LORIOT
Erstsendung: 01.09.2011
Loriot und die Kunst der Ironie – auch im Pop
„Liebe Evelyn! Dein Timing war immer perfekt – nur heute hast du die Reihenfolge nicht eingehalten. Na warte!“ Dies schrieb Loriot, als seine langjährige Partnerin Evelyn Hamann im Oktober 2007 starb. Vier Jahre hat sie warten müssen, nun ist auch Loriot ihr nachgefolgt. „Der Gedanke, dass es mich bald nicht mehr geben wird, ist ganz sicher nicht komisch“ (Loriot, 1991). Ach was – so lautet eine seiner berühmten Ausrufe, die er seinen Figuren in den Mund legte, wenn diese sich mal wieder irritiert über eine der üblichen Zumutungen des Lebens spontan zu äußern hatten. „Ach was“, so hätte Vicco von Bülow am Montag letzter Woche wahrscheinlich selbst reagiert, hätte er seinen eigenen Tod erlebt.
Er ist und bleibt der Grandseigneur unter den deutschen Humoristen, ein Genie der feinen Ironie, „ein Jahrhundertereignis der zeichnerischen, schriftstellerischen, zugleich auch noch mimisch-theatralischen Präzision“ (Focus). Jeder kennt seinen begnadeten Nudel-Sketch, oder die Farce über den Mann, der eine Haxe aß, oder den Ehestreit über das 4.1/2-Minuten Ei, oder die Grzimek-Parodie zum Thema „die Steinlaus“, oder das „Jodeldiplom“, usw. Er war der Erfinder der berühmten Knollennasen, er schuf die Cartoon-Helden Wum und Wendelin, er schrieb und produzierte unzählige Radio- und Fernseh-Unterhaltungssendungen, darüber hinaus zwei abendfüllende Kinofilme, inszenierte gar für die Opernbühne, etc. Er war und bleibt der Meister aller Komik-Klassen.
Eine besonders große Begeisterung verband ihn mit der Musik, „die ihm zeitlebens von allen Künsten die nächste war“ (FAZ). Natürlich bevorzugte er die Musik des Kulturbürgertums. Über Pop und Jazz hat er sich nie ausführlicher geäußert. Doch Brüder im spöttisch-ironischen Geiste hat Loriot natürlich auch in der Popmusik: von Loudon Wainwright III. bis Randy Newman, von Weird Al Yancovic bis Frank Zappa, von Otto bis Helge Schneider. Sogar Ry Cooder versucht sich auf seinem neuen Album „Pull Up Some Dust And Sit Down“ (Veröffentlichung am 02.09.11) in der Kunst der Ironie.
Im Kramladen heißt es diesmal: „Holleri du dödl di…diri diri dudl dö“ und „Humpty Dumpty World“.
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