Wenn der Vater mit dem Sohne
Erstsendung: 13.03.2014
Die Beziehungen berühmter Musiker zu ihren Söhnen sind nicht immer einfach – umgekehrt erst recht nicht, vor allem dann nicht, wenn die Söhne in die Fußstapfen ihrer Väter treten. Dann entsteht sofort eine Konkurrenzsituation – hauptsächlich durch die Medienberichterstattung, weil der Sohn sofort mit dem Vater verglichen wird: hat er dessen Talent geerbt? Klingt er wie sein Vater? Ist er der bessere oder schlechtere Sänger/Gitarrist/Songschreiber? Und so weiter. Der Sänger, Gitarrist und Songschreiber Jakob Dylan spricht nicht gerne über seinen Vater, den berühmtesten von allen Singer/Songwritern, Bob. Und wenn, dann sehr kühl und distanziert.
Mit dem Kritikerurteil „Adam Cohen klingt wie sein Vater Leonard Cohen“ muss der Sohn leben. Stings Sohn Joe Sumner spielt Bass und ist Sänger wie sein Vater. Allerdings grenzt er sich demonstrativ von dem berühmten Vater ab und posaunte herum, Police interessiere ihn nicht, die Musik seines Vaters würde ihm nicht gefallen. Dennoch durfte er mit seiner Hardrock-Band Fiction Plane als Vorgruppe bei der Police-Reunion-Tour auftreten. Pikant in diesem Zusammenhang war, dass ein Kritiker schrieb: „Fiction Plane klingt wie The Police“.
Simon Collins ist Songschreiber, Sänger und Schlagzeuger genau wie sein Vater Phil Collins. In Interviews gab er zu Protokoll, dass er die Musik der frühen Genesis geliebt habe, nicht aber die Solomusik seines Vaters. Inzwischen gründete er die Progrock-Band Sound Of Contact und klingt wie eine moderne Ausgabe der frühen Genesis.
Zak Starkey, Ringos Sohn, war Drummer bei The Who und Oasis und gilt in Fachkreisen als der talentiertere und technisch bessere Drummer im Vergleich zu seinem Vater, was das Verhältnis der beiden zueinander aber offenbar nicht eintrübte. Es gibt noch etliche weitere Beispiele für ein positives Verhältnis zwischen Vätern und Söhnen, die beide Musik machen – zum Teil sogar gemeinsam. So gehört zum Beispiel Sohn Karma Auger als Schlagzeuger zur Band von Brian Augers The New Oblivion Express. Und Sänger/Gitarrist/Songschreiber Roy Harper tritt häufig mit seinem Sohn, dem Sänger/Gitarristen/Songschreiber Nick Harper gemeinsam auf.
Zwei aktuelle, kreative und geglückte Vater/Sohn-Kooperationen sind der Anlass und Aufhänger für dieses Kramladen-Thema: Der Jazzpianist Wolfgang Dauner veröffentlichte soeben ein Duo-Album („Dauner // Dauner“) mit seinem Sohn, dem Schlagzeuger Florian Dauner, den man als rhythmischen Motor der Fantastischen Vier kennt. Und David Crosbys aktuelles Album „Croz“ wäre nicht ohne die Unterstützung seines Sohnes James Raymond als Songschreiber, Keyboarder, Arrangeur und Co-Produzent entstanden.
Wenn der Vater mit dem Sohne die gemeinsame Begeisterung für die Musik teilt und wenn daraus sogar ein gemeinsames Musikprojekt entsteht, muss das nicht, kann aber im günstigsten Fall zu einem gelungenen und hörenswerten Ausdruck von Familienbanden führen.
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