Der Tag der deutschen Pop-Künstler – 24 Stunden lang
Rio Reiser Liederbuch
Erstsendung: 18.08.2011
Rios Liederbuch – zum 15. Todestag von Rio Reiser
„Rio Reiser wurde als Kleinkind von russischen Soldaten in einem Bombentrichter im Berliner Stadtbezirk Tiergarten gefunden und in einem der damals überfüllten Waisenhäuser untergebracht“, so beginnt die „Biographie“ von Rio Reiser; sie endet mit den Worten „Alles Lüge“, was als Hinweis auf die gleichnamige Single deklariert ist. Die lustvoll gelogene, mit anarchischem Witz formulierte „Biographie“, die ursprünglich als „Waschzettel“ dem Solo-Album „Rio I.“ beigefügt war, findet sich nun abgedruckt im „Rio Reiser Liederbuch“, das mit dem Deutschen Musikeditionspreis 2011 ausgezeichnet wurde. In der Begründung der Jury heißt es: Das aufwendig gestaltete und gut gemachte Liederbuch über einen wichtigen Autor und Musiker der U-Musik gibt einen guten Überblick über das Leben und Schaffen von Rio Reiser. Ein schöner Satzspiegel und die gute Fotoauswahl lassen den Band zu einem Lesegenuss werden.
Neben den kompletten Liedtexten, Klaviernoten, Gitarrenakkorden und Arrangementhinweisen enthält das großformatige, 450 Seiten umfassende Liederbuch auch Fotos, Zeichnungen und handschriftliche Texte. Rios früherer Begleitgitarrist Lutz Kerschowski, der die Transkriptionen erstellte, beschreibt im Vorwort – unter anderem – wie sich die musikalische Arbeit mit Rio bei ihren gemeinsamen Treffen entwickelte. Vor der Pflicht der geplanten Ausarbeitung neuer Lieder, gab es meist eine ausgiebige Jam-Session. Sie spielten querbeet alle möglichen Songs aus der Popgeschichte: „Von den Beatles über Connie Francis, die Beach Boys und Donovan, von Chuck Berrys ‚Schooldays’ über Dorthes ‚Graf von Luxemburg’ bis zu den Stones, Johnny Cash und ein paar irischen und deutschen Volksliedern.“
Eine ähnliche stilistische Bandbreite will Kerschowski auch in Rio Reisers Liederbuch dokumentiert sehen. Das dürfte wohl ein wenig übertrieben sein. Aber, wenn man im Liederbuch blättert, die tiefgründigen und eindringlichen Texte liest und die Kompositionen in gedruckter Notations-Form studiert, wird überdeutlich, dass Rio Reiser nicht nur ein ebenso wortmächtiger wie sensibler Textdichter, sondern auch ein außergewöhnlicher Liedkomponist von Format war – und, dass die deutsche Popszene vor 15 Jahren eine ihrer wichtigsten und am meisten unterschätzten Musikerpersönlichkeiten verloren hat.
Zum 15. Todestag von Rio Reiser blättert der Kramladen in Rios Liederbuch und macht einige seiner kompositorisch-textlichen Glanztaten hörbar.
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