„Sympathy for the drummer“: Charlie Watts zum 80. Geburtstag
Erstsendung vom 27.05.2021
Kurzer Sendungstext:
Wie passt das zusammen? Er liebt eigentlich Jazz. Kleidet sich nobel wie ein feiner Pinkel. Hat mit Groupies und Exzessen nix am Hut. Während im Hotelzimmer nebenan seine Kumpels Orgien feiern, verbringt er seine Zeit lieber mit dem Ausmessen und Zeichnen seines Hotelzimmers. Drogen waren für ihn immer tabu (außer mal in einer kurzen Krisenphase). Und so jemand soll das Fundament sein und das rhythmische Rückgrat liefern für die bad boys The Rolling Stones, die für den Inbegriff von Sex & Drugs & Rock’n’Roll stehen? Oder mal standen.
Seine spieltechnischen Fähigkeiten als Schlagzeuger seien viel zu sehr limitiert, um der größten Rockband der Welt gerecht werden zu können, unkten immer wieder manche Experten.
Doch ohne Charlie, keine Stones, sagte Keith Richards, der es wissen muss. Charlie Watts ist der einzige Stone, der neben Mick Jagger und Keith Richards seit den Anfängen durchgehalten hat. Und er war es, der existentielle Krisen in der Stones-Geschichte überwinden half, weil er zwischen den Streithähnen Mick und Keith, die ihn beide als die Autorität im Hintergrund akzeptieren, vermitteln konnte.
So wie Charlies Persönlichkeitsstruktur für den Anti-Rocker steht, so ist er auch als Drummer der Anti-Virtuose – ohne gigantomanische Schlagwerk-Batterien auf der Bühne. Auf seinem minimalistischen Drumset. spielt er schnörkellos und präzise wie ein Uhrwerk und versteht es trotzdem, nicht nur zu rocken, sondern auch zu rollen. Sein reduziertes Schlagzeugspiel hat er sich von den groovenden Handwerkern des Jazz abgeschaut – nicht von den virtuosen Drum-Genies.
Trotz und gerade wegen seines unspektakulären aber stabilen Schlagzeugspiels gilt er als der ideale Drummer für die Stones. Die Rockbibel Rolling Stone kürte ihn unter den 100 besten Rockschlagzeugern aller Zeiten zur Nummer 12.
Zum 80. Geburtstag des „Gentleman des Rock“ – er wurde am 2. Juni 1941 im Umland von London geboren – konzentriert sich diese Kramladenstunde auf die Jazz-, Swing- und Boogie-Soloaktivitäten von Charlie Watts, natürlich neben Klassikern der Stones, die von seinem prägnanten Schlagzeugspiel geprägt wurden.
Artist Track Album Label Zeitplan
1. L. Shankar Darlene (Kramladen-Themamusik) Touch Me There Zappa Records 00:33
2. The Rolling Stones feat. Eric Clapton Brown Sugar Sticky Fingers (Reissue, 2015) Polydor 03:20
3. The Rolling Stones 19th Nervous Breakdown Big Hits RCA 09:40
4. Charlie Watts and The Danish Radio Bigband Satisfaction Charlie Watts Meets The Danish Radio Bigband Universal 16:00
5. The Rolling Stones Stray Cat Blues Get Yer Ya-Ya’s Out ABKCO Music & Records Inc 24:54
6. The Rolling Stones It’s Only Rock’n’Roll It’s Only Rock’n’Roll Rolling Stones Records 30:44
7. Ben Waters Watching The River Flow Boogie 4 Stu – A Tribute To Ian Stewart Eagle Records 38:02
8. Charlie Watts Max Roach The Charlie Watts / Jim Keltner-Project Cyber Octave Music 44:57
9. The Rolling Stones All Down The Line Exile On Main Street Rolling Stones Records 50:28
10. The ABC and D of Boogie Woogie Route 66 Live In Paris Eagle Records 56:01