Radio Rebell –
Die Weihnachtsgeschichte neu erzählt
und eingebettet in 10 Weihnachts-Songs
von Chris Kramer
eigentlich ist er Bluesmusiker und ein ausgezeichneter Mundharmonikaspieler. Aber er ist auch bekennender Christ und alles was mit Weihnachten zu tun hat, beschäftigt und begeistert ihn schon seit früher Kindheit, Chris Kramer, Sänger, Gitarrist, Mundharmonikaspieler und Komponist aus dem Ruhrpott hat schon 3 Alben mit Weihnachtsthematik veröffentlicht.
Interview mit Chris Kramer zur CD Die Weihnachtsgeschichte:
In den USA gehören sogenannte Seasons- oder Christmas-Platten fast schon zum guten Ton, jede(r) Künstler macht irgendwann eine. Hierzulande sind sie nicht so verbreitet. „Die Weihnachtsgeschichte“ ist bereits Deine dritte nach „Chris(t)mas“ und „Chris(t)mas time again“– was war der Antrieb, die Motivation, wieder eine zu machen?
Ich empfinde mich mehr und mehr als Geschichtenerzähler und durch die vielen musikalischen Lesereisen, die ich inzwischen gemacht habe, weiß ich, dass die Leute, ob klein oder groß, meine Stimme mögen und mir gerne zuhören. Da lag es irgendwann nahe, neben den Geschichten rund um die kleine Mundharmonika auch die Weihnachtsgeschichte zu erzählen und 10 tolle Weihnachtssongs, um und in die Geschichte einzubauen.
Warum gerade „Die Weihnachtsgeschichte“? Wie kam’s dazu, welche Intention steckt dahinter?
Seit fast 10 Jahren mache ich jedes Jahr eine kleine Weihnachtstournee und meine Moderationen zwischen den Liedern sind fürs Publikum genauso wichtig wie unsere Musik. Wenn man das als Ausgangspunkt nimmt, kommt man fast zwangsläufig auf die Idee die Weihnachtsgeschichte einmal komplett neu zu erzählen und dazu Musik zu machen.
Du vermengst Eigenkreationen mit „Traditionals“, auch alten Kirchenliedern – gab es so etwas wie ein „musikalisches“ Konzept, mit dem Du die Platte angegangen bist?
Das Konzept hat ja durch die Weihnachtsgeschichte einen festen Rahmen, der im Prinzip vorgegeben ist. Zwei Gedanken, die ich hinzugefügt habe, war einmal „The Carpenter from Galilee“ ein Lied über Joseph, der für mich immer ein wenig zu kurz kommt. Man nimmt ihn stets drei Schritte hinter Maria wahr, aber seine inneren Konflikte und auch sein zurückhaltendes Wesen habe ich tiefer durchleuchtet. Er ist im Gegensatz zu David, der eher ein Held im Sinne eines Actionfilms ist, eher ein stiller Held, er tötet nicht, er beschützt, das ist weniger spektakulär, aber nicht minder wichtig (und ist zudem auch näher an einem ganz normalen Familienvater dran). In dem Song habe ich das behandelt, weil es mich bewegt hat. Der andere eigene Song und damit die andere „Erweiterung“ zur bekannten biblischen Weihnachtsgeschichte ist das Lied „They will call it Christmas“. Hier habe ich mir vorgestellt wie sich Joseph und Maria auf dem beschwerlichen Weg nach Bethlehem gefühlt haben. Er sieht das die Frau, die er über alles liebt, Schmerzen leidet da sie schwanger ist. Er muss aber zeitgleich verarbeiten, dass sie nicht von ihm schwanger ist. Maria wiederum sieht wie Joseph innerlich leidet, da ihn schwere Gedanken plagen und auch sie muss sich noch an den Gedanken gewöhnen, dass der heilige Geist über sie gekommen ist und nicht Joseph. Das stelle ich mir wahrlich nicht einfach vor und deshalb war es mir wert, darüber ein Lied zu schreiben. Niclas Floer unser Pianist war maßgeblich an der Musik beteiligt und die großartige Heike Meering hat in dem Duett mit mir die weibliche Stimme übernommen.
Du deckst stilistisch eine ziemliche Bandbreite ab, hast mit Band wie mit Streichern gearbeitet – wie bist Du die einzelnen Songs angegangen?
Zu den beiden eigenen Songs habe ich ja schon viel gesagt. Die meisten anderen Songs spielen wir seit Jahren und da hatten wir schon ausgearbeitete Arrangements. Sieben der Zehn Songs sind opulent mit aufwendigen Streicherarrangements inszeniert. Daran haben wir natürlich länger gefeilt. Die Songs in der Jazzbandbesetzung waren wiederum leichter, weil im Grunde eine organische Fortführung von dem was wir live bereits seit Jahren spielen.
Welche Zielsetzung verbindest Du mit der Platte?
Die Weihnachtszeit ist eine besondere Zeit und in dieser Zeit reflektiert man auch schon mal mehr. Das Jahr geht seinem Ende entgegen das neue Jahr steht vor der Tür und da kann man die CD einlegen und wie bei einem „Gottesdienst allein für sich Zuhause“ dem Alltag entfliehen und in die Weihnachtsgeschichte abtauchen. Aber natürlich auch für längere Autofahrten bestens geeignet wie auch für die eigenen Kinder und Enkelkinder, denen man auch getrost mal eine eher „erwachsener erzählte Weihnachtsgeschichte“ zutrauen kann.
Wie willst/wirst Du die Songs der CD live umsetzen?
Live werden wir das wie gehabt im Quartett mit Niclas am Klavier und Heike, Nina am Gesang und mir umsetzten. Langfristig arbeite ich daran die CD 1:1 auch mit einem philharmonischen Orchester umzusetzen. Da hat mich und meinen Tatendrang Corona leider bis jetzt ausgebremst, aber ich arbeite für 2023/24 daran.
Wie sieht Dein persönlicher kirchlicher oder Glaubensbackground aus?
Ich bin bekennender Christ. Meine Mutter war gefühlt ewig im Presbyterium und hat von Anfang an darauf geachtet, uns christlich zu erziehen. Zwei meiner Tanten waren in der Freikirche sehr aktiv und so ist meine Kindheit durch Jugendfreizeiten etc. geprägt und je älter ich werde desto intensiver wird mein Verhältnis zu meinen christlichen Wurzeln.
Du kommst vom Blues her – welche Verbindungen bestehen zwischen dem Blues und Weihnachtsliedern/Kirchenmusik?
Bluesmusik entstand aus Worksongs und Gospel und ist von daher vom Ursprung an tief mit Glauben und Religion verbunden. Wenn man Gospel und Bluessongs auf sich wirken lässt und den göttlichen Funken nicht in der Musik spür, also ganz ehrlich, dann hat man aus meiner Sicht nicht richtig hingehört. BB King hat mal eine schöne Geschichte dazu erzählt, wie er seinen ersten Dollar verdient hat. Er hat das Wort „Lord“ gegen das Wort „Baby“ ausgetauscht, alles andere ist gleichgeblieben. Als er „Lord“ gesungen hat klopften die Leute ihm auf die Schulter, nachdem er „Baby“ gesungen hat, gaben sie ihm Geld! Ich möchte jetzt andersherum dafür werben das Wort „Gott“ gegen das Wort „Liebe“ auszutauschen und dann tun sich hoffentlich viele, die sich mit der Kirche eher schwertun, ein wenig leichter sich auf den Glauben einzulassen. Die Weihnachtsgeschichte ist da für mich so was wie der kleinste gemeinsame Nenner.
Es scheint so, dass es Dir nicht reicht, als „normaler“ Musiker Platten zu machen und live zu spielen. Du hast Projekte wie „Die kleine Mundharmonika“ samt Workshops (auch in Schulen) gestartet, ein (Kinder-)Musical – oder auch die Zusammenarbeit mit einem Beatboxer – das sieht so aus, als ob Du als Botschafter des Blues diesen in die Gegenwart und vor allem jüngerem, bis ganz jungem Publikum nahe bringen und so am Leben erhalten willst?
Ich hätte es selbst nicht schöner sagen können, genau das ist meine Intention. Mein Rock`n`Roll Ding machen zu können ist das größte Geschenk meines Lebens, ich durfte mein Hobby zum Beruf machen und dafür bin ich unendlich dankbar. Auch wenn die Pandemie einen langen, dunklen Schatten über dieses Geschenk legt. Auf der Bühne stehen zu können erfüllt mich, aber mit Kindern & Jugendlichen arbeiten zu können gibt meinem Leben eine tiefere Sinnebene, die ich durch das bloße Musikmachen nicht erlangen kann. Je älter man wird, desto näher rücken die Einschläge. Immer mehr Freunde und Bekannte von mir sind bereits verstorben und da frage ich mich natürlich schon, was bleibt von mir übrig, wenn ich nicht mehr bin und mein Engagement für „Die kleine Mundharmonika“ ist meine Antwort auf diese Frage.
Wie hast Du eigentlich selbst einst den Blues für Dich entdeckt?
Ich war 13 Jahre alt und habe im WDR-Radio, eine Sendung gehört, die hieß „Blues at Night“ und dann habe ich damals jede Sendung auf Kassette mittgeschnitten. Mein älterer Bruder hatte einen ebenfalls noch etwas älteren Freund, der quasi unser Nachbar war und der hatte all die Platten von den Künstlern, die ich in der Radiosendung kennengelernt hatte und obwohl ich so 10 Jahre jünger war, haben wir uns angefreundet und sind zu Blueskonzerten gefahren. Und bereits bei diesen ersten Konzertbesuchen war mir klar, jetzt hier zu stehen und das erleben zu können ist echt großartig. Noch besser ist es allerdingt nicht vor, sondern auf der Bühne zu stehen und diesen Traum lebe ich nun schon seit über 30 Jahren!