Der gesungene Kramladen
Erstsendung 22.03.1984
Diese Sendung war ein Wagnis und eine Herausforderung – für mich, aber auch ein schon lange gehegter Wunsch.
Für andere, Hörer, Kollegen, hr-Programmverantwortliche war es irritierend bis ungewöhnlich. Manche empfanden es als peinlich.
Was war passiert?
Der Moderator VR hatte sich erlaubt, in dieser Sendung kein Wort zu reden, sondern jedes Wort zu singen. Die Einmoderation zu jedem Song hatte ich zur eigenen Gitarrenbegleitung gesungen.
Meine Idee war, jedem der vorgestellten und von mir hoch geschätzten Songs von der Empfindung her möglichst nah zu kommen: die Stimmung, die emotionale Botschaft des Songs zu treffen, nachzuempfinden, spürbar zu machen. Und das geht weniger gut, wenn die Moderation gesprochen wird. Und geht womöglich besser, wenn die Moderation gesungen wird – und zwar zur Harmonik des jeweiligen Songs.
zu hören sind Songs wie
„You’ve Got A Friend“ (Carole King/James Taylor),
„Vincent“ (Don McLean)
„Lady D’Arbanville“ (Cat Stevens)
„Every Breath You Take“ – Sting & The Police
„Heartlight“ (Kenny Loggins)
„Because The Night“ ( Patti Smith)
„The Times They Are A-Changin’“ (Bob Dylan)
Die Sendung blieb ein Unikat. Nie wieder habe ich in einer Sendung gesungen.
Alternativtext:
Zum einen war es eine Herausforderung für mich, mal eine ungewöhnliche Form der Moderation auszuprobieren, zum anderen habe ich schon immer versucht, besondere Songs, die mich emotional stark berührt haben, nachzuspielen und nachzusingen, um nachzuspüren, was es sein mag, warum mich gerade diese Songs so stark angesprochen und zum Teil wirklich tief bewegt haben. Also beschloss ich, meine damaligen Lieblingssongs – die emotional anregenden, nicht die intellektuell anspruchsvollen – in diesem Kramladen zu spielen und mit eigenen selbstgetexteten „Coverversionen“, von mir gesungen und zur Gitarre begleitet, zu verbinden und die Anmoderation der Lieblingssongs nicht wie üblich zu sprechen, sondern zu singen.
Ich fand das Ergebnis dieses mutigen Experiments damals gar nicht so schlecht, erhielt dafür Hörerzustimmung aber auch irritierte Äußerungen und sogar herbe Kritik. Im Frankfurter Stadtmagazin Pflasterstrand wurde ich wegen dieses „gesungenen Kramladens“ zur „Peinlichsten Person Hessens“ gekürt – ein weiterer Titel in meiner Trophäensammlung.
Playlist
Artist Track Album Label Zeitplan