Gastsendungen von Frank Witte
„Kramkiste“
jeden Mittwoch von 13 – 14 Uhr
879. Kramkiste vom 10. Mai 2019 – Portrait Slade
Ein kleines Quiz: Die Beatles hatten zwischen 1963 und 1970 zweiundzwanzig Singles in den Top Ten Großbritanniens, 17 davon erreichten Nummer 1. Das ist bis heute Rekord. Wer hält Platz 2 hinter den Beatles mit 16 Top Twenty Hits, sechs davon Nummer 1, drei Nummer 2 und zwei Nummer 3? Nicht die Stones oder Elton John, nicht David Bowie, nicht Rod Stewart und auch nicht T. Rex – die richtige Antwort lautet: Slade. Die für ihre schrägen Bühnen-Outfits und ohrenbetäubende Lautstärke berüchtigte Band zählte in dieser Ära zur ersten Rockgarde Europas und sie waren drei Jahre lang die unbestrittenen Herrscher der englischen Hitparaden.
Gestern vor 50 Jahren erschien ihre erste Platte mit dem bezeichnenden Titel „Beginnings“ und deshalb gibt es heute in der 879. Ausgabe der KRAMKISTE ein Portrait über – wie es der Melody Maker einmal schrieb: „eine der ausdauerndsten und kompromisslosesten Bands – bis uns die Taubheit scheidet“…
887. Kramkiste vom 15. August 2019 – 50 Jahre Woodstock
Als an einem kalten aber sonnigen Wintertag vor ziemlich genau 52 Jahren mehrere zehntausend Anhänger der sogenannten Hippie-Bewegung den Golden Gate Park in San Francisco bevölkerten um ihr zur Legende gewordenes „Great Human Be-In“, eine Art Stammesversammlung oder wörtlich Menschheits-Zusammensein abzuhalten, da ahnte noch niemand, dass dies später einmal als der Beginn des „Sommers der Liebe“ bezeichnet werden würde.
Der kollektive Abgesang auf die Hippiekultur fand bereits zwei Jahre später auf dem Woodstock Music and Art Fair, kurz Woodstock Festival genannt statt.
Heute vor 50 Jahren begann dieses sagenumwobene Ereignis der Superlative und es sollte drei Tage dauern.
Nicht „Three Days Of Love And Music” sondern leider nur eine kleine Kramkistenstunde bleibt mir, um diese Ereignis zu würdigen. Ein Kramkistenspecial 50 Jahre Woodstock mit dem Versuch einer kulturhistorischen Einordnung.
Kramkiste Nr 892. vom 20. September 2019 – Songs zum Thema Umwelt
Heute ist Weltkindertag und den passenden Song dazu hat Carlos Santana bereits 1976 um die Welt geschickt: Let the children have their way, let the children play…
Die Botschaft ist so einfach, wie sie war ist: lass die Kinder ihren eigenen Weg finden, lass sie spielen.
Seitdem ist ne Menge passiert auf dieser unserer Erde, die Kinder von 1976 sind inzwischen erwachsen und haben selber wieder Kinder, deren Kinder heute eindrucksvoll unter Beweis stellen, dass sie zu mehr in der Lage sind, als Kinderspiele zu spielen. Nein, die Kids des Jahres 2019 sind dabei, uns wachzurütteln und in den Allerwertesten zu treten: Über 100 000 waren z.B. heute in Berlin unterwegs, heute, am Weltkindertag gehen weltweit millionenfach Menschen für eine nachhaltige Klimapolitik und gegen den weiteren Raubbau an unserer natürlichen Lebensgrundlage auf die Straßen…
Und alle treibt auch die Frage: wo werden unsere Kinder noch spielen können, wenn es uns nicht gelingt, die natürlichen Lebensgrundlagen zu erhalten?
Über Umweltverschmutzung und Naturzerstörung wurde in der Popmusik schon immer gesungen und die heutige Kramkiste ist voller kritischer Umweltsongs aus fünf Jahrzehnten.
„Der Winter soll wieder richtig kalt sein
Und aufm Dach soll Schnee sein, aber weiß
Rings um mein Haus soll wieder richtig Wald sein
Und der Ofen drinnen richtig heiß…“
Kramkiste Nr. 983. vom 1. Oktober 2021 – Ich bau euch ein Lied
Übermorgen vor 31 Jahren hörte die DDR auf zu existieren, dieses kleine Land zwischen Elbe und Oder, zwischen Fichtelberg und Kap Arkona. 16 Millionen Menschen lebten hier, nicht wenige von ihnen eigentlich ganz gern, andere wollten am liebsten so schnell wie möglich weg und alle die, die weder dafür noch dagegen waren, passten sich irgendwie an, machten ihren Job und suchten ihr Glück im privaten. Es werden mit Sicherheit wieder viele Reden gehalten am kommenden Sonntag und nicht immer werden sie mit unseren persönlichen Erfahrungen übereinstimmen. Klaus Renft hat mal gesagt: In der einen DDR haben wir gelebt, die andere haben wir in der Zeitung gelesen, und von der dritten haben wir geträumt.
Und ich befürchte, daran hat sich nicht viel geändert. Je mehr Zeit vergeht, desto mehr, befürchte ich, geht der differenzierte Blick verloren auf das, was wirklich passiert ist. Was wird in den Geschichtsbüchern stehen, irgendwann? Dass es ein Land war voller Spitzel und Verbrecher und voller unterdrückter Menschen oder gab es da doch noch mehr?
Im ZDF zeigen sie dieser Tage eine Dokumentation: „Jugend in der DDR“. Grundtenor: wir waren alle eingesperrt und unterdrückt, ein freies Leben gab es nicht. Das mag, objektiv betrachtet sogar stimmen, verleugnet aber die Tatsache, dass es unzählige Nischen gab, in denen wir uns unsere Freiheiten einfach nahmen, auf hunderten Dorftanzsälen wurde jeden Samstag die Anarchie gelebt, Politik weitestgehend ausgeblendet, regierte der Rock’n Roll. Ob im Amorsaal in Mülsen, ob im Gasthof zum Löwen in Ebersbrunn oder der Gemeindeschänke in Altengottern. In der DDR-Rockmusik tobte sich das immense Bedürfnis nach Unabhängigkeit trotz staatlicher Kontrolle aus. Musiker und ihr gleichaltriges Publikum verbündeten sich in heruntergekommenen Kulturhäusern. Die da oben auf der Bühne und die da unten im Saal genossen bedingungsloses Vertrauen und grenzenlose Nähe zueinander – so, wie sie es sich von ihren Eltern erhofft hatten.
Ich möchte euch heute meine Geschichte erzählen, zumindest ein paar Highlights – denn ich habe diese Zeit in den 70ern nicht nur erlebt, sondern hatte das große Glück ein Teil dieser Szene zu sein. Eine Kramkistenstunde mit Songs und Storys aus diesem untergegangenen Land, das sich selbst keine Chance mehr gab. Ich bau euch ein Lied…
Kramkiste Nr. 1008. vom 15. April 2022 – Love and Peace: Osterkramkiste 2022
So alt wie die Menschheit ist der Traum vom Frieden, So alt wie die Menschheit ist auch der Krieg. Seit dem Ende des 2. Weltkrieges 1945 gab es weltweit bis zur Jahrtausendwende 99 weitere Kriege und auch in diesem Jahrhundert, das gerade mal 22 Jahre alt ist, wurden bereits 38 Kriege in der Welt gezählt. Seit 1945 gab es nicht ein einziges Jahr, in dem weltweit Frieden herrschte. Wie geht das mit der Meinung von Politikern zusammen, die sagen, Krieg und Gewalt dürfen nur die allerletzten Mittel der Konfliktlösung sein, wenn alle anderen Möglichkeiten fehlgeschlagen sind. Diese Meinung ist nach zwei Seiten hin umstritten: Überhaupt darf Krieg kein Mittel der Politik sein, sagen die Tauben. Überhaupt könnten Krieg und Gewalt viel öfter eingesetzt werden, denken die Falken. In einer Sache allerdings sind sie nicht weit voneinander entfernt, denn beide sprechen wenig über alternative Ideen zu Konfliktlösungen. Wie soll man denn ohne Gewalt Frieden machen, wenn andere Leute Gewalt als ihr Argument benutzen?
Welches ist denn das bessere Argument? Und gehören nicht Gewalt und Krieg zu den menschlichen Konstanten? Ist es tatsächlich so, wie es Billy Bragg mal gesungen hat: Frieden ist nie für immer, Frieden ist nur ein Wort für die Zeit zwischen zwei Kriegen. Wir haben im Moment, so scheint es, mehr Fragen als Antworten.
Lasst uns in der Osterkramkiste 2022 zusammen auf die Suche gehen nach Songs, die Haltung gegen den Krieg, für Menschlichkeit und Frieden zeigen denn dies ist unsere Osterbotschaft: Make Love, not war. Ich komme in Frieden…