Cat Yusuf
Erstsendung: 23.07.2020
Yusuf / Cat Stevens – ein Porträt
Kurzer Sendungstext: Am 21.07. wurde Yusuf/Cat Stevens 72 Jahre alt. Vor 50 Jahren erschienen zwei seiner wichtigsten Alben „Mona Bone Jakon“ und „Tea For The Tillerman“. Letzteres Album soll in Kürze mit einer opulenten Wiederveröffentlichung gefeiert werden.
ausführlicher Ankündigungstext:
Gerade ist er 72 Jahre alt geworden, und im Jahre 1970, also vor 50 Jahren, sind zwei seiner berühmtesten und von der Kritik mit am meisten gelobten Alben erschienen: im Frühjahr 1970 „Mona Bone Jakon“ und im Herbst 1970 „Tea For The Tillerman“. Letzteres Album wird in Kürze als luxuriöse Wiederveröffentlichung groß gefeiert werden. Das ist der Anlass für diese Ausgabe des Kramladens mit einem Porträt von Yusuf formerly known as Cat Stevens. Wer ist dieser Sänger, Gitarrist und Songschreiber, der im September 1966 seine erste Single „I Love My Dog“ veröffentlichte.
Geboren am 21.07.1948 in London als Steven Demetri Georgiou legte er sich 1965 den Künstlernamen Cat Stevens zu, änderte 1978 seinen Namen in Yusuf Islam, nachdem er zum Islam konvertiert war. Als er 1997 wieder in der Öffentlichkeit auftauchte, allerdings zunächst sehr verhalten, nannte er sich nur noch Yusuf. Und seit er wieder ins Popbusiness mehr oder weniger zurückgekehrt ist und auch auf Tourneen geht, firmiert er als Yusuf / Schrägstrich Cat Stevens. In aktuellen Interviews betonte er, er habe nun die Balance gefunden zwischen seinem Glauben und seiner Musik und habe sich mit seiner früheren Existenz als Popmusiker Cat Stevens versöhnt. In den Jahren nach seiner Konvertierung war das noch völlig anders. Da lehnte er die Gitarre als westliches Instrument kategorisch ab, weil die Gitarre nicht zu seiner religiösen Einstellung passe, wie er sagte. Ab 1995 begann er wieder sich mit Musik zu beschäftigen, allerdings nur mit islamischer religiöser Vokalmusik ohne Gitarrenbegleitung. Es war sein Sohn, der selbst Musiker ist und der ihn ab 1997 wieder zur Gitarre und zu seinen Songs als Cat Stevens zurückbrachte.
Seit 2003 tritt er wieder regelmäßig auf und veröffentlichte seit 2006 bislang vier neue Studioalben. 2014 überraschte er mit einem Rhythm’n’Blues-orientierten Album „Tell ‚Em I’m Gone“
Unbestritten ist, dass Yusuf/Cat Stevens sich in erheblichem Maße sozial engagiert und humanitäre Projekte unterstützt. Im Juni 2007 beteiligte er sich neben Carlos Santana und anderen Musikern in Bochum an einer Podiumsdiskussion zum Thema „Künstler als Friedenstifter“ und gab aus diesem Anlass auch ein Benefiz-Konzert. Yusuf gehörte im Juli 2007 auch zu den Künstlern der weltumspannenden Konzertreihe „Live Earth“, die nach dem Vorbild von Live Aid auf allen sieben Kontinenten Konzerte für den Umwelt- und Klimaschutz veranstaltete. Er setzt sich für Hilfsprojekte unter dem Dach der Vereinten Nationen ein und gründete in England verschiedene muslimische Schulen. Sein glaubwürdiges Engagement für den Frieden und für die Verständigung zwischen der westlichen Welt und dem Islam wäre noch glaubwürdiger, wenn er sich von seinen früheren Äußerungen zur Fatwa gegen Salman Rushdie distanzieren würde. Der iranische Revolutionsführer Ajatollah Khomeini hatte im Februar 1989 die Muslime aller Welt dazu aufgefordert, Salman Rushdie, den Autor der Satanischen Verse, umzubringen. In einer BBC-Talkshow hatte Yusuf 1989 bejaht, dass Salman Rushdie seiner Meinung nach den Tod verdient habe. Später versuchte er diese Aussage etwas abzuschwächen, blieb aber dabei, dass Blasphemie hart bestraft werden müsse. Seine Begründung: Schon bei Jesus sei Gotteslästerung mit Steinigung bestraft worden. 1996 sagte er in einem Interview, Homosexualität sei eine Sünde. Gleichzeitig bestätigte er, seine grundsätzliche Weigerung, Frauen die Hand zu geben, was aber, wie er sagte, ein Detail sei, über das sich viel zu sehr aufgeregt würde. In aktuellen Interviews hat er zu diesen Themen stets rigoros die Aussage verweigert.
Als 1989 bekannt geworden war, dass Yusuf die von den iranischen Mullahs verhängte Todesstrafe gegen den Schriftsteller Salman Rushdie ausdrücklich befürwortete, da verbannten daraufhin viele Schallplattenhändler Cat Stevens-Alben aus ihren Plattenregalen und Radio-DJs in den USA zerbrachen seine Platten öffentlich. Auch in Musikredaktionen deutscher öffentlich rechtlicher Rundfunkanstalten wurde damals ernsthaft diskutiert, ob die Songs von Cat Stevens mit einem Sendeverbot belegt werden müssten. In der nicht-islamischen Welt konnte kaum jemand verstehen, dass ein Künstler, bzw. ehemaliger Popkünstler, der zum Islam konvertiert war, die Freiheit der Kunst nicht verteidigte und dass der damals sich nennende Yusuf Islam, der einmal Cat Stevens war, seine frühere Botschaft von Frieden und Toleranz im Falle von Salman Rushdie nun mit Füßen trat. Die damalige ablehnende Haltung von Musikredaktionen, künftig keine Cat Stevens Platten mehr im öffentlich rechtlichen Radio zu spielen, weil sich Yusuf Islam alias Cat Stevens sich mit seiner Todesurteil-Bekräftigung selbst diskreditiert habe und deshalb als persona non grata behandelt und boykottiert werden müsse, ließ sich nicht durchhalten. Schließlich war in der Popszene die Bereitschaft nach wie vor groß, alte Songs von Cat Stevens weiterhin zu covern.
Eine großartige Coverversion des berühmten Cat Stevens-Songs „Peace Train“ ist Richie Havens zu verdanken.
Für vieles, was man an Widersprüchen Yusuf/Cat Stevens vorhalten kann, ist er selbst verantwortlich. Doch er fühlt sich immer nur missverstanden. Nicht von ungefähr bearbeitete er für sein Comeback-Album „Yusuf: An Other Cup“ von 2006 den blues-orientierten Song „Don’t Let Me Be Misunderstood“ von 1964, den zunächst Nina Simone und dann die Animals bekannt gemacht hatten. Das scheint ihm ein großes Anliegen zu sein, nicht mehr falsch verstanden zu werden, schließlich heißt es im Songtext: „I’m just a soul whose intentions are good“ – „ich bin doch nur eine Seele mit guten Absichten“.
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