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Volker Kriegel

01.12.2022 / 17:0018:00

Volker Kriegels Schatztruhe

Erstsendung: 24.01.2019

Kurzer Sendungstext: Aus dem Archiv-Nachlass des großen deutschen Fusion-Gitarristen und Komponisten Volker Kriegel erscheinen am 5. Januar gleich drei neue, bemerkenswerte CDs, darunter als Überraschung die Doppel-CD „Biton Grooves“ mit bislang in der Öffentlichkeit völlig unbekannter Musik – ausführlich vorgestellt im Kramladen.

Playlist            Artist   Track  Album Label  Zeitplan

  1. Volker Kriegel & The Groove Combination Delay Time    Biton Grooves           Moosicus, MIG-Music  00:00
  2. L. Shankar Darlene (Kramladen-Themamusik)           Touch Me There       Zappa Records        00:37
  3. Volker Kriegel & The Groove Combination I Can See You Now  Biton Grooves           Moosicus, MIG-Music     02:25
  4. Volker Kriegel & Spektrum Mild Maniac Mild Maniac   Moosicus, MIG-Music          09:50
  5. Volker Kriegel Balance         Schöne Aussichten  Moosicus, MIG-Music          18:54
  6. Volker Kriegel Wellenmusik  Schöne Aussichten  Moosicus, MIG-Music          27:07
  7. Volker Kriegel Übermalung   Schöne Aussichten  Moosicus, MIG-Music          29:05
  8. Volker Kriegel Prinz Eisenherz (solo)         Mild Maniac   Moosicus, MIG-Music          36:01
  9. Volker Kriegel & Spektrum Prinz Eisenherz Mild Maniac   Moosicus, MIG-Music          39:10
  10. Volker Kriegel & The Groove Combination Hands Off      Biton Grooves           Moosicus, MIG-Music  47:42
  11. Volker Kriegel & The Groove Combination Just For You  Biton Grooves           Moosicus, MIG-Music  51:04
  12. Volker Kriegel Blues in Bewegung  Schöne Aussichten  Moosicus, MIG-Music          55:49

 

Volker Kriegels Schatztruhe

Aus dem Archiv-Nachlass des großen deutschen Fusion-Gitarristen und Komponisten erscheinen am 25. Januar gleich drei neue bemerkenswerte CDs.

Es gibt gute Neuigkeiten zu Volker Kriegel, dem großen deutschen Jazzrock-Gitarristen, Mitglied des United Jazz & Rock Ensembles, der im Jahre 2003 im Alter von nur 59 Jahren verstarb. Jahrzehntelang unbeachtet lag in einem Abstellraum das private Bandarchiv von Volker Kriegel, ohne dass jemand wusste, welche Schätze darin verborgen sind. Erst im letzten Jahr wurde das umfangreiche Musikmaterial gesichtet, und die drei Kriegel-Forscher und „Mild Maniacs“, wie sie sich nach dem berühmten, nun remastert wiederveröffentlichten Kriegel-Album genannt haben, Alexander Pawlak (Heidelberg), Friedrich-Wilhelm Meyer (Stuttgart) und Toningenieur Johannes Scheibenreif (Wien) hatten den Eindruck und später die Gewissheit, eine Schatztruhe geöffnet zu haben. Es fanden sich Alternativ-Versionen bekannter Titel, Outtakes, Live-Aufnahmen von Konzert-Tourneen und Überraschungen von Aufnahmen, die nicht für die Öffentlichkeit bestimmt waren.

All das war Bestandteil der – trotz langer Lagerzeit – noch relativ gut erhaltenen, wieder entdeckten Masterbänder von Alben, die Volker Kriegel mit eigenen Bands oder mit dem Dave Pike Set aufgenommen hatte. Daneben entdeckte man in Vergessenheit geratene „Konzert-Mitschnitte, Musiken für Film, Fernsehen, Theater und Werbung und – als besonderen Schatz – die kompletten Aufnahmen der Afrika-Tournee, die das Mild Maniac Orchestra 1979 im Auftrag des Goethe-Instituts unternommen hatte“ (Alexander Pawlak). Diese Liveaufnahmen der Afrika-Tournee und einige weitere Archiv-Schätze sollen aber einer späteren Veröffentlichung vorbehalten bleiben.

Als erstes Paket der Volker Kriegel Archiv-Kollektion und Retrospektive sind nun drei CDs erschienen:

  1. die remasterte Neufassung des legendären Albums „Mild Maniac“ von Volker Kriegel & Spectrum, das 1974 als LP erschien und bislang noch nie als CD veröffentlicht wurde. Die Neuveröffentlichung des „Mild Maniac“-Albums enthält als Bonusmaterial aus dem Kriegel-Archiv fünf hoch interessante Liveaufnahmen, darunter zwei bislang nahezu unbekannte Soloaufnahmen von Volker Kriegel, von denen eine, „Prinz Eisenherz“, für die Fernsehsendung „Volker Kriegel & Leo Kottke“ Anfang 1977 eingespielt wurde.
  2. Als weitere neu remasterte Fundsache präsentiert sich Volker Kriegels vorletztes Album „Schöne Aussichten“, das 1983 als LP erstveröffentlicht wurde und fünf Jahre später als CD folgte. Die nun klanglich überarbeitete CD enthält als Bonustracks drei bislang unveröffentlichte und völlig unbekannte Titel, insgesamt rund 22 Minuten lang, genannt „Wellenmusik“, die als Filmmusik von Volker Kriegel für den 14-minütigen WDR-Experimental-Kurzfilm „Wellen“ des Wiesbadener Filmemachers und Kameramanns Wolfgang Mackrodt (1940 – 1994) produziert wurde.
  3. Die Doppel-CD „Volker Kriegel – Biton Grooves“ ist die überraschendste Veröffentlichung des neuen Dreifach-Archivpakets. Zu hören sind Aufnahmen, die professionell produziert und als LP gepresst wurden, aber nicht im regulären Handel erhältlich waren. Es handelt sich dabei um so genannte „Library-Musik“ und „Verlagsproduktionen“, die den TV- und Radiostationen unentgeltlich zur Verfügung gestellt wurden, um als Hintergrund- und Pausenmusik oder im Nachtprogramm der Sender eingesetzt zu werden, oder als reine Unterlegmusik für verschiedenste Vertonungs-Anlässe angeboten wurden.

In offiziellen Diskographien ist diese Funktionsmusik nie aufgetaucht. Volker Kriegel hat gemeinsam mit seinen damaligen Bandmitgliedern zwischen 1974 und 1982 viele Titel dieser Gebrauchsmusik für das Frankfurter Biton-Studio eingespielt – insgesamt sieben LPs. 37 Titel aus dieser Serie werden nun erstmals offiziell der interessierten Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

Für Biton und andere Verlage waren diese Produktionen mit funktioneller Musik ein Geschäftsmodell, weil sie als Rechteinhaber Tantiemen beim Einsatz dieser Musik erhielten. Und für die Musiker waren diese Studiojobs ein guter Nebenverdienst und für die Komponisten dieser Instrumentalstücke, wie Volker Kriegel, zusätzlich eine Verbesserung ihrer GEMA-Einnahmen.

Diese „Biton-Grooves“ genannten Aufnahmen funktioneller Musik waren lange Zeit ein gut gehütetes Geheimnis. „Die Fans von Volker Kriegel sollten davon eher nichts erfahren, um einen ‚Kommerzverdacht’ zu vermeiden“, schreibt der Koordinator des Kriegel-Archivprojekts Alexander Pawlak. Auch wenn manche Gralshüter des artifiziellen Jazzrock über derlei „kommerzielle Gebrauchsmusik“ die Nase rümpfen, Volker Kriegel und seine Mitmusiker haben hier nichts Unredliches „verbrochen“. Im Gegenteil. Mit ihrer niemals verleugneten handwerklichen Klasse haben sie nichts weiter als eine etwas gefälligere, melodisch und harmonisch teilweise vereinfachte Version ihrer „regulären“ offiziell veröffentlichten Musik produziert. Aber dennoch ist bei diesen musikalischen Auftragsarbeiten für kommerzielle Zwecke immer noch der Anspruch von Vollblutmusikern herauszuhören, handwerklich einwandfreie Aufnahmen auf einem vorzeigbaren produktionstechnischen Niveau abzuliefern – und sich dabei auch – trotz eingeschränktem Bewegungsspielraum – künstlerisch nicht unter Wert zu verkaufen. So sind vor allem auf CD 2 der „Biton Grooves“ etliche überraschend gute, sogar auch teils herausragende Stücke zu hören, die es zu entdecken lohnt.

Insgesamt ist dieses Dreifach-CD-Paket mit bislang ungeborgenen Archiv-Schätzen unterschiedlichster Ausprägung der vielgestaltigen Musik von Volker Kriegel eine Fundgrube nicht nur für Verehrer des großen Fusion-Gitarristen und Komponisten, sondern auch ein Manifest der kreativen Kraft Kriegels und darüber hinaus ein inhaltliches Statement für den Entwicklungsstand des deutschen Jazzrock in den 70er und 80er Jahren dank Volker Kriegel und seiner Mitstreiter.

 

Details

Datum:
01.12.2022
Zeit:
17:00 – 18:00
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