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Masuren

18.06.2023 / 21:0022:00

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Erstsendung: 17.07.2014

Pop aus Polen & Reise-Impressionen von einer Radtour durch Masuren

Die Popszene Polens ist für die meisten Westeuropäer wie für den Rest des Planeten Pop ein weißer Fleck auf der musikalischen Landkarte. Zu den bekannteren, der wirklich eigenständigen und originellen polnischen Bands zählt die Warsaw Village Band, die auch in ihrem original polnischen Namen ganz bewusst Warschauer Dorf Band nennt. Mit diesem widersprüchlichen Namen will die 1997 in Warschau gegründete Band „auf die Entwurzelung von ländlicher Kultur und Folklore im Zeitalter der Globalisierung aufmerksam machen, die gerade im sich rasant entwickelnden Polen stattfindet. Dieser Entwurzelung will die Band entgegenwirken, indem sie alte musikalische Traditionen zwar bewahrt, aber auch gleichzeitig mit ihnen experimentiert.“ Die Warsaw Village Band steht für eine junge Generation von polnischen Musikern, die kreativ und selbstbewusst an einer eigenen musikalischen Ausdrucksform arbeiten.
Warschau ist nicht nur die politische sondern auch die popmusikalische Hauptstadt Polens. Die Zahl der aktuellen polnischen Popbands ist kaum noch zu überschauen. Nahezu alle Stilrichtungen sind vertreten. Die polnische Popszene ist die viertgrößte Musikszene Europas nach England, Deutschland und Frankreich. Die meisten polnischen Pop- und Rock-Bands oder Solisten singen in polnischer Sprache, nur die wenigsten, die auch international veröffentlichen können oder sich international ausrichten, singen in englischer Sprache. Die überwiegende Zahl der polnischen Pop- und Rockgruppen orientiert sich musikalisch stilistisch sehr stark an angloamerikanischen Vorbildern, entwickelt aber auch eine eigene Note. Besonders populär sind in Polen die härteren Rock-Richtungen, z.B. vertreten durch die Heavy-Rock-Gruppe Coma, oder die Metal-Band Darzamat. Der kunstvolle Artrock und Progressive Rock wird in Polen schon seit den 70er Jahren gepflegt, aktuelle Bands dieser Richtungen sind Riverside, Osada Vida und Believe. Eine Art polnischen Psychedelic Space-Rock spielt die Band Made In Poland; für polnischen Bluesrock steht die Band After Blues; mit jiddischer Folkmusik experimentiert die Band Kroke; Reggae, Ska und Dub spielt die Band Polska Rootz; für lustigen Punkrock steht der Name Farben-Lehre, was zwar ein deutscher Name, aber dennoch eine polnische Band ist. Natürlich gibt es in Polen auch viele Popbands, die radiotauglichen Mainstream-Pop spielen, wie etwa die sehr erfolgreiche Band Feel aus Katovice. Und nicht zu vergessen, auch der Jazz hat eine lange Tradition in Polen und genießt an Weichsel und Oder bis heute eine weit größere Beliebtheit als in so manchen Ländern West- und Südeuropas . Dies kann hier nur ein kleiner Abriss der Popszene Polens sein, eine kleine Auswahl, tatsächlich gibt es Hunderte von aktuellen, mehr oder minder professionellen Bands in Polen und darüber hinaus noch Tausende von Amateur-Bands. Der berühmteste polnische Rockmusiker war Czeslav Niemen, der in den 70er Jahren sogar in den USA erfolgreich war, er starb 2004 in Warschau an Krebs. International bekannt wurde auch die Blues-Rock- und Fusionband SBB, die schon 1969 gegründet wurde und noch immer existiert. Polnische Popsängerinnen versuchten immer wieder mal ihr Glück, auch international mit englischsprachigen Aufnahmen zu reüssieren, wie etwa Edyta Gorniak Ende der neunziger Jahre oder Anna Maria Jopek, die 2005 mit ihrem Album „Secret“ zumindest einen Achtungserfolg international erzielen konnte – und jetzt ganz aktuell veröffentlicht die 24-jährige Sängerin und Songschreiberin Kasia Lins aus Posen ihr erstes internationales Album mit dem Titel „Take My Tears“. Sie ist klassisch ausgebildete Pianistin und studierte am Musikkonservatorium Jazz-Gesang. Ihre Albumproduktion entspricht dem internationalem Standard, ihre Songs klingen nach den angesagten US-amerikanischen Studios (aufgenommen wurde in Nashville) und nicht im Entferntesten nach ihrer Heimat Posen. Kasia Lins eifert ihrer Landsfrau Basia Trzetrzelewska nach, die Mitte der achtziger Jahre als Frontfrau von Matt Bianco für Furore sorgte. Basia blieb bislang die einzige Sängerin aus Polen, die international erfolgreich war – vielleicht gelingt dies nun auch Kasia Lins.
Neben aktueller Musik aus Polen geht es in dieser Ausgabe des Kramladens um Reise-Impressionen von einem Besuch in Warschau und einer Radtour durch Masuren.
„Masuren ist eine Landschaft, die Ruhe und Besinnlichkeit aufkommen lässt. Ihr einzigartiger Reiz erschließt sich dem Besucher auf vielseitige Art und Weise: tiefblaue Seen, schier endlose Wälder, weit geschwungeene felder, liebliche Hügel und Flüsse, von alten Bäumen umsäumte Chausseen, in der Luft Störche, Bussarde, Kormorane, Reiher.“ (Jerzy Szynkowsky, aus: „Reiseführer Masuren“)).
„Empfehlenswert ist immer ein Sprung in einen der Seen der masurischen Platte. Das ehemals ostpreußische Gebiet, das mittlerweile insbesondere von zahlreichen deutschen Touristen besucht wird, ist nur ein paar Autostunden von Warschau entfernt und wird auch romantischerweise als das ‚Land der tausend seen‘ bezeichnet, wobei die Zahl ‚tausend‘ nicht wörtlich genommen werden sollte. Seit dem Zweiten Weltkrieg wurden diese Seen bereits zweimal einer offiziellen Zählung unterzogen. Aber da man jedesmal auf eine andere Zahl kam, verzichtete man auf einen dritten Anlauf.“ (Radek Knapp, aus: „Gebrauchsanweisung für Polen“)
„Bei einem Halt an einem landschaftlich wunderschönen Plätzchen, wo unser guter Geist Paul wiedermal ein leckeres Buffet unter uralten schattigen Bäumen aufgebaut hatte, hörten wir eine weitere, diesmal wahre Geschichte, während wir uns an diversen kulinarischen Köstlichkeiten Masurens erfreuen durften. Die Geschichte, die Pjotr selbst erlebt hat, geht so: bei einer seiner letzten Radtouren durch Masuren mit deutschen Gästen hätten sie an einer Weggabelung kurz angehalten, um auf die Nachzügler der Radgruppe zu warten. Sie standen vor einem alten, etwas ramponiert wirkenden kleinen Häuschen, aus dem ein altes spirliges Herrchen herauskam, offensichtlich der Besitzer des Häuschens. Das Herrchen fragte Pjotr, wo sie denn hinwollten. Und Pjotr antwortete, sie hätten noch etwa 40 Kilometerchen zu fahren. ‚Oh‘, sagte das alte Herrchen mitfühlend, noch so weit und das alles mit dem Fahrrad.‘ Und wo denn die Menschen dieser Gruppe herkämen, wollte er noch wissen. Pjotr antwortete: ‚Aus Deutschland.‘ – ‚Oh‘, sagte daraufhin das alte Herrchen, ‚das müssen ja sehr arme Leute aus Deutschland sein, dass sie sich nicht mal ein Auto oder einen Bus leisten können‘.“ (VR, Auszug aus dem Manuskript zur Kramladensendung vom 17.07.14)

Playlist
Artist Track Album Label
1. L. Shankar Darlene (Kramladen-Themamusik) Touch Me There Zappa Records
2. Muzykoterapia Winobranie Muzykoterapia Asfalt Records
3. Warsaw Village Band Skip Funk Infinity Jaro
4. Kasia Lins What If Take My Tears Evosound, inakustik
5. Los Trabantos Wuj Miedzy Rabarbarem a Pomidorem Asfalt Records
6. Stwory Wodne Lost Meadows Black Muds, Bad Big Village Lado ABC
7. Oranzada Kwadrat z Dziecmi Drzewa w sadzie Zdzikly Asfalt records
8. Irek Dudek & Symphonic Blues Od Nowa A New Vision Of Blues .. Ruf Records, Line Music
9. Goscie z Nizin Duje witer Gosciniec Polskie Radio Bialystok
10. Warsaw Village Band Over The Forest Infinity Jaro
11. Meritum Swierszcz (Hintergrundmusik) Szcz www.meritum.art.pl

 

Details

Datum:
18.06.2023
Zeit:
21:00 – 22:00
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