Pans versunkenes Paradies:
Mit einem Hirtengott auf literarischmusikalischer Reise nach Arkadien
Frey, Matthias; Stoepel, Moritz
Steinbach Sprechende Bücher (Edel); Inszenierte Lesung mit viel Musik. Edition (18. März 2011)
PAN – alle Geheimnisse der Natur offenbaren sich ihm, dem Wächter der Natur. Der freche “ungöttliche”, geheimnisvolle und lüsterne Naturgott zählt bis heute zu den beliebtesten Göttergestalten.
An seiner Seite tauchen die beiden Künstler in die geheimnisvolle Welt der Natur ein und entdecken auf ihrer Reise nach dem versunkenen Arkadien “fabelhafte” Geschichten, Mythologien und Gedichte. Literarische Wegbegleiter auf diesem poetischen Wort- und Klangabenteuer sind Homer, Ovid, Friedrich Hölderlin, Novalis, Jean Paul, William Shakespeare, Charles Baudelaire, Gioconda Belli, Else Lasker-Schüler, Oscar Wilde u.v.a.
Meine Rezension:
Wir haben zum späten Frühstück die neue PAN-CD aufgelegt und wollten nichts ahnend mit dem entspannten Futtern beginnen. Das war allerdings nicht möglich, weil wir nur mit offenem Munde da saßen und Messer und Gabel fallen ließen.
Von Beginn an waren wir überwältigt und hellauf begeistert. “Pans versunkenes Paradies” ist für uns eine Referenzproduktion, was Rezitationskunst und musikalische Umsetzung von Literatur angeht. Wir kennen und schätzen vergleichbare Poesie & Musik-Produktionen aus der Vergangenheit und sind der Meinung, dass dieses Pan-Hörbuch Maßstäbe setzt. Angefangen bei der Textauswahl, die kenntnisreich, variantenteich und horizonterweiternd ist. Moritz Stoepel rezitiert nicht nur intensiv und ausdrucksstark, er scheint diese Texte selbst zu durchleben und bringt die teils historischen Pan-Texte von Homer, Ovid, Hölderlin, Novalis, Shakespeare, Goethe etc. wieder zum Leben. So tief dringt die Rezitation bis in die Seele der Texte vor, dass man als Zuhörer mal erschaudert, mal staunt, mal tief Durchatmen muss und meist sich freut an der lustvollen emotionsgeladenen Versprachlichung dieser großartigen Texte. Verblüffend ist auch, dass es Moritz Stoepel gelingt, die teilweise jahrhundertalten Texte höchst modern und zeitgemäß klingen zu lassen.
Die Musik von Matthias Frey, Büdi Siebert, Thomas Kagermann & Co ist kongenial gelungen und gibt der Rezitation und den Textinhalten noch eine zusätzliche bildhafte und emotionale Dimension. Man hört, dass Matthias Frey ein geschulter, erfahrener und sensibler Filmmusikkomponist ist. Seine Musik-Themen sind absolut stimmig zu den Textinhalten gesetzt – und die Arrangements sind einfach vorzüglich. Am liebsten hätten wir eine Doppel-CD gehört, bei der die Musik sich noch etwas mehr ausbreiten darf und die Atmosphäre der Rezitation und die Inhalte der Texte noch (wortlos) weitertragen kann.
Ein großes Mega-Lob an alle Beteiligten für dieses Kunst- und Wunderwerk an Gefühlstiefe, Klangimagination und Audio-Ästhetik. Den Göttern sei Dank, dass sie uns den bockfüßigen lustvollen Pan durch diese leichtfüßige und sinnliche Produktion wieder zugänglich gemacht haben. Amen
Ganz ohne Wortgeklingel: Das Ding ist der absolute Hammer