50 Jahre „Please Please Me” – Teil 2: Die B-Seite
Erstsendung: 28.03.2013
Das gab es nie wieder in der Popgeschichte. Nur ein Jahr, nachdem eine völlig unbekannte Beatband aus Liverpool ihr Debütalbum (am 22. März 1963) veröffentlicht hatte, stand die Popwelt Kopf, weil dieses junge Quartett eine weltweite Hysterie ohne gleichen ausgelöst hatte, genannt Beatlemania.
Das erste Album der Beatles „Please Please Me” steht für die Geburt der Popmusik wie wir sie heute kennen – was die Charakteristika Massenphänomen, Kommerzialität, Ausdruck des Zeitgeistes und Euphorisierung der Alltagskultur angeht. Alles nahm seinen (popkulturellen) Lauf mit der Verbreitung von 14 simplen, aber damals ungemein elektrisierenden Songs.
Die ersten sieben Songs und damit die A-Seite dieser bahnbrechenden Langspielplatte sind im ersten Teil behandelt worden, nun folgen im zweiten Teil die restlichen sieben Songs der B-Seite. Neben den Original-Songs der Beatles werden auch wieder die aktuellen Neueinspielungen des BBC-Projektes Remaking A Classic – 12 Hours To Please Me zu hören sein. In dieser Produktion vom 11. Februar 2013, dem 50. Jahrestag der Beatles-Aufnahmen, wurden die Songs des Albums „Please Please Me” unter den gleichen Bedingungen wie beim Originalalbum vor 50 Jahren eingespielt: live, im gleichen Abbey Road-Studio 2 – wie weiland die Beatles – und ebenfalls innerhalb von 12 Stunden, wie es die Beatles vorgemacht hatten. Nicht alle Neuaufnahmen können mit den Beatles-Originalen konkurrieren, manche scheitern gar kläglich, doch was zum Beispiel Joss Stone mit jazzigem Blues/Soul-Feeling gesanglich aus dem Filmsong „A Taste Of Honey” macht, das lässt die von Paul gesungene Coverversion der Beatles weit hinter sich. Wohingegen Paul Carracks Nachspielung von „Misery” ziemlich langweilig ist – im Vergleich zur Urfassung der Beatles.
Beim Wiederentdecken des Original-Albums fällt endlich auf, dass der vorletzte Song der B-Seite, die Lennon/McCartney-Komposition „There’s A Place” lange unterbewertet wurde. Hauptsächlich von John Lennon geschrieben, ist, wie immer, der Name beider Songschreiber als Komponistenangabe vermerkt. Hier allerdings in der Reihenfolge McCartney/Lennon, was übrigens bei allen Eigenkompositionen des Plattenerstlings der Fall ist. Diese Schreibweise bleibt aber einmalig in der Plattengeschichte der Beatles. Der bislang arg unterschätzte Song „There’s A Place” kann tatsächlich als ein erstes kleines Highlight der Beatles-Songkunst bezeichnet werden. Die Neufassung des Songs, eingespielt von der erst 20-jährigen britischen Sängerin und Songschreiberin Gabrielle Alpin, die vornehmlich übers Internet bekannt wurde, stellt eine mutig veränderte Neudeutung des Songs dar.
Der Schlusstitel sowohl des Originalalbums als auch der BBC-Neuproduktion setzt beiden Aufnahme-Sessions die Krone auf. Wie John Lennon trotz Erkältung und Halsschmerzen den banalen Songtext von „Twist And Shout” mit leidenschaftlicher Intensität auflädt und wie Beverly Knight ihre soulgetränkte Neufassung 50 Jahre später mit gesanglicher Energie in Szene setzt, das ist gleichermaßen grandios – nachzuhören im Kramladen am Gründonnerstag (und nochmals, weil’s so toll ist, am Karsamstag).
Playlist zum Kramladen am 28.03.13 “50 Jahre Please Please Me – Teil 2” : Artist / Track / Album / Label
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