„And The Wind Cries Jimi“ – zum 75. Geburtstag von Jimi Hendrix
Erstsendund: 30.11.2017
And The Wind Cries Jimi – zum 75. Geburtstag von Jimi Hendrix
Er war einer der großen Musikerneuerer seiner Zeit, revolutionierte das Rock-Gitarrenspiel, experimentierte mit Elektronik und innovativen Klangtechniken. Und er spielte als Saiten-Magier und „Gitarren-Genius“ einen unverwechselbaren Stil: eine Art von psychedelischem Sciencefiction-Bluesrock – oft kopiert, nie erreicht. Sein Einfluss auf Rockgitarristen, die nach ihm kamen und auf die gesamte Entwicklung der Popular-Musik kann nicht hoch genug eingeschätzt werden. Auch als Sänger mit blues-getränkter Soul-Stimme und eigenem vokalen Charakter, in dem Elemente des späteren Rap-Sprechgesangs der Hiphop-Ära bereits vorweg genommen und erkennbar waren, nahm er eine exponierte Stellung ein. Nicht zuletzt seine besonderen Fähigkeiten als Songschreiber mit eigenem Profil, in dem Rhythm’n’Blues, Rock’n’Roll, Psychedelic und Electronica miteinander verschmolzen und erst recht seine unvergleichliche, hochenergetische Performance, in der spätere Genres wie Jazzrock, Fusion, Hard Rock und Heavy Metal bereits angelegt waren, begründeten seine Ausnahmestellung in der Rockmusik bis heute. Er sang von fernen Galaxien und utopischen Zeitreisen und suchte in seinen Songtexten nach Liebe und Freiheit. Beides schien er in der Realität seines kurzen Lebens nicht gefunden zu haben.
Vor 50 Jahren, genau am 1. Dezember 1967 erschien innerhalb seines hoch gelobten zweiten Studioalbums „Axis: Bold As Love“ der Song „Castles Made Of Sand“, dessen Refrainzeile wohl auch sein kurzes Leben hätte überschreiben können: „Schlösser, die auf Sand gebaut sind, werden letztlich vom Meer hinweggespült.“
Am 27. November 1942 als John Allen Hendrix in Seattle geboren (später in James Marshall „Jimi“ Hendrix umbenannt), begeisterte sich der jugendliche Jimi, der teils negroider, teils indianischer Herkunft war, für den Rock’n’Roll von Elvis Presley und Little Richard, den er später auf Tourneen als Gitarrist begleiten sollte. Seine erste Gitarre erhielt Jimi mit 15 Jahren, nachdem er zwei Jahre zuvor schon Ukulele zu spielen gelernt hatte. Seine ersten Bands hießen The Velvetones und The Rocking Kings. Populär wurde Jimi Hendrix durch seine spektakulären, zum Teil wüsten Bühnenshows. Beim Monterey Pop Festival 1967 verbrannte er seine Gitarre auf offener Bühne, ein andermal „zertrümmerte er sein Instrument an einer Lautsprecherbox oder trampelte darauf herum“. In Woodstock 1969 zerfetzte er mit Rückkopplungen, Heul- und Splitterklängen die US-amerikanische Nationalhymne als Demonstration gegen den Vietnam-Krieg. Sein frühes Image vom „wilden schwarzen Mann“, der seine Gitarre mit den Zähnen spielt oder wie ein Maschinengewehr einsetzt und der – wie sein Song-Held im Titel „Hey Joe“ – mit der Knarre in der Hand seine Wut und Eifersucht mörderisch auslebt, dieses fatale Image, das mit seiner Persönlichkeit nichts zu tun hatte, wurde er lange nicht los. Den Geistern, die er selbst gerufen hatte und allen Image-Zuschreibungen, die man ihm verpasst hatte, versuchte er zu entfliehen und suchte nach neuen musikalischen Ausdrucksformen und künstlerischen Herausforderungen.
Doch im Sommer 1970 erlebte er eine persönliche Krise, schien ausgebrannt, vom Starruhm überfordert, und: vom Business ausgelaugt und ausgebeutet zu sein.
Am 18. September 1970 hatte er zu viel Alkohol getrunken und zu viele Schlaftabletten eingenommen und war an seinem Erbrochenen erstickt.
In seinem berühmten Song vom Sommer 1967 „The Wind Cries Mary“ heißt es im Text: „ Die Verkehrsampeln schalten morgen auf Blau und die Einsamkeit wirft Schatten auf mein Bett. Das kleine Eiland segelt flussabwärts und das gelebte Leben ist tot. Und der Wind schreit Mary.“
Jimi Hendrix hinterließ „ein klangliches Manifest, mit dem er die Musikgeschichte bereicherte. Seine extravagante Ausstrahlung, die den Himmel erleuchtete, und ein Leben, das permanent Grenzen überschritt, sind zur Legende geworden“ (Lenny Kaye, Gitarrist der Patti Smith Group). Die Legende lebt – und floriert. Obwohl zu seinen Lebzeiten nur 5 offizielle Alben erschienen sind, zählt eine Internetplattform aktuell 672 verschiedene Hendrix-Veröffentlichungen auf. Neben den unzähligen, qualitativ überwiegend zweifelhaften Alben, die postum veröffentlicht wurden, kamen auch etliche Tribute-Alben mit Coverversionen auf den Markt – z.B.:
„Blue Haze – Songs of Jimi Hendrix“ (2000),
„Voodoo Crossing – a tribute to Jimi Hendrix“ (2003),
„Power Of Soul – A Tribute to Jimi Hendrix“ (2004)
„Experienced – 17 Tracks inspired by The Jimi Hendrix Experience“ (2006)
Auch die Zahl der Hendrix-Bücher und -Biographien ist schier unüberschaubar. Hier eine kleine Auswahl:
Lothar Trampert: „Elektrisch! Jimi Hendrix. Der Musiker hinter dem Mythos“ (1991)
Corinne Ulrich: „Jimi Hendrix“ (2000)
Charles Shaar Murray: Jimi Hendrix, sein Leben, seine Musik, sein Vermächtnis“ (2003)
David Henserson: „Scuse Me While I Kiss The Sky – Das Leben von Jimi Hendrix“ (2006)
Charles R. Cross: „Hinter den Spiegeln“ (2006)
Klaus Theweleit, Rainer Höltschl: Jimi Hendrix – Eine Biographie“ (2008)
Peter Kemper: „Jimi Hendrix“ (2009)
Jimi Hendrix: „Strating At Zero“ (2013)
Gary J. Jucha: „Der Ultimative Jimi Hendrix Guide“ (2017)
Aus Anlass seines 75. Geburtstages erinnert der Kramladen an Jimi Hendrix, einen der unsterblichen, weil wichtigsten, innovativsten Musiker der Rock-Historie.
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