Fats Domino (* 26. Februar 1928 in New Orleans; † 24. Oktober 2017 in Harvey, Jefferson Parish)
„Goin’ Home” – zum Tod von Fats Domino
Erstsendung: 02.11.2017
Er hasst den deprimierenden Montag. Und auch die nächsten Tage können ihm gestohlen bleiben – nur Arbeit und Stress. Doch am Freitag gibt’s Kohle und am Samstag wird einer drauf gemacht. Deshalb hat er am Sonntag einen Kater, aber das war’s ihm wert. Denn am Montag beginnt der Schlamassel von vorn. Das sang der Pop-Spötter Randy Newman vor 10 Jahren als wär’s ein Stück von ihm und/oder als wär’s die Moritat eines Bauarbeiters von heute. Tatsächlich war der Song „Blue Monday” damals schon 50 Jahre alt und ging in die Pop-Geschichte als ein Top Five-Hit von Fats Domino ein. Lange vor Elvis und Bill Haley hatte der übergewichtige Boogie-Pianist und Sänger Antoine Domino, genannt Fats aus New Orleans den rollenden Rhythm’n’ Blues entwickelt, die letzte Stufe vor dem Beginn des Rock’n’Roll-Zeitalters.
2007 erschien zu Ehren des Boogie’n’Rock-Pioniers Fats Domino, der am Dienstag im Alter von 89 Jahren in seiner geliebten Heimatstadt New Orleans starb, eine Sammlung mit 30 seiner großen Songklassiker in der Neufassung von Stars und Superstars – darunter Sir Elton John mit „Blueberry Hill” von 1956 und Sir Paul McCartney mit „I Want To Walk You Home” (1959), wobei er auch die Originalzeile singt „I Want To Hold Your Hand”, was einem doch irgendwie bekannt vorkommt. (Paul McCartneys Beatles-Single „Lady Madonna” von 1968 war übrigens eine Hommage an Fats Domino).
John Lennon kräht gekonnt „Ain’t That A Shame”. Und das ist auch die einzige historische Aufnahme (aus Lennon’s Album „Rock’n’Roll”) auf diesem Tribute-Doppelalbum. Alle anderen Neu-Interpretationen wurden eigens für das Album „Going Home – A Tribute To Fats Domino” neu eingespielt. Taj Mahal & The New Orleans Social Club ließen „Hello Josephine” Jahrzehnte jünger klingen. Joss Stone mit Buddy Guy und Band, oder Lenny Kravitz mit Maceo Parker und Band befeuerten die fünf Jahrzehnte alten Songklassiker mit moderner Soul-, Funk- und Blues-Energie. Und was Led Zep’s Robert Plant und The Band’s Robbie Robertson aus weniger bekannten Fats Domino-Songs herauskitzelten und zeitgemäß in Szene setzten, ist einfach umwerfend.
Auch andere Größen wie Neil Young, Tom Petty, B.B. King, Norah Jones und Herbie Hancock trugen zur besonderen Qualität des Tribute-Samplers bei. Und Los Lobos ließen den Boogie-Song „The Fat Man” von 1949, mit dem die Karriere von Fats begann, so munter losrocken als sei’s ein aktueller Titel einer jungen Indie-Rockband. Mit Sicherheit wird dieses großartige Allstar-Tribute-Album, an dem auch Dr. John, Willie Nelson, Ben Harper, Art Neville, Bonnie Raitt, Lucinda Williams, Bruce Hornsby u.a. beteiligt waren, nun zu Ehren des verstorbenen, stilprägenden Boogie’n’Rock-Pianisten wiederveröffentlicht werden.
Im August 2005 wäre Fats Domino während der verheerenden Hurricane-Katastrophe Katrina in New Orleans fast ums Leben gekommen. Sein Haus wurde völlig zerstört. Die Erlöse aus dem Album-Verkauf kamen dem Wiederaufbau eines Gemeindezentrums im noch immer nicht völlig sanierten Bezirk „Lower 9th Ward” von New Orleans zugute, in dem Fats Domino zeitlebens zuhause war.
Auch wenn nach Chuck Berry nun auch Fats Domino die Bühne endgültig verlassen hat, der Rock’n’Roll wird nie aussterben.
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