zum 70. Geburtstag von Janis Joplin
Erstsendung am 17.01.2013
Janis Joplin – zum 70. Geburtstag
„Schuld war nur – der Sex. Auf die Standardfrage aller Journalisten, wie es denn nun angefangen habe mit ihrer phänomenalen Karriere, hatte Janis Joplin eine Antwort mit Schlagkraft parat: ‚Travis war so verdammt gut im Bett. Wie konnte ich da nein sagen?’ Travis Rivers, ein junger Musiker, war im Jahre 1966 ins texanische Austin gekommen, wo Janis wohnte und bislang mit wechselnden Begleitmusikern in drittklassigen Clubs gespielt hatte, um sie davon zu überzeugen, dass ihr in Kalifornien eine große Karriere gelingen würde.
Der künstlerische Durchbruch kam schließlich an einem Juni-Wochenende im Jahr 1967. Auf dem (längst legendären) Festival im kalifornischen Monterey schlurfte Janis Joplin vor ein paar hunderttausend Zuhörern in einem Hosenanzug aus silberweißem Laméstoff auf die Bühne, stampfte mit dem Fuß auf und sang zur kakophonischen Begleitung ihrer ‚Big-Brother-Kumpane’ – es war, als hätten alle nur auf diese brüchige, von Schmerz und Suff gezeichnete Stimme gewartet. Das Publikum tobte und die Kritiker ersannen eine Handvoll neuer Superlative. Neben dem bis dahin ebenso unbekannten Jimi Hendrix war sie die Entdeckung des Festivals …“ (Wolfgang Höbel)
„Wen interessiert es schon, ob sie musikalisch ganz auf der Höhe war oder nicht? Ihre goldene Weste funkelte, die Armreifen blitzten und klirrten an ihren Handgelenken. Da war das Flirren ihrer hautengen violetten Hose und der Haarwust, der durch ihr Gesicht wischte. Da waren die Flüche und der Tequila und der Sex. Stampfend, fauchend, heulend tobte sie über die Bühne. Ihren Konzerten beizuwohnen war genauso, als leitete man sich ein Aphrodisiakum direkt ins Rückenmark.“ (Myra Friedman, aus Die Story von Janis Joplin)
„Janis Joplin ist die weibliche Ikone der Rockmusik der sechziger Jahre. Die Fachmedien feierten sie wie einen Messias, die bürgerliche Presse empörte sich über die extrovertierten Shows und ihre ungezügelte Lebenslust. Trotz oder vielleicht auch wegen ihres Ruhmes erlebte Janis Joplin Zeiten der Einsamkeit, Leere und Entfremdung. Alkohol und Drogen machten sie zu einer ‚tragischen Heldin auf der Bühne der Jugend’ (Time). 1970 wurde sie tot in einem Hotelzimmer aufgefunden – gestorben an einer Überdosis Heroin. Ihr einsames Ende, vergleichbar mit dem Tod von Jim Morrison oder Jimi Hendrix, war der traurige Abschluss eines selbstzerstörerischen Lebens voll Emotionalität und Agressivität.“ (Alice Echols, aus Janis Joplin – Piece of My Heart)
„Janis versuchte, einen neuen Lebensstil zu finden. Passenderweise trug sie den Namen des römischen Gottes Janus, der über jedes Ende und jeden Anfang herrschte. Janus wird immer im Profil dargestellt, mit zwei identischen Gesichtern, die in entgegengesetzte Richtungen schauen. Auch der Januar, der Geburtsmonat meiner Schwester, ist nach Janus benannt. Ihr ganzes Leben stand unter dem Zeichen des Veränderns und Werdens. Janis versuchte heldenhaft, sich selbst zu verändern, und damit half sie vielen, die ähnliches anstrebten. Sie war kein Mensch, der das Alte einen stillen, ungestörten Tod sterben ließ. Sie stieß es von der Klippe herab und schleuderte ihm eine Lawine der Wut hinterher. Bevor sie starb blitzte ein neues, ruhigeres Ich zaghaft im Dickicht ihrer massiven zynischen Ausfälle auf. Ihre Wiedergeburt war noch in den Wehen, als der Tod ihr ein so plötzliches Ende setzte. Die Wahrheit, die sie entdeckt hatte, lag in ihrer Musik. Sie gab alles dafür auf, weil sie nichts fand, was dem gleichkam. Wenn sie sang, entdeckte sie für sich eine neue Realität, und wenn sie mit dieser Kraft verschmolz, schenkte sie ihrem Publikum reine Liebe.“ (Laura Joplin, aus „Love Janis“)
Über Janis Joplin, die am 19. Januar 1943 geboren wurde und am 4. Oktober 1970 starb, ist (fast) alles geschrieben worden. Aus Anlass ihres 70. Geburtstages blättert der Kramladen in diversen Publikationen über Janis Joplin und spielt einige ihrer großen Songs.
Playlist
Artist Track Album Label
1. L. Shankar Darlene (Kramladen-Themamusik) Touch Me There Zappa Records
2. Janis Joplin & The Kozmic Blues Band Kozmic Blues I Got Dem Ol’ Kozmic Blues Again Mama Columbia
3. Janis Joplin & The Kozmic Blues Band Try (Just A Little Bit Harder) I Got Dem Ol’ Kozmic Blues Again Mama Columbia
4. Janis Joplin & The Kozmic Blues Band Work Me, Lord Absolute Janis Columbia Sony
5. Janis Joplin & Big Brother and the Holding Company Piece Of My Heart Cheap Thrills Columbia
6. Janis Joplin & The Full Tilt Boogie Band Me And My Bobby McGee Pearl Legacy, Columbia
7. Janis Joplin & The Full Tilt Boogie Band Move Over Pearl Legacy, Columbia
8. Janis Joplin & The Full Tilt Boogie Band Buried Alive In The Blues Pearl Legacy, Columbia
9. Janis Joplin & The Paul Butterfield Blues Band One Night Stand Absolute Janis Columbia, Sony
10. Janis Joplin & The Full Tilt Boogie Band Get It While You Can Pearl Legacy, Columbia
11. Janis Joplin & The Full Tilt Boogie Band Pearl (Hintergrundmusik) Pearl Legacy, Columbia