Leonard Cohen – zum 80. Geburtstag
Erstsendung: 11.09.2014
Leonard Cohen – zum 80. Geburtstag des großen Songpoeten und dunklen Romantikers
„Jeder hat seine Geschichte. Und sie ändert sich jeden Tag. Wie die Furchen in unserem Gesicht.“ Dieses Zitat stammt natürlich von ihm, dem Großmeister der kultivierten Melancholie, dem Kultdichter und Vorsänger einer nicht hoffnungslosen Tristesse. Seine persönliche Geschichte als Literat und Songschreiber ist beeindruckend und von etlichen Veränderungen gezeichnet. Und die Furchen in seinem Gesicht erzählen von seiner langen bewegten Biographie, schließlich wird er am 21. September 80 Jahre alt. Zwei Tage vor seinem Geburtstag soll sein neues, 13. Album erscheinen: „Popular Problems“. Bereits auf dem Markt ist die Single-Auskoppelung „Almost Like The Blues“. Darin singt er mit Grabesstimme von Tod und Verderben, Krieg und Verzweiflung. Doch in den Schlusszeilen wendet sich der Blick von den Dramen und Katastrophen zu einer ambivalenten, aber dennoch hoffnungsvollen Perspektive: er erhielt die Einladung zu einem tieferen Wissen, „das ein Sünder nicht zurückweisen kann. Es ist fast wie eine Erlösung, es ist beinahe wie der Blues.“
Mitte der 1950er Jahre erschienen seine ersten Gedichte. Bald folgten Prosatexte und Romane. Im Dezember 1967 wurde sein Debüt-Album „The Songs of Leonard Cohen“ veröffentlicht. Es gilt als Meilenstein der Popmusik. Damals stellte man ihn sofort auf eine Stufe mit Bob Dylan. Cohens Lieder waren mit ihrer poetischen Kraft, der bewusst gewählten musikalischen Monotonie und dem zurückhaltenden Sprechgesang eine Novität in der Popszene jener Tage. Beeinflusst von Blues, Folk und Country stand die schlicht gehaltene Musik ganz im Dienst der stimmungsvollen Ausdeutungen der Metaphern des Textes. Auf zehn weiteren Alben pflegte er seine unverwechselbare lyrische Eindringlichkeit und eine melancholisch gefärbte, vielschichtige Eintönigkeit. 1994 entsagte er dem Popbusiness, tat kund, keine Songs mehr schreiben zu wollen und zog sich in ein Zen-Kloster zurück. Nach mehrjährigem asketischem Leben als Mönch, begann er wieder Lyrik für neue Lieder zu schreiben. Die Gefühle von Schwermut und innerer Beklemmung, die ihn fast sein ganzes Pop-Leben lang begleitet hatten, waren durch die Meditationen im buddhistischen Kloster einer inneren Ruhe gewichen. Aus den Tiefen dieses inneren Friedens entstanden „Ten New Songs“, die nach fast 10-jähriger Plattenpause 2001 erschienen. 2004 folgte das Album „Dear Heather“ und im Jahr danach der Dokumentarfilm und das Soundtrack-Album „Leonard Cohen – I’m Your Man“. 2008 wurde er in die <Rock and Roll Hall of Fame> aufgenommen und ging in den Folgejahren auf erfolgreiche Welttourneen. Im Januar 2012 erschien sein 12. Studioalbum „Old Ideas“, das überwiegend positive Kritiken erhielt und Top-Five-Platzierungen in USA, England, Deutschland und anderen Ländern erreichte.
Mit zunehmendem Alter haben sich Leonard Cohens beschränkte gesangstechnische Möglichkeiten zwar nicht erweitert, doch seine brüchig klingende, mehr sprechende als singende Stimme lebt nach wie vor – und inzwischen vielleicht sogar noch stärker – von jener ungemein intensiven, melancholisch-romantischen Ausstrahlung, die vor allem seine weiblichen Zuhörer schon immer in ihren Bann zog.
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