Gitarren-Gott wider Willen – Eric Clapton zum 70. Geburtstag
Erstsendung: 26.03.2015
Er ist Jäger und Sammler. Hundert Gitarren aus seiner riesigen Sammlung stellte er 1999 für eine Versteigerung zusammen, die über vier Millionen Dollar einbrachte zu Gunsten seiner Crossroad Foundation, die eine Drogen-Rehaklinik auf der karibischen Insel Antigua betreibt. Dieses „Crossroads-Center” als Hilfe für Suchtkranke hatte Clapton 1998 auf Antigua eröffnet, um selbst etwas zurückzugeben für die langjährige Hilfe, die er erhalten hatte, um seine eigene Heroin- und Alkoholsucht überwinden zu können.
Eric Clapton ist tatsächlich auch Jäger, ein leidenschaftlicher dazu: „Ich schaffte mir diverse edle englische Flinten an, streifte durch alle möglichen Jagdreviere und wurde so nach und nach ein ganz guter Schütze, während ich sehr viel Spaß dabei hatte. Moralisch hatte ich nie ein Problem damit, es ist genau wie beim Angeln. Meine Familie und ich essen, was ich fange und schieße. Ich bin ein Jäger, das ist in meinen Genen so angelegt und ich kann gut damit leben.” So steht es wörtlich in Claptons Autobiographie „Mein Leben”. Nach der Lektüre dieses sehr offen, ehrlich und schonungslos von ihm geschriebenen Buchs sieht man Clapton mit anderen Augen.
Aus den bekannten Clapton-Porträts, die sich vornehmlich auf seine Karrieredaten beschränken, weiß man, Mr. Slowhand E.C. hat und liebt den Blues – seit den Anfängen bei den Yardbirds, von denen er sich 1965 trennte, als die Band eine stilistische Kehrtwende in Richtung Pop vollzog – bis heute. Weitere Stationen seiner Karriere waren John Mayalls Bluebreakers (bis 1966), das richtungsweisende Trio Cream (1966 bis 1968) und die nur kurzlebige Supergroup Blind Faith (1969). Nach seinem legendären Bluesrock-Trio Cream und dem Intermezzo mit Delaney & Bonnie und Derek and The Dominos näherte er sich mit seinen Soloalben zwar immer mehr dem Pop-Mainstream an und konnte etliche Welthits verbuchen, doch er kehrte auch immer wieder zu seinen Blues-Wurzeln zurück, wie etwa 1994 im Roots-Album „From The Cradle”. Im Jahre 2004 überraschte Clapton mit einem reinen Blues-Coveralbum, gewidmet dem 1938 an einer Strichnin-Vergiftung gestorbenen Robert Johnson, dem Urvater des urbanen Blues, Autor von Klassikern wie „Crossroads” und „Love In Vain”. Den Titel „Crossroads” hatte Clapton schon mit Cream gespielt. Kein anderer Song wurde von ihm live bis heute so oft interpretiert wie dieser. Und bezeichnenderweise nannte er seine große Werkschau von 1988 ebenso: „Crossroads”. Dieser Robert Johnson-Klassiker muss es ihm auf besondere Weise angetan haben, denn er nannte nicht nur seine Stiftung nach diesem Song, sondern auch die von ihm organisierte mehrtägige Benefizveranstaltung „Crossroads Guitar Festival”, die im 3-Jahre-Rhythmus bislang 2004, 2007, 2010 und 2013 stattfand und hochkarätige Musiker auf die Bühne brachte. „Crossroads” scheint auch für seinen persönlichen Lebensweg eine wichtige Bedeutung zu haben, wann immer er in seiner Karriere an einer wichtigen Wegscheide ankam, entschied er sich für den Blues. So veröffentlichte er im Jahre 2000 gemeinsam mit Blues-Legende B.B King das Album „Riding With The King”. 2005 kam er mit seinen alten Weggefährten Ginger Baker und Jack Bruce zu einer temporären Reunion seines legendären Trios Cream wieder zusammen. Sein bislang letztes Studio-Soloalbum erschien 2013 unter dem ironischen Titel „Old Socks”. Im Februar 2015 wurde bekannt, dass er auch in die „Blues Hall Of Fame” aufgenommen werde. Für Mai ist mit „Forever Man” ein neues Kompilationsalbum mit drei CDs angekündigt. Seinen 70.Geburtstag am 30. März feiert Clapton mit zwei Shows im New Yorker Madison Square Garden am 1. und 2. Mai.
Der 20-fache Grammy-Gewinner wurde als bislang einziger Musiker gleich dreimal in die „Rock And Roll Hall Of Fame” aufgenommen und gilt allgemein, hinter Jimi Hendrix, als zweitbester Gitarrist aller Zeiten. Diese Karriere-Highlights zeichnen Claptons Superstar-Bild in der Öffentlichkeit. Ganz andere, zum Teil bislang unbekannte Aspekte seiner Persönlichkeit gibt seine Autobiographie „Mein Leben” preis. Im Kramladen zum 70. Geburtstag von Eric Clapton werden ein paar aufschlussreiche Zitate aus seiner Autobiographie zu hören sein – unter anderem dieses Zitat: „Ich hatte die Nase voll von dem ganzen ‚Gitarren-Gott-Act’”.
Playlist zum Kramladen am 26.03.15 Artist / Track / Album / Label
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