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Psychoanorexia t

12.04.2023 / 03:0004:00

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Erstsendung: 11.04.2013

Psychoanorexia – die Magersucht des Geistes

 

Artpostprogressivepopavantgardenewwaverocktriphop. Wie bitte? Der Silbenbandwurm versucht die Musik von „t“ annähernd zu beschreiben. „Artrock“ wäre die Vereinfachung, die aber nicht wirklich zutrifft. Das gleiche gilt für den Inhalt seines aktuellen Albums „Psychoanorexia“, dessen Botschaft mit „geistiger Magersucht“ ebenfalls nur unzureichend wiedergegeben ist. Was sagt der Autor „t“ selbst über den thematischen Hintergrund seiner Wortschöpfung „Psychoanorexia“?

„Liebe braucht, um aus dem Verliebtsein zu wachsen, Nachsicht, Achtsamkeit und Toleranz. Banal, oder? Dann hör mal zu: Liebe braucht auch Wut, Angst und Frust. Vielleicht sogar dringender. Und zwei Menschen, die dazu fähig sind, mit diesen Dämonen umzugehen, ihnen ihre Plätze zu weisen, mit ihnen zu ringen – im Wissen, dass sie gebraucht werden, denn ohne sie gäbe es nichts, woran sich die Achtsamkeit festhalten könnte, worin die Toleranz glänzen könnte, worüber die Nachsicht hinwegsähe… nichts, wodurch Liebe erkennbar würde. Nichts, das heißt: außer Geschenken, Sex und Ritualen.

Psychoanorexia schaut der Welt dabei zu, wie sie diese Dämonen zu löschen versucht und dabei gleichzeitig das tötet, was Liebe ausmacht. Wir sind magersüchtig, wenn wir weder Frust noch dessen Tochter Nachsicht in uns aufnehmen. Wir zerstören unsere Nahrungsquellen, wenn wir unsere Kultur so lange mit ökonomischen Zusatzstoffen vermengen, bis sie zum Fastfood mutiert ist. Sie verblutet an unserer Faulheit und unserem mangelnden Mut, Qualität einzufordern – von unseren Kindern, unseren Freunden, aber auch uns selbst. Die Schulen erbrechen bereits Lehrpläne, die nicht den Menschen, sondern den Angestellten in ihren Schülern herausbilden.

Und so werden wir aufgerieben zwischen unseren ausgezehrten Gedanken und unserem Hollywoodtraum von täglichen Happy-End-Sonnenuntergängen. Zwischen Talkshow-Gimmicks und unserer fantasyschwangeren Sehnsucht nach Erleuchtung. Zwischen unserem Lightleben und den reizüberfluteten Geschmacksnerven des Soap-Opera-Dramas.

Was ist Liebe? Wo fühlt sie sich wohl? Welchen Lebensraum braucht sie? Psychoanorexia dokumentiert das Sterben solch tiefer Gefühle. Psychoanorexia weint um sie, zetert, bettelt, schreit und verflucht sie. Trauert. Schüttelt sich. Und kämpft. Um dich und um deine Kraft, die Welt wieder mit Leben zu füllen. Mit Menschen – erinnere dich: Was kann ich wissen? Was darf ich hoffen? Was soll ich tun? Was ist der Mensch?

Fight your psychoanorexia.”

Dies schreibt Thomas Thielen aus Hannover, promovierter pädagogischer Psychologe und ambitionierter Multiinstrumentalist, der unter dem Künstlernamen „t“ in seinem privaten, Neunquadratmeter kleinen Kellerstudio-Kämmerlein ganz alleine erstaunliche Musik entwirft, entwickelt, selbst einspielt und produziert.

In seinem dritten Soloalbum „Psychoanorexia“ geht es inhaltlich um die alltägliche Oberflächlichkeit, die schleichende Verblödung und Selbstlimitierung und um das sich Abfinden mit der bequemen, trägen Mittelmäßigkeit.

Er warnt vor der zunehmenden Unfähigkeit, das Wertvolle vom Muster ohne Wert zu unterscheiden und beklagt den fortschreitenden „Mangel an kultureller Kompetenz, um Literatur von Werbetext, um Musik von Klingelton, um Gedanke von Manipulation zu trennen. Das ist der Gedanke des Albums: Zwei Leute verlieren sich in dieser Flut von Angeboten der Einfachheit, der Schlichtheit, des Fastfood-Lebens. Und merken dann, dass sie immer mehr aufgedunsen durch die Welt laufen, aber immer weniger Immunsystem und Beweglichkeit und Ästhetik und Geschmacksnerv usw. haben – sowohl an sich als auch in der Beziehung füreinander“

Provozierende, kulturpessimistische Thesen und eine im Gegensatz dazu fantasievolle, sozusagen kulturell wertvolle Musik, präsentiert in der Form eines Erzähl-Radios mit reflektierenden Kommentaren – das ist der Inhalt des Kramladens am 11. April zum Thema „Psychoanorexia“.

 

„t“ live unter dem Motto: 2 Hände, 1 Stimme, 0 Samples

am 11.04.13 in Rüsselsheim, Club „Das Rind“

am 31.05.13 in Schwelm, Eisenwerkschänke

 

CD „Psychoanorexia“ zu beziehen über ppr-shop.de (€ 12,95)

 

Playlist

Artist   Track  Album Label  Zeitplan

  1. L. Shankar Darlene (Kramladen-Themamusik)           Touch Me There       Zappa Records        00:32
  2. James Blake Life Round Here Overgrown     Universal        03:27
  3. Steven Wilson The Watchmaker      The Raven That Refused T Sing (And Other Stories)            Kscope, Edel            08:58
  4. Porcupine Tree The Sound Of Muzak           In absentia     Lava Records, Warner Music, WEA            19:32
  5. t Psychoanorexia        Psychoanorexia        download       27:17
  6. t The Aftermath Of Silence    Psychoanorexia        download       49:20

 

 

Details

Datum:
12.04.2023
Zeit:
03:00 – 04:00
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