er ihm sagen wollte. Plötzlich hielt er inne und ergänzte: ‚Und ich möchte diesen Song auch meinem guten alten Freund Klaus Voormann widmen, der viel Zeit mit John verbrachte und heute Abend auch hier ist. Here is to you, Klaus.’” Dies schreibt Klaus Voormann auf Seite 305 seines 2003 veröffentlichten Buchs „Warum spielst du IMAGINE nicht auf dem weißen Klavier, John” (Erinnerungen an die Beatles und viele andere Freunde – Heyne Verlag, München, ISBN 3-453-87313-0).
Tatsächlich hatte er das Privileg als Bassist mit allen Beatles zusammenzuarbeiten – außer Paul, der am Bass nun mal keine Unterstützung brauchte. Doch für Paul hat er zumindest die Illustration des Album-Booklets Run Devil Run (1999) übernommen. Die anderen drei Beatles unterstützte er als Bassist bei vielen ihrer Platteneinspielungen und teilweise auch als Begleitmusiker bei Konzerten. Kennen gelernt haben sich die Beatles und Klaus Voormann 1960 in Hamburg, „als die vier Jungs voller Lebensfreude einen ganzen Stadtteil Hamburgs umkrempelten”, schreibt Klaus Voormann im Nachwort seines Buches. Er entdeckte die damals noch völlig unbekannten Beatles im Kellergeschoss der Großen Freiheit 36, einer Seitenstraße der Reeperbahn von St. Pauli, der sündigsten Meile Europas. Dort, im Kaiserkeller, rockten die vier Beatles wild, ungezügelt und witzig, was den Grafikstudenten Voormann so sehr faszinierte, dass er so oft es ging den Kaiserkeller und die Beatles besuchte. Rasch entwickelte sich eine enge Freundschaft, die auch noch andauerte, als die Beatles längst zu Superstars aufgestiegen waren.
Klaus Voormann, der 1961 den Bass des scheidenden Beatles-Bassisten Stu Sutcliff gekauft hatte, zog 1964 nach London und machte sich bald einen Namen als Bassist in der Londoner Musikszene. Von 1966 bis ’68 gehörte er der Band von Manfred Mann als Bassist an, war 1969 Gründungsmitglied der Plastic Ono Band und begleitete John Lennon auf fast allen seiner Soloplatten. Als gefragter Studiomusiker spielte er auf Platten von George Harrison, Ringo Starr, Carly Simon, B.B. King, Peter Frampton, Lou Reed, Harry Nilsson, Art Garfunkel, Randy Newman und vielen anderen mehr.
Nach 1979 arbeitete er vornehmlich als Musikproduzent und machte die vorher unbekannte Neue Deutsche Welle-Band Trio berühmt, nicht zuletzt mit deren Hit „Da-Da-Da”. Darüber hinaus kooperierte er als Produzent mit Musikern wie Marius Müller-Westernhagen, Klaus Doldinger, Heinz-Rudolf Kunze, Joachim Witt, Stephan Remmler, Wigald Boning u.a..
2009 erschien sein viel gelobtes Soloalbum Voormann & Friends: „A Sideman’s Journey”, an dem auch Paul McCartney und Ringo Starr beteiligt waren – neben Yusuf Islam (formerly known as Cat Stevens), Dr. John, Bonnie Bramlett, Don Preston u.a..
Als international renommierter Grafik-Design-Künstler gestaltete Klaus Voormann 1995 und ’96 das Cover-Artwork der drei Anthology-Boxen der Beatles. Seine berühmteste grafische Arbeit war aber die Gestaltung des Covers der Beatles-LP Revolver von 1966, wofür er 1967 einen Grammy für das beste Schallplatten-Cover erhielt. Das Rock-Magazin <Rolling Stone> kürte Voormanns Revolver-Cover 2011 zu den 10 besten Plattencover aller Zeiten. Zum 50-jährigen Jubiläum des Albums Revolver veröffentlichte Klaus Voormann das Buch „Birth of an Icon – Revolver 50″.
Am 29. April konnte er seinen 80. Geburtstag feiern. Zwei Wochen zuvor war ihm der Echo-Ehrenpreis für sein Lebenswerk überreicht worden. Die Laudatio hielt Wolfgang Niedecken. Doch wenig später gab er seine Trophäe wieder zurück. Begründung: „Was sich für mich als Geschenk anlässlich meines 80. Geburtstags anfühlte, entpuppt sich nun als große Enttäuschung”, teilte Voormann mit. Mit der Rückgabe des Echo ziehe er die Konsequenzen aus der Auszeichnung und Teilnahme der Rapper Bang und Kollegah und deren „menschenverachtenden, frauenfeindlichen, rassistischen, antisemitischen und gewaltverherrlichenden” Texten. Was auch dieser Fall belegt: Klaus Voormann ist sich und seinen Wertvorstellungen immer treu geblieben.
„Er ist ein wunderbarer Mensch, ein verrückter Hund, ein leidenschaftlicher Kunst- und Musikliebhaber, ein prächtiger Vater und Ehemann, ein enger Freund und ein totales Arschloch.” (Paul McCartney über Klaus Voormann – zitiert nach Wikipedia)
Playlist
Artist Track Album Label Zeitplan
Man nannte Klaus Voormann auch „den fünften Beatle“. Im Hamburger Kaiserkeller hatte er 1960 tatsächlich mal mit den Beatles einen Song lang zusammengespielt. Paul McCartney schrieb: „Wir wurden Freunde und gegenseitige Bewunderer und verbrachten viele glückliche Stunden miteinander. Klaus wurde ein großartiger Bassist und eine Stütze für große Musiker wie Manfred Mann, George Harrison und viele andere.“ Der Kramladen porträtiert einen der am meisten unterschätzten Musiker Deutschlands.
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