Neo-Folk
Erstsendung: 08.12. 2011
Friede Freude Folk-Furore
so überschreibt das Musikportal Kulturnews einen Artikel über die englische Folk-Bigband Bellowhead und lobt das elfköpfige Folk-Orchester um den 34-jährigen Band-Gründer, Sänger und Fiddle-Spieler Jon Boden zu recht: „Selten klangen uralte Lieder so putzmunter wie bei Jon Boden und seinen zehn Freunden. Damit sind Bellowhead drauf und dran, ein Revival des traditionellen Folk auszulösen – nicht nur in England.“
„Natürlich ist das, was wir machen, richtig alte Musik”, sagt Jon Boden über die traditionellen Vorlagen, die zum Teil aus dem 15. und 16. Jahrhundert stammen. „Unser großes Ziel aber ist es, diese herrlichen, wundervollen und unfassbar lebendigen Lieder in die moderne Gesellschaft des 21. Jahrhunderts zu überführen.” Dies gelingt dem Folk-Kollektiv Bellowhead mit immenser Spielfreude, wagemutigen Arrangements und einer zeitgemäßen Stilmixtur aus Rock, Weltmusik, Ska, Klassik, Funk und Music Hall. Im Eröffnungstitel des soeben veröffentlichten Albums „Hedonism“ scheinen die Bellowhead-Musiker den furiosen aktuellen Balkan-Pop noch übertrumpfen zu wollen, indem sie den traditionellen Shanty „New York Girls“ mit überdrehtem Polka und Brassband-Furor zu einem funkenschlagenden Party-Kracher aufpeppen. Den englischen Folk-Standard „A-Begging I Will Go“ aus dem 17. Jahrhundert verwandeln Bellowhead in ein kunstvolles Klanggebilde mit konzertanten Oboe-, Geige- und Cello-Klängen, losstürmendem Ska-Rock, Anleihen aus Isaac Hayes’ „Theme from Shaft“, komplexen Chorsätzen und mittelalterlich-anmutenden Einschüben. Den Schlusspunkt markiert eine Tuba mit einem witzigen Riff. Das muss man gehört haben. Live ergibt sich die Gelegenheit vom 31. Januar bis 7. Februar, wenn Bellowhead zum ersten Mal in Deutschland ihre Euphorie und Lebensfreude versprühende Musik in sechs Clubs auf die Bühne bringen wird. Unbedingt hingehen!
Schon seit 20 Jahren kennt man ein sehr ähnliches Musikkonzept, das überlieferte Lieder und Volksmusik mit Rock, Blues, Weltmusik, Reggae etc. großartig verbindet aus dem Salzkammergut, genauer aus Bad Goisern. Von dort stammt Hubert Achleitner, besser bekannt als Hubert von Goisern. Im September erschien sein neues Album „ENTWEDERundODER“, in dem sich der Alpenrocker und Weltmusiker ausgesprochen kraftvoll, stilistisch abwechslungsreich und energiegeladen präsentiert. Die erste Single „Brenna tuats guat“ läuft derzeit sogar im Formatradio und stand in Österreich von Mitte Oktober bis Mitte November auf Platz 1 der Charts.
Im Text „kotzt er sich über Schuldengipfel, Gier und Geld im Allgemeinen aus – in einer Zeit, in der zornige Bürger das Frankfurter Bankenviertel mit Zeltstädten umschließen und ‚Occupy the Wall Street’ täglich Zulauf findet“ (Frankenpost). Weitere Textthemen des „mitreißenden Polka-Rock“ (Badische Zeitung) sind Korruptionsskandale in der Politik und Biosprit, für dessen Erzeugung Weizen verbrannt werde, während Millionen von Menschen Hunger erleiden.
Konstantin Wecker übersetzte den Refrain ins Hochdeutsche: „Jeder weiß, dass Geld nicht auf der Wiese wächst. Und essen kann man es auch nicht, aber es brennt gut. […] Wenn wir noch lange so weiterheizen, brennt der Hut.”. Unter der Überschrift „Brenna Tuats Tour 2012“ wird Hubert von Goisern ab Ende Januar bis in den April hinein rund 25 Konzerte in Deutschland geben.
Neben Bellowhead und Hubert von Goisern werden in diesem Kramladen weitere Folk-Erneuerer zu hören sein wie etwa die Neo-Folkband Beoga aus Irland, der Soul-Folk-Sänger Michael Kiwanuka, der Post-Folk-Musiker Benjamin Francis Leftwich und die an American Rootsmusic orientierte Indie-Folkband Matthew And The Atlas.
Sie alle scheinen selbstbewusst dem Motto zu folgen: Wir sind das Folk – …Movement.
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