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Neil Young

16.12.2022 / 19:0020:00

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Der Rock-Nonkonformist – Forever Young. Zum 70. Geburtstag von Neil Young

Erstsendung: 05.11.2015

 

Er sammelt alte Autos, amerikanische Straßenkreuzer der fünfziger Jahre, Cadillacs, Lincolns etc.. Nach jedem großen, fertig gestellten Projekt belohnt er sich mit einem neuen Alten. Einen seiner liebsten Oldtimer, einen Lincoln Continental, Baujahr 59, ließ er zu einem Elektro-Hybrid-Prototypen umbauen, um ein Zeichen gegen die Klimakatastrophe zu setzen. Er fuhr mit seinem Ökomobil durch USA und machte darüber ein Album, „Fork In The Road” von 2009, mit Songs aus donnerndem Ingrimm und sentimentaler Sanftmut – eben typisch Neil Young. 2014 fragte er ebenso anklagend wie kämpferisch „Who’s Gonna Stand Up And Save The Earth?” im Album „Storytone”. Auf seinem jüngsten Album „The Monsanto Years” wettert er mit heiligem Zorn gegen den Gentech-Agrarkonzern Monsanto und predigt, Saatgut sei Leben, das Gott oder Mutter Natur und damit jedem gehöre und nicht einem monopolistischen, skrupellosen Konzern, der nur seine Profitinteressen kenne. Und seinen braven Mitbürgern und Fans wirft er vor, lieber nichts darüber hören zu wollen, dass die Monsanto-Pestizide das menschliche Erbgut verändern und Krebs auslösen können. Stattdessen wollten die Leute lieber etwas über Liebe hören, singt er im Song „People Want To Hear About Love”.

„Bluenote Café” heißt das neue Live-Album von Neil Young, sein zweites in diesem Jahr, das einen Tag nach seinem 70. Geburtstag am 13.11.15 veröffentlicht wird und sieben bislang unveröffentlichte Songs enthält. Es ist die Fortsetzung seiner „Performance Series” mit Highlights aus seiner Tour von 1988, darunter eine großartige Livefassung des Songs „Crime In The City” – in dieser Stunde vorab zu hören ­- im Original aus Neil Youngs Erfolgsalbum Freedom”, das auch den Songklassiker „Rockin’ In The Free World” enthält. Rocken für freie Ohren, so könnte man seine aktuelle Revolution der Klangtechnik bezeichnen. Dem grottenschlechten Sound von MP3 sagte er den Kampf an und ließ einen so genannten „Pono-Player” mit bestmöglicher Klangwiedergabe für sechs Millionen Dollar entwickeln und im Frühjahr 2015 auf den Markt bringen. Allerdings bezweifeln Fachleute, ob der objektiv messbare qualitative Unterschied für das (MP3-geschädigte) menschliche Ohr überhaupt wahrnehmbar sei.

Was ist dem unberechenbaren, auch sprunghaften, doch immer ambitionierten Neil Young nicht schon alles nachgesagt worden. Er sei gleichermaßen ein ehrlicher Musiker wie eine extrem narzisstische Persönlichkeit. Seine egozentrische Sturheit und Neigung zur Rivalität zermürbe jede Zusammenarbeit mit gleichberechtigten Partnern. Das Auseinanderbrechen von Crosby, Stills, Nash & Young ginge vor allem auf seine Kappe. Er sei ein wehleidig jammernder, introvertierter Outcast-Romantiker, ein Eigenbrödler mit Hang zu depressiven Albtraumvisionen. Er sei politisch reaktionär, habe Ronald Reagan unterstützt und sich für die Atomenergie eingesetzt. Allerdings attackierte er die Kriegspolitik von George W. Bush und forderte dessen Amtsenthebung im Song „Let’s Impeach The President” aus dem Album „Living With War” von 2006. Im aktuellen Präsidentschaftswahlkampf verbot er dem republikanischen Krawall-Politiker und Präsidentschaftsbewerber Donald Trump die Verwendung seines Songs „Rockin’ In The Free World” für Kandidatur-Werbezwecke. Als „unsicherer Kantonist” wurde Neil Young oft eingeschätzt, auch, weil er von sich selbst behauptete, „zu jeder politischen Frage mindestens zwei oder drei verschiedene Meinungen” zu haben. Er gebärde sich wie eine „Greta Garbo des Rock”, sei unstet und gespalten, mal elegisch, mal ruppig und oftmals beides zugleich. Er sei ein Grantler und unberechenbarer Nonkonformist, der seine Fans durch zu extreme Stilwechsel vor den Kopf stoße – so lauten einige Einschätzungen.

Tatsächlich tat er oft das Unerwartete, veröffentliche als Protagonist handgemachter Rockmusik ein Elektronik-Album und verfremdete seine Stimme per Vocoder; anschließend folgte ein Rockabilly-Album, in dem er versuchte, sich als Rock’n’Roller zu verkaufen. Dann kehrte er wieder zum Folkrock zurück, spielte zwischendurch Country und Blues-Rock, dann sentimentale Balladen, gefolgt von Grunge-Gewittern. Und 2014 ließ er sich von einem Orchester begleiten.

Trotz aller stilistischer Hakenschläge – und wohl auch gerade deswegen – gelang es ihm immer wieder, großartige Songs zu schreiben. Einige davon waren am 13. und 14. September 2015 von Norah Jones, Ryan Adams, Adam Green, Jakob Dylan und vielen anderen in New York zu hören beim „Neil Fest – A Night To Celebrate The Music Of Neil Young”. Aus Anlass seines 70. Geburtstags feiert auch der Kramladen ein kleines, einstündiges „Neil Fest”.

Playlist:  Artist / Track / Album / Label

  1. L. Shankar / Darlene (Kramladen-Themamusik) / Touch Me There / Zappa Records
  2. Neil Young & Promise Of The Real / Monsanto Years / The Monsanto Years / Reprise, Warner
  3. Neil Young / Who’s Gonna Stand Up / Storytone / Reprise
  4. Neil Young / Crime In The City / Bluenote Café / Reprise
  5. Neil Young & Crazy Horse / Psychedelic Pill / Psychedelic Pill / Reprise Records, Warner Music
  6. Crosby Stills Nash & Young / Ohio / So Far / Atlantic
  7. Crosby Stills Nash & Young / Helpless / Deja Vu / Atlantic
  8. Neil Young / Don’t Let It Bring You Down / After The Goldrush / Reprise
  9. Lizz Wright / Old Man / Dreaming Wide Awake / Verve
  10. The Stills-Young Band / Long May You Run / Long May You Run / Reprise
  11. Neil Young / Hey Hey My My (Into The Black (Ausschnitt) / Rust Never Sleeps / Reprise

 

Kurztext: Neil Young ist eine der wichtigsten Persönlichkeiten der Rockkultur. Neben seiner Musik engagiert er sich für soziale Projekte, für Elektro-Fahrzeuge, für die Verbesserung der Klangqualität von Musikabspielgeräten, für ökologischen Landbau und produziert neben Musiktonträgern auch Filme. Inzwischen ist er auch als Buchautor in Erscheinung getreten.

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Datum:
16.12.2022
Zeit:
19:00 – 20:00
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