Sa 15.02.2020, Rebell(i)sche Studiobühne, 19 Uhr: Michael Behrendt liest aus seinen Büchern „Provokation! Songs, die für Zündstoff sorgen“ und „I Don’t Like Mondays – Die 66 größten Songmissverständnisse“.
Skandal-Songs, Provokationen in Songtexten, Songs mit Sprengkraft von Musikern, die Kontroversen auslösten, das ist das Thema dieser Stunde. Gehören Provokationen zum Wesen der Pop- und Rockmusik? Gab es nicht schon immer Kontroversen um Musik? Was bezwecken Musiker mit Tabubrüchen? Können Provokationen in Songs womöglich gesellschaftliche Veränderungen anstoßen oder zumindest für Diskussionen sorgen? Ist es so, dass den Song-Provokationen früherer Jahrzehnte eine linke oder liberale Überzeugung zugrunde lag, während heutige Tabu-Grenzen überschreitende Provokationen vornehmlich aus der rechten Ecke kommen? Mehren sich in der aktuellen Musikszene Texte mit rassistischen, antidemokratischen, sexistischen, homophoben, antisemitischen und gewaltverherrlichenden Inhalten? Und welche Auswirkungen kann diese Verrohung von Songtexten für die Gesellschaft haben?
Mit solchen Fragen beschäftigt sich das neue Buch „Provokation! Songs, die für Zündstoff sorg(t)en“, fachkundig analysiert, profund recherchiert und gut lesbar geschrieben von Michael Behrendt.
Provokationen hat es in der Popgeschichte schon immer gegeben und daran wird sich wohl auch nichts ändern. Doch die Zielrichtung und Gefährlichkeit der Provokationen kann sich sehr wohl ändern. Das tausendfach skandierte „F-U-C-K“ vor 50 Jahren in Woodstock, das die Leck-mich-Haltung der Woodstock-Generation gegenüber der US-Regierung und ihrem Vietnamkrieg ausdrückte, die Punk-Provokationen etwa der Sex Pistols mit ihrer „No-Future“-Haltung von 1976, oder die sexuellen Provokationen in den 80er Jahren von Prince, Frankie Goes To Hollywood und anderen sind eher harmlos im Vergleich zu den dumpfen Hass-Parolen der Neonazi-Bands oder den unsäglichen Texten der Rapper Kollegah und Farid Bang, deren geschmacklose Tabu-Überschreitungen den Musikpreis Echo 2018 letztlich zu Fall brachten.
Auch Rammstein provozieren wiedermal mit ihrem neuen Video „Deutschland“, „in dem die Bandmitglieder in Uniform von KZ-Insassen mit Strick um den Hals auf ihre Hinrichtung warten“ (Stern).
Der Buchautor Michael Behrendt belässt es nicht dabei, 70 Skandalsongs zu beschreiben und zu analysieren. In seinem ausführlichen FAQ-Anhang „Kontroverse Songs“ gibt er 26 ausführliche Antworten auf häufig gestellte Fragen. Dieses Kapitel geht weit über die Darstellung und Kommentierung von 70 Song-Skandalen der vorangegangenen Seiten hinaus.
Hier gibt der Autor wichtige Anregungen und Argumente für den öffentlichen Diskurs zum Thema Skandalsongs und der Tendenz zu rechtspopulistischen und gar rechtsradikalen Songtexten – und wie man diese wichtige Diskussion in die Öffentlichkeit bringen kann. Das Buch „Provokation! Songs, die für Zündstoff sorg(t)en“ ist im Verlag der Wissenschaftlichen Buchgesellschaft wbg erschienen und kostet 20 Euro. Mein Resümee: Das Buch ist sehr gut geschrieben, inhaltlich hoch interessant und absolut lesenswert. (VR)
Michael Behrendt wird aber auch Ausschnitte aus seinem ersten Buch lesen: „I Don’t Like Mondays – Die 66 größten Songmissverständnisse“. Im Klappentext heißt es:
„Ob das von Amerikas Konservativen vereinnahmte ›Born in the USA‹ von Bruce Springsteen, der vermeintliche Kuschelsong ›Every breathe you take‹ von The Police oder der vorgebliche Montagsmuffelsong ›I don’t like Mondays‹ der Boomtown Rats – die Geschichte der Pop- und Rockmusik steckt voller Missverständnisse.
Die Palette reicht dabei vom simplen Verhörer über das Missverstehen, weil man aus einem anderen Kulturkreis stammt, bis zur zielgerichteten politischen Vereinnahmung. Manchmal sind Songs aber auch einfach nicht zu entschlüsseln oder die Fans hören nur das, was sie auch hören wollen. So nimmt Michael Behrendt den Musikhörer mit zu 66 Songs und Hits, die entweder unbewusst oder ganz gezielt falsch interpretiert wurden – mit der Folge, dass Stalker-Songs als Schmusehits, sozialkritische Lieder als patriotische Hymnen oder beißende Satiren als Fetenknaller Karriere machten.“
Michael Behrendt arbeitet freiberuflich als Lektor und Autor für Verlage, Unternehmen und Agenturen.
Nach seiner Magisterarbeit über Patti Smith promovierte er über englische und amerikanische Rocklyrik. Er war Frankfurter Redaktionsleiter der bundesweit aufgestellten Lifestyle-Illustrierten “Prinz” und später Chefredakteur des Stadtmagazins “Journal Frankfurt”. Seit 2005 ist er freier Autor.
Mehr über Michael Behrendt: https://behrendt-text.de/